Montag, 1. Februar 2010

Die Feminismus-Industrie und ihre Auswirkungen

Die Feminismus-Industrie: Machtmonopol nicht nur in Frauenfragen

von Eckhard Nickig

Das Lächeln über die Frauenbeauftragten hat sich in Angst verwandelt

Sollte das 21. Jahrhundert einmal ein Etikett erhalten, bestehen nach der ersten Dekade gute Chancen, dass es als „Zeitalter der Frau“ in die Geschichte eingehen wird. Nachdem im 20. Jahrhundert die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts durchgesetzt wurde, ist das Thema keineswegs zu den Akten gelegt, sondern zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einem umfassenden Frauen-Kult ausgebaut worden. Den Frauen wird in nahezu allen Bereichen eine Schlüsselrolle zugewiesen. „Die Zukunft ist weiblich“ verkündet das Frauen-Internetportal gofeminin.de und artikuliert damit eine verbreitete Stimmung. Motor dieses Frauenkultes ist eine weitverzweigte Feminismus-Industrie, bestehend aus Frauenbeauftragten, Publizistinnen, Medienschaffenden, Lobbyorganisationen und Frauenverbänden, die Themen und Thesen setzen, die nahezu von allen gesellschaftlichen Akteuren übernommen werden. Die nationale und internationale Politik ist bereits in hohem Maße von feministischen Programmen und Sprachregelungen durchsetzt. Ein „Gender Gap Report“ jagt den nächsten. Mal ist es die Lohnlücke, mal sind es die fehlenden weiblichen Vorstände und Aufsichtsräte, mal die geringe Habilitationsquote in den Naturwissenschaften. Es finden sich immer neue Bereiche, in denen Frauen angeblich benachteiligt sind und Studien, die vorgeben, dies belegen zu können. In allen Politikbereichen wird jetzt der besondere Fokus auf die Frauen gelegt. Selbst in der Entwicklungshilfe geht es nicht länger darum, Menschen vor Hunger zu bewahren, sondern oftmals speziell um Mädchen- und Frauenförderung. Die Welthungerhilfe scheut sich nicht, die Entwicklungshilfe geschlechtsspezifisch zu instrumentalisieren. In ihren Bettel-Anzeigen heißt es aktuell: „Investieren Sie in Frauen“. Alle wollen an der Spitze des Frauen-Kultes marschieren. Auch Wirtschaftsverbände sind längst auf den Zug aufgesprungen. So warben die deutschen Apotheken in ganzseitigen Anzeigen unter der Überschrift „122.000 Mal Frauenpower“ als einzigem Werbeargument für sich mit dem hohen Frauenanteil in den Apotheken: „85 Prozent der Beschäftigten sind weiblich. Von diesem Frauenanteil können andere Branchen nur träumen.“ Das Endziel müsste es demnach für alle Wirtschaftszweige sein, einen hundertprozentigen Frauenanteil zu erreichen. Und auch die weltweite Finanzkrise hätte es wohl gar nicht gegeben, wenn nur mehr Frauen in den verantwortlichen Positionen tätig gewesen wären. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ meint, dass in der Wirtschaftskrise „die Stunde der Frauen“ schlage, weil diese die krisensicheren Berufe hätten und nun auch noch die Männer durchfüttern müssten.

Die Feminismus-Industrie achtet dabei genau darauf, die Frauen zwar als überlegen, aber zugleich als diskriminiert darzustellen. Meist wird eine selektive Bilanz aufgemacht. Dass Männer an der Spitze großer Wirtschaftsunternehmen die große Mehrheit von Posten innehaben, wird als Skandal feilgeboten. Dass Männer auch am unteren Ende der Skala die große Mehrheit der Obdachlosen stellen, wird diskret verschwiegen. Die Antidiskriminierungsstrategie hat den Frauen beispiellose Privilegien verschafft. So gibt es durch Gleichstellungsgesetze und Frauenförderpläne in weiten Teilen der Stellenbesetzungen im öffentlichen Dienst, aber auch bei Anstalten des öffentlichen Rechts und Kirchen, eine Bevorzugung von Frauen bei gleicher Leistung. Der Zusatz in Stellenausschreibungen, dass Frauen bei gleicher Eignung bevorzugt werden, ist schon so selbstverständlich geworden, dass er gar nicht mehr auffällt. Das gilt mittlerweile auch für höchste Staatsämter. Welcher 32-jährige kinderlose Mann hätte auch nur den Hauch einer Chance, Familienminister einer deutschen Bundesregierung zu werden? Darum ist es entscheidend, dass die Feminismus-Industrie den Opferstatus kultiviert.

