Freitag, 27. Februar 2009

Zur Selbstverletzung einer jungen Brasilianerin

Schwamm drüber?

Ebenso eigenartig wie aufsehenerregend, wie die Dinge abliefen: Eine angeblich schwangere Brasilianerin behauptet, von Rechtsextremen vergewaltigt worden zu sein. Sie habe bei der Untat ihre ungeborenen Zwillinge verloren. Bauch und Beine zeigen, blutig eingeritzt, das SVP-Kürzel. Die Bilder – wer hat sie eigentlich aufgenommen? – gingen innert Stunden rund um die Welt. Unverzüglich war breiter Volkszorn mobilisiert. Die Schweiz wurde in – selbstverständlich gefilmten – «spontanen» Grossdemonstrationen als Hort von Rechtsextremen diffamiert. Und immer wurde das blutige SVP-Kürzel auf dem Bauch der Gemarterten gezeigt. Bis selbst der brasilianische Staatspräsident – eine Kultfigur der Linken – ans Mikrophon eilte.

Alles bloss eine Kette von Zufällen? Und bloss aus Zufall wurde bezüglich der behaupteten Täterschaft das Wörtchen «mutmasslich» so konsequent vergessen? Wehe, wenn Gleiches je einem Bürgerlichen gegen vermutete linke Täterschaft unterlaufen würde...

Doch dann findet eine zuverlässige, den Kopf in keiner Minute verlierende Polizei heraus, dass alles bloss Mache war: Die Vergewaltigung Lüge. Die angebliche Schwangerschaft unwahre Behauptung. Die eingeritzten SVP-Kürzel Selbstverstümmelung. Das ganze, fulminante Anklage-Szenario mit der SVP im Zentrum fiel in sich zusammen. Als Lug und Trug entlarvt.

Und wie reagieren die Medien? Sie postulieren «Schwamm drüber» (Tages Anzeiger, 14. Februar). Sobald die SVP nicht mehr brutalen rechten Tätern zugeordnet werden kann, wird der Öffentlichkeit Desinteresse verordnet. Ob gleich reagiert würde, wenn eine linke Partei in vergleichbarem Ausmass in ähnlich falschen Verdacht geraten wäre? Warum wollen die Medien ganz bewusst nicht erfahren, wie die Täterin zu ihrem Diffamierungsversuch gekommen ist? Wie erreicht wurde, dass der «Fall von Stettbach» innert Stunden zu einem Weltereignis aufgebläht werden konnte? Kam die Täterin wirklich spontan und selber auf die verhängnisvolle Idee? Oder gab es da Einflüsterer, Verführer, die eine naive Ausländerin zu unbedachtem Handeln bewegen konnten, die gleichzeitig über Mittel und Wissen verfügten, ein lokales Verbrechen zu einer weltumspannenden Kampagne aufzublasen? All das soll nur Kette unglücklicher Zufälle sein, über die jetzt zu schweigen sei? Warum darf die Öffentlichkeit über Hintergründe, über eventuelle Drahtzieher des zum Weltereignis aufgeblasenen «Falles Stettbach» nichts erfahren?

Alarmierend, dieser Medien-Versuch, Zusammenhänge, die ans Tageslicht gehören, gezielt zu unterdrücken.

Ulrich Schlüer

Donnerstag, 26. Februar 2009

Ein Insider der Pharmabranche packt aus

"Ich habe Menschen bestochen"

John Rengen hat über dreißig Jahre für die "Globalplayer" in der Pharmabranche gearbeitet. Jetzt packt er aus und gibt einen Einblick in die schmutzige Trickkiste der Pharmaindustrie. Korruption, Bestechung und das Verschwindenlassen von unerwünschten Studienergebnissen gehören zum Geschäft.

INTERVIEW ELKE BRÜSER

taz: Haben Sie früher auch schlecht geträumt?

John Rengen: Nein. Ich habe gut gelebt.

Woher kommen jetzt die Albträume?

Ich war über dreißig Jahre korrupt, habe Menschen bestochen und die Manipulation von Daten gedeckt.

Da sind Sie nicht der Einzige.

Klar. Aber es geht hier um kranke Menschen beziehungsweise um Menschen, die durch diese Präparate erst richtig krank werden oder sich umbringen oder andere gefährden.

Wie meinen Sie das?

Es ist kein Geheimnis, dass Arzneimittelstudien, die schlecht ausgehen, oft nicht veröffentlich werden. Sie werden auch nicht den Behörden vorgelegt, die etwa über die Zulassung eines Medikaments entscheiden. Sie verschwinden einfach in den Schubladen der Firmen.

Fluoxetin kann nicht nur Angst, Nervosität und Schlaflosigkeit herbeiführen, es besteht auch das Risiko von aggressivem Verhalten und konkreten Suizidgedanken, weil depressive Patienten durch den selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer aktiviert werden. Wussten Sie das schon damals?

Ja, solche negative Effekte waren bekannt.

Und die alarmierenden Daten wurden unterdrückt?

Ja. Sie wurden jedenfalls nicht weiter verfolgt, um die Zulassung nicht zu gefährden.

Kürzlich hat der medizinische Informationsdienst "arznei-telegramm" geschrieben, dass eine Pharmafirma acht Studien auf den Weg bringen muss, damit sie zwei positive erhält. Die braucht sie, um die Zulassungsbehörden vom Nutzen ihres neuen Mittels zu überzeugen. Stimmt das?

Im Prinzip ja. Nur dass jedes Land sein eigenes Süppchen kocht. Auch innerhalb der EU werden in den einzelnen Staaten unterschiedliche Kriterien angelegt - trotz einer europäischen Arzneimittelbehörde. Und dennoch schielt die eine Zulassungsbehörde auf die andere.

Was heißt das?

Ich war in Schweden acht Jahre lang Geschäftsführer von Eli Lilly und sollte dafür sorgen, dass Fluoxetin dort auf den Markt kommt. Das war wichtig für die Firma, denn damals war das Mittel nur in Belgien zugelassen. Schweden ist schon wegen des Nobelpreises ein renommiertes Land und die Psychiatrie genoss hohes Ansehen. In Deutschland hatte die zuständige Behörde, damals das Bundesgesundheitsamt, Einwände gegen die Zulassung von Fluoxetin. Gar nicht gut für die Firma.

Was war Ihr Job?

Ich kümmerte mich darum, dass es positiv ausgehende Studien gab. In Schweden reichte es nicht, dass irgendwo auf der Welt solche Studien gemacht worden waren, das nationale Zulassungsprozedere verlangte auch lokale Studien. Welche aus Schweden.

Und was lässt Sie heute schlecht schlafen?

Die Methoden, die ich anwandte. Sie waren damals jedenfalls in Schweden neu. Es war schlicht Bestechung. Ich schloss so etwas wie Freundschaft mit sogenannten Meinungsbildnern oder solchen, die es werden wollten. Und ich brachte sie dazu, Nebenwirkungen in ihren Beiträgen zu unterdrücken und ein positives Votum abzugeben.

Ein leichter Job?

Nicht unbedingt. Aber ich habe Pharmakologie und Medizin studiert. War in jungen Jahren Popsänger und meine Lehrjahre bei Lilly hatten mich zum Genießer gemacht. Ich habe die Fachleute, die wir brauchten, geprofiled: Hobbys, Kinder, Vorlieben der Frau. Das ließ sich alles bedienen. Ich arrangierte Gourmetessen in Nobelrestaurants, am Nebentisch die schwedische Königin, exquisite Weinproben, Symposien in den Tropen. Schweden mögen das. Der Winter ist lang und dunkel. Ich fand die richtigen Jazzkeller, sang auch mal selbst und bezahlte die Prostituierten.

Floss auch Geld?

Ja, auch. Aber in Schweden war die Vermögenssteuer extrem hoch. Da muss man sich auch andere Sachen einfallen lassen. Eine Studie mit guten Resultaten, die hat uns damals etwa 10.000 Dollar gekostet. Das war vor mehr als zwanzig Jahren eine Menge Geld. Und eigentlich nur das Taschengeld, denn der Herr Professor bekam von Lilly auch noch die Zusage für eine Langzeitstudie. Das bringt Geld in die Klinik und nützt dem Renommee.

Kennen Sie das Ergebnis der Studie?

Nein, ich gehe davon aus, dass es keine gibt.

Wurde Fluoxetin in Schweden zugelassen?

Nie.

Dann waren Sie also erfolglos?

Nein, denn ich habe für einen guten Preis gesorgt. Der war dann maßgeblich für andere Länder. Das läuft in Schweden nämlich so: Bereits vor der endgültigen Zulassung verhandelt die Pharmafirma mit der Wirtschaftsbehörde über den zukünftigen Preis des Präparats. Mit 1,20 US-Dollar pro Tagesdosis von 20 Milligramm in der Achtzigerjahren, fiel der ansehnlich aus. Eine gute Verhandlungsbasis für den Konzern auf dem Weltmarkt.

Es hat aber lange gedauert, bis sich Ihr schlechtes Gewissen gemeldet hat.

Leider, sage ich heute. Allerdings habe ich schon früher einiges versucht.

Oder wollen Sie sich rächen, weil Lilly Sie gefeuert hat. Ohne Anerkennung Ihrer Dienste, ohne Rentenansprüche?

Nein, das ist nicht der Grund, obwohl sie mich gelinkt haben. Ich wurde nach Puerto Rico befördert und einen Monat später fristlos entlassen. Das hätte man in Schweden nicht so machen können. Es hätte die Firma sehr viel Geld gekostet.

Warum prangern Sie erst jetzt die Pharmaindustrie an. Sie wussten doch schon früher, dass Gesetze umgangen und gebrochen werden. Auf Kosten von Patienten.

Ich steckte mein halbes Leben in diesem Betrieb. Ich habe auch für Novo Nordisk gearbeitet und von Florida aus europäische Arzneimittelfirmen vertreten. Ich war skrupellos und egozentrisch. Es ging mir nur um meinen Erfolg.

Und jetzt packen Sie aus.

Ich habe angefangen.

Warum?

Mein kleiner Sohn. Ich sehe ihn aufwachsen und sehe die Welt mit anderen Augen.

Also späte Reue? Durch die Unschuld eines Kindes? Oder eine Beichte am Lebensende? Sie haben einen Herzschrittmacher, haben Diabetes und Ihr Sohn könnte Ihr Enkel sein.

Wissen Sie, mir geht es nicht mehr um die Vergangenheit. Ich bin auch kein Nestbeschmutzer. Mir geht es um die Gegenwart und die Zukunft.

Wie das?

Kürzlich stieß ich auf diese Werbung von Lilly in Eltern. Lilly vermarktet auch ein sogenanntes ADHS-Medikament. Gedacht für Kinder, die überaktiv sind und extrem unaufmerksam. Aber so wie Lilly die Anzeigen macht, da werden Eltern erst auf die Idee gebracht, dass ihr Kind - zappelig in der Schule, nicht so erfolgreich wie erwartet, mit den Gedanken oft woanders - ADHS hat. Eli Lilly rückt mit einer Art Fragebogen Verhaltensauffälligkeiten in die Nähe einer Krankheit, für die die Firma eine Pille hat - eine Krankheit, die ich übrigens für eine Erfindung halte. Direkt werben darf sie in Deutschland nicht für ihr Präparat. Das ist hier zum Glück verboten, da das Mittel verschreibungspflichtig ist.

Worauf wollen Sie hinaus?

Da ich weiß, wie Studien zu Psychopharmaka zustande kommen, kann ich nur sagen Vorsicht. Geht mit euren Kindern Fußball spielen oder Schlittschuh laufen, lasst den Fernseher aus und macht bitte nicht den Taxifahrer für sie. Etwa morgens direkt vor der Schule absetzen.

Gibt es Studien, die zeigen, dass sogenannte ADHS-Kinder dann besser klar kommen?

Schön wär's. Aber wer soll die bezahlen? Pharmafirmen?

US-Aussenpolitik weiterhin im Sinne der Neocons

Ein Interview mit dem republikanischen Kongressabgeordneten Ron Paul über den bevorstehenden US-Bankrott und den drohenden Iran-Krieg

von Jihan Hafiz

Bis heute ist aus westlichen Wirtschafts- und Regierungskreisen wenig an grundlegendem Nachdenken über die aktuelle Wirtschaftskrise zu vernehmen. Etwas mehr Ethik, etwas mehr Verantwortungsgefühl, etwas weniger Liberalisierung, etwas mehr Kontrolle – aber im Grunde noch immer in derselben Richtung.
Die Krise fiel nicht vom Himmel, sie wurde seit einigen Jahren vorausgesagt – nichts geschah. Sie hat begonnen – statt grundsätzlicher Überlegungen werden die Kosten den Steuerzahlern der Länder überbürdet, und die Verursacher kassieren noch, ehe das Ganze völlig zusammenbricht.
Solange die Anbindung an die Strippenzieher des desaströsen Finanzsystems nicht gekappt wird, zappelt die Wirtschaft der Völker an deren Gängelband. Oder – und das zeichnet sich an verschiedenen Orten ab – sie lassen dieses System zentralistischer Heilslehren links liegen und beginnen, eigene Alternativen zu entwickeln.
Einer, der schon früh den Warnfinger hob, ist der US-Kongressabgeordnete Ron Paul.Er benennt die ganze Betrugsgrundlage dessen, was sich «Weltfinanzsystem» nennt, das gleichzeitig Ursache der verheerenden Ungerechtigkeiten und katastrophalen Kriege ist. Sein Vorschlag zur Auflösung der Federal-Reserve-Bank (Fed) käme einem Befreiungsschlag gleich und böte einen Ansatz dafür, was für eine neue Finanz- und Wirtschaftsordnung anzudenken wäre.
Nachfolgend drucken wir das Interview des US-amerikanischen Fernsehsenders Press TV mit Ron Paul ab. Obschon bereits am 27. Dezember 2008 ausgestrahlt, hat es nichts an Aktualität eingebüsst. Press TV stellt Paul einleitend vor als «einen konservativen Politiker, der die US-Militärpräsenz in fremden Ländern beenden will, einen Ausstieg der Vereinigten Staaten aus der Uno, der Nato und dem North American Free Trade Agreement Nafta (das Nordamerikanische Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko) fordert und sich dem Internal Revenue Service IRS (der Bundessteuerbehörde der USA) widersetzt. Ron Paul, der für den 14. Distrikt von Texas im Repräsentantenhaus sitzt, glaubt, dass die US-Aussenpolitik reformiert werden muss, um Konflikte in aller Welt zu vermeiden.»

