Samstag, 31. Januar 2009

Eva Herman - Niederlage des Medienfilzes

Gerichtsbeschluss: Eva Herman verherrlichte nicht die Nazi-Zeit

Die Äusserungen der ehemaligen deutschen «Tagesschau»-Sprecherin Eva Herman bei einer Buchpräsentation im vorigen Jahr waren nach Ansicht des Landesarbeitsgericht Hamburg keine Verherrlichung des Nationalsozialismus. Die Moderatorin und Buchautorin kämpft darum, ihre Stelle bei der Tagesschau wiederzuerlangen.

Bereits nach der Veröffentlichung ihres Buches «Das Eva-Prinzip» vor zwei Jahren geriet die Nachrichtensprecherin in die öffentliche Kritik. Sie fordert darin eine Rückbesinnung auf die traditionelle Rollenverteilung von Mann und Frau. Bei der Präsentation ihres Buches «Das Prinzip Arche Noah» im September 2007 sagte sie einen Satz, der erneut vielerorts Kritik auslöste. Man müsse «das Bild der Mutter in Deutschland wieder wertschätzen lernen», so Herman damals, was durch die 68er-Bewegung verdrängt worden sei. Hermans Vergleich mit der Zeit des Nationalsozialismus brachte ihr den Vorwurf ein, diese Zeit verherrlicht zu haben.

Verkürzte Wiedergabe in den Medien
Die Berufungsverhandlung vor dem Landesarbeitsgericht Hamburg am Mittwoch hat die Sichtweise der ersten Instanz zurechtgerückt: die umstrittene Äusserung Hermans sei keinesfalls eine Verherrlichung des Nationalsozialismus, sagte der vorsitzende Richter. Der tatsächlich geäusserte Wortlaut sei von den Medien verkürzt und verfälscht wiedergegeben worden. Eva Herman sagte nach dem Urteil laut ihrer eigenen Webseite: «Ich bin sehr erleichtert, dass nun endlich durch eine unabhängige Instanz wie das Landesarbeitsgericht Hamburg eine verbindliche Bewertung meiner Äusserungen erfolgte.»

Eine abschliessende Entscheidung darüber, ob Hermans Tätigkeit als Nachrichtensprecherin als Arbeitsverhältnis einzuordnen ist, hat das Gericht noch nicht getroffen. Der NDR, für den Herman 20 Jahre gearbeitet hatte, kündigte ihr im September 2007. Die von Herman eingereichte Klage wies das Hamburger Arbeitsgericht im April mit der Begründung ab, es habe kein Arbeitsverhältnis gegeben, Herman sei freie Mitarbeiterin gewesen. Daraufhin hatte sie Berufung eingelegt. Herman war sowohl Sprecherin der «Tagesschau» als auch Co-Moderatorin der NDR-Talksendung «Herman und Tietjen».

Ziel: Zurück zur «Tagesschau»
Nach der Gerichtsverhandlung, bei der Herman persönlich anwesend war, vereinbarten sie und der NDR weitere aussergerichtliche Gespräche. Das Gericht setzte den nächsten Termin für den 26. November an. Ihr Anwalt erklärte, die Klage ziele durchaus darauf ab, wieder als «Tagesschau»-Sprecherin tätig zu werden.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Familie Kopp - Filz, Intrigen, Mobbing und Verleumdung

«Die Füdlitätsch-Affäre sollte Hans W. Kopp schaden»
Interview: Michèle Binswanger

Er war eine der schillerndsten Polit-Figuren der Schweiz, jetzt ist Hans W. Kopp 77-jährig gestorben. Der Journalist Rolf Wespe über die Fehler des Power-Anwalts, Dämonisierungen und warum enttäuschte Freunde letztlich die schlimmsten Feinde sind.

Zur Person
Rolf Wespe war von 1978 bis 1993 Bundeshaus-Korrespondent für den Tages-Anzeiger. Zusammen mit zwei anderen Journalisten deckte er 1988 den Kopp-Skandal auf und gewann dafür später den Zürcher Journalistenpreis. Später war er Reporter beim Informationsmagazin «10 vor 10» SFDRS (1993-1998), dann Leiter Kommunikation des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (1999 bis 2001). Jetzt ist er Studienleiter an der Schweizer Journalistenschule.

Hans W. Kopp legte bis Anfang der Achtzigerjahre eine unglaublich glänzende Karriere als Wirtschaftsanwalt hin, dann folgte ein ebenso aufsehenerregender Niedergang – woran ist er gescheitert?
Ich weiss nur, dass er ein brillanter und absolut intelligenter Mensch war. Über Kopps Charakter kann ich nicht urteilen, auch nicht, woran er gescheitert ist.

Warum wurde er denn über so lange Zeit so konsequent geächtet?
Das kann man vielleicht mit der Haltung seiner Frau Elisabeth angesichts der Kopp-Affäre illustrieren. Sie sagte damals: «Mich trifft weder rechtlich noch moralisch irgendeine Schuld». Diese arrogante Haltung war charakteristisch für beide Kopps. Es gab auch weitere Beispiele, etwa, dass sie staatliche Unterstützung bei den Krankenkassenprämien beantragten. Das ist natürlich rechtens, verrät aber eine rein juristische Denkart und einen völligen Mangel an politischer Sensibilität. Die konsequente Weigerung, Fehler zuzugeben, hat wohl zur Isolierung beigetragen.

