US-Historiker: CIA testet immer noch Drogen an Menschen
Russia Today, 10.03.2010
Ein kleines französisches Dorf nahe Marseille wurde im August 1951 Teil eines vom CIA finanzierten Drogenexperiments. 500 Menschen waren davon betroffen, so der US-Autor Hank Albarelli (HA) gegenüber Russia Today (RT). Das Experiment hatte zur Folge, dass sich mindestens drei Menschen das Leben nahmen und 40 weitere in eine nahegelegene psychiatrische Klinik gebracht wurden.
RT: 1953 starb plötzlich Dr. Frank Olson, Biochemiker der US-Armee, in New York City. Beamte des Militärs und der Bundesbehörden sagten, es war Selbstmord, aber mehr als 50 Jahre später wird in einem neuen Buch behauptet, dass er durch die Hände der CIA ermordet wurde. Wir freuen uns Hank Albarelli als Gast begrüßen zu dürfen – Autor des Buches „Ein schrecklicher Fehler: Der Mord an Frank Olson und die geheimen CIA Experimente des Kalten Krieges“.
Warum haben Sie sich dafür entschieden den Tod, oder wie Sie es nennen, den Mord an Dr. Frank Olson zu untersuchen?
HA: Gut, ursprünglich dachte ich auch, dass es sich bei dem Tod um Selbstmord gehandelt hatte, aber dann stieß ich zunächst auf eine kleine Kuriosität des Falles. Ich las alles, woran ich herankam. Und ich konnte nichts von dem glauben, was ich las. Umso mehr ich las, umso neugieriger wurde ich und innerhalb von Monaten entwickelte sich mein Wunsch die wirkliche Gesichte zu erfahren: Was ist ihm widerfahren?
RT: Und was ist nach ihren Untersuchungen die wirkliche Geschichte?
HA: Laut meiner Nachforschung – und ich habe den Fall für etwas mehr als 10 Jahre untersucht – ist er ermordet worden.
RT: Warum?
HA: Das Motiv ist ziemlich vielschichtig. Man muss zunächst zum Kern gelangen, wer Frank Olsen war. Er war ein ziviler Angestellter der US-Armee in einer streng geheimen Anlage in Frederick im US-Bundesstaat Maryland mit dem Namen Camp Detrick – so wurde die Anlage zu jener Zeit genannt. Heute ist sie bekannt als Fort Detrick. Und Frank war ein ziemlich arroganter Mann. Er war ein Zivilist und es gefiel ihm nicht sich militärischer Ordnung, Disziplinierungen oder den Sicherheitsvorkehrungen zu unterwerfen, die bei einer derartigen ultrageheimen Basis notwendig waren.
Zu dieser Arroganz kam dann noch, dass er seine Arbeit nicht gut machte und schließlich seine Anstellung bei der US-Armee aufgeben wollte. Er verfügte jedoch über eine Vielzahl an Geheimnissen aus der zehnjährigen Tätigkeit dort. Kombiniert mit seiner Arroganz und Unzufriedenheit über die Arbeit in Fort Detrick fing er mit reden an. Er erzählte Menschen außerhalb der Einrichtung Geheimnisse, mit denen er darüber nicht hätte sprechen sollen. Jeder, der in Fort Detrick arbeitete, hatte einen ultrageheimen Eid abgelegt und schwor vor Gott und auf die Bibel, dass man nicht über irgendetwas, woran man arbeitete, sprechen würde, egal ob nun auf Arbeit oder nach Arbeitsschluss.
RT: Was für einer Art von Arbeit ging er nach?
HA: Olsen machte so ultrageheime Arbeit, wie man sie sich nur vorstellen kann. Alles drehte sich um die Entwicklung tödlicher und giftiger Waffen und chemische sowie biologische Wirkstoffe. Und um 1950 schuf die CIA eine direkte Allianz mit der Abteilung, für die Olson bei der US-Armee arbeitete.
RT: Herr Albarelli, Sie sagen, US-Beamte hätten den Mord von Frank Olson vertuscht und es der CIA erlaubt weiterzumachen. Missbräuche, welche laut Ihnen auch Drogenexperimente an Männern, Frauen, Kindern und Ausländern beinhalteten. Können Sie das ausführen?