Press TV: Dr. Paul, wir freuen uns, dass Sie uns ein Interview geben. Lassen Sie uns mit der Aussenpolitik beginnen. Wie glauben Sie, wird die neue Regierung mit dem Krieg im Irak umgehen?

Ron Paul: Sie wird das weitermachen, was die alte Regierung begonnen hat. Ich erwarte keine grossen Veränderungen, obwohl der gewählte Präsident Obama versprochen hat, die Truppen im Zeitraum von 16 Monaten nach Hause zu holen, rückt er jetzt wegen des sogenannten Abkommens (mit dem Irak) davon ab. Ich glaube auch nicht, dass er jemals vorhatte, die Aussenpolitik zu ändern. Die Aussenpolitik dieses Landes bleibt immer gleich, ganz egal, ob die Republikaner oder die Demokraten sie machen. Schauen Sie sich an, wie hart George W. Bush im Jahr 2000 Clintons Aussenpolitik wegen zu viel «Nation Building» (Staatengründungen) oder wegen der vielen Interventionen auf der ganzen Welt kritisiert hat, weil die Menschen in den USA das hören wollten. Wenn sie dann gewählt sind, machen sie so weiter wie ihre Vorgänger. Deshalb erwarte ich auch keinen Wandel im Irak. Ausserdem gibt Obama noch nicht einmal vor, dass er zu Afghanistan eine andere Meinung hat. Es kommt auch weniger auf seine Absichten in einzelnen Ländern an, er befürwortet auf jeden Fall weitere Interventionen. Wer etwas bewegen will, muss sich die richtigen Leute dafür aussuchen. Obama hat die gleichen Leute ausgewählt, die auch McCain gefallen hätten. Die Neokonservativen sind begeistert von der aussenpolitischen Arbeitsgruppe, die er sich zusammengestellt hat. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die demokratische Basis, die keinen der Bush/McCain-Politik wollte, darüber gewaltig aufregen wird – wahrscheinlich wird das schon sehr bald geschehen.

Wie schätzen Sie die Situation in Afghanistan ein?

Die Kämpfe werden weitergehen, auch weil es in dieser Woche den schweren Fehler mit dem getöteten afghanischen Polizisten gegeben hat. Aber genauso fatal sind die Übergriffe auf Pakistan, bei denen viele unschuldige Menschen umgebracht werden – wobei man vorgibt, das sei keine grosse Sache. Aber es ist eine schlimme Sache, weil dadurch die Randgebiete (Afghanistans) ebenfalls radikalisiert werden. Ich glaube nicht, dass die pakistanische Regierung so dumm sein wird, sich auf einen Krieg mit Indien einzulassen. Aber es ist gleichgültig, um welche Gesellschaft und um welches Land es sich handelt, es gibt immer eine Gruppe, die radikalisiert werden kann, wenn sie entsprechend motiviert wird. Dabei werden immer mehr unschuldige Zivilisten getötet – unter dem Vorwand, das seien ja Terroristen, die wir haufenweise umbringen. Wie will man das wissen? Wurden sie vorher festgenommen und verhört? Deshalb glaube ich, dass diese ganze Entwicklung sehr schlimm ist, und ich verurteile sie auch aus unserem eigenen Interesse, weil sie nach meiner Meinung vor allem schlecht für Amerika ist. Wenn wir so weitermachen, wird das nur immer mehr Geld und Leben kosten. Ausserdem wird es nur wahrscheinlicher, dass es auch bei uns zu Hause eines Tages einen terroristischen Anschlag geben wird. Wir bieten zwar dort drüben leicht angreifbare Ziele. Aber sie können auch hier zuschlagen. Wir sollten nicht glauben, Terroristen seien nicht dazu motiviert; wir sollten uns aber auch fragen, warum sie dazu motiviert sind.

Rechnen Sie mit mehr Luftangriffen auf Gebiete im souveränen Pakistan?

Da ist kein Ende abzusehen. Ich glaube, dass auch Obama damit fortfährt, weil meiner Meinung nach Aussenpolitik über die Köpfe der politischen Parteien hinweg gemacht wird. Unsere politischen Parteien haben da nicht viel mitzureden. Deshalb erwarte ich, dass die Angriffe weitergehen werden. Bedauerlicherweise wird Obama auch knallhart mit Iran umspringen. Er hat zwar angekündigt, er werde zunächst einige Gespräche mit den Iranern führen, aber das heisst nicht, dass es nicht zu einer Blockade Irans kommen wird. Nach Obamas Auffassung haben die USA die moralische Verpflichtung, Iran zu stoppen, wenn auch nur die entfernteste Möglichkeit besteht, dass es sich (Atom-)Waffen verschafft. Nun, haben wir Pakistan gestoppt? Haben wir Indien gestoppt? Haben wir Israel daran gehindert, eine (Atom-)Waffe zu bauen? Warum ist das (bei Iran) so eine grosse Sache? Aber Obama hat sich festgelegt, als er über Aussenpolitik vor den Internationalisten geredet hat – vor den Hintermännern der Demokratischen Partei und der Republikanischen Partei.

Das gleiche Lügenstrickmuster wie damals beim Irak
Erst vor einem Jahr wurden in der National Intelligence Estimate NIE (in der gemeinsamen Einschätzung aller US-Geheimdienste) die Behauptungen zurückgewiesen, Iran sei dabei, eine Atomwaffe herzustellen. Und jetzt gibt es trotzdem in Washington wieder viel Gerede über einen Krieg (gegen Iran). Warum ist das so?

Nun ich denke, dafür gibt es eine Menge Gründe. Öl ist sicher ein wichtiger Grund. Dazu gehört auch die Einstellung der Neokonservativen, wir sind die Guten und sagen den anderen, was sie zu tun und zu lassen haben. Und Israel steckt sicher auch dahinter. Einige Leute sind ehrlich davon überzeugt, «dass die Iraner böse Menschen sind, die uns bombardieren wollen». Es ist also ein ganzes Bündel von Gründen wie damals, als es gegen die Iraker losging. Mit einer Menge Falschinformationen versucht man Emotionen zu schüren. Das amerikanische Volk will das aber alles nicht mehr. Deshalb hat ja auch der Kandidat gewonnen, der viel vom Frieden geredet hat. Obama war eigentlich der (erhoffte) Friedenskandidat. Er hat den Eindruck erweckt, er wolle weniger Interventionen, aber das zählt jetzt nicht mehr. Wenn es um konkrete Politik geht, bleibt immer alles beim alten. Aber der Bankrott unseres Landes könnte die Rettung sein. Wir werden uns das (diese Kriege) kaum noch leisten können. Auch die Sowjets muss­ten damals Afghanistan aufgeben, weil ihnen das Geld ausging und ihr System scheiterte. Wenn auch unser System scheitert, könnte das unser Glück im Unglück sein.

Erwarten Sie, dass die kommende Regierung ihre Politik im israelisch-palästinensischen Konflikt ändern wird? Denken Sie, dass (ein Eingehen auf) die Hamas ein Teil der Lösung sein könnte?

Hier erwarte ich keine nennenswerten Änderungen. Obama wird auch nicht mehr Verständnis für die Palästinenser haben. Vielleicht legt er einige Lippenbekenntnisse ab, aber wenn Israel etwas nicht passt, wird das auch nicht passieren.

Die Fed auflösen
Lassen Sie uns über die Wirtschaft reden. Warum haben Sie ihren Antrag zur Auflösung der Federal-Reserve-Bank (der US-Notenbank) eingebracht?

Weil die Federal Reserve eine Zentralbank ist, die nach unserer Verfassung illegal, nicht autorisiert und deshalb wertlos für uns ist. Sie fügt uns nur Schaden zu, weil sie Geld aus nichts als heisser Luft macht. Sie betreibt nur legalisierte Falschmünzerei. Ich möchte diese Einrichtung abschaffen, weil ich es als Mensch, der die persönliche Freiheit schätzt, einfach ablehne, dass sie Regierungen Handlungsspielräume eröffnet, für die diese keine Verantwortung übernehmen müssen. In einer freien Gesellschaft mit gesundem Geld müssen Ausgaben (der Regierung) über Steuern finanziert werden, und jeder weiss, was läuft. Wenn aber eine Bank insgeheim Geld aus heisser Luft macht, kann die Regierung das Volk und den Kongress umgehen und jederzeit Kriege anzetteln, ohne dafür haftbar gemacht werden zu können.
Sehen Sie, wenn alles, was wir im Ausland anrichten, mit den Steuergeldern der Amerikaner bezahlt werden müsste, wäre der Spuk in einigen Wochen vorbei, weil wir das Geld dafür einfach nicht haben. Wenn man aber jederzeit die Geldmenge aufblähen kann, bleibt man immer zahlungsfähig, obwohl die Preise steigen. Wir hatten das Glück, dass der Dollar bisher die Leitwährung war und haben deshalb nicht besonders unter der Inflation gelitten. Die Federal Reserve unterstützt die Willkür der Regierung, ist ausserdem illegal und moralisch verwerflich. Einzelpersonen ist das Geldfälschen verboten. Warum erlauben wir einer Bank, insgeheim Falschgeld zu produzieren? Es gibt viele Gründe, eine Zentralbank abzuschaffen, die uns so viel Schaden zufügt. Anfangs verspricht der Kreislauf, den die Regierung durch die Inflationierung der Währung in Gang setzt, einige Vorteile, weil die Leute glauben, sie würden ständig reicher, aber dieser Eindruck entsteht nur vorübergehend. Weil jetzt der Markt zusammenbricht, erkennen wir, dass es keine besonders gute Idee war. Es war nur eine Blase. Jetzt beginnen die Blasen der Federal Reserve zu platzen, und die grösste Blase, die nicht mehr am Platzen zu hindern ist, wird die Dollar-Blase sein. Wir sind jetzt auf der ganzen Welt mit Billionen Dollars verschuldet, und der Dollar wird das nicht mehr lange durchstehen, weil die Welt bald keine Dollars mehr annehmen wird. Wir selbst werden höhere Zinsen und höhere Preise zahlen müssen, und unser Land wird sehr viel ärmer sein.

«Ich halte mich an die Verfassung»
Warum werden Sie immer als hartnäckiger Verfechter unserer Verfassung angesehen?
Weil ich das bin, ich halte mich an die Verfassung. Und es ist eine bewährte Einstellung, sie wörtlich zu nehmen. In Artikel 1 Abschnitt A steht, was erlaubt ist (die Aufgaben der gesetzgebenden Gewalt), und in den Zusätzen 9 und 10 wird gesagt, dass alles, was (der Bundesregierung) nicht ausdrücklich erlaubt ist, auch nicht getan werden darf. Die Regierungsgewalt sollte primär von lokalen Gremien ausgehen, und obwohl wir uns in den letzten hundert Jahren sehr weit von diesem Grundsatz entfernt haben, glaube ich, dass das eine gute Idee war. Die Gründerväter haben in der Verfassung wichtige Grundsätze festgelegt; sie wollten die Regierungsgewalt auf die einzelnen Staaten aufteilen und nur wenige Dinge zentral regeln, wie zum Beispiel eine stabile Währung und den freien Handel. Ich glaube, das war eine gross­artige Idee. Darauf haben wir alle einen Eid geleistet, aber fast alle anderen ignorieren sie. Ich habe nicht geglaubt, dass sich noch viele Menschen in diesem Land dafür interessieren. Zu meiner Überraschung habe ich aber während des Wahlkampfs festgestellt, dass dies nicht der Fall ist. Als die Menschen mir sagten, sie hielten das dezentrale Regieren für eine gute Idee und hätten schon lange darauf gewartet, dass jemand darüber spricht, hat mich das sehr ermutigt. •

Quelle: Press TV vom 27.12.08; www.presstv.com/detail.aspx?id=79644§ionid=3510302; deutsch bei: Luftpost – Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein, LP 002/09 – 2.1.2009

Antrag zur Abschaffung des Board of Governors des Federal-Reserve-Systems und der Federal-Reserve-Banken
HR 833 IH
111th Congress
1. Sitzungsperiode
H. R. 833
Abschaffung des Board of Governors des Federal-Reserve-Systems und der Federal-Reserve-Banken, Aufhebung des Federal-Reserve-Gesetzes und für weitere Vorhaben.
Im Repräsentantenhaus
3. Februar 2009
Herr Paul hat den nachfolgenden Gesetzentwurf eingebracht, auf den das Committee on Financial Services Bezug genommen hat.