Hans W. Kopps Niedergang leitete auch die Krise des Zürcher Freisinns ein – hat das eine mit dem anderen zu tun?
Affären sind selten der Grund, aber oft der Auslöser für eine Entwicklung. Aber es gibt tatsächlich Parallelen. Hans W. Kopp verkörperte die Haltung: Wer die Macht hat, muss sich keine Fragen stellen. Doch wer sich keine Fragen stellt, der verliert natürlich auch ein Stück Lernfähigkeit. Ich glaube, dem Zürcher Freisinn ist es in den Neunzigerjahren genau so gegangen: Man war zu mächtig und dachte, nichts könne einen schwächen.

Wie muss man denn die ganzen Affären, in die Hans W. Kopp verstrickt war, heute beurteilen?
Nüchtern betrachtet sieht es so aus: Kopp hat mit der Trans KB pleite gemacht, er hat seine Steuererklärung falsch ausgefüllt und war im Verwaltungsrat einer Firma, ohne vorher sorgfältig abzuklären, in welche Geschäfte sie verstrickt ist. Heute wäre eine Firma wie die Shakarchi-AG wegen des Geldwäscherei-Gesetzes gar nicht mehr möglich. Ein Staatsanwalt formulierte es damals so: Hans W. Kopp war wie ein Scharnier zwischen der angesehenen und der weniger angesehenen Gesellschaft.

Es muss doch einen Grund geben, warum er von breiten Kreisen regelrecht dämonisiert wurde?
Hans W. Kopp hatte die Angewohnheit, seine Gesprächspartner sehr durchdringend anzuschauen. Vielleicht hat das zur Dämonisierung beigetragen. Er galt damals ja auch als achter Bundesrat, der auf seine Frau Einfluss ausübte. Doch als man jüngst die damaligen Dossiers nochmals untersuchte, stellte man fest, dass er nur Kommafehler korrigiert hat. So viel zu den dämonischen Einflüssen.

Also war alles halb so wild?
Dazu kann ich Ihnen eine andere Geschichte erzählen. Hans W. Kopps Vater war früher Stadtpräsident von Luzern. Als Hans Rudolf Meyer in den Sechzigerjahren für das Amt kandidierte, schrieb Kopps Vater anonyme Drohbriefe. Das ganze flog auf, und später brachte Meyer dann die «Füdlitätsch-Affäre» ins Rollen, bei der behauptet wurde, Kopp habe früher seine Büro-Mitarbeiterinnen sexuell belästigt. Dabei ging es natürlich darum, den Kopps zu schaden.

Warum erhielt Hans W. Kopp denn nicht mehr Rückendeckung aus den eigenen Reihen?
Das war es ja: Gerade die Freunde und Förderer der Kopps fühlten sich durch die Affären und das sture Leugnen hochgradig verraten. Als Elisabeth Kopp ihren Rücktritt bekanntgab, wurde sie buchstäblich davongejagt, in Schimpf und Schande, wie ein Hund. Und das von ihren eigenen Leuten. Später habe ich die gesellschaftliche Ächtung der Kopps einmal im Zürcher Stadttheater erlebt. Sie sassen zwei Reihen vor mir. Aber in der Pause unterhielt sich niemand mit ihnen. Ihre eigenen Leute waren so enttäuscht, dass sie sie verstiessen.

So waren die eigenen Freunde letztlich die schlimmsten Feinde?
Ja. Und das waren nicht nur persönliche Bekanntschaften, auch Journalistenfreunde schrieben plötzlich unmöglich über sie.

In den letzten Jahren wurde Elisabeth Kopp in einem Film rehabilitiert, über Hans W. Kopp erschienen plötzlich positive Artikel – war das eine Rückkehr in die Gesellschaft?
Ja. Allerdings hätten sie diesen Prozess wesentlich beschleunigen können, wenn sie Fehler zugegeben hätten.

(bazonline.ch/Newsnetz)

Erstellt: 28.01.2009, 13:01 Uhr

KOMMENTARE

Walter Fürst
21:38 Uhr Dieser Wespe ist eine Dreckschleuder. Aber eben, so läuft es bei uns, man kann jemanden fertig machen und wird dann zum Fernsehen, in die Bundesverwaltung und am Schluss in die Journalistenschule aufgenommen, wo man weiter destruktiv tätig sein kann. Frau Kopp war eine Power-Bundesrätin, ohne Fehl und Tadel.


Peter Waldner
17:41 Uhr «Mich trifft weder rechtlich noch moralisch irgendeine Schuld». Dem stimme ich zu. Das war keine "charakteristische, arrogante Haltung", sondern schlichte Wahrheit. Mehr nicht. Charakterschwach waren die Medien und die Parteien, allen voran die eigene. So viel zu Frau Kopp. Was den verstorbenen Herrn Kopp anbelangt - irgend etwas Konkretes ist doch nicht wirklich "hängengeblieben". Nur Geschwätz,


Daniela Ress
16:47 Uhr Was bringt es jetzt nochmals das ganze aufzufrischen, ausser pietätlose polemik nichts. Geschehenes kann man nicht mehr ungeschehen machen. Lasst dem Herrn Kopp doch seinen Seelenfrieden und Frau Kopp in Ruhe um Ihren Ehemann trauern. Fehler machen wir alle auf dieser Erde die einen kleine die anderen grössere.


Tom Rippel
16:42 Uhr Frau Kopp hat damals das getan, was ich von meiner Frau auch erwarten würde. Und was ich selbstverständlich auch täte. Allzu menschliches Handeln hat sie ihre Karriere gekostet. Was bei anderen Politikern als Kavaliersdelikt durchgegangen wäre, wurde bei den Kopps zur Staatsaffäre hochgeschrieben. Lächerlich! Mit der Marginalisierung der Kopps hat sich der Zürcher Freisinn nur selbst entlarvt.


