Donnerstag, 4. Dezember 2008

Barrack Obama - der falsche Prophet!

Die Planer des wirtschaftlichen Zusammenbruches wirtschaften in Obamas Regierung weiter
von Prof. Dr. Michel Chossudovsky, Kanada

Obama hat seine Entscheidung, die Fehler der Bush-Administration anzugehen und das US-Finanzsystem zu «demokratisieren», unmissverständlich kundgetan. Der designierte Präsident Barack Obama sagt, er fühle sich verpflichtet, eine Wende herbeizuführen.
«Vergessen wir nicht: Wenn diese Finanzkrise uns etwas lehrte, so das, dass wir keine florierende Wall Street haben können, während der Durchschnittsbürger (Main Street) leidet. Dieses Land steht und fällt als eine Nation, als ein Volk.»1
Gelegentlich tadeln die Demokraten die Bush-Administration für das Finanzdesaster vom Oktober.
Obama sagt, er werde eine völlig neue ­politische Agenda einführen, die auf die Interessen des Mannes von der Strasse eingehe: «Morgen können Sie die Seite der Politik vergessen, die die Habgier und die Verantwortungslosigkeit der Wall Street vor die harte Arbeit und die Opfer der Männer und Frauen des normalen Amerikas setzten. Morgen können Sie jene Politik wählen, die in unseren Mittelstand investiert und neue Stellen schafft und unsere Wirtschaft zum Wachsen bringt, damit jeder eine Chance auf Erfolg hat, vom Generaldirektor bis zum Sekretär und zum Hausmeister, vom Fabrikbesitzer bis zu jenen Männern und Frauen, die in der Fabrik arbeiten.»2
Ist Obama entschlossen, die «Wall Street zu zähmen» und «die Finanzmärkte zu entwaffnen»?
Ironischerweise wurde diese Politik von «Habgier» und «Verantwortungslosigkeit» unter der Clinton-Administration eingeführt. Das Gesetz zur Modernisierung der Finanzdienstleistungen (Financial Services Modernization Act, FSMA) von 1999 förderte die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes von 1933. Dieses Gesetz – tragender Pfeiler von Präsident Roosevelts «New Deal» – war in Kraft gesetzt worden als Antwort auf ein Klima von Korruption, Finanzmanipulationen und «Insiderhandel», die zu mehr als 5000 Bankenpleiten in den Jahren nach dem Wall-Street-Crash von 1929 geführt hatten.
Unter dem Gesetz zur Modernisierung der Finanzdienstleistungen von 1999 war die effektive Kontrolle über die gesamte US-Finanzdienstleistungsindustrie (einschliesslich der Versicherungsgesellschaften, Pensionsfonds, Sicherheitsfirmen usw.) einer Handvoll von Finanzkonzernen und den mit ihnen verbundenen Hedgefonds übertragen worden.
Die Konstrukteure des Finanzdesasters