Gesetzentwurf
zur Abschaffung des Board of Governors des Federal-Reserve-Systems und der Federal-Reserve-Banken, Aufhebung des Federal-Reserve-Gesetzes und für weitere Vorhaben.
Der Senat und das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika, versammelt im Kongress, mögen folgendes Gesetz erlassen:
Teil 1. Kurzbezeichnung.
Dieses Gesetz soll als «Gesetz zur Abschaffung des Federal Reserve Board» bezeichnet werden.
Teil 2. Abschaffung des Federal Reserve Board.
(a) Allgemeines – Mit Wirkung ab dem Ende eines Jahres nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes sind das Federal-Reserve-System und alle Federal-Reserve-Banken hiermit abgeschafft.
(b) Aufhebung des Federal-Reserve-Gesetzes – Mit Wirkung ab dem Ende eines Jahres nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes wird das Federal-Reserve-Gesetz hiermit aufgehoben.
(c) Abwicklung –
(1) Management während der Auflösungsperiode – In dem Jahr, das in dem Unterabschnitt (a) erwähnt ist, erledigt der Vorsitzende des Board of Governors des Federal-Reserve-Systems folgende Aufgaben:
(A) Er wird, einzig zum Zweck der abschliessenden Abwicklung der Geschäfte des Federal-Reserve-Systems und der Federal-Reserve-Banken –
(i) die Angestellten des Board und aller Federal-Reserve-Banken führen, die Auszahlung der Kompensationszahlungen und Vergünstigungen dieser Angestellten, die fällig werden, bevor die Stelle des jeweiligen Angestellten wegfällt, sicherstellen und
(ii) die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten des Board und der Federal-Reserve-Banken verwalten, bis diese Vermögenswerte und Verbindlichkeiten liquidiert oder von dem Finanzministerium in Übereinstimmung mit diesem Unterabschnitt übernommen sind, und
(B) er kann alles weitere unternehmen, was notwendig ist, um die Angelegenheiten des Board und der Federal-Reserve-Banken abschliessend zu regeln, dies allerdings nur mit Zustimmung des Finanzministers.
(2) Liquidation der Vermögenswerte –
(A) Allgemeines – Der Direktor des Office of Management and Budget wird alle Vermögenswerte des Board und der Federal-Reserve-Banken so schnell wie möglich ordentlich so liquidieren, dass dem Finanzministerium ein grösstmöglicher Erlös zufliesst.
(B) Übertragung auf das Finanzministerium – Nach Erfüllung aller gegen das Board und die Federal-Reserve-Banken bestehenden Forderungen, die der Direktor des Office of Management and Budget akzeptiert, und nach dem Rückkauf der Aktien der Federal-Reserve-Banken von den Aktionären wird der Nettoerlös aus der Liquidation gemäss Unterabsatz (A) auf das Finanzministerium übertragen und den allgemeinen Haushaltsmitteln zugeschlagen.
(3) Übernahme von Verbindlichkeiten – Alle zum Zeitpunkt der Abschaffung dieser Institutionen noch offenen Verbindlichkeiten des Board of Governors des Federal-Reserve-Systems und der Federal-Reserve-Banken, einschliesslich der Verbindlichkeiten für Ruhestandsgelder und andere Vergünstigungen früherer leitender und einfacher Angestellter des Board oder der Federal-Reserve-Banken nach den Renten- und Vergünstigungsregelungen des Board und dieser Banken, werden zu Verbindlichkeiten des Finanzministeriums und werden aus den Beträgen gezahlt, die entsprechend dem vorstehenden Unterabsatz (2) in die allgemeinen Haushaltsmittel eingestellt worden sind. Diese Mittel werden hiermit für diesen Zweck freigegeben, bis alle vorgenannten Verbindlichkeiten erfüllt sind.
(d) Bericht – 18 Monate nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes müssen der Finanzminister und der Direktor des Office of Management and Budget dem Kongress gemeinsam Bericht erstatten. Der Bericht muss eine detaillierte Beschreibung der Massnahmen beinhalten, die zur Umsetzung dieses Gesetzes ergriffen wurden, sowie der zum Zeitpunkt der Erstattung des Berichts noch nicht erledigten Massnahmen und ungelösten Fragen, die mit dieser Umsetzung zusammenhängen.

Der revolutionäre Plan, die amerikanische Gesellschaft für die Wall Street arbeiten zu lassen
Wie kam es zum F.D.R.-System?
«Die Elite der Finanzwelt hatte sich (im November 1910) auf eine 800 Meilen lange Reise begeben, die sie […] schliesslich in die kleine Stadt Brunswick in Georgia (führte). […] Eine dieser (Sealand-)Inseln, gleich vor der Küste des Städtchens Brunswick gelegen, war erst kürzlich von J.P. Morgan und einigen seiner Geschäftspartnern erworben worden […]. Diese Insel hiess Jekyll Island.» (S. 23)
«Die sieben Männer, die an dem geheimen Treffen auf Jekyll Island teilnahmen, wo das Federal-Reserve-System entworfen wurde, repräsentierten etwa ein Viertel des Reichtums der gesamten Welt.» (S. 42) «Hier waren die Vertreter der weltweit führenden Banken-Konsortien versammelt: Morgan, Rockefeller, Rothschild, Warburg und Kuhn-Loeb.» (S. 28)
«Ihnen allen war bekannt, dass die Lösung dieser Probleme (Konkurrenz unter den Banken und Geldreserve) in einem Kartell-Mechanismus zu finden war, der in Europa ersonnen und bereits in ähnlichen Situationen ausprobiert worden war. Wie bei allen Kartellen, musste dieses Vorhaben von der Gesetzgebung vorgegeben und durch die Kraft der Regierung unter dem Vorwand, die Bürger schützen zu wollen, erhalten werden. Also war die wichtigste Aufgabe […]: Wie konnte man den Kongress überzeugen, dass das Vorhaben (die Gründung eines Bankenkartells) ein Mittel zum Schutz der Öffentlichkeit war?» (S. 33)
«Die Teilnehmer des Treffens vertraten finanzielle Institutionen der Wall Street und indirekt auch solche Europas. Der Grund der Geheimhaltung war recht einfach. Wäre durchgesickert, dass rivalisierende Fraktionen eines Bankwesens dabei waren, sich zusammenzutun, wäre die Öffentlichkeit von der drohenden Einschränkung des freien Wettbewerbs aufgeschreckt worden. […] Was schliesslich dabei herauskam, war ein Kartellabkommen mit fünf Zielen: die wachsende Konkurrenz der neuen Banken in Schach zu halten; die Konzession zu erlangen, Geld praktisch aus dem Nichts heraus für Darlehen zu drucken; die Kontrolle über die Reserven aller Banken zu erlangen, so dass die leichtsinnigeren Banken nicht der Gefahr von Währungsabflüssen und Bankenstürmen ausgesetzt wären; den Steuerzahler für die unvermeidlichen Verluste des Kartells heranzuziehen; und schliesslich den Kongress davon zu überzeugen, dies alles diene nur der Öffentlichkeit.» (S. 41)
«Warburgs revolutionärer Plan, die amerikanische Gesellschaft für die Wall Street arbeiten zu lassen, war verblüffend einfach. […] Das Federal-Reserve-System ist ein legalisiertes privates Monopol des Geldvorrates zum Wohle einiger weniger unter dem Vorwand, das öffentliche Interesse zu fördern und zu schützen.» (S. 40; Zitat im Zitat; zitiert wird aus Sutton, Antony, «Wall Street and F.D.R.», S. 94)

Und so arbeitet das F.D.R.-System
«Nur eine geringe Summe dieses Geldes (das der Staat für Projekte bereitstellt) stammt aus Steuern. Der grösste Teil wird aus dem Federal-Reserve-System generiert. Sobald die neugeschaffene Geldmenge zu den Banken zurückkehrt, fliesst sie rasch zurück in die Wirtschaft, wo sie sich mit dem im Umlauf befindlichen Geld vermischt und dessen Wert verwässert. Das Ergebnis sind steigende Preise, die jedoch nichts anderes bedeuten als eine Senkung des Werts des Dollars.» S. 51

Und dies sind (u.a.) seine Wirkungen
«Seit seiner (des Federal-Reserve-Systems) Gründung hat es die Zusammenbrüche von 1921 und 1929 mit ansehen müssen, ebenso die grossen Depressionen von 1929 und 1939, die Rezessionen von 1953, 1957, 1969, 1975 und 1981, den ‹Schwarzen Montag› der Börse 1987 und eine Inflation von insgesamt 1000 Prozent, die 90 Prozent der Kaufkraft des Dollars vernichtete. […] 1990 benötigte jemand ein jährliches Einkommen von 10 000 Dollar, um sich das leisten zu können, was 1914 nicht mehr als 1000 Dollar gekostet hätte. Dieser unglaubliche Wertverlust wurde stillschweigend auf die Bundesregierung transferiert in Form von versteckten Steuern, und das Federal-Reserve-System diente als Mechanismus, mit dem dies bewerkstelligt wurde.» (S. 37–38)

alle Zitate aus Griffin, G. Edward, «Die Kreatur von Jekyll Island – Die US-Notenbank Federal Reserve – Das schrecklichste Ungeheuer, das die internationale Hochfinanz je schuf», Jochen Kopp Verlag, deutschsprachige Ausgabe von 2006, 1. Auflage

Mittwoch, 25. Februar 2009

"Holocaust-Leugnung" - das Gedankenverbrechen des 21. Jahrhunderts

RÜCKKEHR AUS ARGENTINIEN

Aufregung in Heathrow: Holocaust-Leugner Richard Williamson ist nach der Ausweisung aus Argentinien in London gelandet. Der 68-Jährige stieg aus dem Flugzeug, lächelte, ignorierte hartnäckig Nachfragen von Reportern - und brauste in einem silberfarbenen Landrover davon.

London - Andrang im Terminal 5 am Londoner Flughafen Heathrow: Um kurz nach 7 Uhr war der Flieger der British Airways aus Buenos Aires gelandet. An Bord der Maschine war der konservative Geistliche Williamson, der nach dem Skandal um seine öffentliche Holocaust-Leugnung von der argentinischen Regierung aufgefordert worden war, das Land zu verlassen.

Vor dem Ausgang waren Kameraleute von CNN, BBC, Sky News und dem ZDF in Stellung gegangen - und die Sicherheitsmaßnahmen angesichts des Getümmels offenbar verschärft worden: Polizisten mit Gewehren bewachten die automatischen Türen. Ein orthodoxer Jude, der an einer Absperrung lehnte, wurde von der Polizei zur Seite genommen, seine Papiere überprüft. "Ich warte bloß auf meine Familie aus New York", sagte der Mann.

Eine blonde Frau gab Interviews. Sie sei hier, um Williamson Rechtsbeistand anzubieten, falls er verhaftet werde, sagte sie und verteilte Visitenkarten an die Reporter.

Die Erwartung erwies sich jedoch als unbegründet. Williamson erschien kurz vor 8 Uhr, umschwirrt von Fotografen, die sich Zugang zum Sicherheitsbereich verschafft hatten. Eskortiert von rund zehn Polizisten und Sicherheitsleuten eilte er durch die Halle zum Ausgang, die Kameras stets im Gesicht.

"Stehen Sie zu dem, was sie gesagt haben, Sir?", brüllten die Reporter. Doch wie bereits beim Einchecken in Buenos Aires am Tag zuvor sagte der Bischof kein Wort. Nur ein Lächeln umspielte seine Lippen. Dann stieg er in einen silberfarbenen Landrover Freelander und fuhr davon.

Die Regierung seiner Wahlheimat Argentinien hatte Williamson wegen "Unregelmäßigkeiten" in seinem Visumsantrag und der Leugnung des Holocausts ultimativ zum Verlassen des Landes gedrängt. Bei seinem Abflug aus Argentinien hatte Williamson sich mit einer dunklen Sonnenbrille und einer schwarzen Baseballkappe getarnt und Journalisten gegenüber die Faust geballt.

Der Bischof der erzkonservativen Pius-Bruderschaft hatte in einem Interview behauptet, dass in Nazi-Lagern nicht sechs Millionen Juden umgebracht wurden, sondern maximal 300.000, davon allerdings keiner in Gaskammern. Einer Aufforderung des Papstes, seine Aussagen zu widerrufen, widersetzte sich Williamson. Er müsse erst die "Tatsachen" neu untersuchen, sagte er.

Rechtliche Bedenken gegen die Einreise Williamsons nach Großbritannien gab es nicht, denn hier ist die Leugnung des Massenmordes an Juden in Deutschland nicht strafbar. "Er ist ein britischer Bürger und hat sich hier nicht strafbar gemacht", erklärte ein Sprecher des Innenministeriums in London vor der Einreise." Der Präsident der britischen Holocaust Educational Trust, Lord Janner, sagte: "Es wäre sehr viel besser, wenn er nicht hier wäre. Aber da er britischer Bürger ist, kann das nicht verhindert werden."

Die Pius-Bruderschaft hatte sich zwar von Williamsons Äußerungen zur Judenvernichtung während der Nazi-Zeit distanziert. Allerdings werden auch der Bruderschaft antisemitische und antijudaistische Tendenzen vorgehalten. Die Londoner Pius-Bruderschaft wollte sich zunächst nicht zu Williamson äußern. Die Zentrale der Pius-Bruderschaft im Schweizer Menzingen teilte mit, dass man nicht sagen könne, wo Williamson am Ende hinreisen werde. Die Leitung der Priesterbruderschaft habe ihm dies offengelassen.

Sonntag, 22. Februar 2009

Die Gleichschaltung der Medien

Wer etwas über dem Zustand der Zeitungen erfahren will, muss nur die Inserateseiten abzählen. Die Weltwoche hat ca. 6 Seiten, plus ein paar Werbebeilagen, die immer gleich herausfallen. Plusminus 120′000 Fr. Einnahmen pro Ausgabe. Manchmal sind es auch weniger.Noch lustiger ist das Hobby beim Tagesanzeiger. Ausser dem Staat mit seinen übergrossen Subventions-Stelleninseraten und den staatlich gesponserten Hilfswerken inseriert da kaum noch wirklich einer.

Hinter den Kullisen läuft eine intensive Diskussion, ob Print überhaupt noch Zukunft hat. Im Internet kann man alles längst kostenlos lesen, gerade in der Schweiz, wo der “Qualitätsjournalismus” nicht etwa Information ist, sondern auf das Papier gepinkelte linke Propaganda. Richtig dramatisch verläuft die Diskussion in den USA. Dort verschwinden Printmedien gleich reihenweise - und nicht etwa Provinzblätter. Selbst die New York Times weiss nicht mehr weiter.

