Gender-Revolution: Feminismus, Gewerkschaften und die Kirche als nützliche Idioten der Globalisierung
Wang Xin Long
Scheinbar ohne öffentliches Interesse vollzieht sich derzeit die größte wirtschaftliche, soziale, kulturelle und sexuelle Revolution der Menschheitsgeschichte. Dass es sich hierbei um eine Revolution handelt, liegt auf der Hand: wieder einmal schafft ein kleiner revolutionärer (aber diesmal elitärer!) Kreis über die Köpfe der Bevölkerung hinweg eine neue Regierungsform, die mit dem Vorgängerkonstrukt so gut wie nichts gemeinsam hat, mit Ausnahme des Namens: Demokratie. Denn innerhalb einer Demokratie lässt sich so einiges anstellen. Das, was heute als Demokratie gedacht wird, ähnelt im Prinzip einem Gummiband, das scheinbar endlos zu strecken ist. Alles geht! Und doch: Rien ne vas plus! Nähern wir uns heute gemeinsam der Antwort auf die Fragen: Warum gibt es keine demokratische Aufarbeitung des Gender-Konzeptes, warum gibt es keine Abstimmungen im Parlament, warum gibt es keine Opposition gegen diesen Wahnsinn?
Revolution? Wo? Mag der eine oder andere sich fragen, und mal kurz den Vorhang beiseite schieben. Draußen ist doch alles in Ordnung, es sind keine Aufständischen unterwegs, es gibt keine Straßenkämpfe, keine brennenden Barrikaden und es fließt kein Blut! Das ist zwar alles richtig, aber die heute – in dieser Sekunde – stattfindende Revolution bedient sich keiner klassischen Umsturztechnologien. Sie bedient sich keiner schreienden und gewalttätigen Revoluzzer. Das war gestern! Die Revoluzzer von gestern sind nämlich gereift, sie werden alt, und sie haben eine völlig neue Qualität an sich entdeckt: Geduld. Diese neue Revolution bedient sich der Gehirne der Bevölkerung, denn es ist die Bevölkerung, die sowohl Ziel als auch Träger dieser Revolution ist. Der Umsturz findet nicht in den Straßen statt, sondern in den Köpfen. Diesmal gibt es keine Kräfte, die sich im Gegenstrom messen, sodass am Ende eine Kraft als die siegreiche hervorgeht. Die Kräfte in dieser Revolution sind nicht konträr, sondern sie sind konform, gebündelt und ausgerichtet auf ein Ziel: Einebnung und Gleichschaltung.
Die Revolution, von der hier die Rede ist, hat auch einen Namen: Globalisierung. Nun mag der geneigte Leser sich unter dem Begriff der Globalisierung lediglich einen freien, ungehinderten internationalen Verkehr von Gütern und Dienstleistungen vorstellen, der im Ergebnis auf der einen Seite für den massiven Verlust von Arbeitsplätzen und den Ausverkauf der Naturressourcen verantwortlich ist, aber zeitgleich auf der anderen Seite auch für die Schaffung eines bisher nicht gekannten Reichtums einer kleinen, gleichgeschalteten neo-humanistischen Elite. Dieses ist zwar eine treffende Beschreibung des vordergründigen Ist-Zustandes; der Prozess selbst ist aber wesentlich komplexer und folgenschwerer, und eine komplette Aufarbeitung ist im Rahmen dieses Artikels nicht möglich.
Aber wir können zumindest versuchen, uns dem Problem soweit zu nähern, sodass wir dessen Kern erkennen können. Es handelt sich nämlich beim Begriff der Globalisierung (Substantivierung des Verbs globalisieren) um eine Aktivität, einen Prozess, der seit Jahren vonstatten geht und der sich völlig neuer Techniken und Mechanismen bedient mit dem Ziel der Umgestaltung des öffentlichen Lebens, ja der ganzen Gesellschaft. Der Prozess entfaltet seine Wirkung in der Beziehung des Menschen zu sich selbst, in seiner Beziehung zu anderen Menschen, aber auch in dessen Beziehung zu den altbekannten Institutionen Familie, Arbeitgeber, Staat etc. Insofern kann man ruhigen Gewissens sagen, dass dieser Prozess, diese Revolution, alle Teile des menschlichen Daseins erreicht hat. Und zwar alle Teile des menschlichen Daseins, die über das Denken des Menschen erreichbar sind. Es gibt sozusagen keinen Bereich der menschlichen Natur, der von dieser Mutter aller Revolutionen ausgespart wird.