Alex Sutter
16:34 Uhr Die Kopps geben ein wunderbares Beispiel für die damalige Arroganz und den Fall des Zürcher Freisinns wieder. Erschreckend ist und bleibt, wie Leute vor solch einem despotisch handelnden Machtmensch gekrochen sind,der sich durchs Leben mogeln konnte. - Bis vor Wochen kroch die Gesellschaft vor anderen, die u.a. im Bündnerland eine Chemiefirma besitzen oder einmal Banker of the year waren.


Hans Peter Faeh
16:17 Uhr Fall Sie es nicht bemerkt haben, der Mann ist tot. Die Ueberschrift über dem Bild von Hans W. Kopp zeigt die bekannte Tagi-Ethik und den vorherrschenden Tagi-Anstand. Und mit dem Verteilen von Journalistenpreisen sollte man vielleich zukünftg etwas abwartender sein, wenn man heute sieht, was von den Vorwürfen gegen die Familie Kopp letztlich hängengeblieben ist.


Franco Lomazzi
16:11 Uhr Elisabeth Kopp war eine gute Bundesrätin! Ihr verdanken wir unser heutiges Eherecht, welches sie gegen eine erbitterte Kampagne von......Herrn Christoph Blocher und seiner SVP im Parlament und beim Volk durchbrachte. Ihr Rücktritt war unnötig und die Affären ihres Mannes hätte man isoliert abhandeln und verurteilen müssen.


Werner S choop
15:52 Uhr Eigentlich paradox dass die Füdlitätschaqffàre des Ehmannes den Sturz der sehr gut abeitenden Bundesrätin Frau E. Kopp verursachte. Sobald sexistisches im Spiel ist wirkt dies immer. Frau BR Kopp tat mir immer leid, denn dies hatte sie nicht verdient.


Peter Weierstrass
15:50 Uhr Natürlich ist es nicht fair, einen Toten zu kritisieren. Aber Hans W. Kopp hat es unterlassen, dem Tages-Anzeiger seinen baldigen Tod rechtzeitig anzukünden, so dass dieser Artikel nun halt zu spät erscheint :o) Allerdings war Hans W. Kopp auch eine öffentliche Figur und muss deswegen auch als Verstorbener etwas mehr Kritik einstecken können als ein Normalbürger. Ich sehe da kein Problem.


Susi Rossiter
15:28 Uhr Man hat die Familie Kopp gekreuzigt und hat sich gut gefühlt dabei. Herr Wespe, Ihnen steht also das Verdienst zu, den einen und einzigen arroganten Geldwäscher "gebodigt" und eine bessere Welt erschaffen zu haben. Gratulation, Herr Studienleiter!


fritz isenegger
15:22 Uhr Ich finde den Arikel beschämend .wo ist die würde gegenüber ein Toten der kann sich nicht mehr stellung nehmen


Hans-Christi Müller
15:14 Uhr Hans W. Kopp selig mag getan und gelassen haben, was er wollte: schlimmer als andere war er nicht, nur potenter. Um es nicht zu vergessen: seine Gattin wurde zum Rücktritt aus dem Bundesrat gedrängt, weil sie ihm telefonisch geraten hatte, ein Mandat niederzulegen, und es dann zu verschweigen versuchte!!!! - Regie beim schändlichen Verfahren hat der heutige Bundesrat Moritz Leuenberger geführt.


L. Ulmann
15:11 Uhr Aus dem katholischen Luzern kommend, hatte er wohl den falschen Stallgeruch für die Zürcher FDP. Harmlos war er keinesfalls, eher skrupellos. Ich habe persönlich seine üblen Seiten erfahren müssen. In seinem Betreben in Zürich anzukommen, hat er Fehler gemacht.


M. Naef
14:38 Uhr Dämonischer Blick, wenn ich so ein quatsch lesen muss 2009 kommt mir die Galle hoch. Rutscht die Schweiz wieder ins Mittelalter ab. tz tz tz tz


Mario Menel
14:23 Uhr finde es pietätlos über Verstorbene herzuziehen erstens. Ob der sog. Aufdecker einer Kopp-Affäre, dieser Journalist wirklich einene Anerkennung verdient hatte, bleibe dahingestellt. Ich glaube, es ging und geht immer nur um Schlammschlachten. Ich schäme mich für diesen Artikel im Tagi


pit almeida
14:21 Uhr also, ist die fudidätsch-affäre nun wahr oder nicht? es sollten doch noch zeugen aufzutreiben sein. musste hans kopp deswegen sein kommando abgeben? und wer hat den auftrag gegeben, meienberg zu verprügeln? war das etwa die rache des hansweh?


Maja Koenig
14:21 Uhr Pietätlos dieser Artikel! Herr Hans W. Kopp ist gestorben. Für den Tages Anzeiger anscheinend nicht. Schäm di!



Rolf Egli
14:05 Uhr Aus >>>Hans W. Kopp hatte die Angewohnheit, seine Gesprächspartner sehr durchdringend anzuschauen. Vielleicht hat das zur Dämonisierung...<<< wird in der Bildunterschrift >>>Ihm wird ein «dämonischer Blick» nachgesagt.<<<. GATS NO?!


Rene Meier
14:00 Uhr Ich glaube, Herr Dr. Kopp und Frau Dr. Kopp wollten nur das beste für die Bürger. Sie waren vom Wunsch beseelt, unserem Land zu dienen. Dafür gebührt ihnen Respekt.


Roli Meier
13:56 Uhr Ein Verfahren wegen Geldwäscherei gegen die Shakarchi-AG wurde zwar mal angestrengt, jedoch wieder fallengelassen. War wohl doch nichts dran. Warum eine Firma wie die Shakarchi-AG heute nicht mehr existieren könnte, ist mir ein Rätsel, gibt es doch hunderte von Firmen mit dem Geschäftszweck Import, Export, Kauf, Verkauf und Handel mit Gütern und Waren aller Art.


