Soziale Apokalypse ebenfalls nicht mehr abwendbar
Eva Herman
Ein Aufschrei erklang in den Medien, als die jüngste Allensbach-Studie vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit kundtat, wie es mit unseren Kindern, den Lehrern, der Bildung und der Zukunft in Deutschland bestellt ist. Von Überraschung bis Empörung war alles dabei: Die Kinder des Landes seien unkonzentriert und lernten immer schlechter, sie seien vor allem materialistisch eingestellt, die Eltern erwarteten zu viel von überforderten Lehrern, die ihrerseits genervt abwinkten und feststellten: Nie hatten Eltern so wenig Zeit für ihre Kinder wie heute. Und zu keiner Zeit stand es schlimmer um das familiäre Leben als heutzutage. Politiker taten besorgt, die Medien schäumten.
Das ist also der Jetztzustand. Und morgen? Wie sieht die Zukunft aus? Schlecht, kann man leider nur noch sagen. Noch schlechter. Düster bis dunkeldüster! Denn die familiären Bindungen sind nahezu überall zerbrochen, und die Schraube windet sich unaufhaltsam weiter nach unten. Allensbach-Chefin Renate Köcher brachte das Debakel mit dem Satz auf den Punkt: Eltern kümmerten sich heutzutage zu wenig um die Kinder daheim, weil sie beide meist berufstätig seien. Dies ist der wichtigste Gedanke, die Kernbotschaft an die ganze Gesellschaft. Gleich noch einmal der bedeutungsvollste Satz des Jahres, damit er nicht gleich wieder vergessen wird: Eltern kümmern sich heutzutage zu wenig um die Kinder daheim, weil sie beide meist berufstätig sind!
Das ist der Grund für all die Probleme, die inzwischen deutlich aus dem trüben Sumpf der Bindungslosigkeit gewachsen sind. Für alle Probleme? Jawohl, so ist es. Und jeder könnte es mittlerweile eigentlich auch wissen. Die fehlende Zeit der Eltern für ihre Kinder zerstört die Generationen. Mangelnde Zeit und mangelnde Aufmerksamkeit sind verantwortlich für nahezu alle sozialen Probleme, alle gesellschaftlichen, mitmenschlichen, familiären, beruflichen und sogar für eine Vielzahl gesundheitlicher Missstände.
Das, was in der aktuellen Allensbachstudie zu Recht als dramatische Entwicklung dargestellt wird, ist seit Langem absehbar gewesen, auch wenn jetzt vor allem die Medien ganz überrascht tun wollen. Fehlende Verantwortung sei deswegen nicht nur den Eltern, die keine Zeit mehr für ihre Kinder haben, vorzuwerfen. Sondern in aller erster Linie betrachte man sich die dreisten »Unter-den Teppich-Kehr-Attitüden« von Politik und Medien, die seit Jahrzehnten die Erwerbstätigkeit der Frau glorifizieren und unter einem falschen Heiligenschein den Bürgern schmackhaft zu machen suchen durch zum größten Teil unzulässige Politpropaganda und vorsätzliche Denkmanipulation, die die Grenzen zur kollektiven Gehirnwäsche längst überschritten haben.
Seit Eltern, namentlich die Mütter, aus beruflichen Gründen nicht mehr genügend Zeit für Familie und Kinder haben, sondern Letztere immer öfter sich selbst überlassen sind, geht es bergab mit der Gesellschaft. Nicht nur, dass seit der flächendeckenden Einführung der weiblichen Erwerbstätigkeit Ende der 1960er-Jahre ein massiver Geburteneinbruch bis zum heutigen Tage erfolgte, der eine schwerstwiegende Demografie-Krise mit sich führt, die Kinder erleiden außerdem täglich extreme Entbehrungen: Liebes- und Zeitmangel, fehlende Elternvorbilder, Richtlinien der Erziehung wie Ordnung und Disziplin. Den Feministinnen ist das übrigens piepegal. Sie sind am Wohl von Kindern und Gesellschaft vollkommen uninteressiert, gilt doch ihr einziges Ziel der sogenannten Unabhängigkeit der Frau. Unabhängigkeit? Von was eigentlich? Ja, ja, vom Mann, jetzt auch vom Kind, vom Heim. Vom Glück! Nie lag die Frau mehr in Ketten als heute: Zwar kann sie jeden Beruf ergreifen, doch hat sie keine Zeit mehr für irgendetwas, außer, zwischen ihren verschiedenen Lebensbaustellen wie Kindern, Kochen, Karriere und Kalorienzählen hin- und herzuhetzen, um allen Ansprüchen der modernen, emanzipierten Frau auch zu genügen.
