Sonntag, 20. April 2008

Vom Globalismus zum System-Kollaps

Grübel: «Scharf am System-Kollaps vorbeigeschlittert»

Zürich - Der frühere Chef der Credit Suisse vergleicht die gegenwärtige Finanzkrise mit der Kuba-Krise von 1962. Wie die Welt damals «haarscharf an einem Atomkrieg vorbeigegangen» sei, sei sie nun «haarscharf an einem System-Kollaps vorbeigeschlittert».

smw / Quelle: sda / Sonntag, 20. April 2008 / 11:17 h

«Eine Bank reicht, um das ganze System zum Stillstand zu bringen», sagte Oswald J. Grübel in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Er verwies auf den Notverkauf von Bear Stearns an JP Morgan: Bei einem Zusammenbruch der US-Investmentbank wäre die Situation ausser Kontrolle geraten. Das Bankgeschäft wäre gelähmt gewesen. In jener März-Woche, als JP Morgen mit Hilfe der US-Notenbank Fed die am Abgrund stehende Bear Stearns übernommen habe, sei die Situation am gefährlichsten gewesen. Die Notenbanken hätten «zum Glück» erkannt, dass sie «den Interbankmarkt ersetzen müssen, weil sich die Banken untereinander nicht mehr vertrauten», so Grübel. Der 64-Jährige rechnet mit nachhaltigen Folgen der Finanzkrise, insbesondere mit einer strengeren Kreditvergabe: «In Zukunft werden die Banken weltweit viel weniger Kredit gewähren. Dabei geht es um Billionen. Das wird das Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren überwall gewaltig bremsen.» Zentralbanken und Aufsichtsbehörden müssten die Lehren aus der Krise ziehen. Die Behörden benötigten Mittel, um Spezialisten zu beschäftigen, die die Märkte besser verstehen. «Es kann doch nicht sein, dass keiner merkt, wenn einzelne Banken Risiken eingehen, mit denen sie beinahe ihr ganzes Kapital aufs Spiel setzen», so Grübel.

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