Wer sind die Architekten dieses Debakels?
Es ist bittere Ironie, dass die Konstrukteure des Finanzdesasters jetzt vom Übergangs-Team des designierten Präsidenten Barack Obama für den Posten des Finanzministers gehandelt werden:
Lawrence Summers* spielte eine Schlüsselrolle bei der Lobbyarbeit im Kongress für die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes. Seine rechtzeitige Ernennung zum Finanzminister durch Präsident Clinton im Jahre 1999 war bahnbrechend für die Annahme des Finanzdienstleistungs-Modernisierung-Gesetzes im November 1999. Nach Abschluss seines Mandats an der Spitze des US-Finanzministeriums wurde er Präsident der Universität Harvard (2001–2006).
Paul Volcker war in den 1980er Jahren während der Reagan-Ära Vorstandsvorsitzender der Federal Reserve. Er spielte eine zentrale Rolle bei der Einführung der ersten Stufe der Finanzderegulierung, die zu Massenbankrotten, Fusionen und Bankenaufkäufen beitrug und zur Finanzkrise im Jahre 1987 führte.
Timothy Geithner* ist Vorstandsvorsitzender der Zentralbank von New York, welche das einflussreichste private Finanzinstitut Amerikas ist. Er war ausserdem Beamter im Finanzministerium während der Regierung Clinton. Er arbeitete für Henry Kissingers Beratungsfirma Kissinger Associates Inc. und hatte auch eine leitende Position beim IWF inne. Die New Yorker Zentralbank ­(Federal Reserve Bank of New York, FRBNY) spielt eine Rolle hinter den Kulissen, wenn es um die Gestaltung der Finanzpolitik geht. Geithner handelt im Namen leistungsfähiger Finanziers, die hinter der FRBNY stehen. Er ist auch Mitglied des Rats für auswärtige Beziehungen (Council on Foreign ­Relations, CFR).
Jon Corzine ist derzeit Gouverneur von New Jersey, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Goldman Sachs. Zurzeit des Verfassens dieses Artikels favorisiert Obama Larry Summers als Spitzenkandidaten für die Position des Finanzministers.
Lawrence Summers, Wirtschaftsprofessor an der Harvard Universität, amtete als Chefökonom der Weltbank (von 1991–1993). Er trug zur Ausformung jener makroökonomischen Reformen bei, die zahlreichen verschuldeten Entwicklungsländern auferlegt wurden. Die sozialen und ökonomischen Auswirkungen dieser Reformen im Rahmen des vom IWF und der Weltbank geförderten strukturellen Anpassungsprogramms (SAP) waren verheerend und führten zu Massenarmut.
Larry Summers Arbeitsperiode bei der Weltbank fiel zusammen mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Auferlegung der tödlichen «ökonomischen Medizin» des IWF und der Weltbank für Osteuropa, die ehemaligen Sowjetrepubliken und den Balkan.
Im Jahre 1993 wechselte Summers ins US-Finanzministerium. Er hielt zunächst den ­Posten eines Staatssekretärs des Finanzministeriums für internationale Angelegenheiten und wurde später stellvertretender Finanzminister. In Zusammenarbeit mit seinen ehemaligen Kollegen beim IWF und der Weltbank spielte er eine Schlüsselrolle bei der Ausarbeitung der Reformpakete der ökonomischen «Schockbehandlung», die Südkorea, Thailand und Indonesien auf dem Höhepunkt der Asienkrise im Jahre 1997 auferlegt wurden.
Die Sanierungsabkommen, die mit diesen 3 Ländern ausgehandelt wurden, waren von Summers Büro beim Finanzministerium in Verbindung mit der Zentralbank von New York und den Bretton-Woods-Institutionen mit Sitz in Washington koordiniert worden. Summers arbeitete eng mit dem stellvertretenden IWF-Geschäftsführer Stanley Fisher zusammen, der später zum Chef der Zentralbank von Israel ernannt wurde.
Im Juli 1999 wurde Larry Summers zum Finanzminister ernannt. Er ist ein Protegé von David Rockefeller. Er gehörte zu den Hauptarchitekten des berüchtigten Finanzservice-Modernisierungs-Gesetzes, das dem Insiderhandel und der totalen Finanzmanipulation erst Legitimität verschaffte.
«Dem Fuchs die Aufsicht über den Hühnerstall übertragen»

Summers ist zurzeit Berater bei Goldman Sachs und geschäftsführender Direktor eines Hedgefonds, der D.-E.-Shaw-Gruppe. Seine Kontakte im Finanzministerium und an der Wall Street verschaffen ihm als Fondsmanager wertvolle Insiderinformationen über die Bewegungen auf den Geldmärkten.
Betraut man einen Fondsmanager (mit Verbindungen zum Finanzestablishment an der Wall Street) mit der Aufgabe des Finanzministers, heisst das nichts anderes, als dem Fuchs die Aufsicht über den Hühnerstall zu übertragen.
Der Washington Konsens