Alle bleiben dabei auf der Strecke: die Frauen, die Männer, die Kinder, die Alten, der Beruf, Schulen, Gesellschaft. Häufig werden die Bedürfnisse schon der Kleinsten nicht mehr erfüllt, im Alter von wenigen Monaten werden sie – staatlich gefördert und politisch gewollt – in die Fremdbetreuung abgeschoben. Liebe, Nähe, Geborgenheit? Fehlanzeige. Stattdessen: Stress, fremde Leute, mangelnde Empathie. Heranwachsende werden in Ganztagsschulen gesteckt, wo sie den Familien weiter entrissen und entfremdet werden. Ihre grundlegenden Bedürfnisse nach Freizeit und natürlichem, familiärem Tagesablauf werden derweil gestillt und ersetzt durch Materielles: Geld, Medienspiele, Handys, Computer etc. Kinder sind heute zu materialistisch geworden, klagen die Lehrer nach der jüngsten Allensbach-Studie. Ach, ja? Wer macht sie eigentlich dazu?
Die Familie wurde durch die Erwerbstätigkeit der Frau aufgelöst. Das gesamte Drama in all seinen Facetten und mit sämtlichen Folgen ist derzeit noch nicht komplett absehbar. Doch genügt bereits der Blick auf heutiges Geschehen, um zu ahnen, was uns bald noch alles bevorstehen mag. Denn lange wird es nicht mehr dauern, bis die Missstände für alle Menschen fatal zum Ausdruck kommen müssen. Die Allensbach-Studie spricht Bände, und zwischen allen Zeilen kann jeder, der es will, die Botschaft erkennen: Die Familie löst sich auf, und damit kommen immense Probleme auf uns zu. Auch wenn uns durch falsch interpretierte Politpropaganda-Studien der bundesdeutschen Medienöffentlichkeit von Zeit zu Zeit immer wieder weisgemacht werden soll, dass berufstätige Mütter erfolgreichere Kinder hätten, so sieht die Wirklichkeit ganz anders aus: Drogen, Alkohol, Fettleibigkeit, Kriminalität, Depression, Desinteresse, aber auch die Unfähigkeit vieler junger Leute, auch nur die geringsten Anforderungen zu erfüllen, wenn es um die berufliche Ausbildung geht, sind die bittere Realität der heutigen Zeit. Allerorten die gleiche Botschaft: Ein Großteil der jungen Menschen ist ausbildungsunfähig, ob in Handwerk oder anderen Dienstleistungssektoren, bei der Polizei oder Bundeswehr, ob in weiterführenden Schulen. Ihre Ansprüche können die jungen Leute meist genau definieren, ihre Fähigkeiten stehen jedoch in keinerlei Verhältnis dazu. Durch elterliche, vor allem mütterliche Vernachlässigung laufen nachfolgende Generationen langsam, aber sicher, aus dem Lebensruder.
Wer in seiner Kindheit keine familiäre Bindung erlernt, wird sie später auch nicht entwickeln können. Deutschland wird zur Single- und Alten-Gesellschaft, doch trifft kaum ein Mensch die Entscheidung, allein zu leben, freiwillig. Es kommt einfach immer seltener zu Bindungen, weil zunehmend weniger Menschen dazu geeignet sind. Rücksichtnahme und Verantwortung, die der Mensch als Kind nicht erleben durfte, lernt er später auch nicht mehr für sich und andere. Dafür wissen wir: die wachsende Zielgruppe unseres Landes sind alte Leute. Schon 2030 wird Deutschland zur Hälfte aus Rentnern bestehen.