Jedem derartigen Prozess liegt eine übergeordnete Idee – besser gesagt: eine Ideologie – zugrunde, die den Prozess ins Leben ruft, diesen vorantreibt und dessen Ausgang bestimmt. Auch im Falle der Globalisierung gibt es eine solche Ideologie, und diese Ideologie hat einen Namen: Neoliberalismus. Dieser Begriff bewegt sich schon etwas abseits der öffentlichen Wahrnehmung auf dem Territorium von Politik und Wirtschaftswissenschaft. Dabei ist Neoliberalismus als Konzept schnell erklärt: ihm liegen die Überlegungen des klassischen Liberalismus, mit seinen freien Marktkräften aus Angebot und Nachfrage, zugrunde. Der Unterschied zum klassischen Liberalismus liegt aber darin, dass der Neoliberalismus jegliche restriktive staatliche Intervention ablehnt, zeitgleich aber vom Staat verlangt, alle wirtschaftlichen Aktivitäten zu fördern, Hindernisse aller Art auszuräumen und die Folgen dieser Aktivitäten zu tragen. Noch kürzer erklärt: Privatisierung der Gewinne – Verstaatlichung der Verluste.
Ganz besonders wichtig ist, dass der Mensch in dieser Ideologie sowohl von der Wirtschaft aber auch von der Politik nur noch als Kostenfaktor angesehen wird, der in seiner Gesamtheit derart zu konditionieren ist, dass er innerhalb des Systems möglichst viel Nutzen erwirtschaftet, unter möglichst gering zu haltender Kosten. Es mag angesichts steigender Arbeitslosenzahlen, steigender Armut und sinkender Lebensqualität befremdlich klingen, aber aus einer neoliberal ausgerichteten (volks-)wirtschaftlichen Buchführung heraus ist es absolut vertretbar: Es geht hier um eine vollkommen emotionslose, rein statistisch geführte Lenkung der Massen. Der globale Markt als solcher prosperiert und dem statistischen Mittel dienen die eben genannten Randerscheinungen lediglich als Gewichtungsfaktor.
Wie sieht das aber in der Praxis aus? Wie kann man nachvollziehen, dass unter der Doktrin des Neoliberalismus globalisiert wird? Eine der Techniken der Globalisierung ist dem Leser schon bekannt, und zwar unter dem Begriff Gender Mainstream. Das Konzept des Gender Mainstream mit all seinen Zielen, Vorgehensweisen und Folgen für die Gesellschaft wird mittlerweile in zunehmendem Maße diskutiert und die Machenschaften der Protagonisten und der willfährigen Politiker enthüllt. Es gibt aber über der Aktionsebene des Gender-Konzeptes wie gesagt das Konzept der Globalisierung, und es ergibt durchaus einen Sinn, einmal die Verstrickungen zwischen den beiden Konzepten näher zu untersuchen, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass beide letztendlich auf operative Komponenten des Neoliberalismus zu reduzieren sind.
Wie bereits zu einem früherem Zeitpunkt beschrieben, bedient sich die Bundesregierung bei der Umsetzung des Gender-Konzeptes einiger einschlägiger Institutionen, unter anderem dem Kompetenzzentrum e.V. mit Sitz in Bielefeld. Dieser Kompetenzverein kann ruhigen Gewissens als sogenannte Nicht-Regierungs-Organisation (englisch: Non-Governmental Organisation, NGO) bezeichnet werden. Es ist nicht Ziel dieses Artikels, weiter auf das Kompetenzzentrum einzugehen, denn es steht lediglich als eines vieler Beispiele. Denn wer beim Kompetenzzentrum angelangt ist, ist auch schon beim ersten Anzeichen einer neuen NGO-Regierungsform angekommen, die mit dem Neoliberalismus konform läuft: einer Nicht-Regierungs-Regierung. Da könnte sich der eine oder andere schon vor Lachen auf die Schenkel klopfen, wenn es denn nicht so traurig wäre – und überaus real! Denn in der Praxis sieht das so aus, dass diese Nicht-Regierungs-Organisationen mit einem Auftrag versehen und mit Steuergeldern unterfüttert werden. Diese Organisationen setzen dann die im Programm festgelegten Ziele um, und zwar unter Umgehung aller ansonsten gebotenen parlamentarischen und demokratischen Mechanismen. Die Regierung gibt alle lästigen demokratischen Pflichtübungen, wie Eingaben, Debatten, Meinungsbildung und Abstimmungen nach außen ab; Regierungs-Outsourcing sozusagen – ganz im Sinne des neoliberalen Neusprechs. Der Faktor Mensch wird sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene im Zuge dieses neuen Demokratieverständnisses aus dem System einfach wegrationalisiert, weil er dem System im Wege steht.