Die Männer sind von dem Frauenkult zwar hier und da etwas verunsichert, aber sie verhalten sich ruhig. Sie haben der moralischen Deutungshoheit der Frauen nichts entgegenzusetzen und zudem ihre Schuld aus Jahrtausenden Patriarchat abzutragen. Basis dieser Macht ist der ideologische Sieg des Feminismus im 20. Jahrhundert. Dieser „verfügt heute über eine beträchtliche Macht und die Fähigkeit, Schuldgefühle zu erzeugen“, so Elisabeth Badinter.

Obwohl es 50 Jahre her ist, dass die Gleichstellung in Deutschland per Gesetz festgeschrieben wurde, kam die Gleichstellungsbürokratie erst zur Zeit der Wiedervereinigung richtig in Schwung, zu einem Zeitpunkt, als die völlige Gleichstellung der Frau längst vollzogen war. Selbst auf dem Gebiet der ehemaligen DDR konnten jetzt statt Produktionsplänen fleißig Frauenförderpläne entworfen werden. Der diskrete Charme aus Bürokratie, sozialistischem Umerziehungseifer und Blockwartsystem gab der Frauenbewegung noch einen echten Kick. Wie man Stellen besetzt, Referate gründet, Machtansprüche sichert, öffentliche Institutionen lenkt – da hatten die DDR-Frauen doch einiges beizutragen und konnten schnell und effektiv Gleichstellungsgesetze in den neuen Ländern forcieren und ein Netz von Frauenreferaten spannen, obwohl es in diesem der bürgerlich-patriarchalen Unterdrückungsmaschinerie längst entronnenen und mit 100 Prozent Krippenquote bestückten Teil Deutschlands eigentlich doch solcher Krücken gar nicht mehr bedurft hätte. Frauenbeauftragte haben wie andere Beauftragte auch nicht den Drang, die ihnen zugewiesenen Problemlagen abzuarbeiten, mit dem Ziel sich irgendwann überflüssig zu machen, wie man es eigentlich erwarten könnte. Ihr Ziel ist es vielmehr, die Probleme erst richtig aufzuarbeiten und zu mehren, auch solche, die man bisher vielleicht gar nicht als Problem wahrgenommen hatte. Frauenbeauftragte finden mühelos immer neue Geschäftsfelder, in denen noch Fraueninteressen vertreten werden müssen. Die aufgebauschte Diskussion über den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten zeigt an, dass die Geschäftsträger der Feminismus-Industrie auch dann noch ein „gender gap“ finden werden, wenn der Papst eine Päpstin geworden ist. Um die Maschinerie am Laufen zu halten, wurde inzwischen unter anderem ein Geflecht an „Feiertagen“ installiert, an denen die angebliche Benachteiligung der Frauen übers Jahr verteilt inszeniert wird. So gibt es neben dem Internationalen Frauentag den „Tag der Frauengesundheit“, den „Equal Pay Day“, den „Girlsday“ und den „Tag gegen Gewalt an Frauen“.

Die Zahl der Frauenreferate in Deutschland hat ein solches Ausmaß angenommen, dass ohne Übertreibung von einer Industrie gesprochen werden kann. Allein 1.900 kommunale Frauenbeauftragte sind in der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros organisiert. Die kommunalen Frauenreferate haben oft drei bis vier, in größeren Städten auch zehn und mehr Mitarbeiterinnen. Diese Frauenbüros verkünden in ihrer Selbstdarstellung in einer Mischung aus Drohung und Understatement: „Kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte bieten der weiblichen Bevölkerungsmehrheit eine Chance auf Gehör.“ Hinzu kommen Frauenbeauftragte in Bundes- und Landesbehörden, Ministerien, Hochschulen, Rundfunksendern, Kirchen. Hier ist eine Funktionärinnen-Kaste entstanden, die den Steuerzahler hunderte von Millionen Euro kostet und die dank eines Schuldgefühle erzeugenden Feminismus-Sprechs über eine beispiellose Machtfülle verfügt.