Roli Meier
13:50 Uhr Wurde die Shakarchi AG resp. Herr Kopp jemals wegen illegalen Machenschaften egal welcher Art auch immer verurteilt?

Wie die EU die Schweiz verunglimpft

Der 8. Februar naht. Sollten die Schweizer Nein zur Personenfreizügigkeit sagen, wird Brüssel keine Gnade walten lassen: Es wäre das Ende der bilateralen Verträge, die Schweiz würde zur EU-Aussengrenze.

In Brüssel hat man genug vom Sonderfall Schweiz. Zwar sagt die EU-Kommission offiziell nichts zur Abstimmung vom 8. Februar, doch hinter den Kulissen sind deutliche Worte zu hören: Die Guillotine werde fallen und sämtliche gültigen Verträge würden ungültig, so die Personenfreizügigkeit und das Schengen-Abkommen. Die Nachbarn der Schweiz müssten wieder Grenzkontrollen durchführen.

«Wir lieben die Schweizer»

«Wir lieben die Schweizer. Wir lieben dieses wunderschöne Land», sagt zum Beispiel der liberale deutsche Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis in der Schweizer Ausgabe der Wochenzeitung «Die Zeit». «Aber diese unglaubliche Arroganz muss jetzt mal ein Ende haben.» Für Chatzimarkakis ist klar: Die Schweiz wäre längst ein rückständiger Fleck in Europa, wenn sie nicht das Bankgeheimnis und «ihre tollen Ausnahmeregelungen» hätte.

Auch der EU-Abgeordnete Manfred Weber von der Europäischen Volkspartei, der grössten Fraktion im Europaparlament, hat die Nase voll. «Die Rechtslage gibt der EU die Möglichkeit, konsequent zu handeln. Und das sollte sie auch tun», sagt er der «Zeit». Die Schweiz müsste bei einem Nein als Ausland wie Guatemala oder Kasachstan behandelt werden.

«Irrlichternder Christoph Blocher»

Damit erteilt Brüssel den SVP-Politikern, die nach einem Nein eine zweite Abstimmung wollen – über die Personenfreizügigkeit mit der EU, aber ohne Rumänien und Bulgarien – eine klare Abfuhr. Auch die tschechische Ratspräsidentschaft wird dies laut «Zeit» nicht akzeptieren. «Rosinenpickerei kann es nicht geben», so ein Diplomat. Die Botschaft der EU an die Schweiz ist also klar. «Kriegt den irrlichternden Christoph Blocher unter Kontrolle, oder die Schlagbäume an den Alpenpässen fallen.»

Sagen die Schweizer am 8. Februar Nein, müssten die bilateralen Verträge neu ausgearbeitet werden. Der Preis dafür wäre aber hoch: Die EU könnte die Vorbedingung stellen, dass die Schweiz das Bankgeheimnis aufgibt. «Wir werden uns nicht noch einmal zu solchen Privilegien hinreissen lassen», betont der EU-Abgeordnete Chatzimarkakis.

Montag, 26. Januar 2009

Psychiatrie - der Betrug an der Menschheit

Psychiatrische Diagnosen sind ausschließlich durch Symptome kategorisiert. Psychiater
verwenden keinerlei Labortests, Bluttests oder Röntgenbilder, um ihre Diagnose zu
untermauern. Mit einem Blutzuckertest kann man feststellen, ob jemand an Diabetes
leidet. Bei Arthritis verwendet man ein Röntgenbild. Derartige Tests gibt es für psychische „Störungen“ nicht.
In einer im Mai 2006 in der US-Zeitschrift Psychotherapy and Psychosomatics veröffentlichten Studie wurde aufgedeckt, dass Pharma-Firmen, die Psychopharmaka herstellen, mehr als die Hälfte derjenigen Psychiater finanziell unterstützt haben, die solche „Störungen“ definieren, damit sie dann in die psychiatrische „Verrechnungsbibel“, das Diagnostische und Statistische
Manual Psychischer Störungen (DSM) aufgenommen werden. Bei der Festlegung der so
genannten „Depression“, „Schizophrenie“ und „Psychose“ hatten sogar 100 % der involvierten Psychiater nicht bekannt gemachte finanzielle Verbindungen zu pharmazeutischen Firmen.
Schon im SPIEGEL Nr. 33/2003 heißt es hierzu: „Finanzielle Verbindungen gerade zwischen Psychiatern und Pharma-Firmen sind in Deutschland gang und gäbe. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) beispielsweise lässt sich von Unternehmen wie Astra Zeneca, Aventis Pharma Deutschland, Lilly, Novartis Pharma und Organon ‚unterstützen‘.“
Die US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA warnte davor, dass Antidepressiva Ängste,
Erregungszustände, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Feindseligkeit, Impulsivität und Manie verursachen können. Gewalttaten, die in den letzten Jahren in den USA am Arbeitsplatz verübt wurden und Schießereien beinhalteten, wurden auf diese Psychopharmaka zurückgeführt.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) veröffentlichte am
29.09.2005 neue Warnhinweise vor möglicher Selbstmordgefahr, aggressivem oder feindseligem Verhalten bei der Verabreichung von „Strattera“ an Kinder. Im Dezember 2004 wurde Strattera in Deutschland zur Behandlung von Kindern ab sechs Jahren mit so genannter Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zugelassen. Bis zum Erscheinen des Warnhinweises wurden in Deutschland etwa 10 000 Kinder mit Strattera „behandelt“.
Im Jahr 2004 wurden in Deutschland jeden Tag 474 Menschen gegen ihren Willen in die
Psychiatrie gesperrt, wo sie gegen ihren Willen fixiert und mit Elektroschocks oder Psychopharmaka behandelt werden können.
Über 100 000 Patienten sterben pro Jahr in psychiatrischen Anstalten auf der ganzen Welt.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind zwischen 1993 und 2003 mehr als
40 900 Menschen in psychiatrischen Anstalten in Deutschland gestorben.
Zahlreiche empirische Untersuchungen belegen, dass sexuelle Ausbeutung in der Therapie weitaus häufiger vorkommt, als noch vor einigen Jahren gemeinhin angenommen. 10 bis 12 % aller männlichen Therapeuten haben nach eigenen Angaben „sexuelle Beziehungen“ zu Klientinnen.

