Donnerstag, 6. Dezember 2007

Gender - Die Ideologie zum Umbau der Gesellschaft

Gleichschaltung der Geschlechter

Feministische Nacherziehung

Von Alex Baur

Vor dem Gesetz sind Mann und Frau längst gleich. Doch den Schweizer Gleichstellungsbeauftragten geht das zu wenig weit. Unter dem Begriff «Gender Mainstreaming» soll die Gleichschaltung der Geschlechter mit pädagogischem Furor und bizarren Programmen vollendet werden.

Gleich zwei Bundesräte verfassten eine Grussbotschaft, als kürzlich die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen ihren 30. Geburtstag feierte. Pascal Couchepin lobte das «kämpferische Engagement» der Gleichstellungsbüros und warnte: «Die Arbeit ist nicht zu Ende.» Micheline Calmy-Rey doppelte nach: «Die Umsetzung von Frauenrechten aber war und ist weiterhin nur möglich dank zäher Kleinarbeit von staatlichen Gleichstellungsinstitutionen.» Und auch Ruth Dreifuss lancierte eine Durchhalteparole: «Es geht darum, die grosse, friedliche Revolution des 20. Jahrhunderts zu Ende zu führen.»

Wenn eine Institution immer wieder daran erinnern muss, wie wichtig sie sei, dann liegt der Verdacht nahe, dass sie im Grunde überflüssig ist. Und man fragt sich: Was machen eigentlich die neun Mitarbeiterinnen beim Gleichstellungsbüro der Stadt Zürich den lieben langen Tag? Und ihre fünf Kolleginnen der kantonalen Fachstelle für Gleichstellungsfragen? Und die fünfzehn Mitarbeiterinnen vom Eidgenössischen Büro für Gleichstellung? Und all die anderen Frauen bei den landesweit einschlägigen 127 Institutionen, 65 Netzwerken und 160 Organisationen, die im Verzeichnis der Schweizerischen Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten aufgeführt sind?

Geschlechtlich korrekte Gesetze


Konkret fassbar ist vorweg ein ansehnlicher Ausstoss an Broschüren, Studien, Communiqués, Vernehmlassungen und Ratgebern. Vernetzung, so ist dort nachzulesen, sei die Basis jeder Frauenförderung (bei Männern würde man von Filz reden). Das alles riecht nach Selbstzweck. Doch wer meint, die Gleichstellerinnen würden lediglich an Konferenzen gehen und zwischen Amtsstuben herumtelefonieren, der denkt zu kurz.

Die wichtigste Mission der Gleichstellerinnen findet weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und kann als Fortsetzung des feministischen Volkserziehungsprojekts verstanden werden: das sogenannte Gender Mainstreaming. Die Gleichstellungsfunktionäre durchleuchten sämtliche Gesetze und Vorschriften als eine Art moralische Instanz auf ihre geschlechtlich korrekte Anwendung. Vordergründig geht es um die Durchsetzung eines Verfassungsartikels, was in einem Rechtsstaat selbstverständlich sein müsste. Ist es auch längst. Doch das Ziel ist viel weiter gesteckt: Über Jahrtausende gewachsene Rollen von Mann und Frau sollen zerschlagen, durch sanfte, aber stete Berieselung sollen die Menschen zu neuen, besseren Menschen umerzogen werden.

Dore Heim, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Zürich, eine dynamische Frau mit jovialen Zügen, ist eine Meisterin in dieser Disziplin. Sie hat ihr Metier als Sekretärin der Medien-Gewerkschaft SJU (heute Comedia) gelernt. Heim erklärt ihre neuste Kampagne gegen «sexistische Werbung» anhand von Beispielen. Der Werbeslogan der Uhrenfirma IWC («Fast so schön wie eine Frau. Tickt aber richtig») etwa sei zwar sexistisch, aber trotzdem akzeptabel, ja vielleicht sogar begrüssenswert, da ironisierend. Problematisch sei dagegen der Spruch «Sicher nichts für Frauenhände – ausser beim Einpacken» (Panasonic), da er ernst genommen werden könnte. Klar verwerflich sei das Inserat eines Autoherstellers, der mit weiblichen Kurven wirbt: Da kein Zusammenhang zum Produkt besteht, werde die Frau als Objekt missbraucht.

Frau Heim möchte keineswegs als schmallippige Zensorin auftreten. Jeder solle selber darauf kommen, was gut und was verboten sei. Denn: «Sexistische Werbung verkauft schlecht.» – Warum dann die Zensur? – Weil es halt immer noch kleine Firmen gebe, die mit handgestrickten Kampagnen operierten. Sie wären demnach vor ihrer eigenen Dummheit zu schützen.