Summers, Geithner, Corzine, Volcker, ­Fisher, Phil Gramm, Bernanke, Hank Paulson, Rubin, ganz zu schweigen von Alan Greenspan und anderen, sind alles Kumpel; sie spielen Golf zusammen; sie haben Verbindungen zum Council on Foreign Relations und zu den Bilderbergern; sie handeln gleichzeitig in Übereinstimmung mit den Interessen der Wall Street; sie treffen sich hinter verschlossenen Türen; sie sind auf der gleichen Wellenlänge; sie sind Demokraten und Republikaner.
Wenn sie auch in einigen Punkten unterschiedlicher Meinung sein mögen, sind sie dezidiert dem Washingtoner Wall-Street-Konsens verpflichtet. Bei der Handhabung ökonomischer und finanzieller Prozesse sind sie absolut skrupellos. Ihre Handlungen sind vom Profit getrieben. Ausserhalb ihrer eng begrenzten Interessen an der «Effizienz» von «Märkten» haben sie kaum Sorge um «menschliche Lebewesen». Wie aber wird das Leben von Menschen vom tödlichen Spektrum makroökonomischer und finanzieller Reformen, die ganze Bereiche des Wirtschaftslebens in den Bankrott führen, beeinträchtigt?
Die ökonomische Argumentation des neoliberalen ökonomischen Diskurses ist häufig zynisch und herablassend. In dieser Hinsicht sticht Lawrence Summers ökonomische Darlegung heraus. Er ist unter Umweltschützern für seinen Vorschlag bekannt, giftige Abfälle in Drittweltländern zu entsorgen, weil die Menschen in armen Ländern weniger lang leben und die Lohnkosten dort grenzenlos niedrig sind, was im Grunde nichts anderes heisst, als dass der Marktwert der Menschen in der dritten Welt viel geringer ist. Deswegen, so Summers, ist es weit «kosteneffektiver», giftiges Material in verarmte Länder zu exportieren. In einem kontrovers diskutierten Memo der Weltbank aus dem Jahre 1991, unterzeichnet von Chefökonom Larry Summers, liest sich das folgendermassen (Auszüge):
«‹Schmutzige› Industrien: Nur unter uns, sollte die Weltbank nicht vermehrt den Transfer schmutziger Industrien in die unterentwickelten Länder fördern? Ich kann mir drei Gründe dazu vorstellen:
1. Die Bemessungen der Kosten gesundheitsschädigender Umweltverschmutzung sind abhängig vom vorangegangenen Ertrag aus erhöhter Krankheits- und Sterblichkeitsrate. […] Unter diesem Gesichtspunkt sollte eine vorgegebene Menge gesundheitsschädigender Umweltverschmutzung im Land mit den geringsten Kosten erledigt werden, das heisst in dem Land mit den niedrigsten Löhnen. Ich denke, die ökonomische Logik hinter der Entsorgung einer Ladung giftigen Abfalls im Land mit den niedrigsten Löhnen ist untadelig, und wir sollten uns dazu Gedanken machen.
2. Die Kosten der Umweltverschmutzung sind wahrscheinlich nicht linear, da die anfänglichen Zunahmen an Umweltverschmutzung vermutlich sehr geringe Kosten verursachen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass unterbevölkerte Länder in Afrika in beträchtlichem Ausmass unter-verschmutzt sind, das Ausmass ihrer Luftsverschmutzung ist vermutlich weitgehend ohne Folgen, verglichen mit Los Angeles oder Mexiko City. Nur die bedauernswerte Tatsache, dass so viel Umweltverschmutzung durch nicht handelbare Industrien erzeugt wird (Transportwesen, Stromerzeugung) und dass die Transportkosten pro Einheit Feststoffabfälle so hoch sind, verhindert den Handel mit Luftverschmutzung und Abfall, der das Wohlergehen der Welt verbessern würde.
3. Die Nachfrage nach einer sauberen Umwelt aus ästhetischen und gesundheitlichen Gründen hat wahrscheinlich eine sehr hohe Einkommenselastizität. [Die Nachfrage steigt, wenn das Einkommensniveau zunimmt.] Das Interesse an einem Agens, das mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million eine Veränderung bei Prostatakrebs verursacht, ist offensichtlich in einem Land viel höher, in dem Leute überleben, um dann an Prostatakrebs zu erkranken, als bei Menschen in einem Land, wo die Sterblichkeit unter 5 Jahren bei 200 pro tausend Kindern liegt […].
(12. Dezember 1991; An: Verteiler; Verfasser: Lawrence H. Summers; Thema: Globale Wirtschaftsaussichten)»3
Summers Stellungnahme zum Export von Umweltverschmutzung in Entwicklungsländer hatte einen markanten Einfluss auf die US-Umweltpolitik:
Im Jahre 1994 «brach faktisch jedes Land der Welt mit Mr. Summers’ Harvard-geschulten Grübeleien über die ‹ökonomische Logik› einer Entsorgung von Giften der reichen Länder bei ihren ärmeren Nachbarn und stimmte der Basler Konvention zur Ächtung des Exports gefährlicher Abfälle von OECD- in Nicht-OECD-Länder (d.h. Entwicklungsländer) zu. Fünf Jahre später sind die Vereinigten Staaten eines der wenigen Länder, das die Basler Konvention oder den Ächtungszusatz über den Export gefährlicher Abfälle von OECD- in Nicht-OECD-Länder zur Basler Konvention noch ratifizieren muss.»4
Die Asien-Krise von 1997: Generalprobe für das, was kommen soll