Samstag, 24. Januar 2009

Spielzeug-Pistolen fallen in der Schweiz unter das Waffengesetz

Fasnächtler aufgepasst: Das öffentliche Tragen von Imitationswaffen ist seit Dezember verboten. So will es das neue Waffengesetz: Noch ist aber unklar, welche Spielzeug-Pistolen als Waffen gelten.

Der 12. Dezember 2008 war ein besonderer Tag im Leben von Patrick Schlenker. Seither ist der 36-Jährige nicht mehr nur Kostümverleiher mit eigenem Lokal an der Schützenmattstrasse, sondern auch: Waffenhändler. Grund ist das revidierte Waffengesetz des Bundes, das seit Mitte Dezember in Kraft ist. In Artikel 4 Ziffer 1 des neuen Regelwerks heisst es: «Als Waffen gelten Imitations-, Schreckschuss- und Soft-Air-Waffen, die aufgrund ihres Aussehens mit echten Feuerwaffen verwechselt werden können.» Für Kostümverleiher Schlenker hat das weitreichende Konsequenzen: Für die Vermietung seiner Spielzeugpistolen braucht er neu eine «Waffenhandelsbewilligung für Nichtschusswaffen». Dafür muss er beim Waffenbüro des Sicherheitsdepartements eine schriftliche Prüfung ablegen – ein «völlig unverhältnismässiger Aufwand», findet der Unternehmer. «Ich bin überhaupt nicht dagegen, dass man härter gegen den Besitz von illegalen Waffen vorgeht. Aber dieses Gesetz ist einfach nicht praktikabel und straft die Falschen.»

Prävention

Die Kritik von Schlenker stösst beim zuständigen Bundesamt für Polizei in Bern auf wenig Verständnis. Sprecher Guido Balmer räumt zwar ein, dass sich seit Dezember mehrere Personen mit Fragen zu Imitationswaffen gemeldet hätten. Dies sei aber «absolut normal» nach Inkrafttreten eines neuen Gesetzes. Dem Gesetzgeber sei es darum gegangen, «gefährliche und tragische Verwechslungen zu vermeiden, die mit dem Einsatz von Imitationswaffen entstehen können». Die Waffenhandelsbewilligung sei ein «geeignetes Mittel», die Händler auf die Problematik aufmerksam zu machen. Beim Basler Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD), das in Basel für den Vollzug des Gesetzes zuständig ist, tönt es ähnlich: «Das Gesetz sieht so eine Prüfung vor. Wer mit solchen Waffen handeln will, muss diese machen», sagt Mediensprecher Klaus Mannhart.

Die Konsequenzen des neuen Gesetzes spüren neben den Händlern auch private Softgun-Besitzer. Das Gesetz erlaubt zwar unter bestimmten Voraussetzungen den Kauf von Imitationswaffen, verbietet jedoch das Tragen in der Öffentlichkeit – auch an Kostümpartys. Wer erwischt wird, muss mit der Beschlagnahmung der Waffe und einer Anzeige rechnen.

Unklares Gesetz

Gegen diese Regelung hat sich im Internet eine breite Front gebildet. In verschiedenen Diskussionsforen bemängeln Waffenbesitzer aus der ganzen Schweiz, dass das Gesetz nicht klar sage, welche Imitationswaffen unter die neuen Regelungen fallen. Einziges Kriterium sei die Verwechslungsgefahr. «Eine genaue Formulierung fehlt», sagt auch Patrick Schlenker: «Verwechslungsgefahr besteht grundsätzlich auch bei einer Spielzeug-Pistole aus dem Warenhaus.» Vor allem in der Vorfasnachtszeit finden sich in den Regalen der Grossverteiler Coop und Manor Spielzeugwaffen (siehe Text links). «Auch mit einer solchen Waffe und Alltagsgegenständen von entsprechendem Aussehen kann man einen Überfall begehen», so Schlenker.

«Man kann immer spitzfindig argumentieren», entgegnet JSD-Sprecher Mannhart. Jeder Polizist sei in der Lage, echt wirkende Imitationswaffen von offensichtlichen Spielzeugen zu unterscheiden. Sollte es dennoch zu Unklarheiten kommen, hätten die Experten vom Waffenbüro das letzte Wort.