Dieses generiert die Frage: Worin liegen die wirtschaftlichen Interessen? Warum ist es einer globalisierten, neoliberalen Welt so wichtig, dass es keine Männer und Frauen (und Kinder!) im klassischen Sinne mehr gibt, sondern nur noch den eigenen Neigungen folgende Individuen? Antwort: Weil Männer und Frauen im klassischen Sinne die atomaren Kerne darstellen, um die sich das wirtschaftliche und soziale Leben des familiären Nukleus dreht. Und die Familie (im Original: das Haus) ist, wie Aristoteles bereits treffend festgestellt hat, die kleinste Zelle des Staates (der Demokratie). Es ist aber nun einmal leider so, dass der Neoliberalismus für sich den Anspruch des Alleinherrschenden reklamiert und den Staat – und dessen Institutionen – als Erfüllungsgehilfen für seine absolutistische Doktrin verpflichtet.
Der Neoliberalismus duldet keine Nischen mehr, in die sich die Menschen gedanklich, wirtschaftlich, sozial, kulturell und letztlich auch sexuell zurückziehen können. Alles wird beleuchtet, alles soll und wird ans Licht gezerrt werden. Talkshows, sogenannte Votings, Gerichtssendungen, Sondersendungen, Befragungen, Forschungsarbeiten: Es gibt nichts, an dem der neue Staat nicht interessiert ist. Er zerrt alles ans Licht und nimmt somit aus allen Strömungen die Kraft. Im Zeitpunkt der öffentlichen Diskussion einer Sache liegt auch deren Ende, denn alles wird katalytisch aufbereitet, konsumiert und im Sinne der Sache verwertet.
Der Neoliberalismus duldet keine Abweichungen, denn Abweichungen bedeuten Reibungsverluste bei der Erreichung des Zieles der totalen Wirtschaft. Wenn die Familie die kleinste Zelle des Staates ist, dann hat die Familie auch – auf kleinstem aber durchaus berechtigtem Niveau – staatstragende Aufgaben: Ausarbeitung der Finanzen, Festlegung der Arbeitsabläufe, Vorgabe von Strategien im alltäglichen familiären Leben. Noch einmal: Wir betrachten hier das statistische Mittel, und wer glaubt, dass Familie Müller um die Ecke nicht wichtig genug ist, um auf der neoliberalen Abschussliste zu stehen, der sollte schon mal die Tür gut abschließen und möglichst ein paar Schränke vorschieben: Familie Müller, Familie Maier und Otto Normal bilden das statistische Mittel, das gegen sie verwendet wird. Der Neoliberalismus duldet keine Finanzpläne, Arbeitsabläufe und Strategien mehr außer den eigenen; in einer totalen Wirtschaft kann es keinen Strategie-Pluralismus geben, weil er der angestrebten Gleichschaltung entgegen läuft. Die Statistik wird aus der Gesellschaft erhoben, um die Gesellschaft zu lenken.
Und hier sind wir angelangt, bei der Kernaussage der Überlegungen: Die heute stattfindende Revolution hat die Gleichschaltung aller Ebenen des menschlichen Lebens zum Ziel, und sie bedient sich der Köpfe des Menschen, damit die Menschen dieser Gleichschaltung auch zustimmen. Es ist eine friedliche Revolution. Es fließt kein Blut. Aber sie ist brutal und ungerecht, weil sie den Menschen seiner ureigensten Eigenschaften beraubt: Es ist eine wichtige Eigenschaft dieser Gleichschaltung, dass die Gleichschalter sich diese neu geschaffene Welt in jeder Hinsicht leisten können. Die Elite schwimmt wie ein Korken auf dem Gewässer, welches sie unter sich geschaffen hat. Die nach oben verteilte statistische Mitte schwebt über dem statistischen Rohmaterial, während dieses Rohmaterial sich in einem täglich verschärfendem Wettbewerb gegeneinander behaupten muss.