Im Verlaufe des Jahres 1997 waren Währungsspekulationen, die von grossen finanziellen Institutionen gegen Thailand, Indonesien und Südkorea instrumentalisiert wurden, dienlich, um einen Zusammenbruch der nationalen Währungen und einen Transfer von Milliarden von Dollar an Zentralbankreserven in private finanzielle Hände herbeizuführen. Verschiedene Beobachter wiesen auf die vorsätzliche Manipulation von Aktien- und Währungsmärkten durch Investmentbanken und Brokerage-Firmen hin.
Während die Vereinbarungen über die asiatische Rettungsaktion formell mit dem IWF verhandelt wurden, wurden die grossen Geschäftsbanken der Wall Street (unter anderem Chase, Bank of America, Citigroup und J. P. Morgan) ebenso wie die «big five» der Handelsbanken (Goldman Sachs, Lehman Brothers, Morgan Stanley und Salomon Smith Barney) wegen der Klauseln «konsultiert», die in die Vereinbarungen zur asiatischen Rettungsaktion eingefügt werden sollten. [Hier wurden die Bezeichnungen der grossen Finanzinstitutionen aus dem Jahr 1997 verwendet.]
Das US-Finanzministerium spielte in Verbindung mit Wall Street und den Bretton- Woods-Institutionen bei den Verhandlungen um die Vereinbarungen zur Rettungsaktion eine zentrale Rolle. Sowohl Larry Summers als auch Timothy Geithner waren im Namen des US-Finanzministeriums aktiv in die Rettungsaktion von Südkorea im Jahre 1997 involviert:
«Die Herren Summers und Geithner bemühten sich darum, Herrn Rubin davon zu überzeugen, Finanzhilfen für Südkorea zu unterstützen. Herr Rubin war gegenüber diesem Schritt zurückhaltend und befürchtete, dass die Überweisung von Geld an ein Land in einer ernsten Notlage ein zum Scheitern verurteiltes Vorhaben sein könnte […].»5
Was in Korea unter der Leitung des stellvertretenden Ministers des Finanzministeriums Summers und anderen geschah, hatte nichts mit «Finanzhilfe» zu tun.
Das Land wurde buchstäblich geplündert. David Lipton, Unterstaatssekretär des Finanzministeriums, wurde Anfang Dezember 1997 nach Seoul gesandt. Geheime Verhandlungen wurden begonnen. Washington forderte die Entlassung des koreanischen Finanzministers und die bedingungslose Annahme der IWF-«Rettungsaktion».
Nachdem ein neuer Finanzminister, ein früherer IWF- und Weltbank-Beamter, benannt wurde, eilte dieser umgehend zu «Beratungen» mit seinem früheren IWF-Kollegen, dem stellvertretenden Geschäftsführer Stanley Fisher, nach Washington.
«Die koreanische Legislative traf in Notfall-Sitzungen am 23. Dezember zusammen. Die endgültige Entscheidung zum 57 Milliarden-Dollar-Abkommen wurde am folgenden Tag getroffen, am Abend des 24. Dezembers, nach Geschäftsschluss in New York.
Top-Finanziers von Wall Street, Chase Manhattan, Bank America, Citicorp und J. P. Morgan wurden zu einem Treffen in der Federal Reserve Bank in New York gerufen. Am Verhandlungsort am Heiligabend waren auch Vertreter der grossen 5 New Yorker Handelsbanken, wie Goldman Sachs, Lehman Brothers, Morgan Stanley und Salomon Smith Barney.
Und nachdem er um Mitternacht des Heiligabends grünes Licht von den Banken erhalten hatte, wurde dem IWF gestattet, 10 Milliarden Dollar nach Seoul zu überweisen, um der Lawine an fällig werdenden kurzfristigen Schulden zu begegnen. Die Truhen der koreanischen Zentralbank wurden geplündert. Gläubiger und Spekulanten warteten unruhig darauf, die Beute einzusammeln. Dieselben Institutionen, die früher gegen den koreanischen Won spekuliert hatten, steckten nun das IWF-Rettungsgeld ein. Es war Betrug.»6
«Starke ökonomische Medizin» lautet die Verordnung des Washington-Konsenses. «Kurzfristiger Schmerz für langfristigen Gewinn» war das Motto bei der Weltbank während Lawrence Summers Amtszeit als Chefökonom der Weltbank.7
Wir haben es mit einem Netzwerk von Personen in hohen Positionen zu tun, von Beamten und Beratern des Finanzministeriums, der Federal Reserve, des IWF, der Weltbank und der Think tanks in Washington, die in ständiger Verbindung mit führenden Finanziers der Wall Street stehen. Wer auch immer für Obamas Team des Umschwungs ausgewählt wurde, gehört zum Washington-Konsens.
Das Gesetz zur Modernisierung der Finanzdienstleistungen von 1999