(Basler Zeitung)

Donnerstag, 22. Januar 2009

Die Gasfelder von Gaza

Die israelische Invasion und Gazas küstennahe Gasfelder


Der Krieg um das Erdgas – Israel: Statt das küstennahe Gas von den Palästinensern zu kaufen, führen sie den schäbigsten Krieg – und der Westen schützt sie dabei
von Prof. Dr. Michel Chossudovsky

Die militärische Invasion israelischer Truppen in den Gaza-Streifen hat einen direkten Zusammenhang mit der Kontrolle und dem Besitz der strategischen Gasreserven vor der Küste. Dies ist ein Eroberungskrieg. Entdeckt wurden die ausgedehnten Gasreserven vor der Küste im Jahr 2000.
Im November 1999 unterzeichnete die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ein Abkommen, welches die Öl- und Gasausbeutungsrechte für 25 Jahre an British Gas (BG Group) und ihren Partner, der in Athen ansässigen internationalen Consolidated Contractors Company (CCC), die den libanesischen Familien Sabbagh und Khouri gehört, erteilte.
Die Rechte der küstennahen Gasfelder sind aufgeteilt: British Gas hält 60%, Consolidated Contractors 30% und der Investment Fund der Palästinensischen Autonomiebehörde 10%. («Haaretz» vom 21.10.2007)
Das PA-BG-CCC-Abkommen umfasst die Erschliessung der Felder und den Bau einer Gas-Pipeline (Middle East Economic Digest vom 5.1.2001).
Die BG-Lizenz deckt das gesamte küstennahe Gaza-Gebiet ab, das an mehrere ­israelische Gaseinrichtungen angrenzt. (vgl. Karte 1) Man beachte: 60% der Gasreserven entlang der Küste von Gaza und Israel gehören Palästina.
Die BG Group bohrte im Jahr 2000 zwei Schächte: Gaza Marine-1 und Gaza Marine-2. British Gas schätzte die Reserven auf 1,4 Billionen Kubikfuss im Wert von annähernd 4 Milliarden US-Dollar. Diese Zahlen wurden von der British Gas veröffentlicht. Der Umfang von Palästinas Gasreserven ist möglicherweise viel grösser.


Wem gehören diese Gasfelder?
Die Frage der Hoheitsgewalt über die Gasfelder von Gaza ist sehr wichtig. Aus rechtlicher Sicht gehören diese Bodenschätze Palästina.
Der Tod Yasser Arafats, die Wahl der Hamas-Regierung und der Zerfall der Palästinensischen Autonomiebehörde hat es Israel ermöglicht, die De-facto-Kontrolle über Gazas küstennahe Gasreserven zu übernehmen.
British Gas (BG Group) hat mit der Regierung in Tel Aviv ein Geschäft gemacht. Damit hat man die Hamas-Regierung hinsichtlich der Rechte zur Erforschung und Entwicklung der Gasvorkommen umgangen.
Die Wahl von Ariel Sharon zum Ministerpräsidenten im Jahr 2001 war ein Wendepunkt. Die palästinensischen Hoheitsrechte über die küstennahen Gasfelder wurden vor dem Obersten Gerichtshof Israels angefochten. Sharon stellte unmissverständlich klar, dass «Israel nie Gas von Palästina kaufen werde», und gab zu verstehen, dass die küstennahen Gasfelder Gazas Israel gehören würden.
2003 legte Sharon gegen ein erstes Abkommen sein Veto ein, das British Gas erlauben würde, Israel mit Erdgas der küstennahen Gasvorkommen zu versorgen. («The Independent» vom 19.8.2003)
Der Wahlsieg der Hamas von 2006 trug zum Niedergang der Palästinensischen Autonomiebehörde bei, die sich dann unter dem Marionettenregime von Mahmoud Abbas auf die Westbank beschränkte.
2006 stand British Gas «kurz vor der Unterzeichnung eines Abkommens, um das Gas nach Ägypten zu pumpen». («Times» vom 23.5.2007) Der britische Ministerpräsident Tony Blair intervenierte im Interesse ­Israels mit der Absicht, das Abkommen kaltzustellen.
Im folgenden Jahr – im Mai 2007 – billigte das israelische Kabinett einen Vorschlag von Ministerpräsident Olmert, «Gas von der Palästinensischen Autonomiebehörde zu kaufen». Beim geplanten Vertrag ging es um 4 Milliarden US-Dollar und Profite in der Grössenordnung von 2 Milliarden Dollar, von denen 1 Milliarde an die Palästinenser gehen sollte.
Tel Aviv hatte jedoch nicht die Absicht, die Einkünfte mit Palästina zu teilen. Das ­israelische Kabinett stellte ein israelisches Unterhändler-Team auf, um mit der BG Group einen Deal auszuhandeln, der sowohl die Hamas-Regierung als auch die Palästinensische Autonomiebehörde übergehen sollte.
«Die israelischen Verteidigungsbehörden verlangen, dass die Palästinenser mit Waren und Dienstleistungen bezahlt werden und bestehen darauf, dass die von der Hamas kontrollierte Regierung kein Geld erhält.» (ibid.)
Das Ziel war im wesentlichen, den 1999 zwischen der BG Group und der Palästinensischen Autonomiebehörde unter Arafat unterzeichneten Vertrag null und nichtig zu erklären.
Das 2007 vorgeschlagene Abkommen mit der BG sah vor, das palästinensische Gas aus Gazas küstennahen Gasvorkommen in einer Unterwasserpipeline in den israelischen Hafen von Ashkalon zu pumpen und auf diese Weise die Kontrolle über den Verkauf des Erdgases an Israel zu übertragen.
Der Deal misslang. Die Verhandlungen wurden suspendiert. «Mossad-Chef Meir Dagan lehnte die Transaktion aus Sicherheitsgründen ab, da mit den Erlösen Terror finanziert würde.» (Knesset-Mitglied Gilad Erdan, Rede vor der Knesset zu «Die Absicht von Vizepremierminister Ehud Olmert, von den Palästinensern Gas zu kaufen, wenn die Zahlung Hamas dient», 1. März 2006, zitiert von Generalleutnant im Ruhestand Moshe Yaakon, «Gefährdet der geplante Kauf von von Gas aus Gazas küstennahen Gewässern durch British Gas Israels nationale Sicherheit?», Jerusalem Center for Public Affairs vom Oktober 2007)
Israels Absicht war, die Möglichkeit auszuschliessen, dass Lizenzgebühren an die Palästinenser bezahlt werden. Im Dezember 2007 zog sich die BG Group von ihren Verhandlungen mit Israel zurück und schloss im Januar 2008 ihr Büro in Israel. (BG-Website)