Nun müssten solche Begriffe wie »soziale Ungerechtigkeit«, »wirtschaftliche Brutalität« und »neoliberaler Wettbewerb« eigentlich bestimmte – vornehmliche linke – Gruppen auf den Plan rufen. Und auch die Kirche, der man eine gewisse moralische Wächterinstanz abverlangen sollte, auch wenn sie bitteschön und hoffentlich keine linke Instanz ist. Aber nein, diese Institutionen werden nicht auf den Plan gerufen: sie berufen sich selbst! Befragen Sie jegliche Institution, die ihnen in den Sinn kommt: Parteien aller Couleur, die Presse, führende Persönlichkeiten, die Gewerkschaften und sogar die Kirche: Das Deckmäntelchen der Gleichberechtigung legt sich über alles und jedes Argument im Diskurs des Neoliberalen.
Und der Begriff der Gleichberechtigung ist, im Ergebnis seiner Suche nach einer treibenden Kraft, im Hafen der Genderisierung und Globalisierung angekommen. Das Fatale an dieser Entwicklung ist, dass nun all jene, die für die Gleichberechtigung eintreten, sich entspannt zurücklehnen können. Die Gleichberechtigung ist in einem Neo-Feminismus angelangt, der mit dem Feminismus, der in den 30er-Jahren des alten Jahrtausends in den USA entstanden ist, kaum vergleichbar, und der diesen – sehr zum Wohlgefallen aller Befürworter – weit übertrifft. Und dieses Muster ist vom Feminismus auf alle anderen – vermeintlich linken Ideen – übertragbar: Individualismus, Freidenken, Gerechtigkeit, die Internationale: linke Gruppen, die eigentlich als Gegenstrom der Globalisierung verstanden werden sollten, werden von dieser vereinnahmt. Die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände bedienen sich derselben Rhetorik, derselben Argumente und derselben Agitationen. Im Zuge der Globalisierung werden die Fronten eingeebnet. Aus den Antagonisten werden Protagonisten, die sich qualitativ kaum noch unterscheiden. Der Unterschied liegt heute nicht mehr zwischen den Positionen, sondern zwischen denen, die die Vorgaben machen, und jenen nützlichen Idioten, die die Vorgaben umsetzen. Es ist gleichzeitig die Eigenschaft und auch der Erfolg des Neoliberalismus, dass er alle Kräfte, ob links oder rechts, säkular, profan aber auch kirchlich, für sich vereinnahmen kann.
Die Globalisierung und die Gender-Revolution als tragende Säulen des Neoliberalismus sind daher bereits vollzogen. Es ist lediglich die Frage, wann der rollende Stein der Gleichschaltung zum Stehen kommen wird. Es gibt noch ein paar Nischen, in denen sich ganz profane Interessen verbergen und sich dessen, was von wirklich allen Institutionen und Parteien vorangetrieben wird, widersetzen.
Der Staat ist kein Staat der Bürger mehr. Er stützt sich ausschließlich auf Mechanismen, die die Bürger auf eine kalkulierbare Größe reduzieren, damit der Bürger kostengünstig regierbar wird. Dass die Bürger diese Mechanismen nicht einmal mehr nachvollziehen können, ist derselben Logik irrelevant. Darüber hinaus versteckt sich der Staat hinter Organisationen, die er in die Gesellschaft gepflanzt hat, damit diese Wurzeln schlagen, die Doktrin weiter tragen und somit die Nicht-Regierung jeglicher Verantwortung entziehen.
Es gibt noch so viel in dieser Hinsicht zu tun und zu schreiben. Das Potenzial für einen realen, sozial notwendigen und nützlichen Widerstand gegen einen in seiner Natur kaum greifbaren Angriff auf die Gesellschaft ist vorhanden. Es liegt aber auch in der Eigenschaft des Gegenstandes, dass der Widerstand dagegen bereits fast ausgeschaltet wurde. Die totale Wirtschaft unter der neoliberalen Ideologie schreitet voran. Und alle scheinen es zu wollen. Denn es ist eines der besonderen Merkmale des Neoliberalismus, dass er die Kräfte der Opposition zu bündeln und einzuebnen vermag, indem er sich deren Ziele zueigen macht und diese für sich instrumentalisiert.
Freitag, 21. Mai 2010
Globalisierung - Weltfaschismus ohne Grenzen
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