Bizarre Geschäfsmodelle werden ausprobiert. So erscheinen einige Zeitungen nur noch an einigen Wochentagen auf Papier, an dern anderen nur noch im Internet. Einige versuchen sich mit Bezahlmodellen, verlangen also Geld, wenn man den Artikel lesen will. Wenn es nach der Einbildung der hiesigen Journalisten ginge, wäre das das richtige Modell. Doch umzusetzen hat sich das noch keiner getraut: wer würde schon etwas für einen Artikel im Tagi oder in der NZZ bezahlen?

In einem sind sich alle Zeitungen einig: die Zukunft liegt im Internet und entsprechend verpulvern sie ihren letzten Notgroschen in dieses Projekt. Doch Geld verdienen sie damit nicht. Inserieren will auch dort kaum jemand und wenn, dann nur für kleines Geld.

Subventionen via Inserate

Faktisch versucht der Staat mit absolut überflüssigen Stelleninseraten die Zeitungen am Leben zu erhalten. Er weiss auch warum: die Presse ist damit gleichgeschaltet. Das hindert ihn aber nicht daran, die “Meinungsvielfalt” in der Schweiz zu preisen, eine russische Meinungsvielfalt bestenfalls.

Schon allein so kann Printjournalismus nicht funktionieren. Fühlte man sich früher von den Behörden veräppelt, schrieb man einen Brief an die Lokalzeitung und die machte die klassische Story daraus: kleiner Bürger gegen Bürokraten. Doch das ist heute undenkbar. Die Bürokraten sind ja die Guten und so muss das Printmedium eher etwas über einen renitenten Bürger und Querulanten schreiben, der sich getraut, etwas gegen die selbstlosen Behörden zu sagen.

Gerade in der Schweiz hat dieser Art von Journalismus Tradition. Behördlichen Skandale werden vertuscht, kleingeschrieben oder verwedelt, wie das Beispiel Ausländergewalt und Sozialmissbrauch zeigt.

Wir werden den Printjournalismus nicht vermissen, umso schneller er verschwindet, umso besser für unser Land.

Samstag, 21. Februar 2009

Konkordate - Die Zerstörung des Föderalismus

Undemokratische Konkordate
Schluss mit Aushöhlung der Kantonsautonomie
Von Lieni Füglistaller, Nationalrat, Rudolfstetten-Friedlisberg AG

In der Staatspolitischen Kommission des Nationalrates (SPK) fand eine parlamentarische Initiative eine Mehrheit, welche die undemokratische Aushöhlung der Kantonsautonomie durch die Allgemeinverbindlicherklärung von interkantonalen Verträgen aufheben will.

Die Parlamentarische Initiative verlangt die ersatzlose Streichung des Artikels 48a der Bundesverfassung. Dieser Artikel legt fest, dass durch einfachen Bundesbeschluss interkantonale Verträge, also so genannte Konkordate, für alle Kantone «allgemeinverbindlich» werden, oder sich Kantone an einem solchen Konkordat, beziehungsweise an einem definitiv ausgehandelten Vertragsentwurf, beteiligen müssen. Im Bundesgesetz über den Finanz- und Lastenausgleich (FiLaG) sind die Einzelheiten und das Verfahren geregelt.

Das Gesetz schreibt im Wesentlichen vor, dass auf Antrag von 21 Kantonen die Bundesversammlung eine interkantonale Rahmenvereinbarung «allgemeinverbindlich» erklären kann, beziehungsweise, dass achtzehn Kantone verlangen können, dass ein interkantonaler Vertrag in den erwähnten neun Aufgabenbereichen «allgemeinverbindlich» erklärt wird. Durch einfachen Bundesbeschluss kann die Bundesversammlung wiederum auf Antrag von einer definierten Anzahl Kantone, einen oder mehrere Kantone zu einer Beteiligung an einem entsprechenden Abkommen verpflichten.

Diese Idee fand ursprünglich mit der Entwicklung des neuen Finanzausgleichs (NFA) ihren Durchbruch, weil man damals befürchtete, dass einzelne Kantone sich gewissen Lasten entziehen könnten, indem sie sich nicht an entsprechenden interkantonalen Verträgen beteiligten. Der Art. 48a der Bundesverfassung wird mittlerweile aber über den Finanzausgleich hinaus «missbraucht». Er kommt plötzlich dort zur Anwendung, wo Kantone möglichst rasch und ohne Volksabstimmung zur Beteiligung an interkantonalen Verträgen verpflichtet werden können.

Verträge unter den Kantonen

Im Rahmen von Artikel 48 der Bundesverfassung sind die Kantone befugt, untereinander Verträge abzuschliessen. Diese Verträge, in der Umgangssprache eben Konkordate genannt, stellen die Hauptform der Zusammenarbeit unter den Kantonen dar und haben Vorrang vor kantonalem Recht. Konkordate stehen also, einmal von den Kantonsparlamenten verabschiedet, über dem Zugriff durch das Kantonsparlament oder dem Stimmvolk.

Anders formuliert: Ist ein Kanton erst einmal bei einem Konkordat dabei, kann sein Kantonsparlament oder sein Stimmvolk den Inhalt des Konkordats nichts mehr mitbestimmen. Und noch schlimmer: Selbst wenn der Beitritt zu einem Konkordat von einigen Kantonen abgelehnt wird, müssten diese trotzdem mitmachen, sofern eine festgelegte Anzahl anderer Kantone dem Konkordat zustimmen. Dieser Kontrahierungszwang und die zentralistische Auslegung widersprechen der direkten Demokratie, dem Föderalismus und sind alles andere als liberal.

Zwischen 1848 und 2003 haben die Kantone 733 Konkordate über verschiedenste Bereiche unterzeichnet. Doch die meisten dieser Konkordate sind nur wenige Jahre alt. Ein Drittel davon wurde in den letzten zehn Jahren abgeschlossen. Und seit 2003 explodiert die Zahl der Konkordate.

Ohne Volksmeinung

Diese Konkordate haben zwar praktisch die gleiche Gültigkeit und Qualität wie ein Bundesgesetz, doch kommen diese interkantonalen Verträge auf ganz anderem Wege zustande. Sie werden gemacht ohne das Volk zu fragen. Dieses kann ein solches Konkordat höchstens mit einem Referendum bekämpfen. Ebenfalls fraglich ist es, wenn die Exekutive, also die Regierungsräte, plötzlich die Arbeit des Kantonsparlaments (Legislative) ausüben und Verträge machen, die Gesetzescharakter haben. Oftmals haben weder das Bundesparlament noch kantonale Parlamente Kenntnisse von den gesetzgeberischen Bestrebungen der verschiedensten Konferenzen der kantonalen Exekutiven. Das rüttelt an den Grundsäulen der direkten Demokratie.

Wir schaffen damit eine eigentliche vierte Ebene in unserer Demokratie, nebst Gemeinden, Kantonen und dem Bund. Diesen Trend, welcher gerne mit dem Schutzmantel des kooperativen Föderalismus versehen wird, ist deutlich festzustellen. Die Konferenz der Kantonsregierungen (KdK) und die Fachdirektoren-Konferenzen weiten ihre Tätigkeit ständig aus. So entsteht schleichend eine neue Staatsebene – quasi ein verfassungsfreier Raum. Die KdK tritt immer häufiger als «Stimme der Kantone» auf, ohne eigentliche demokratische Legitimation, engagiert sich in Abstimmungskämpfen und hat ein eigenes, schön angeschriebenes «Haus der Kantone» hier in Bern. Die verschiedenen Fachdirektionen beschäftigen mittlerweile über zweihundert Personen, haben eigene Budgets, bestimmen die Mitgliederbeiträge selber, usw.

So ist auch die Staatspolitische Kommission des Nationalrats (SPK) zum Schluss gekommen, dass dieses neue Instrument quer in der föderalistischen Landschaft der Schweiz steht, in der jeder Kanton gleichberechtigt ist und nicht einem Kanton der Wille der anderen aufgezwungen werden sollte. Ist eine gesamtschweizerische Lösung eines Problems erforderlich, ist der ordentliche, demokratisch legitimierte Weg der Gesetzgebung zu beschreiten.

Lieni Füglistaller

Freitag, 20. Februar 2009

Wenn Neuroleptika das bewirken, was sie angeblich verhindern sollen

Behandlungsergebnis Selbsttötung. Suizidalität als mögliche Wirkung psychiatrischer Psychopharmaka

Depressionen können durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden: Psychosoziale und politische Umstände, neurologische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Altersabbauprozesse, Viren, toxikologische Substanzen, Medikamente, Psychopharmaka und vieles mehr. Mediziner befassen sich vor allem mit organisch oder vermeintlich organisch bedingten Depressionen, gegen die sie in aller Regel Psychopharmaka und Elektroschocks einsetzen. Dass insbesondere eine Vielzahl von Psychopharmaka, die sie verabreichen, Depressionen und Suizidalität bewirken und verstärken können, fällt ihnen schwer zu akzeptieren. Dabei wird in der medizinischen und pharmakologischen Fachliteratur häufig über die depressionsverursachende Wirkung von Psychopharmaka berichtet. Speziell Neuroleptika, sogenannte antipsychotische Medikamente, lösen häufig Depressionen aus.

Psychopharmaka-assoziierte Depressionen und Suizidalität

Neuroleptika wirken durch eine Blockade speziell des Nervenimpulsüberträgerstoffs Dopamin mit dem Ergebnis, dass sich ein mehr oder weniger subtiles Parkinsonoid einstellt. Dies ist der Symptomenkomplex der Parkinsonkrankheit, charakterisiert durch gebeugten Gang, Muskelzittern und verwaschene Sprache. Ein Parkinsonoid entsteht regelhaft durch die Dopaminblockade. Das Erscheinungsbild des Parkinsonoids ist jeweils dasselbe, sei es durch Altersabbauprozesse, Bleivergiftung oder Neuroleptika hergestellt. Die Potenz der Neuroleptika ist definiert durch ihre Kraft, ein Parkinsonoid auszulösen; es handelt sich also nicht um eine unerwünschte Nebenwirkung, sondern um die von Psychiatern definierte therapeutische Hauptwirkung.

Das Parkinsonoid, primär eine Erkrankung des Bewegungsapparats, beinhaltet Veränderungen auch auf der psychischen Ebene. Neurologen definieren diese als Parkinsonpsyche. Sie ist ein gesetzmäßig mit dem Parkinsonoid einhergehender Symptomenkomplex, der sich von Apathie und Willenlosigkeit über Depression und Suizidalität bis hin zu Verwirrtheits- und Delirzuständen erstreckt (Fünfgeld 1967, S. 13ff). Auf die Parallelität zwischen emotionaler parkinsonbedingter Abstumpfung nach einer Hirnerkrankung und emotionaler Abstumpfung im Rahmen der Neuroleptikawirkung wies der deutsche Psychiater Hoimar von Ditfurth schon 1955 nach den ersten Verabreichungen des Neuroleptikaprototyps Chlorpromazin (im Handel u.a. als Largactil, Megaphen und Propaphenin) hin:

»Es hat, so möchten wir glauben, den Anschein, als ob die psychischen Veränderungen, die das Megaphen vor allem auf emotionalem Gebiet hervorruft, von gleicher Natur sind, wie die »affektive Abstumpfung und Einengung«, die man bei postencephalitischen Parkinsonisten (Parkinsonkranken nach Abklingen einer akuten Hirnentzündung, P.L.) so häufig registriert. « (1955, S. 56)
Depressionen und Suizidalität stellen also notwendige Auswirkungen von Neuroleptika dar und werden demzufolge von Psychiatern problemlos hingenommen.

Frank Ayd von der Psychiatrischen Abteilung des Franklin Square Hospitals in Baltimore schrieb 1975:

»Es besteht nun eine allgemeine Übereinstimmung, dass milde bis schwere Depressionen, die zum Suizid führen können, bei der Behandlung mit jedem Depot-Neuroleptikum auftreten können, ebenso wie sie während der Behandlung mit jedem oralen Neuroleptikum vorkommen können. Diese depressiven Veränderungen der Stimmung können zu jeder Zeit während depotneuroleptischer Behandlung auftreten. Einige Kliniker haben Depressionen kurz nach Behandlungsbeginn bemerkt; andere machten diese Beobachtung Monate oder Jahre nach Behandlungsbeginn.« (S. 497)
In ihrem Buch »Psychiatrische Pharmakotherapie« äußerten sich die beiden deutschen Psychiater Otto Benkert und Hanns Hippius zur Frage, ob die Suizidalität eventuell einer zu hohen Dosierung angelastet werden könne:

»Depressionen, Suizidalität, Erregungszustände und Delirien unter Pharmaka treten im allgemeinen unter Dosierungen auf, die durch den behandelnden Arzt therapeutisch verordnet wurden.« (1980, S. 258)
Statistische Angaben über neuroleptikabedingte Suizide sind, wie Psychiater selbst schreiben, aus vielerlei Gründen viel zu niedrig angesetzt. Solche Behandlungsverläufe würden von Medizinern nicht als Wirkungen der verabreichten chemischen Substanzen erkannt oder beachtet (Lehmann 1996, S. 111). Dass die Dunkelziffer von Suiziden auch in Psychiatrischen Anstalten immens ist, offenbarte der in der Unianstalt Basel tätige Asmus Finzen; unkorrekte Zahlenangaben seien allerdings von außen schwer festzustellen, weil