Der Invasionsplan auf dem Reissbrett
Laut Quellen aus dem israelischen Militär wurde der Invasionsplan für den Gaza-Streifen unter dem Decknamen «Operation gegossenes Blei» ab Juni 2008 in Gang gesetzt: «Quellen aus einflussreichen Kreisen im Verteidigungsministerium sagten, dass Verteidigungsminister Ehud Barak die israelische Armee vor über sechs Monaten anwies, sich auf die Operation vorzubereiten [Juni oder früher], gerade zu dem Zeitpunkt, als Israel begann, mit Hamas über ein Waffenstillstandsabkommen zu verhandeln.» (Barak Ravid, Operation «Gegossenes Blei»: Der Schlag der israelischen Luftwaffe erfolgte nach Monaten der Planung, «Haaretz» vom 27.12.2008).
In eben diesem Monat kontaktierten die israelischen Behörden British Gas in der Absicht, wichtige Verhandlungen betreffend den Kauf von Erdgas aus Gaza wiederaufzunehmen:
«Sowohl der Generaldirektor des Finanzministeriums, Yarom Ariav, als auch der Generaldirektor des Ministeriums für Nationale Infrastruktur, Hezi Kugler, waren damit einverstanden, BG über Israels Wunsch zur Wiederaufnahme der Verhandlungen zu informieren. Die Quellen fügten hinzu, BG habe auf Israels Ersuchen bisher noch nicht offiziell geantwortet, in einigen Wochen würden aber voraussichtlich geschäftsführende Vertreter des Unternehmens nach Israel kommen, um Gespräche mit Regierungsvertretern zu führen.» (Globes online – Israel’s Business Arena vom 23. Juni 2008)
Die Entscheidung, die Verhandlungen mit der British Gas Group zu beschleunigen, fiel zeitlich mit dem Prozess der militärischen Planung zusammen. Es scheint also, dass ­Israel sehr darauf bedacht war, ein Abkommen mit BG noch vor der Invasion zu erreichen, die sich schon in fortgeschrittener Planungsphase befand.
Ausserdem führte die Regierung Ehud Olmerts diese Verhandlungen mit British Gas im Wissen darum, dass die Planung für eine militärische Invasion im Gaza-Streifen bereits vorlag. Aller Wahrscheinlichkeit nach befasste man sich auch mit einer neuen politisch-territorialen «Nachkriegs»-Ordnung für den Gaza-Streifen.
Tatsächlich waren Verhandlungen zwischen der British Gas und israelischen Regierungsbeamten im Oktober 2008 im Gange – 2 bis 3 Monate vor Beginn der Bombardements am 27. Dezember. Im November 2008 wiesen das israelische Finanzministerium und das Ministerium für nationale Infrastruktur die israelische Elektrizitätsgesellschaft (Israel Electric Corporation IEC) an, mit der British Gas Verhandlungen über den Kauf von Erdgas aus den Offshore-Konzessionen von British Gas in Gaza aufzunehmen. (Globes vom 13.11.2008)
«Sowohl der Generaldirektor des Finanzministeriums, Yarom Ariav, als auch der Generaldirektor des Ministeriums für Nationale Infrastruktur, Hezi Kugler, schrieben kürzlich an den CEO der israelischen Elektrizitätsgesellschaft (IEC), Amos Lasker, und informierten ihn über den Entscheid der Regierung, einen Fortgang der Verhandlungen in Übereinstimmung mit dem Rahmenplan zu gestalten, den sie Anfang des Jahres guthiess. Der Vorstand von IEC, unter Leitung des Vorsitzenden Morti Friedman, genehmigte vor einigen Wochen die Grundsätze des Rahmenplans. Die Gespräche mit BG Group werden beginnen, sobald der Vorstand die Befreiung von einem Angebot gutgeheissen hat.» (Globes vom 13.11.2008)


Gaza und Energie, Geopolitik
Die militärische Besetzung des Gaza-Streifens geschieht in der Absicht, in Verletzung des Völkerrechts die Hoheitsrechte über die Gasfelder an Israel zu übertragen.
Was ist als Folge der Invasion zu erwarten? Welche Absicht verfolgt Israel hinsichtlich der palästinensischen Naturgasreserven? Eine neue territoriale Ordnung mit der Stationierung israelischer und/oder «Peacekeeping»-Truppen? Die Militarisierung der ganzen Küstenlinie von Gaza, die für Israel strategisch wichtig ist? Die unverhohlene Konfiszierung der palästinensischen Gasfelder und die einseitige Erklärung israelischer Hoheit über Gazas Küstenzone?
Wenn dies geschehen sollte, würden die Gasfelder Gazas in Israels küstennahe Anlagen integriert werden, die direkt an diejenigen des Gaza-Streifens anschliessen.
Diese verschiedenen küstennahen Anlagen sind auch mit dem israelischen Energietransportkorridor verbunden, der sich vom Hafen von Eilat mit seinem Öl-Pipeline-Terminal am Roten Meer bis zum Seehafen-Pipeline-Terminal bei Ashkalon erstreckt und nordwärts bis Haifa führt und der schliess­lich mit der geplanten israelisch-türkischen Pipeline mit dem türkischen Hafen Ceyhan verbunden werden soll.
Ceyhan ist das Terminal der Baku-Tiflis-Ceyhan-Transkaspischen Pipeline. «Geplant ist die Verbindung der BTC-Pipeline zur Trans-Israel-Eilat-Ashkelon Pipeline, auch als Israels Tipline bekannt». (vgl. Michel Chossudovsky, «Der Krieg in Libanon und die Schlacht ums Öl», Global Research vom 23.7.2006) •


Quelle: www.globalresearch.ca vom 8.1.2009
(Übersetzung Ellen Rohlfs und Zeit-Fragen)

Mittwoch, 21. Januar 2009

Schizophrenie - die erfundene Krankheit

Unethische Psychiater verbreiten
Fehlinformationen über die Schizophrenie
von Al Siebert, Ph.D.