Entscheidend ist, was im Oktober 1999 geschah. Im Verlaufe der langwierigen Verhandlungen, die hinter geschlossenen Türen in den Sitzungssälen der Wall Street stattfanden und in denen Larry Summers eine Hauptrolle spielte, wurden die regulatorischen Beschränkungen, die den mächtigen Bank-Konglomeraten der Wall Street auferlegt waren, «mit einem Federstrich» rückgängig gemacht.
Larry Summers arbeitete eng mit Senator Phil Gramm (1985-2002) zusammen, dem Vorsitzenden des Finanzausschusses des Senats, der der Architekt der Gesetzgebung des Gesetzes zur Modernisierung der Finanzdienstleistungen war, das am 12. November 1999 in Kraft trat. Als Senator von Texas war Phil Gramm eng mit Enron verbunden.
Im Dezember 2000, ganz am Ende von Clintons Amtszeit, stellte Gramm eine zweite Gesetzesvorlage, den sogenannten Gramm-Lugar Commodity Futures Modernization Act, vor, der den Weg für spekulative Angriffe auf Primärgüter wie Öl und Grundnahrungsmittel ebnete.
«Das Gesetz, so erklärte er, würde sicherstellen, dass sich weder die SEC, noch die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) in die Regulierung von neuartigen Finanzprodukten, Swaps genannt, einmischten – und würde somit «Finanzinstitutionen vor Überregulierung schützen» und «unsere Finanzdienstleistungsindustrie als Weltmarktführer im neuen Jahrhundert positionieren».8
Phil Gramm war McCains erste Wahl für das Amt des Ministers für das Schatzamt.
Nach den neuen FSMA-Regeln – im Oktober 1999 vom US-Senat ratifiziert und bestätigt durch Präsident Clinton – konnten Handelsbanken, Brokerhäuser, Hedgefonds, institutionelle Investoren, Pensionsfonds und Versicherungsunternehmen sowohl frei in die Geschäftsbereiche der jeweils anderen investieren als auch ihre finanziellen Operationen untereinander voll integrieren.
Ein «globaler Finanz-Supermarkt» wurde geschaffen, der die Voraussetzungen für eine massive Konzentration von Finanzmacht schaffte. Eine der Schlüsselfiguren hinter diesem Projekt war der Minister des Finanzministeriums Larry Summers in Verbindung mit David Rockefeller. Summers beschrieb die FSMA als «die legislative Grundlage des Finanzsystems des 21. Jahrhunderts». Diese legislative Grundlage ist einer der Hauptgründe für die finanzielle Kernschmelze des Jahres 2008.
Finanzielle Abrüstung

Es kann keine bedeutsame Lösung der Krise geben, wenn es keine grössere Reform in der Architektur des Finanzsystems gibt, die unter anderem das Einfrieren des spekulativen Handels und die «Abrüstung der Finanzmärkte» beinhaltet. Das Projekt, die Finanzmärkte abzurüsten, wurde zuerst von John Maynard Keynes in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts vorgeschlagen, um ein multipolares internationales Geldsystem zu etablieren.9
Main Street versus Wall Street