Die Alten werden immer mehr. Sie werden immer ärmer, immer trauriger und immer einsamer. Außerdem steigen Alterskrankheiten wie Alzheimer, Demenz und Depressionen weiter dramatisch an. 2030 also besteht unser Land zur Hälfte aus alten, oft kranken und verwirrten Menschen. Wer sich das nur bildhaft vorstellen will, mag bereits bei dem Gedanken daran verzweifeln. Goldene Zukunft? Wohl eher nicht. Ein Desaster wartet auf uns.
Trübe Aussichten also. Von den allermeisten Medien werden diese gesellschaftsrelevanten Zustände jedoch noch nicht einmal ansatzweise ins tägliche Berichterstattungsprogramm aufgenommen. Warum? Ganz einfach: Weil diese Thesen politisch unkorrekt sind, ein Tabu darstellen. Denn die Erwerbstätigkeit der Frau ist inzwischen zur Heiligen Kuh mutiert, niemand soll und darf sie noch anzweifeln, genau wie einst zu Honeckers Zeiten. Dass berufstätige Mütter unter dem Mehrfachdruck zusammenbrechen, belegen sämtliche Burn-out, Depressions- und Alkoholsuchtstudien. Doch auf die hört niemand, bzw. es werden die falschen Schlüsse für die Entstehung dieser gesellschaftszerstörenden Übel gezogen, die inzwischen längst die Stabilität der Menschengemeinschaft gefährden.
Im Herbst 2010 haben sich 19 Klinikärzte in einem dramatischen Appell an die Öffentlichkeit gewandt: Sie warnen vor einem weltweiten »Seeleninfarkt«: »Seelische Erkrankungen und psychosoziale Probleme nehmen in allen Industrienationen ständig zu. Mittlerweile leiden rund 30 Prozent der Bevölkerung innerhalb nur eines Jahres an einer diagnostizierbaren psychischen Störung. Am häufigsten sind Depressionen, Angststörungen, psychosomatische Erkrankungen und Suchterkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation prognostiziert, dass Depressionen bis zum Jahr 2020 nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Erkrankung der Welt werden. Dadurch wird der Herzinfarkt beinahe vom ›Infarkt der Seele‹ abgelöst.«
Der neuen Allensbach-Studie zufolge verzweifeln vor allem die Lehrer an einer möglichen Wertevermittlung, die eigentlich im Elternhaus der Kinder stattfinden müsste. Drei von vier Lehrern halten die Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder für überfordert, zu wenig Zeit würden sie sich für ihren Nachwuchs nehmen. An den Hauptschulen sei es »außerordentlich schwer«, aber auch die anderen Lehrer halten ihren Einfluss überwiegend für gering, viel wichtiger für die Schüler seien in dieser Reihenfolge: die Medien, ihr Freundeskreis, die Eltern, die Klassenkameraden, die Schule als Ganzes. Nur acht Prozent der Lehrer glauben, »sehr großen Einfluss« auf ihre Schüler ausüben zu können.
Der kritischen Haltung der Lehrer gegenüber Eltern und Schülern stehen übrigens, wie könnte es anders sein, immer größere Erwartungen der Eltern an die Schulen gegenüber. 86 Prozent von ihnen fordern die erfolgreiche Vermittlung von Rechtschreibung und Grammatik, 79 Prozent glauben, dass eine gute Allgemeinbildung der Kinder Aufgabe der Schule sei, auch Werte wie Pünktlichkeit und Hilfsbereitschaft fordern 66 Prozent der Eltern von den Lehrern, Leistungsbereitschaft sollen die Kinder ebenso in der Schule von den Lehrern, und nicht etwa daheim, vermittelt bekommen, finden 65 Prozent der Eltern.
Verkehrte Welt? Ja, auf jeden Fall! Denn mit dem wachsenden Unvermögen der Eltern, ihre eigenen Kinder zu kennen, sie im Griff zu haben und ihnen das Leben beibringen zu können, wachsen die Ansprüche an andere Institutionen, wie Schule und Staat. Damit ist eigentlich schon der letzte Schritt in ein sozialistisches System getan. Was das bedeutet, weiß jeder: Früher oder später bricht der ganze Laden sowieso zusammen.
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