»... in Krankengeschichten und Entlassungsbüchern oft kein Vermerk über den Tod oder den Suizid der Patienten zu finden war. Wenn sich der Suizid während eines Urlaubs ereignet hatte, wurde er nicht selten rückwirkend entlassen. Wenn der Suizidversuch nicht zum sofortigen Tod geführt hatte, galt er für das Krankenblatt und die Statistik als verlegt in die Innere oder in die Chirurgische Klinik.« (1988, S. 45)
Die depressive Stimmungsveränderung unter Neuroleptika bei gleichbleibenden äußeren Bedingungen prüften zwei englische Psychiater, R. de Alarcon und M.W.P. Carney. Im ›British Medical Journal‹ schilderten sie einige unter gemeindepsychiatrischer Behandlung erfolgte Suizide unter Fluphenazin (im Handel u.a. als Dapotum und Lyogen), um schließlich ausführlich einen Fluphenazinversuch an einem 39jährigen wiederzugeben, der bereits einen Suizidversuch unter dieser Substanz hinter sich hatte. Als den Psychiatern an diesem Mann aufgefallen war, dass er regelmäßig einige Tage nach seiner 14tägigen Depotspritze Suizidabsichten entwickelte, wollten sie mit eigenen Augen die stimmungsverschlechternde Wirkung des Neuroleptikums miterleben. In der Anstalt beobachtete man den ›schizophrenen‹ Mann vier Wochen lang, ohne dass man ihm Neuroleptika verabreichte und ohne dass etwas Wesentliches an seiner Stimmung auffiel. Dann erhielt er eine intramuskuläre Spritze à 25 mg:

»Während seines Krankenhausaufenthaltes wurde er dreimal pro Woche von einem von uns (R. de A.) interviewt. In der Woche vor der Injektion, als man ihn nicht interviewen musste, erörterte man seinen Zustand mit dem leitenden Stationspfleger, und die Krankenakten wurden gelesen. An einem Mittwoch um 15 Uhr verabreichte man ihm die Versuchsspritze. Am Nachmittag des folgenden Tages war er in gedrückter Stimmung, wollte in Ruhe gelassen werden und hatte kein Bedürfnis, mit irgend jemandem zu reden, zu lesen oder fernzusehen. Ungefähr um 16 Uhr ging er zu Bett. Nach Meinung der aufsichtsführenden Schwester stellte er einen Suizidrisikofall dar. Als man ihn am Freitag interviewte, war die Veränderung seines äußeren Erscheinungsbildes beeindruckend. Er blickte düster drein, einen Scherz beantwortete er nicht mit einem Lächeln, und es fand keine spontane Konversation statt. Seine Antworten waren auf das unbedingt Notwendige beschränkt. Das Vorhandensein irgendwelcher paranoider oder hypochondrischer Ideen oder irgendwelcher Schuldgefühle verneinte er. Er sagte einfach, dass er sich sehr minderwertig vorkomme, und wenn er alleine in seiner Bude wäre, würde er sich das Leben nehmen. Am Freitagabend trat eine Besserung ein, und als man ihn am Samstag erneut interviewte, hatte er wieder zu seinem gewohnten, normalen Selbst zurückgefunden. (... de Alarcon und Carney resümierten, P.L.) dass manche Patienten für einen kurzen Zeitraum nach der Injektion von Fluphenazin-Enanthat oder -Decanoat schwer depressiv werden können. Bislang wurden noch keine klaren Strukturen begründet hinsichtlich der Frage, wann und bei wem dies möglicherweise auftreten kann. Das Fehlen von nachteiligen Wirkungen in der Vergangenheit ist kein Hinweis darauf, dass diese in der Zukunft nicht doch vorkommen können. Zum Beispiel erhielt in dem Versuchsfall der Patient das Fluphenazin-Enanthat länger als sechs Monate, bevor er wiederholt mit einer schweren Depression auf die Injektion zu reagieren begann, und dasselbe geschah in anderen Versuchsreihen. « (1969, S. 565f.)
Peter Müller von der Unianstalt Göttingen fand in seiner placebokontrollierten Untersuchung bei einem weit höheren Prozentsatz depotneuroleptischer Behandelten depressive Syndrome hochsignifikant häufiger als bei den Placebobehandelten. Über die Ergebnisse nach Verminderung oder Absetzen der Neuroleptika schrieb er:

»Bei insgesamt 47 Behandlungsmaßnahmen kam es in 41 Fällen zu einer Besserung der depressiven Verstimmung, nur in zwei Fällen gab es keine Veränderung, bei vier war der Effekt fraglich. Es war sehr überraschend festzustellen, dass allein die Reduzierung der neuroleptischen Dosis (in der Regel auf die Hälfte der bisherigen Gabe) in der überwiegenden Zahl dieser Fälle schon zur Besserung des depressiven Syndroms führte, allerdings oft nur zu einer Teilbesserung, die aber immerhin den Patienten schon deutlich entlastete. Demgegenüber brachte das gänzliche Absetzen bei anderen Patienten oder bei den gleichen Patienten, bei denen eine Dosisminderung nur zur geringen Besserung führte, einen sehr eindrücklichen Erfolg hinsichtlich der Depressionsbesserung. Manche Patienten berichteten, dass sie sich erst jetzt wieder völlig gesund fühlten wie lange vor der Erkrankung, und die von manchen Ärzten fast als unveränderlich angesehene depressive Bedrückung, die eventuell für Vorboten defektuöser Entwicklungen hätte gehalten werden können, verschwand gänzlich. Der mögliche Einwand, es könne sich hierbei um psychoreaktive Effekte im Sinne der Erleichterung des Patienten über das Absetzen der Medikation handeln, ist zu widerlegen, da fast alle Patienten Depot-Injektionen erhielten und über die Dosis dann nicht informiert wurden bzw. Placebo-Injektionen erhielten. (...) Die Veränderungen dieser Patienten waren für sie selbst, für Angehörige und Untersucher in manchen Fällen recht eindrucksvoll, die Patienten berichteten selbst, dass sie sich jetzt wieder ganz gesund wie lange vor der Erkrankung fühlten. Das war bei der neuroleptisch weiterhin behandelten Gruppe überwiegend nicht der Fall. Diese Befunde sprechen wohl doch eindeutig für pharmakogene Einflüsse und gegen morbogene Entwicklungen.« (1981, S. 52f., 64)
Müller resümierte:

»Depressive Syndrome nach der Remission der Psychose und unter neuroleptischer Behandlung sind nicht selten, sondern treten etwa bei zwei Dritteln der Patienten auf, teilweise auch noch häufiger, besonders wenn parenteral Depot-Neuroleptika gegeben werden. Ohne neuroleptische Behandlung finden sich hingegen nach vollständiger Remission diese depressiven Verstimmungen nur ausnahmsweise.« (S. 72)
Müllers – eigentlich – unübersehbare und unüberhörbare Aussagen werden von einer Vielzahl von Kollegen gestützt (Lehmann 1996, S. 57 – 87, 109 – 115). Hier einige Beispiele: Raymond Battegay und Annemarie Gehring (1968) von der Unianstalt Basel warnten nach einem Vergleich von Behandlungsverläufen der vor- und nachneuroleptischen Ära:

»Im Verlauf der letzten Jahre wurde verschiedentlich auch eine Verschiebung des schizophrenen Symptomenbildes nach einem depressiven Syndrom hin beschrieben. Mehr und mehr zeigen die Schizophrenien einen bland-depressiv-apathischen Verlauf. Es wurde offenbar, dass unter Neuroleptica oft gerade das entsteht, was mit ihrer Hilfe hätte vermieden werden sollen und als Defekt bezeichnet wird.« (S. 107f.)
Walter Pöldinger und S. Siebern von der Anstalt Wil/Schweiz schrieben:

»Es ist nicht ungewöhnlich, dass medikamentenverursachte Depressionen durch ein häufiges Vorkommen von suizidaler Ideation gekennzeichnet sind.« (1983, S. 131)
1976 teilte Hans-Joachim Haase von der Psychiatrischen Anstalt Landeck mit, die Anzahl lebensgefährdender depressiver Erscheinungen nach Anstaltsbehandlung mit Psychopharmaka habe sich seit Einführung der Neuroleptika mindestens verzehnfacht. Die Steigerung der Suizidrate sei »alarmierend und besorgniserregend«, so Bärbel Armbruster von der Unianstalt Bonn 1986 im ›Nervenarzt‹ – ohne allerdings die Betroffenen und ihre Angehörigen oder gar die Öffentlichkeit zu alarmieren.

Über die Entwicklung in Finnland, Norwegen und Schweden informierte 1977 Rolf Hessö von der Unianstalt Oslo; es scheine klar zu sein,

»... dass der Anstieg sowohl der absoluten Suizidzahlen als auch der relativen im Jahre 1955 begann. Dies war das Jahr, in dem Neuroleptika in den skandinavischen psychiatrischen Krankenhäusern eingeführt wurden.« (S. 122)
Jiri Modestin schrieb 1982 über seinen Arbeitsplatz, die Unianstalt Bern, sowie die benachbarte Psychiatrische Anstalt Münsingen:

»Unsere Resultate zeigen eine dramatische Zunahme der Suizidhäufigkeit unter den in der PUK Bern sowie auch PK Münsingen hospitalisierten Patienten in den letzten Jahren.« (S. 258)
Berichte über Depressionen und Suizidalität aus erster Hand

In dem 1998 erschienenen Buch »Psychopharmaka absetzen« beschrieb Regina Bellion aus Bremen ihren psychischen Zustand unter gemeindenaher Behandlung:

»Entlassung aus der Klinik. Auf nicht absehbare Zeit soll ich Neuroleptika einnehmen, sagt mir der Klinikarzt, an eine andere Therapieform sei überhaupt nicht zu denken, ich solle ja nichts ausprobieren.
Allein zu Hause. Dreimal täglich zähle ich meine Haldol?Tropfen ab. Sonst tue ich nicht viel. Ich sitze auf meinem Stuhl und starre in Richtung Fenster. Ich nehme nicht wahr, was draußen vor sich geht. Es fällt mir schwer, mich zu bewegen. Immerhin schaffe ich es täglich, aus dem Bett aufzustehen. Ich merke nicht, dass die Wohnung verdreckt. Es kommt mir nicht in den Sinn, dass ich kochen sollte. Ich wasche mich nicht. Ich frage mich nicht einmal, ob ich stinke. Meine Verelendung schreitet fort – ich bemerke es nicht.
Hinter meiner neuroleptischen Mauer vegetiere ich vor mich hin und bin ausgesperrt aus der Welt und aus dem Leben. Die reale Welt ist weiter von mir weg als Pluto von der Sonne. Meine eigene heimliche Welt ist auch weg – diese letzte Zuflucht habe ich mir mit Haldol zerstört.
Dies ist nicht mein Leben. Dies bin nicht ich. Genauso gut könnte ich tot sein. Eine Idee nimmt allmählich Form an: Bevor es Winter wird, werde ich mich erhängen.
Vorher will ich ausprobieren, ob mein Leben ohne Haldol anders wird. Ich reduziere die Tropfen. Weniger und weniger nehme ich davon ein, bis ich bei Null ankomme.
Nach einem Monat bin ich clean. Da merke ich, wie verwahrlost ich bin. Ich wasche mir die Haare, beziehe das Bett, mache die Wohnung sauber. Ich bereite eine warme Mahlzeit. Das macht mir sogar Vergnügen. Ich kann wieder denken.« (Bellion 1998, S. 311f)
Ähnliche Erfahrungen schilderte eine ebenfalls in Bremen lebende Betroffene, der man eine Kombination aus Haldol und dem Antidepressivum Aponal verordnet und die unter dem Einfluss der psychiatrischen Psychopharmaka – zum Glück ohne Erfolg – versucht hatte, ihrem Leiden durch Suizid ein Ende zu setzen:

»Wieder entlassen, hockte ich stundenlang in meiner Küche vorm Wasserhahn, durstig, aber unfähig, einen Becher Wasser zu nehmen oder das hart gewordene Brot zu beißen. Der Supermarkt war nur wenige Schritte entfernt, ich schaffte es nicht aufzustehen und wünschte mir nur, einfach tot zu sein, um endlich Ruhe zu haben. Mit Gott hatte ich gebrochen wegen dieser Erkrankung. Ich sah sie als Bestrafung an für zwei dunkle Punkte in meinem Leben. Das Schlimmste aber war der Teufelskreis des ewig wiederkehrenden psychotischen Denkens. Ich versuchte immer wieder, wenigstens ein paar Sekunden etwas anderes zu denken – es gelang nicht. Die Gedanken drehten immer wieder ihre sattsam bekannten gleichen Runden, Hunderte Male am Tag, mal im Zeitlupentempo, um dann immer schneller werdend das Gehirn zu malträtieren. Genau das war für mich die Hölle und das teuflische Spiel. Ich fühlte mich verdammt, von Gott auf immer verlassen, es gab keine Erlösung. Ich konnte nichts tun, als diesen fiesen Film liegend zu ertragen. Ich wusste, ich muss wieder glauben lernen, aber es ging nicht, und so versuchte ich, das Leben zu beenden.« (Marmotte 1998, S. 114)
Suizidale Auswirkungen haben auch atypische Neuroleptika, wie der Bericht der Österreicherin Ursula Fröhlich in »Schöne neue Psychiatrie« zeigt:

»Seit Beginn der Leponex-Einnahme habe ich keine Lust mehr auf Sex, keine Lust an der Bewegung und keine Freude am Leben. Ein Leben ohne Freude ist jedoch ärger als der Tod. Alles, war mir geblieben ist, ist das Fernsehen, wo ich seit sieben Jahren anderen zusehe, wie sie leben. Ich bin zwar biologisch noch am Leben, doch meine Sinne sind schon längst tot, alles, was mir früher Freude gemacht hat, kann ich nicht mehr machen. Mein Leben existiert eigentlich gar nicht mehr, ich komme mir so leer und so unbedeutend vor. Am schlimmsten ist es am Morgen. Jeden Tag nehme ich mir vor, am nächsten Tag mit einem gesunden Leben zu beginnen, die Medikamente wegzuschmeißen, viele Vitamine und Fruchtsäfte zu trinken und mit einer täglichen Fitnessroutine zu beginnen. Durch die Neuroleptika entsteht ein Gefühl, als ob es mir gelingen würde, am nächsten Tag mit einem ganz anderen, einem neuen Leben zu beginnen. Wenn ich dann aber in der Früh aufwache, bin ich wie zerschlagen und komme vor 9 Uhr nie aus dem Bett, meine Depressionen sind so arg, dass ich jeden Tag an Selbstmord denke.« (zit.n. Lehmann 1996, S. 70f.)
Psychiatern ging es bei ihren Selbstversuchen im Prinzip nicht anders. 1954 und 1955 veröffentlichten Hans Heimann und Peter Nikolaus Witt (1955) von der Unianstalt Bern ihre an Radnetzspinnen und Kontrollpersonen 1080 sowie in drei Selbstversuchen und neun weiteren Experimenten an ebenso vielen Psychiatern und Pharmakologen gewonnenen Erfahrungen mit einer einmaligen Einnahme von Largactil, dem Neuroleptika-Prototyp Chlorpromazin. Sehr deutlich wurde das unter Largactil ausgeprägte Gefühl der Minderwertig- und Leistungsunfähigkeit, strukturelles Bestandteil der neuroleptikabedingten Parkinsonpsyche, an den folgenden Auszügen:

»›Ich fühlte mich regelrecht körperlich und seelisch krank. Auf einmal erschien mir meine ganze Situation hoffnungslos und schwierig. Vor allem war die Tatsache quälend, dass man überhaupt so elend und preisgegeben sein kann, so leer und überflüssig, weder von Wünschen noch anderem erfüllt‹ ... (Nach Abschluss der Beobachtung): ›Riesengroß wuchsen vor mir die Aufgaben des Lebens auf: Nachtessen, in das andere Gebäude gehen, zurückkommen – und das alles zu Fuß. Damit erreichte der Zustand sein Maximum an unangenehmem Empfinden: Das Erlebnis eines ganz passiven Existierens bei klarer Kenntnis der sonstigen Möglichkeiten‹ ...« (S. 113)
Suizidregister als Vorbeugemaßnahme

In Deutschland forderte der Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener e.V. im Februar 2000 von der Bundesministerin für Gesundheit die Einführung eines Suizidregisters unter besonderer Berücksichtigung von beteiligten Psychopharmaka/Elektroschocks, vorangegangener Fixierung und anderen Formen vorangegangener psychiatrischer Zwangsmaßnahmen (Lehmann 2001, S. 46). Das Fehlen einer flächendeckenden Registrierung von Suiziden in Zusammenhang mit psychiatrischen Behandlungsmaßnahmen sei ein großer Missstand; solche Daten seien eine elementare Voraussetzung für die Ursachenforschung sowie eine wichtige Basis für die Vorbeuge- und Früherkennungsarbeit. Eine staatenübergreifende Meldepflicht für Psychiatrie- und Psychopharmaka-assoziierte Suizide könnte dafür sorgen, dass Vorsorgemaßnahmen möglich und endlich verlässliche Studien durchgeführt werden, die den Zusammenhang insbesondere zwischen Psychopharmakawirkungen und Suizidalität weiter erforschen. Nicht nur Neuroleptika, wie dargelegt, sondern auch Antidepressiva (Healy 2001; Lehmann 1996, S. 194ff) und Elektroschocks (Frank 1990) sind sehr sorgfältig zu beobachten.

Berichte von Betroffenen, die durch eine traumatisierende Behandlung mit Psychopharmaka, Elektro- und Insulinschocks zur Suizidalität geradezu getrieben werden (siehe z.B. Kempker 2000), dürfen nicht weiter ignoriert werden. Instanzen, die Kenntnis von diesem Zusammenhang haben und untätig bleiben, trifft eine Mitschuld an psychopharmakabedingten Suiziden. Insbesondere Mediziner und Angehörige müssen über das Risiko psychopharmakogener Depression und Suizidalität informiert werden. Und die Betroffenen natürlich ebenso, damit sie eine wohlabgewogene und informierte Entscheidung über die Einnahme oder Nichteinnahme eines angebotenen Psychopharmakons treffen und gegebenenfalls weniger riskante Maßnahmen gegen ihre Depression treffen können.

Die Tatsache, dass sich psychiatrische Autopsiestudien retrospektiv mit Diagnosen und den zugrunde liegenden psychischen Zuständen befassen (siehe zum Beispiel Hell 2005, S. 20), nicht aber mit der jeweils konkreten Behandlung zum Zeitpunkt des Suizides, sagt alles über die Unwilligkeit von Psychiatern, sich im Rahmen von Suizidprophylaxe-Überlegungen kritisch mit den (möglichen) Folgen der eigener Tätigkeit auseinanderzusetzen. Eine psychiatrische Argumentation, es gebe eine Vielzahl von möglichen Ursachen bei Suiziden, also sei eine - von niemandem auch nur im Ansatz behauptete - Unikausalität auszuschließen, mag für uninformierte Menschen erstmal plausibel klingen. Ein vergleichbares Krebsregister wäre mit demselben Argument ebenfalls abzulehnen, man denke an durchsichtige Argumentationsstränge hinsichtlich Datenerhebungen über gehäufte Leukämiefälle nahe Atomkraftwerken oder die Argumentation mit nichtspezifischen Einzelfällen bei Missbildungen zu Beginn der Contergan-Ära. Welcher Verursacher von gesundheitlichen Schäden gibt schon gerne seine eigene Beteiligung zu?

Nachtrag: Fortgesetzte Diskriminierung von Psychiatriebetroffenen

Im Consensus-Papier der Konferenz »Ausgewogene Förderung von psychischer Gesundheit und psychiatrischer Betreuung« der WHO und Europäischer Kommission im April 1999 in Brüssel (WHO 1999) war die Einbeziehung von Psychiatriebetroffenen in die Psychiatriepolitik beschlossen worden:

»Gemeinsame Ziele und Strategien zur Verbesserung psychiatrischer Vorsorge und Behandlung schließen (...) die Entwicklung innovativer und umfassender, insbesondere psychiatrischer Psychiatriepolitik ein in Konsultation mit allen Beteiligten, einschließlich den Betroffenen und dem Pflegepersonal, und unter Berücksichtigung der Beiträge von Nichtergierungsorganisationen und Bürgerhelfern.« (WHO 1999, S. 9)
Auch zur Konferenz »Bewältigung von stress- und depressionsassoziierten Problemen in Europa« (Oktober 2001 in Brüssel), wiederum von der WHO und Europäischen Kommission veranstaltet, wurde ein Vertreter des Europäischen Netzwerks von Psychiatriebetroffenen eingeladen.

Statt seine Teilnahme aktiv einzubeziehen, um Politikern und Professionellen am Erfahrungsschatz und Wissen Psychiatriebetroffener teilhaben zu lassen, hielt man es nicht für nötig, ihm einen gleichberechtigten Plenumsbeitrag anzubieten. Statt dessen wurde ihm vom mitveranstaltenden Belgischen Sozial- und Gesundheitsministerium beschieden, »eine aktive Rolle in der Diskussion in Arbeitsgruppen« (Leen Meulenbergs).

Dies ist eine überkommene Rollenzuweisung für die Vertreter von Psychiatriebetroffenen, die eine aktive Rolle als Experten bei sie selbst zutiefst betreffenden Kongressen spielen sollten. Sie ist als diskriminierend und gegen den Geist der Gleichberechtigung gerichtet zurückzuweisen.

Literatur

Armbruster, Bärbel: »Suizide während der stationären psychiatrischen Behandlung«, in: Nervenarzt 57 (1986), S. 511-516

Ayd, Frank J.: »The depot fluphenazines«, in: American Journal of Psychiatry 132 (1975), S. 491-500

Battegay, Raymond / Gehring, Annemarie: »Vergleichende Untersuchungen an Schizophrenen der präneuroleptischen und der postneuroleptischen Ära«, in: Pharmakopsychiatrie Neuro-Psychopharmakologie 1 (1968), S. 107-122

Bellion, Regina: »Nach dem Absetzen fangen die Schwierigkeiten erst an«, in: Peter Lehmann (Hg.): »Psychopharmaka absetzen – Erfolgreiches Absetzen von Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium, Carbamazepin und Tranquilizern«, Berlin 1998, S. 310-323

Benkert, Otto / Hippius, Hanns: »Psychiatrische Pharmakotherapie«, 3. Auflage, Berlin / Heidelberg / New York 1980

De Alarcon, R. / Carney, M.W.P.: »Severe depressive mood changes following slow-release intramuscular fluphenazine injection«, in: British Medical Journal, 1969, S. 564-567

Finzen, Asmus: »Der Patientensuizid«, Bonn 1988

Frank, Leonard R.: »Elektroschock«, in: Peter Lehmann: »Schöne neue Psychiatrie«, Band 1: »Wie Chemie und Strom auf Geist und Psyche wirken«, Berlin 1996, S. 287-319

Fünfgeld, Ernst Walter: »Psychopathologie und Klinik des Parkinsonismus vor und nach stereotaktischen Operationen«, Berlin / Heidelberg / New York 1967

Haase, Hans-Joachim: »Pharmakotherapie bei Schizophrenien«, in: ders. (Hg.): »Die Behandlung der Psychosen des schizophrenen und manisch-depressiven Formenkreises«, Stuttgart / New York 1976, S. 93 – 120

Healy, David: »The SSRI suicides«, in: Craig Newnes, Guy Holmes, Cailzie Dunn (Hg.): »This is madness too: Critical perspectives on mental health services«, Ross-on-Wye 2001, S. 59-69

Heimann, Hans / Witt, Peter Nikolaus: »Die Wirkung einer einmaligen Largactilgabe bei Gesunden«, in: Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, Band 129 (1955), S. 104-123

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Lenz, Fritz: "Menschliche Auslese und Rassenhygiene", München: J. F. Lehmanns Verlag, 2., vermehrte und verbesserte Auflage 1923, S. 23

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Copyright by Peter Lehmann 2002

Donnerstag, 19. Februar 2009

Wenn Frauen lügen

Fall Paula Oliveira

Protokolle einer Irreführung
Der fingierte «Skinhead-Überfall» auf eine vermeintlich schwangere Brasilianerin war absichtsvoll geplant. Die Plattform Swissinfo spielte eine unrühmliche Rolle. Das falsche Opfer hatte durchaus handfeste Motive: Es winkten fette Genugtuungssummen.

Von Alex Baur

Die schreckliche Nachricht wurde am 11. Februar von der brasilianischen News-Kette O Globo in Umlauf gebracht und schlug in Brasilien ein wie eine Bombe: Drei Rechtsextreme hatten zwei Tage zuvor in Zürich die brasilianische Anwältin Paula Oliveira, 26, auf offener Strasse überfallen und mit zahllosen Schnittwunden verletzt; als Folge der Misshandlung soll die junge Brasilianerin, die im dritten Monat schwanger gewesen sei, auf der Toilette im Bahnhof Stettbach Zwillinge verloren haben. Gemäss den Fotos, welche den Bericht illustrierten, hatten die Täter dem Opfer die Buchstaben SVP auf den Leib geritzt. Wie O Globo berichtete, steckt hinter diesen Buchstaben die grösste Partei der Schweiz, die jüngst auf aggressiven Plakaten mit Raben «gegen Immigranten» Stimmung gemacht habe.


Das Raben-Motiv der SVP war tags darauf auch in der portugiesischen Ausgabe der Internetplattform Swissinfo zu betrachten, welche die Nachricht als erstes internationales Medium prominent aufnahm. Swissinfo ist eine «Unternehmenseinheit der SRG», wird von der Eidgenossenschaft finanziert und hat «die Aufgabe, den Bekanntheitsgrad der Schweiz im Ausland zu steigern».
In einem ersten, in der Zwischenzeit von der offiziösen Plattform wieder entfernten Artikel stellte der Brasilien-Spezialist Alexander Thoele die Schweizer Medien an den Pranger, welche die xenophobe Attacke mutwillig verschweigen würden. «Wenn es um Verbrechen geht, in die Brasilianer oder andere Ausländer involviert sind, berichten die Medien hier immer», zitierte er die brasilianische Generalkonsulin Vitoria Cleaver. Thoele stellt den Krimi so dar, als gäbe es nicht den geringsten Zweifel. Insgesamt wird der Eindruck einer SVP-dominierten, latent fremdenfeindlichen Schweiz vermittelt, deren Behörden nur unwillig gegen rechtsextreme Täter vorgingen. Die Polizei habe das Opfer sogar eingeschüchtert: «Wenn du lügst, kommst du ins Gefängnis.»
Am gleichen Abend fand in Zürich die erste einlässliche Einvernahme von Paula Oliveira bei der Stadtpolizei Zürich statt. Die junge Anwältin erzählte ausführlich, wie sie sich am Montag nach 19 Uhr in der Gegend des Bahnhofs Stettbach verirrt habe. Auf offener Strasse sei sie unverhofft von drei kahlgeschorenen Unbekannten angefallen worden. Einer der Täter sei durch ein grosses Hakenkreuz auf dem Hinterkopf aufgefallen. Die Männer hätten ihr sofort alle Kleider vom Leib gerissen. Während zwei Kerle sie festhielten, habe der dritte ihr (im Stehen) mit einem Messer die Wunden zugefügt. Nach der Tat, die etwa fünf Minuten dauerte, habe sie sich instinktiv in eine Toilette beim Bahnhof eingeschlossen, wo es zur Fehlgeburt gekommen sei. Per SMS habe sie um 19.20 Uhr ihren Schweizer Freund zu Hilfe gerufen, der wenige Minuten später vor Ort war und die Polizei alarmierte.
Nach der dreistündigen Einvernahme fragte die Brasilianerin die Polizisten, wie sie sich gegenüber den Medien zu verhalten habe. Diese baten sie, vorläufig keine Angaben zu machen, weil dadurch die Fahndung behindert werden könnte. Im Rückblick erscheint die Frage des vermeintlichen Opfers geradezu höhnisch: Zu diesem Zeitpunkt war in den brasilianischen Medien nämlich bereits eine gewaltige Kampagne am Rollen – mit Bildern und Informationen, die von Paula Oliveira oder aus ihrem engsten Umfeld stammen mussten.
Oliveiras Vater, der als hoher Regierungsbeamter über beste Beziehungen verfügt, schien der Ratschlag aus Zürich jedenfalls kaum zu beeindrucken. In den folgenden Tagen berichtete er auf allen Kanälen über das schreckliche Schicksal seiner Tochter in der fernen Schweiz und über das Wesen der SVP. Auch Generalkonsulin Cleaver, die bei allen Polizeieinvernahmen dabei war, gab gerne Auskunft. Nun schaltete sich auch Staatspräsident Lula ein und forderte die Schweiz zum Handeln auf. Tags darauf verurteilte Geraldo Lyria Rocha die «barbarische Aggression» und verwahrte sich weitsichtig gegen allfällige «Versuche der Polizei», dem Opfer ein Selbstverschulden anzuhängen.