HA: Ja, das ist richtig. Als zwischen der CIA und Fort Detrick eine Allianz geschaffen wurde, gab man dieser Allianz den Namen MK NAOMI. Sie war Teil eines größeren Projekts mit dem Namen MK ULTRA. Es handelte sich um ein Forschungsprojekt mit 147 Geldzuwendungen an Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen überall im Land, im Grunde um heimlich mit Drogen zu Forschen: Heroin, Meskalin, LSD, Morphin. Sie untersuchten die Wirkungen und wie diese verschiedenen Drogen als Waffe benutzt werden könnten. Die Technologie, die man unter MK ULTRA entwickelte, würde dann genommen um sie durch Außendienstagenten einzusetzen, die sich entweder in Europa, selten im Inland oder in Ostdeutschland und manchmal in Russland aufhielten.
RT: Sie sagen, dass die CIA Drogen an Ausländern testete. Wie waren sie in der Lage dies erfolgreich durchzuführen?
HA: Der Test, der Olson in Schwierigkeiten brachte und schließlich zu seiner Ermordung führte, weil er außerhalb der Einrichtung darüber sprach, war ein Test, der im August 1951 in einem kleinen französischen Dorf im Süden Frankreichs, unweit von Marseille, stattfand. Die CIA finanzierte Fort Detrick damit sie Experimente durchführten, wozu auch das Ausbringen von LSD-Spray in diesem Dorf gehörte. Davon waren 500 Menschen im Dorf betroffen. In der Folge gab es drei Selbstmorde und 40 Menschen wurden in das nahegelegene Irrenhaus gekarrt.
RT: Warum erklären Sie nicht einfach, wie es dazu kam? Glauben Sie, dass das Militär LSD produzieren wollte, wie wollten sie es einsetzen?
HA: Ursprünglich gab es eine Menge Aufregung um LSD. Es ging darum, wie man LSD im Feld als Waffe einsetzen könnte, was zum Nichteinsatz von Gewalt führen würde, so wie sie in den meisten Fällen in Kriegszeiten vorkommt. Mit anderen Worten, die Menschen würden nicht getötet und die Häuser nicht zerstört werden. Man kann also über feindlichen Truppen einen massiven Angriff mit LSD-Spray einleiten und sie drehen dann ein paar Stunden lang durch, während sie gefangen genommen werden. Im nachhinein betrachtet, klingt das sehr naiv, aber es gibt verschiedene Dokumente der Armee aus den Jahren 1941 und 1950, welche genau dies besagen und es war zu jenem Zeitpunkt, als die Armee entschied Maßnahmen zu ergreifen und mit der Droge zu experimentieren. Aber das Interesse wandelte sich schnell in ein Interesse, wie man LSD für Verhörzwecke einsetzen könne. Man dachte, es würde eine Person in einen derartigen Zustand versetzen, dass sie die Wahrheit sagt. Sie dachten, vielleicht könnten sie es als Wahrheitsdroge benutzen.
RT: Ich war wirklich überrascht zwei bekannte Namen in ihrem Buch zu lesen – Donald Rumsfeld und Dick Cheney. Erklären Sie mir, was sie damit zu tun haben.
HA: Olson wurde 1953 ermordet und sein Mord wurde von 1953 erfolgreich bis 1975 vertuscht. Nur seine Familie hegte einen Verdacht bezüglich seines Todes. 1975 fügte die Rockefeller Kommission in einen Bericht an den Präsidenten ein, dass man 1953 einem zivilen Angestellten der US-Armee LSD gab und er anschließend neun Tage später in New York City Selbstmord beging. Das erregte Jedermanns Aufmerksamkeit, weil der Bericht nicht erwähnte, um wen es sich bei dieser zivilen Person handelte. Dieser Teil der Geschichte wurde von 1953 bis 1975 vertuscht. Rumsfeld und Cheney, um es ganz einfach zu sagen, waren Teil der Vertuschung.
RT: Was hatten sie für Aufgaben zu jener Zeit?
HA: Rumsfeld war zu der Zeit, 1975, der Stabschef von Präsident Gerald Ford und Cheney war sein enger Assistent, ein Sonderassistent des Stabschefs.
RT: Welche Tatsache, auf die sie bei Ihren zehnjährigen Nachforschungen gestoßen sind, schockierte sie am meisten?