Die Zeiten, als Männer und Frauen auf Bürofluren die Frauenbeauftragten insgeheim belächelten, sind längst vorbei. Wenn die städtische Frauenbeauftragte findet, dass im Straßenbau zu wenig Geschlechtergerechtigkeit praktiziert wird, werden die Männer des Straßenbauamtes unverzüglich wegtreten, um Frauenpiktogramme auf den Straßenbelag aufzutragen, Frauenüberholspuren und noch mehr Frauenparkplätze einzurichten. Auch „Gender Mainstreaming“, das die Fixierung auf das weibliche Geschlecht von seinem Selbstverständnis eigentlich ablösen müsste, hat die Feminismus-Industrie nicht im geringsten gestört. Trotz „Gender“ wird kein Mann Gleichstellungsbeauftragter. Symptomatisch ist die Auffassung des Frauenreferates der Stadt Frankfurt am Main, die Feminismus und Gender unter dem Motto „Doppelt hält besser“ als zweifache Frauenförderung versteht. Mit „Gender Mainstreaming“ hat die Feminismus-Industrie nur mehr ein weiteres Machtinstrument zur Disziplinierung der Männer in der Hand. Alle 250 Lehrstühle zur Geschlechterforschung („Gender studies“) an deutschen Universitäten sind mit einer Ausnahme mit Frauen besetzt. Und der Posten des „Gleichstellungsbeauftragten“ bleibt ausschließlich Frauen vorbehalten. Männer haben weder ein aktives noch ein passives Wahlrecht.

Bevorzugte Behandlung genießen Frauen selbstverständlich auch in der Politik. 90 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts ist es ein echter Vorteil, eine Frau zu sein. Alle Parteien lechzen nach den Wahlstimmen von Frauen, die ihnen offensichtlich wertvoller und wichtiger erscheinen als die Stimmen von Männern. Frauenstimmen erscheinen als zukunftsträchtig, während Männerstimmen wohl eher mit „rechts“ und „zurückgeblieben“ assoziiert werden dürfen. Ebenso begehrt sind weibliche Mandatsträger. In vier von sechs Parteien sind die Frauen im 17. Deutschen Bundestag gemessen am Mitgliederanteil überrepräsentiert: SPD 38,3 Prozent (Mitgliederanteil: 30,7 Prozent), FDP 24,7 (23), Grüne 54,4 (37), Linke 52,6 (44,9). Nur bei CDU und CSU liegt der Anteil der weiblichen MdBs leicht unter dem Mitgliederinnenanteil: CDU 21,6 Prozent (25,3 Prozent), CSU 13,3 (18,4). Dabei ist der Mitgliederanteil das vernünftigste Kriterium für die Frage der Repräsentierung der Geschlechter. Warum sollten in einer Partei Frauen 50 Prozent der Mandatsträger stellen, wenn sie nur 20 Prozent der Parteimitglieder ausmachen? Wenn nur so wenige Frauen bereit sind, einer Partei beizutreten, dann sollte man deren freie Entscheidung respektieren und sie nicht durch eine ideologische Debatte künstlich überrepräsentieren. Besonders apart sind die Erklärungen von Frauen-Funktionärinnen über den unterdurchschnittlichen Mitgliederanteil von Frauen in den Parteien. Frauen hätten eben Interesse an Inhalten und nicht an Stammtischritualen, die in den Parteien vorherrschend seien. Als ob sich Männer am Sitzungsleerlauf und dem Abarbeiten von Tagesordnungen in Parteisitzungen berauschen würden.

Während Feministinnen sich über ein angebliches Männer-Netz echauffieren („Old Boys Network“), verfügen tatsächlich allein die Frauen über einflussreiche Lobby-Gruppen in den Parteien. Wenn „Frauenunion“, „Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen“ oder die „Liberalen Frauen“ Listenplätze fordern, gibt es keinen Widerspruch. Flankenschutz erhalten sie von den Frauenbeauftragten, die 2009 in der Kampagne „FrauenMachtKommune“ für mehr Frauen in der Kommunalpolitik trommelten. Dabei liegt es schlicht an der freien Entscheidung von Frauen, in eine Partei einzutreten und sich dort zu engagieren.