Wo sind Obamas «Berufene von der Strasse», die «Main Street appointees»? Also Personen, die sich den Interessen der Menschen quer durch Amerika verpflichtet fühlen. Es gibt keine Gewerkschaftsführer und keine gesellschaftlichen Führungspersönlichkeiten auf Obamas Liste von Schlüsselpositionen.
Der gewählte Präsident beruft die Architekten der Deregulierung des Finanzsystems.
Bedeutende Finanzreformen können nicht von Beamten eingeführt werden, die von der Wall Street berufen wurden und die im Namen der Wall Street agieren. Diejenigen, die das Finanzsystem 1999 in Brand setzten, werden nun wieder gerufen, um das Feuer zu löschen.
Die vorgeschlagene «Lösung» der Krise im Rahmen der «Rettungsaktion» ist die Ursache für weiteren ökonomischen Zusammenbruch. Es gibt keine politischen Lösungen am Horizont.Die Bank-Konglomerate haben das Sagen. Sie entscheiden über die Zusammensetzung von Obamas Kabinett. […]
Der Entwurf der Wall Street wurde bereits hinter geschlossenen Türen diskutiert: Der Hintergedanke ist, ein unipolares, internationales Geldsystem zu etablieren, das durch die US-Finanzmacht dominiert wird, die wiederum durch die US-militärische Überlegenheit geschützt und gesichert wird.
Neoliberalismus mit «menschlichem Antlitz»

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Obama die Verbindung zu seinen Wall-Street-Sponsoren kappen wird, die grösstenteils seinen Wahlkampf finanzierten. Unter den Haupt-Beitragszahlern sind Goldman Sachs, J. P. Morgan Chase, Citigroup und Bill Gates’ Microsoft. Warren Buffett, einer der vermögendsten Einzelpersonen der Welt, unterstützte nicht nur Barack Obamas Wahlkampf, er ist auch ein Mitglied seines Teams für den Übergang, das eine Schlüsselrolle bei der Entscheidung über die Zusammensetzung von Obamas Kabinett spielt.
Warren Buffett

Wenn es keinen grösseren Umbruch im System der politischen Berufungen auf Schlüsselpositionen gibt, dann ist bei Obama eine alternative ökonomische Agenda, die auf eine Linderung der Armut und auf das Schaffen von Arbeitsplätzen abzielt, höchst unwahrscheinlich.
Was wir erleben, ist Kontinuität. Obama bietet ein «humanes Antlitz» für den Status quo. Dieses humane Antlitz führt die Amerikaner bezüglich des Wesens des ökonomischen und politischen Prozesses in die Irre.
Die neoliberalen ökonomischen Reformen bleiben intakt. Die Substanz dieser Reformen, einschliess­lich der «Rettung» Amerikas gröss­ter Finanz-Institutionen, zerstört schliesslich die Realwirtschaft, während sie ganze Bereiche der Fertigungswirtschaft und des Dienstleistungssektors in den Bankrott führt. •

* Ende November heisst es, Timothy Geithner solle Finanzminister, Lawrence Summers Chef des Nationalen Wirtschaftsrates werden.
[Anmerkung der Redaktion]


1 Der designierte Präsident Barack Obama am 4.11.08
2 Barack Obama, Wahlkampagne, 3.11.08
3 Originalwortlaut aus: http://en.wikipedia.org/wiki/Summers_Memo
4 Jim Valette: «Larry Summers’ War Against the Earth», Counterpunch
5 Wall Street Journal, 8.11.08
6 siehe Michel Chossudovsky: «The Recolonization of Korea», nachfolgend veröffentlicht als Kapitel in «The Globalization of Poverty and the New World Order», 2003
7 siehe «IMF, World Bank Reforms Leave Poor Behind, Bank Economist Finds», Bloomberg, 7.11.2000
8 siehe David Corn: «Foreclosure Phil, Mother Jones», Juli, August 2008
9 siehe J.M. Keynes: «Activities 1940–1944, Shaping the Post-War World: The Clearing Union», in: «The Collected Writings of John Maynard Keynes», 1980, Seite 57

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