Ultraschall im Hotelzimmer

An jenem Freitag, dem 13., fand die nächste Einvernahme bei der Stadtpolizei Zürich statt. Paula Oliveira erzählte freimütig von zwei Fehlgeburten, die sie bereits früher erlitten habe. Um die Weihnachtszeit sei sie erneut schwanger geworden, Anfang Januar habe sie in der Migros einen Test gekauft, der positiv ausgefallen sei. Eine mit ihr befreundete brasilianische Ärztin habe in der Folge in einem Zürcher Hotel, an dessen Name sie sich nicht erinnern könne, ambulant eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen und dabei ihre Zwillinge fotografiert. Die Aufnahmen habe sie leider nicht mehr zur Hand, auch die Telefonnummer der Ärztin blieb unauffindbar.


Unter den freundlichen, aber beharrlichen Fragen einer Zürcher Polizistin verwickelt sich Oliveira nun zusehends in Widersprüche. Um 10 Uhr 15 trifft der medizinische Befund des Universitätsspitals Zürich ein, den ihr eine Polizistin gemäss Protokoll «schonend beizubringen versucht»: Die gynäkologische Expertise hat zweifelsfrei ergeben, dass Oliveira in jüngster Zeit nicht schwanger gewesen war. Die folgende halbe Stunde, bei der viele Tränen flossen, ist nur lückenhaft protokolliert. Gegen 11 Uhr legt die Brasilianerin ein eindeutiges Geständnis ab, das sie in mehreren Versionen wiederholt und schliesslich mit ihrer (kindlich anmutenden) Unterschrift bestätigt: Ihre ganze Geschichte war erstunken und erlogen – es gab in ihrem Leben weder Skinheads noch Zwillinge.
Über ihre Motive konnte oder mochte Paula Oliveira nichts sagen: «Da müssen Sie den Psychiater fragen.» Die SVP, so erklärte sie mehrmals, sei ihr «nur von den Plakaten her» bekannt. Mittäter gebe es keine. Die sorgsam angebrachten Ritzwunden, die Gerichtsexperten mühelos als Selbstverletzung identifizierten, hatte sie sich auf dem Klo in Stettbach zugefügt – mit einem Küchenmesser von Ikea, das sie am Morgen vor der Tat eingepackt hatte. Somit scheint klar: Die Tat war nicht spontan erfolgt, sondern Stunden, wenn nicht Tage zuvor geplant worden. Welche Rolle Paulas Freund dabei spielte, ist unklar – er ist mittlerweile untergetaucht.



Fiktiver Gatte im Flugzeug gestorben

Bislang hielten die Zürcher Behörden das klare Geständnis der Brasilianerin geheim. Man beschränkte sich darauf, die kriminalistischen Befunde (keine Schwangerschaft, Selbstverletzung) bekanntzumachen. Offenbar soll die peinliche Geschichte möglichst schnell vergessen gehen. Die Schweizer Medien, die den Fall ohnehin verschlafen hatten, spielten gerne mit. «Es gibt keinen Fall Stettbach», titelte der Tages-Anzeiger am Samstag.


Die Medien in Brasilien reagierten zum Teil mit Selbstkritik. Die Zeitschrift Epoca wusste zu berichten, Paula Oliveira sei im Kollegenkreis schon früher als Lügnerin aufgefallen. So habe sie einmal einen (fiktiven) Gatten bei einem (realen) Flugzeugabsturz sterben lassen, um Mitleid zu erregen. Die vermeintlichen Ultraschallbilder von ihren Zwillingen, die sie vor ihrer Tat im Freundeskreis herumgeschickt hatte, soll die Anwältin per Google im Internet aufgestöbert und heruntergeladen haben.
Für andere Journalisten ist der Fall aber noch lange nicht geklärt. Zu Letzteren zählt auch die Lateinamerika-Ausgabe der quasi-amtlichen Swissinfo in spanischer und portugiesischer Sprache. Die Plattform begnügte sich vorweg damit, ihre Geschichte in leicht abgeschwächter Form neu zu editieren und den Titel «Schwangere Brasilianerin in Zürich durch Skinheads überfallen» mit einem Fragezeichen zu versehen. Am Montag (16. Februar) verfasste Korrespondent Thoele einen zweiten, ironisierenden Bericht über Schweizer Zeitungen, die den Überfall voller «Schadenfreude» («ein Begriff, der schwierig auf Portugiesisch zu übersetzen ist») in Frage stellten.
In einem dritten Artikel verbreitet Swissinfo gleichentags vorerst die klare Falschmeldung in portugiesischer Sprache, wonach gemäss Angaben der Zürcher Polizei lediglich der Überfall «umstritten» sei, jedoch nicht der Abort. Endlich würden sich nun auch die Schweizer Medien des Falles annehmen.
Die Weltwoche lud Swissinfo-Chefredaktor Christophe Giovannini am Dienstag (telefonisch und schriftlich) zu einer Stellungnahme ein. Die Anfrage blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Immerhin war in der Folge plötzlich auch bei Swissinfo in portugiesischer Sprache nachzulesen, dass die «Zweifel» an Oliveiras Version offizieller Natur sind.
Unwidersprochen verbreitet Swissinfo in Lateinamerika nach wie vor die Behauptungen, die SVP habe mit ihren Schäfchen- und Raben-Plakaten die rassistische Grundstimmung vorbereitet, in der fremdenfeindliche Übergriffe stattfinden könnten. Als Kronzeugen werden Amnesty International sowie Doris Angst von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus zitiert: «Die Radikalisierung der politischen Debatte während des Abstimmungskampfes stimuliert und legitimiert solche Gewalttaten.»
Allgemein scheint man sich auf den Konsens geeinigt zu haben, dass Paula Oliveira auf jeden Fall ein Opfer ist – wenn nicht von Neonazis, dann von ihrer eigenen Psyche. Gegen diese Hypothese spricht allerdings, dass die Brasilianerin gemäss eigenen Angaben ihre Tat lange geplant hatte. Aufhorchen lassen auch ihre Hinweise auf die «SVP-Plakate», die sie bereits in ihrer ersten Aussage machte. Wie kommt die in politischen Fragen angeblich unbedarfte Immigrantin darauf, die Insignien der SVP, die auf den «Raben-Plakaten» nur beiläufig angeführt sind, in den Mittelpunkt ihrer Inszenierung zu rücken?



50 000 bis 100 000 Franken Opferhilfe

Wie polizeiinterne Kreise vermuten, ist ein Motiv für ein vorsätzliches Handeln durchaus denkbar: Opfer von Gewalttaten erhalten in der Schweiz Genugtuungs- und Schadenersatzzahlungen aus der Staatskasse. Wäre Paula Oliveira mit ihrer Geschichte durchgekommen, hätte sie in Anbetracht der politischen Implikationen für den Verlust von zwei Kindern und den damit verbundenen schweren psychischen Schaden ohne weiteres 50 000 bis 100 000 Franken beanspruchen können. Als Anwältin dürfte Paula Oliveira diese Besonderheit der Schweizer Rechtspflege bekannt sein.


Das Risiko war für sie auf jeden Fall gering. Opfer werden hierzulande kaum hinterfragt, selbst wenn sie sich als Täter entpuppen. Wer wider besseres Wissen eine vermeintliche Straftat zur Anzeige bringt, wird gemäss Artikel 304 StGB zwar «mit Gefängnis bis zu drei Jahren» bestraft. Theoretisch. In der Praxis drücken die Strafverfolger bei der Anwendung des Paragrafen oft beide Augen zu.
Ein aktuelles Beispiel dafür liefert der eidgenössische Untersuchungsrichter Ernst Roduner, der Drohbriefe gegen sich selber verfasste. Monatelang verschleppte die Bundesanwaltschaft die Eröffnung eines Verfahrens, bis sie den Fall als «geringfügig» nach Zürich abschob. Dass mit einer Falschanzeige Unschuldige verleumdet oder auch mal zu Unrecht verurteilt werden könnten, wird billigend in Kauf genommen.

Freitag, 6. Februar 2009

Die Economiesuisse und ihre Lügen

So lügen sie

Osteuropa: Da gehe – posaunen derzeit alle Marktschreier der Economiesuisse in unser Land – «wahrhaft die Post ab», seit die dortigen Länder Anschluss an die Europäische Union gefunden hätten. Dort seien die Wachstumsmärkte Europas. Wer dort nicht dabei sei, verpasse hoffnungslos die Zukunft. Wer sich dort, wo markante Wachstumsraten auf Jahre hinaus gesichert seien, nicht engagiere, gehöre wahrhaft in die Kategorie der ewigen Verlierer. So predigen sie unermüdlich im Abstimmungskampf zur Personenfreizügigkeit. So hämmern sie es in die Köpfe der Stimmbürger ein mittels Inserat- und Plakat-Kampagnen, für die sie zweistellige Millionenbeträge locker machen.

Wer Wachstum wolle, müsse sich nach Osteuropa öffnen. Die Personenfreizügigkeit sei der wohlfeile, von der Schweiz leicht aufzubringende Preis für vollen Anschluss an jenen Wachstumsmotor, der von Osteuropa her ganz Europa mitziehe. Allein das vorbehaltlose Mitmachen mit dieser Wachstumsmaschine sichere uns jene Einnahmen, die wir benötigten, um unsere teuren Sozialapparate in die Zukunft zu retten.

So haben wir es vernommen in den letzten Wochen. Landauf, landab. Tagein, tagaus. Verbreitet von den Propagandisten der Economiesuisse. Nur mittels Zustimmung zur Personenfreizügigkeit auch gegenüber Rumänien und Bulgarien sei unser Zugang zum Ost-Schlaraffenland auch für die Zukunft gesichert.

Korruption und Kriminalität in jenen beiden Ländern seien vernachlässigbar angesichts der Milch- und Honigströme, die aus dem Osten in die Münder aller Schweizerinnen und Schweizer fliessen werden. Man brauche nur Ja zu sagen zur Öffnung der Grenzen auch für Bulgaren und Rumänen...

Und das ist die Wahrheit

Ein paar Tatsachen blenden sie aus, die Verführungskünstler der Economiesuisse. Zum Beispiel, dass die Aufträge, die aus Osteuropa bei uns eingingen, nur bezahlt werden konnten dank der aus Westeuropa – die «Schweizer Ostmilliarde» lässt grüssen – zuvor in Milliardenhöhe in den Osten gelenkten «Kohäsionszahlungen», wie sie im Rahmen der EU vereinbart worden sind. Dass Osteuropa den über ihm niedergehenden Goldregen sogleich als ewigen Goldregen einstufte, mit dem man sich unbeschränkt die schönsten Dinge auf dem Wunschzettel leisten könne, z.B. Sozialwerke in einer Komfortstufe, die menschlichem Verstand eigentlich als unbezahlbar erscheinen würde. Über solche Dinge schwiegen die «Wirtschaftsexperten» der Economiesuisse beharrlich. Wie sie auch verschwiegen, dass sich die EU-Ostländer, statt profitorientiert zu produzieren, trotz der aus Brüssel eintreffenden Milliardengeschenke schlechterdings masslos verschuldeten – im Vertrauen auf ewigen Goldregen aus Brüssel. Und weiter blendeten die Marktschreier der Economiesuisse aus, dass Einkünfte, die man sich in Osteuropa für die Zukunft erhoffte, in überbordendem Konsumrausch bereits verbraucht wurden, bevor die erste Leistung auch nur angepackt wurde. Das braucht das Schweizer Publikum nicht zu wissen, entschieden die Chefideologen der Economiesuisse, vom EU-Goldregen scheinbar nicht minder besoffen wie dessen Profiteure im Osten.

Jetzt aber ist das Desaster Tatsache. Mehrere Oststaaten – auch Rumänien! – stehen am Rande des Staatsbankrotts. Für einmal ist es der Tages-Anzeiger, der das von Economiesuisse zwecks Einlullung zögernder Schweizer verbreitete Trugbild über die Wirtschaftslage in Osteuropa entlarvte. Am 31. Januar verbreitete der Tages-Anzeiger den folgenden ungeschminkten Bericht über den tatsächlichen Zustand der Wirtschaft im europäischen Osten:

«Tatsächlich erleben die EU-Staaten in Ost- und Mitteleuropa zum ersten Mal seit Einführung der Marktwirtschaft einen massiven Konjunktureinbruch. Die Krise trifft diese Länder besonders hart, weil ihre Volkswirtschaften zum einen sehr stark auf ausländische Investitionen angewiesen, zum anderen vornehmlich auf den Export ausgerichtet sind. Ausgerechnet jetzt, in der schlimmsten Finanzkrise seit 1930, müssen diese Länder aber schmerzlich feststellen, dass sie jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt haben. Ausgerechnet in dem Moment, in welchem ihre Währungen einbrechen, steigen die Zinsen für neue Kredite, die Einnahmen brechen ein und die Verschuldung wächst. Am schlimmsten traf es Ungarn, wo sich Defizite in der Leistungsbilanz und im Staatsbudget mit geringen Währungsreserven und einer starken privaten und öffentlichen Verschuldung kumulierten. Das Land musste internationale Hilfe von zwanzig Milliarden Euro in Anspruch nehmen, um den drohenden Bankrott abzuwenden. … Die Politiker (haben) ihren Wählern Wunder versprochen und die öffentlichen Ausgaben mit unbezahlbaren Renten, Kinder- und Mutterschaftsgeldern massiv belastet.»

