Freitag, 25. Juli 2008

Barack Obama - der falsche Prophet?

Wahlkampf für die kommenden Kriege?
US-Präsidentschaftskandidat Obama in Deutschland

km. In seinem grossen Roman «Ein Tag länger als das Leben» hat der vor kurzem verstorbene kirgisische Schriftsteller Tschingis Aitmatow die Lebenslogik des Menschseins und die ­Todeslogik der Macht und Gewalt eindrucksvoll gegenübergestellt und auf eine das Gewissen zutiefst berührende Art und Weise erzählt, was es bedeutet, wenn der nach Leben strebende Mensch unter die Räder der Todeslogik gerät.
Barack Obama, der Kandidat für die im November stattfindenden US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen, wird von vielen, gerade auch in Deutschland, als kommender Befreier von Krieg und Ungerechtigkeit gefeiert. Aber auch dieser Kandidat zeigt immer deutlicher, dass er ein Teil des Apparates von Macht und Gewalt sein wird, sollte er der nächste US-Präsident sein.
Am 25. Juli wird Obama in der deutschen Hauptstadt Berlin an der Siegessäule(!) eine Grundsatzrede halten. Darüber, wie er sich die kommenden transatlantischen Beziehungen vorstellt. Geplant ist, eine «Fanmeile» («Berliner Zeitung» vom 19. Juli) mit Grossleinwänden für Zigtausende bis hin zum Brandenburger Tor zu errichten.
Nun ist allerdings schon vorher deutlich geworden, welcher Betrug an den Menschen in den USA und überall in der Welt der propagandistische Versuch darstellt, Obama mit der Aura eines Kämpfers für Frieden und Gerechtigkeit zu umgeben. Und dies auf eine solch offensichtliche Art und Weise, dass man nur staunen kann, dass dies nicht bemerkt wird.
In der Ausgabe der deutschen Wochenzeitung Die Zeit vom 18. Juli hat Obama in kompakter Art und Weise sein kriegspolitisches Programm formuliert – mit dem verlogenen Titel: «Es ist Zeit, den Krieg zu beenden.»
Obama legt dar, wie er innerhalb der ersten 16 Monate seiner Amtszeit den Grossteil der US-Truppen aus dem Irak abziehen will, um nur noch die zurückzulassen, die für die Kontrolle des Landes als notwendig betrachtet werden. Obama und seine Berater wissen: Der Irak-Krieg gilt in der US-Öffentlichkeit als der «schlechte», der «falsche» Krieg, deshalb dieser Schachzug.
Mit dem Abzug aus dem Irak soll der Krieg in Afghanistan ausgeweitet werden. Obama spricht von zwei zusätzlichen Kampfbrigaden, also rund 10 000 Soldaten. Kein Zufall also, dass Obama wenige Tage vor seinem Deutschland-Besuch Afghanistan bereiste.
Warum erschien dieser Artikel eine Woche vor Obamas Besuch in Deutschland in der prominentesten deutschen Wochenzeitung? Sicherlich nicht, um herauszustellen, dass auch Obama ein Kriegsherr sein wird! Vielmehr geht es um Einflussnahme auf die Nato, und vor allem auf Deutschland. Der kommende Kriegsherr soll in Deutschland gefeiert werden. Der Widerstand der Deutschen gegen den Krieg, der in allen bisherigen Umfragen deutlich wird, soll gebrochen werden.
Afghanistan soll das Pilotprojekt dafür sein, alle Nato-Verbündeten der USA, also auch Deutschland, viel mehr als bisher in den Krieg zu zwingen. Wie es heisst, fehlen die Soldaten für den mörderischen Kampf Mann gegen Mann. Die soll künftig auch Deutschland stellen. Und: Die finanzielle Logik des Krieges hat die USA in den Ruin getrieben. Ganz offensichtlich sollen künftig die anderen Länder zahlen: mit viel mehr Geld und mit viel mehr Menschenleben. Dafür steht der Kandidat Obama.
Und warum gerade Afghanistan? Das Land ist ein geostrategisches Sprungbrett für Zentralasien, schliesslich auch für Russland und China. Die USA wollen ihre «zweite Chance» (Obama-Berater Brzezinski), einzige Weltmacht zu werden, wahrnehmen: mit viel mehr deutschen Soldaten an der Front. Wer Obama am 25. Juli in Berlin zujubelt, weiss nicht, was Obama wirklich vorhat. Notwendig sind statt dessen sehr kritische Fragen an den Kandidaten.

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