Besonderes Augenmerk legt die Feminismus-Industrie derzeit auf eine angebliche Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen. Frauen verdienten rund 23 Prozent weniger als Männer, lautet der Empörungsruf, der vielstimmig in die Welt posaunt wird. Um diese Ungerechtigkeit – den „Gender pay gap“ – gebührend in Szene zu setzen, wurde 2008 eigens ein „Equal pay day“ ins Leben gerufen. Die Behauptung von der „Lohnlücke“ erweckt den Eindruck, als handele es sich tatsächlich um eine handfeste, direkte Diskriminierung von Frauen, das heißt eine Industriekauffrau im fünften Berufsjahr würde fast ein Fünftel weniger verdienen als ein Industriekaufmann im fünften Berufsjahr in demselben Unternehmen mit dem gleichen Aufgabengebiet. Darum geht es aber mitnichten, was einige Akteure des „Fair Pay“ für Frauen durchaus einräumen. In dem „Leitfaden zur Durchsetzung des Grundsatzes des gleichen Entgeltes bei gleicher und gleichwertiger Arbeit“ des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend heißt es eindeutig: „In der Tat geht es heute oft nicht vorrangig um die Frage, ob Frauen, die die gleiche Arbeit verrichten wie Männer, auch gleich bezahlt werden. Dies ist zwischenzeitlich weitgehend – zumindest in Tarifverträgen – gewährleistet.“ Damit könnte man die gesamte Diskussion über Lohnungleichheit eigentlich ad acta legen. Doch die Verfechter des „Gender pay gap“ gehen noch einen Schritt weiter: Sie vergleichen das Durchschnittseinkommen aller Frauen mit dem der Männer und so kommen sie auf die Entgeltungleichheit von 23 Prozent, da das Durchschnittseinkommen der Frauen fast um ein Viertel niedriger liege als das der Männer. Dafür gibt es aber im wesentlichen zwei Ursachen: Die von Frauen überdurchschnittlich gewählten Berufe werden im Schnitt geringer entlohnt, wie zum Beispiel Friseurin, Verkäuferin oder Arzthelferin. Zweitens: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, 400-Euro-Jobs und steigen bedingt durch Familienarbeit öfter aus dem Beruf aus oder später ein. Der Lohn für Aushilfen und Teilzeitkräfte liegt natürlich niedriger als der von Vollzeitkräften. Außerdem richtet sich die Entlohnung in weiten Bereichen, etwa im öffentlichen Dienst, nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun, sondern schlicht mit der Belohnung langjähriger Betriebszugehörigkeit oder den Dienstaltersstufen bei Beamten.

Dass Frauen Berufe wählen, die niedriger entlohnt werden, ist ihre freie Entscheidung. Ebenso frei ist ihre Entscheidung, zeitweilig aus dem Beruf auszusteigen. Wenn Frauen freiwillig Friseurin oder Arzthelferin werden und sich anschließend über Entgeltungleichheit beschweren, ist das ungefähr so, als wenn man direkt neben dem Flughafen ein Haus baut und sich anschließend über Fluglärm beschwert. Statt über gleiche Arbeit wird deshalb auch über „gleichwertige“ Arbeit gesprochen. Demnach sollen offenbar Frauenberufe wie Altenpfleger und Krippenerzieher ebenso anstrengend sein und damit als „gleichwertig“ deklariert werden wie Maurer und Stahlkocher. Diese Kampagne hat bereits ein erstes Erfolgserlebnis zu verzeichnen. Bei dem Kita-Streik im Frühjahr und Sommer 2009 wurde die Tätigkeit der Erzieherinnen als körperlich derart belastend dargestellt, dass man den Eindruck haben musste, die Arbeit als Bergmann sei dagegen ein Kinderspiel. Dementsprechend dick fiel die Gehaltserhöhung aus. Dass Männer auch deshalb eine um sechs Jahre niedrigere Lebenserwartung haben, weil sie körperlich anstrengendere und risikoreichere Tätigkeiten ausüben, interessiert die Feminismus-Industrie nicht.