HA: Das ist eine gute Frage. Als ich mit dem Buch fertig war, dachte ich, dass mich nichts mehr schockieren könnte. Ich denke, die schockierendste Sache und die Sache, die ich ursprünglich nicht glauben wollte, war das Experiment in Frankreich. Ich wollte das nicht glauben. Ich wollte nicht glauben, dass meine Regierung so etwas tut. Aber es kommt noch hinzu, dass es zahlreiche weitere Experimente gab, die zwischen 1953 und ungefähr 1970 an tausenden namenloser Personen durchgeführt wurden. Alleine in Edgeward Arsenal testete die US-Armee an über 5.000 Soldaten LSD.
RT: Wie glauben Sie, konnte man die Soldaten dazu bringen dem zuzustimmen?
HA: Man stellte ihnen Vergünstigungen in Aussicht, wie extra Ausgang; vielleicht ein Wochenende mehr an dem sie nach Hause konnten, extra Urlaub, vielleicht kürzere Dienstzeit. Aber was wurde ihnen gesagt? Man sagte Ihnen, dass sie Freiwillige für Arzneiexperimente sein würden. Aber ihnen wurde gesagt, es wäre eine relativ harmlose Arznei ohne viel Wirkung und das diese im Begriff sei von der US-Lebensmittel- und Arzneizulassungsbehörde (FDA) freigegeben zu werden. Und das war einfach nicht wahr – die Droge befand sich nie im Zulassungsprozess der FDA. Niemand hatte jemals die Absicht die Droge zuzulassen.
RT: Denken Sie, dass die CIA immer noch Drogen testet?
HA: Auf alle Fälle. Ich glaube nicht, dass sie noch an LSD forschen, aber an neuen Drogen – auf alle Fälle.
RT: Haben Sie Angst um sich selbst oder Ihre Familie, weil Sie hier eine ganze Reihe von Behauptungen aufstellen.
HA: Ja gut, ich habe eine Menge an Behauptungen aufgestellt. Aber es sind nicht wirklich Behauptungen, ich meine die Beweise sind für Jeden zugänglich, der sich dessen annimmt und es sich durchliest. Wenn sie der Sache eigenständig nachgehen wollen, könnten sie sogar noch viel mehr finden, als das, was im Buch ist. Ich mache mir keine Sorgen. Meine Mutter und meine Frau machen sich ein paar Sorgen. Ich bin Historiker. Ich meine, ich schreibe ein Buch über Sachen die in den 50er, 60er und frühen 70ern stattfanden und das findet bedauerlicherweise heute immer noch statt.
Wissen Sie, einige der Sachen die heute stattfinden mit der Folter und den Verhören – wenn das auf diesem Weg so weitergeht, könnte das – in 10 oder 15 Jahren – Jeden von uns treffen. Das könnten Sie sein, das könnte ich sein, das könnten unsere Kinder, unsere Enkelkinder sein, wer weiß, wer es sein könnte?
RT: Glauben Sie, dass Präsident Obama irgendeine Kontrolle über die CIA hat?
HA: Meiner Ansicht über Obama gleicht der von Bill Clinton, als dieser Präsident war. Ich denke nicht, dass Obama ein starkes Interesse an der CIA hat, genauso wie Clinton, bei dem es erst in den späteren Jahren seiner Präsidentschaft so war, als es darum ging herauszufinden, was in Afghanistan vor sich ging. Aber Obama hat wirklich keine Zeit gehabt sich die CIA oder eine der zahlreichen damit zusammenhängenden Themen anzuschauen. Aber die CIA, so ist meine Auffassung, steuert sich selbst, völlig ungeachtet von dem, was der Präsident denkt.
RT: Kann die CIA den Präsidenten untergraben, wenn sie nicht mögen, was der Präsident macht, sagt oder wofür er plädiert?
HA: Auf alle Fälle. Sie können den Präsidenten untergraben. Und ich denke der Beweis dafür, ist was John F. Kennedy passierte. Ich glaube nicht, dass Lee Harvey Oswald als Einzeltäter JFK ermordete. Und es ist meine Meinung, zu der ich nach jahrelangem Studium über die Ermordung gelangt bin, dass die CIA direkt ihre Hände im Spiel hatte.
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Samstag, 13. März 2010
Die CIA und ihre Machenschaften
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