Nur jene Werber, ob Profis oder Amateure, die nicht «freiwillig» spuren, werden durch einen mehrstufigen Kontrollapparat – von der brancheneigenen «Lauterkeitskommission», in der Heim Einsitz hat, über das Hochbaudepartement bis zur Gewerbepolizei, die sie im Zweifel um Rat fragen – ausgebremst. So hat die Stadt Zürich kürzlich ein geplantes Megaposter des Mode-Labels Diesel auf privatem Grund verboten, auf dem das nackte Hinterteil eines Schwarzen zu sehen gewesen wäre, der es andeutungsweise mit drei weissen Frauen treibt. Das Bild ist gemäss Heim diskriminierend, weil es auf angebliche Klischeevorstellungen von afrikanischer Promiskuität anspiele.

Das Beispiel zeigt, dass die Mission der Gleichstellerinnen über den Geschlechterkampf hinausgeht und allerlei andere politische Anliegen verwirklichen will. Neuerdings möchte das Gleichstellungsbüro die Buchhaltungen von Arbeitgebern, welche für die Stadt arbeiten, auf «diskriminierende» Saläre durchleuchten. Damit ein objektiver Vergleich überhaupt möglich ist, müssen die Löhne standardisiert werden, was einem gewerkschaftlichen Uranliegen entspricht. Nicht mehr der freie Markt soll das Salär bestimmen, sondern Gesamtarbeitsverträge.

Ein anderes Kernanliegen mit nebulösem Bezug zur «Gleichstellung» ist die «Männergewalt». Von der Wiege bis zur Bahre soll Frauen vor Augen geführt werden, wie gefährlich das andere Geschlecht ist. Das beginnt mit dem Kurs für Zürcher Primarschüler unter dem Titel «weder Tussis noch Machos». Mädchen lernen hier, wie sie Buben durch einen gezielten Kniestoss in die Weichteile flachlegen, Buben üben derweil, mit ihrer latenten Brutalität umzugehen. Die feministische Nacherziehung findet ihre Fortsetzung an der Maternité im Triemli, wo Patientinnen systematisch nach Gewalterfahrungen ausgefragt werden. In einer späteren Phase soll das Projekt aufs Land hinausgetragen werden.

Man kämpft für eine gute Sache


Ein effizientes Instrument zur nachhaltigen Bewusstseinsförderung ist sodann das «Reglement für sprachliche Gleichstellung», das den geschlechtlich korrekten Sprachgebrauch im Zürcher Beamtenalltag regelt, vom sogenannten «Binnen-I» bis zur «Verwendung von substantivierten Adjektiven und Partizipien bei sog. geschlechtsabtsrahierenden Personenbezeichnungen». Strikte zu vermeiden sind neben «man» auch Pronomen wie «jemand», «niemand», «jeder» und «wer», die «in Anschlusssätzen maskuline Pronomen nach sich ziehen».

Gemäss Abs. 2 im Anhang ist auch inhaltliches Denken Pflicht: «Nennen Sie Frauen zuerst, um auf Ihre Beiträge aufmerksam zu machen.» Und weiter: «Wenn Frauen und Männer explizit angesprochen werden, müssen die Aussagen differenziert formuliert werden.» Wenn beispielsweise von Gewalt die Rede sei, so heisst es dort, sollte das Geschlecht der Täter thematisiert werden. Eine weitere Aufschlüsselung nach Herkunft dagegen ist nicht opportun.

Die sprachlichen Verrenkungen erinnern an die 1930er Jahre, als zur Eindeutschung des völkischen Bewusstseins Bananen zu Schlauchäpfeln und Benzinmotoren zu Verpuffungsbeschleunigern wurden. Dore Heim empfindet den Vergleich als Zumutung – schliesslich kämpft sie für eine gute Sache. Damit lässt sich alles rechtfertigen – bis hin zur Tatsache, dass in jeder Teppichetage mehr Frauen anzutreffen sind als Männer in Gleichstellungsbüros (nämlich keine). Als das Zürcher Gleichstellungsbüro letztmals eine Stelle ausschrieb, meldeten sich auf 160 Frauen zwar vier Männer – doch diese waren gemäss Dore Heim alle schlechter qualifiziert. Das will sie aber keineswegs als Votum gegen Quoten verstanden haben. Schliesslich können sich die Männer beim «Manne-Büro» bewerben.

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