Ähnlich wie bei den Kampagnen für mehr Frauen in der Politik, die ebenfalls die freie Entscheidung von Frauen infragestellen, geht es gar nicht um konkret umsetzungsfähige Politik, sondern um Stimmungsmache, die den Opferstatus von Frauen dokumentieren und der Feminismusindustrie einen weiteren Machtzuwachs bescheren soll. Wer könnte die Notwendigkeit eines weiteren Ausbaus von BAT-Stellen für die Frauen-Lobby angesichts dieses „himmelschreienden Unrechts“ schon infragestellen? Wer könnte sich dagegen verwahren, in immer neuen Studien die „Diskriminierung“ von Frauen zu erforschen? Das Bundesfrauenministerium hat eine völlig nutzlose und manipulative Repräsentativbefragung bei der Heidelberger Firma „Sinus Sociovision“ in Auftrag gegeben, bei der das „erstaunliche“ Ergebnis herauskam, dass fast 100 Prozent der Bevölkerung Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen empörend finden. Man hätte genauso gut fragen können, ob die Bevölkerung Hochwasser unangenehm findet. Aus den Suggestivfragen des Instituts ging allerdings in keiner Weise hervor, was unter Lohnungleichheit zu verstehen ist. Hätte man gefragt, ob es empörend ist, wenn Friseurinnen und Stahlarbeiter nicht den gleichen Lohn erhalten, wäre das Empörungspotential vermutlich geringer ausgefallen. Die Meinungsmache dieser Studie zeigt sich auch in den Erkenntnissen über Rollenbilder, wo es heißt: „Die Deutschen distanzieren sich mehrheitlich vom tradierten Hauptverdienermodell“. Um zu diesem Ergebnis zu kommen wurden die Fragen negativ formuliert, damit die Befragten zu den erwünschten Aussagen „ja“ sagen konnten. Es wurde gefragt, ob man die Aussage „Für das Familieneinkommen sollte in erster Linie der Mann verantwortlich sein“ ablehnt, nicht, ob man dieser Aussage zustimmt. Ergebnis ist eine Zustimmung zu dieser Ablehnung von 66 Prozent. Hätte man direkt nach Zustimmung zu dieser Aussage gefragt, wäre vermutlich ein etwas anderes Ergebnis herausgekommen.

Auch wenn das „tradierte Modell“ rückläufig ist, stellt das Institut fest, dass „der Mann als Familienernährer faktisch noch häufig die Realität ist“. Männer tragen also nach wie vor die Hauptlast für die Erwirtschaftung des Familieneinkommens. Gleichzeitig soll aber alles unternommen werden, damit sie nicht einmal im Durchschnitt mehr verdienen dürfen als Frauen. Man bürdet Männern die Hauptlast auf und dreht ihnen gleichzeitig die Luft ab.

Die Feminismus-Industrie floriert inzwischen unabhängig von einer empirisch feststellbaren Ungleichbehandlung der Frauen. Ihrer Macht kann sich niemand mehr entziehen. Feministinnen dürfen sogar Juden mit Frauen gleichsetzen, ohne den geringsten Widerspruch zu ernten. In ihrer Dankesrede zur Verleihung des Börne-Preises am 4. Mai 2008 reklamierte Alice Schwarzer denselben Opferstatus für Juden und für Frauen. Sie zog eine Linie von der Not mancher jüdischer Intellektueller, die lieber unter einem falschen Namen publizierten, weil sie fürchteten, sonst nicht beachtet zu werden, hin zu weiblichen Autoren, die den Verlagen ihre Manuskripte unter Männernamen anboten, wie es noch Julia Franck getan haben soll. Es habe beides eine lange Tradition, das mit den Juden und das mit den Frauen: „Und nicht zufällig sind beide die ersten im Visier der islamistischen Fundamentalisten.“ Eine Vermengung, die jeden Beobachter angesichts des Holocaust erschaudern lassen müsste. Doch es gab weder im Festauditorium noch in der deutschen Öffentlichkeit auch nur den geringsten Widerspruch. Es ist nicht entscheidend, was gesagt wird, sondern wer etwas sagt. Und Feministinnen gehören zu der Gruppe, die fast alles sagen dürfen.

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