Soweit der Zustandsbericht aus dem Tages Anzeiger. Sicher: Auch Schweizer Firmen konnten sich an den nach Osteuropa geflossenen Subventionsmilliarden laben. Jetzt aber, wo diese Märkte unter der aufgehäuften Schuldenlast regelrecht zusammenbrechen, will man mit Lügenpropaganda die Schweizer zur Grenzöffnung gegenüber Rumänen und Bulgaren verführen. Als Kniefall vor Brüssel.

Grenzöffnung heisst in Zeiten der Weltwirtschaftskrise: Die hier in langen Jahren unter Opfern aufgebauten Sozialwerke werden all jenen zugänglich gemacht, deren Volkswirtschaften im Schuldensumpf Osteuropas versinken. Zusätzlich jetzt auch noch den Rumänen und Bulgaren. Dazu will Economiesuisse die Schweizerinnen und Schweizer verführen. Mit einer Propaganda-Lawine, die meilenweit von Tatsachen und Wahrheit entfernt ist.

Schweizervolk! Hüte dich vor der Lügenpropaganda der Economiesuisse.

Ulrich Schlüer

Donnerstag, 5. Februar 2009

Basler Grossrat fordert flächendeckenden DNA-Test!

Brandstifter: Ganz Basel zum DNA-Test?

Von Andrea Müller.

Die Basler Regierung soll die gesamte Bevölkerung der Region Basel dazu auffordern, sich freiwillig einem DNA-Test zu stellen. Dies will der Basler Grossrat Heinrich Ueberwasser mit einer Interpellation erreichen.

Eine Schnapsidee, ein PR-Gag? Der EVP-Grossrat Heinrich Ueberwasser aus Riehen weist die Kritik von baz.online zurück: «Wenn die Behörden eine weniger schnapsmässige Idee haben, um den Täter zu finden, bin ich dankbar.»

Der zuständige Basler Regierungsrat, Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass, meint, er könne einem Grossrat nicht verbieten, eine solche Interpellation einzureichen, es stelle sich aber doch die Frage der Verhältnismässigkeit und auch der Praktikabilität.

Gesundheitsdirektor Carlo Conti nennt einen solchen Massen-DNA-Test gegenüber baz.online «ein nicht-praktikables und überrissenes Vorgehen». Damit werde die gesamte Bevölkerung unter einen Generalverdacht gestellt.

Aufgerufen zum Speichel-Test in der Region Basel wären - inklusiv Landkreis Lörrach, das angrenzende Elsass und das Baselbiet - rund 680'000 Menschen.

Auch dem Juristen, Heinrich Ueberwasser ist klar, dass es keine rechtliche Grundlage für eine Verpflichtung gebe, deshalb der Aufruf zum freiwilligen Test. Unumwunden gibt Ueberwasser zu, dass sein Vorstoss - der auf 20 Minuten Online publik wurde - auch eine Provokation sei, um die Regierung und die Behörden unter Druck zu setzen. Es müsse jetzt eine Lösung gefunden werden, die Bevölkerung Riehens sei wirklich verunsichert.

Der Riehener Gemeindepräsident Willi Fischer, nennt Ueberwassers Idee «Verhältnisblödsinn» und «Publizitätshascherei». Auch er mache sich Sorgen, schlafe häufig schlecht und hoffe auf eine rasche Aufklärung. Aber solche unpraktikabeln Extremvorschläge würden nicht zur Lösung beitragen.
(bazonline.ch/Newsnetz)

Erstellt: 05.02.2009, 11:37 Uhr

10 KOMMENTARE

Rolf Rychener
13:13 Uhr Die Basler Regierung soll die gesamte Bevölkerung der Region Basel dazu auffordern, sich freiwillig einem DNA-Test zu stellen Vielleicht glaubt Herr Überwasser der Täter kommt nicht nur freiwillig, sondern als einer der Ersten ...!! Dann bräuchte es nicht so viele Tests, ansonsten haben die zuständigen Labors auf Monate genug Arbeit. Na ja ...


Michael Schweizer
12:59 Uhr Dann, wenn unsere Herren Richter endlich in der Lage sind, die Ueberführten auch konsequent zu bestrafen, dann können wir uns vielleicht auch wieder damit befassen, wie wir Täter besser überführen können. Was nützt es, einen Täter zu fassen, wenn vor Gericht die Strafen am Ende bedingt verhängt werden? Lächerlich.


Jauslin Daniel
12:43 Uhr ich find diese brandstifterei ja auch völlig daneben und kriminell. allerdings gibt es schwerere verbrechen .... sollen dann wieder alle antanzen? der vorschlag müsste wenn schon heissen, dass alle bewohner flächendeckend dna-registriert werden. ob das wünschenswert ist?


Simon Wüest
12:19 Uhr Man kann Herrn Überwasser nicht verbieten, derartige Vorstösse einzureichen, aber man könnte ihn das nächste Mal nicht wieder als Grossrat wählen! Schade, dass es ein Advokat(!) nötig hat, sich wiederholt mit derart unverhältnismässigen und schlicht nicht durchführbaren Ideen zu profilieren, man denke da nur an den offenen Brief an Frau Oeri betreffend die FCB-Fans aus der Muttenzerkurve.


Pierre A. Sobol
12:19 Uhr Wann sind die nächsten Wahlen im Kanton? Korrekturen scheinen angesagt.


Roland Rawyler
12:12 Uhr Wenn jemandem die Ideen ausgehen, dann kommt eben das heraus, leider wissen wir nicht, wen wir wählen, diese Herrschaften entpuppen sich erst später, es lebe, ( lebte ) die " Deutsche Demokratische Republik " !!!


Ronnie König
12:11 Uhr Schnapsidee absolut! Kann man nicht von zukünftigen Ratsmitgliedern ein IQ-Test verlangen? Zudem dauert so eine Auswertung von DNA-Tests. Und was wenn nichts rauskommt? Was passiert mit den Proben? Unseren Behörden kann man leider nicht trauen!!! Toll diese Hilflosigkeit! Kaum ist ein Fall etwas schwieriger ist man bei uns am Ende mit dem Latein.


Stefan Stoessli
11:54 Uhr Auch eine Art die Wirtschaft anzukurbeln (ganz abgesehen wer das bezahlen soll): 680'000 Personen x CHF 350.- = CHF 238'000'000.- (mehr als eine Viertel Milliarde!!!) ...und dann noch freiwillig! ...denken unsere Politiker auch bevor sie reden?


Gerold Stamm
11:52 Uhr Da gibt's doch Ueberwachungssatelliten, die Ihre Bahnen über unseren Köpfen ziehen. Die Aufnahmen werden gespeichert und ausgewertet . Warum nicht einen "Rechtshilfeantrag" an die USA (NASA, CIA oder wer immer) die Aufnahmen der Tatnächte freizugeben?


Hansjackob Keller
11:49 Uhr Immer wieder frage ich mich, wer solche Politiker wählt? Immerhin: Wenn sich 500'000 zum Test melden (wer soll das bezahlen...), wissen die Strafverfolgungsbehörden zumindest, wer es NICHT war! Politiker-Profilierung zu JEDEM Preis?

Medienkomplott gegen Lukas Reimann

Unhaltbare Abstimmungspropaganda: Mit Verschwörungstheorien für die Personenfreizügigkeit

Geschrieben von Lukas Reimann am 4. Februar 2009

Wenn die Seite “www.come-to-switzerland.com” eine Parodie von mir wäre, dann gäbe es keinen Grund, dies nicht zuzugeben. Doch die Wahrheit sieht anders aus:

Verschiedene Medien verbreiten – nur 4 Tage vor der Abstimmung – Verschwörungstheorien und Unwahrheiten, mit welchen ein Zusammenhang zwischen der Website come-to-switzerland.ch und der SVP konstruiert wird. Urheber dieser Machenschaften sind offensichtlich linksextreme Kreise, welche Falschangaben gezielt unter verschiedenen Medienleuten streuen und Massenmails verbreiten. Die Befürworter der Personenfreizügigkeit versuchen mit Verunglimpfungen Propaganda zu machen. Es wirkt wie ein Akt der Verzweiflung. Sie wollen offenbar von den erschreckenden Tatsachen ablenken, nämlich:
- Im Internet gibt es – ganz unabhängig von come-to-switzerland.com - Dutzende solcher „Einreisebüros“, auch aus der Schweiz. Und offenbar gibt es auch linke Kreise, die mit Einreisebüros gutes Geschäft machen.
- Die Schweiz ist wegen ihres ausgebauten Sozialstaates attraktiv für Einwanderer. Hunderttausende warten nur darauf, dass sich das goldene Tor zur Schweiz öffnet.
- Ein Tag Arbeit in der Schweiz gibt Anspruch auf 5 Jahre Sozialleistungen. Mann muss nur insgesamt 365 Tage in zwei Jahren in der EU gearbeitet haben.
- Es ist offensichtlich, dass die Personenfreizügigkeit zu einem zusätzlichen Druck auf den Arbeitsmarkt, die Sozialwerke und die Löhne führen wird.

Die Befürworter befürchten also, dass ihre Propagandawelle durchschaut wird. Und daher wollen sie von der unangenehmen Wahrheit ablenken.

Was die Medien ganz bewusst verschweigen:
- Ein Herr Gäthke aus Gladbeck betreibt die Webseite http://www.come-to-switzerland.com/. Er ist (oder war) Landesvorsitzender der APPD-Partei (Anarchistische Pogo Partei Deutschlands, www.appd.de).
- Lukas Reimann hat rein gar nichts mit dieser Seite zu tun und wird durch die EU-Befürworter - erneut - grob verunglimpft. So war schon in zahlreichen Zeitungen zu lesen, er sei von den EU-Turbos verklagt worden, obwohl bis heute keinerlei Strafanzeigen eingereicht wurden.
- Tatsache ist, der Betreiber der obgenannten Website, zu der nun ein angeblicher Zusammenhang zur SVP hergestellt werden soll, war früher als - einer von vielen - freien Mitarbeitern für die Firma Chamäleon Media GmbH tätig und hatte in diesem Zusammenhang unter anderem an der Erstellung der Website der SWAG (Schweizerische Wertpapierabrechnungsgesellschaft AG) mitgewirkt, noch bevor die Zusammenarbeit seitens der Chamäleon Media beendet wurde. Dass er weiterhin auf seiner Webseite unter Referenzen mit SWAG wirbt, war Chamäleon Media GmbH - die über 1.850 Webseiten betreut - nicht einmal bekannt, bis Medien Chamäleon Media GmbH darauf am Nachmittag des 3. Februar 2009 kurz vor der Abstimmung aufmerksam machten. Chamäleon Media GmbH hat keinen Einfluss darauf, was für Webseiten Herr Gäthke privat betreibt und ist hierfür auch nicht verantwortlich..

Wir setzen weiterhin auf gute Argumente statt auf Unterstellungen und Lügen durch Linksextreme aus dem Umfeld der APPD.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Komplott gegen den Papst

Holocaust-Affäre: Vatikan spricht von «Komplott gegen den Papst»

Durch die Begnadigung des vermeintlichen "Holocaust-Leugners" Richard Williamson wollten «interne Gegner» Benedikt XVI. in Schwierigkeiten bringen. Dies behaupten angebliche "Verschwörungstheoretiker", die dem Papst nahe stehen.

Seit er den umstrittenen Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson rehabilitiert hat, steht Papst Benedikt XVI. im Zentrum der weltweiten Kritik von allen Seiten. Und die Kritik an ihm will nicht abnehmen. Aus dem päpstlichen Umfeld wird inzwischen die Theorie eines Komplotts gegen Benedikt XVI. kolportiert. Dies berichtete die Mailänder Zeitung «Il Giornale», die in Angelegenheiten des Vatikans in der Regel sehr gut informiert ist.

Gemäss den Verschwörungstheoretikern gibt es im Kirchenstaat eine Gruppe, welche die Aussöhnung mit der erzkonservativen Priesterbruderschaft Pius X. verhindern wollte. Weil dies nicht möglich gewesen sei, hätten die «internen Gegner» beschlossen, Benedikt XVI. in Schwierigkeiten zu bringen. Die Zeitung «Il Giornale» schrieb von einem «Komplott gegen den Papst», das hohe Kirchenmänner im Vatikan, die dem Papst nahe stehen, beklagen.

Interview-Veröffentlichung: Zufall?

Die Gegner Benedikts sollen insbesondere das Datum der Veröffentlichung des Skandal-Interviews, das das schwedische Fernsehen mit Richard Williamson führte – beeinflusst haben. Der britische Bischof soll das Interview, in dem er die Existenz der angeblichen Gaskammern bezweifelte, bereits im letzten November gegeben haben. Das Gespräch wurde allerdings erst am 21. Januar ausgestrahlt – also erst nachdem im Vatikan das Dekret unterzeichnet wurde, mit welchem die Exkommunikation von vier Traditionalisten-Bischöfen, darunter auch Richard Williamson, rückgängig gemacht worden war.

Diesen Sachverhalt kommentierte «Il Giornale» mit lakonischen Worten: «Als das Interview bekannt wurde, konnte nichts mehr repariert werden». Gemäss dem Medienbericht gibt es im Vatikan Personen, die ein Interesse hatten, Aufsehen zu erregen.