Zusammenfassung: Prominente Psychiater sagen, Schizophrenie sei eine Gehirnkrankheit wie Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose. Diese Behauptung widerspricht den wissenschaftlichen Fakten: kein Neurologe kann das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Schizophrenie im Labortest unabhängig nachweisen, weil die Mehrheit der Leute, bei denen die Diagnose Schizophrenie gestellt wurde, keinerlei neuropathologische oder biochemische Abweichungen hat, wogegen einige Leute ohne schizophrene Symptome solche biophysiologischen Abweichungen hat. Eine progressive Verschlechterung des Zustands tritt bei Leuten mit Schizophrenie normalerweise nicht auf: meistens zeigt sich mit der Zeit eine Verbesserung. Psychotherapie und Milieu-Therpie, ohne Medikamente, hat sogar bei den am schwersten gestörten schizophrenen Personen zu einer vollständigen Genesung und darüber hinaus geführt. Viele Leute, bei denen Schizophrenie diagnostiziert wurde, sind ganz ohne Behandlung wieder genesen, etwas, was bei Personen mit Parkinson, Alzheimer oder Multipler Sklerose noch niemals vorgekommen ist.


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Als im Juli 1998 zwei Wachen des United States Capitol Buildings von einem Mann erschossen wurden, von dem es hieß, er leide an "paranoider Schizophrenie", löste dies ein aufgeregtes Medieninteresse an "Schizophrenie" aus. Unglücklicherweise benutzten prominente Psychiatrie-Experten diese Gelegenheit, um in den Medien zu verkünden, Schizophrenie sei eine Gehirnkrankheit wie Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose. Diese Aussage stimmt mit den wissenschaftlichen Fakten nicht überein und führt die Öffentlichkeit in die Irre.

In der TV-Show NewsHour (Farnsworth, 1998), ausgestrahlt auf Public Broadcasting System in den United States am 27.July 1998 (und später auf National Public Radio) interviewte die Journalistin Elizabeth Farnsworth die Direktorin des Mental Health Clinical Research Center an der University of Iowa und Chefredakteurin des American Journal of Psychiatry, Dr. Nancy Andreasen, und David Pickar, Direktor des Experimental Therapeutics Branch of the National Institute of Mental Health. Andreasen stellte fest: "[Verschiedene] Dinge kommen zusammen, um eine Gehirnverletzung zu erzeugen, die wir dann als Schizophrenie erkennen. es wird praktisch überall anerkannt, daß es sich um eine Gehirnerkrankung wie jede andere handelt, wie Alzheimer, Parkinson und so weiter." Pickar sagte: "Es steht außer Frage. Es ist eine Gehirnstörung." E. Fuller Torrey (1983, 1997; Yolken & Torrey, 1995), ein anderer landesweit bekannter Psychiater, hat wiederholt festgestellt, daß Schizophrenie zur selben Kategorie gehört wie andere Gehirnstörungen wie Parkinson, Alzheimer und Multiple Sklerose.

Diese Aussagen entstellen und mißinterpretieren die in der wissenschaftlichen Literatur veröffentlichten Forschungsergebnisse in acht signifikanten Hinsichten.


Schizophrenie ist nicht "eine einzelne Krankheit." Seit der ursprünglichen Beschreibungen von Emil Kraeplin (1902) und Eugen Bleuler (1950) vor fast 100 Jahren, beschreiben informierte professionelle Nachschlagewerke "Die Schizophrenien" als eine Gruppe von Erkrankungen. Laut O'Donnell und Grace (1998): "ein Hauptproblem im Studium der Schizophrenie ist die Verschiedenartigkeit ihrer Symptome, welche die Annahme nahelegt, daß Schizophrenie in Wirklichkeit ein Bündel von Krankheiten ist." (p. 267). Aussagen, die darauf hinauslaufen, daß Schizophrenie "eine Gehirnkrankheit" (singular) ist, sind irreführend.

Testergebnisse sprechen überwiegend gegen die Gehirnerkrankungs-Hypothese. Einige wenige Personen, bei denen Schizophrenie diagnostiziert wurde, zeigen gewisse Gehirn-Anomalien, aber die Brain Scans der meisten Schizophrenen liegen im normalen Bereich. (Weikert & Weinberger, 1998). Einige Psychiater schreiben der schwachen Evidenz trotzdem eine ungerechtfertigte Signifikanz zu. (Boyle, 1990). Beispielsweise kamen die Autoren einer Forschungsstudie über kindliche Schizophrenie (Nopoulos, Giedd, Andreasen, & Rapoport, 1998), zu dem Schluß, daß "Patienten mit extrem früh (in der Kindheit) ausbrechenden Formen der Schizophrenie schwerwiegendere entwicklungsbedingte Anomalien haben könnten als solche, bei denen Schizophrenie erst im Erwachsenenalter auftritt." (p. 1074 ) In Wirklichkeit geht aus den Daten der Studie hervor, daß von 24 getesteten Patienten nur 3 (12.5 Prozent) eine abnormale Vergrößerung gewisser Gehirnstrukturen zeigen, 21 (87.5 Prozent) nicht. In der Kontrollgruppe der Gesunden hatte eine Person ebenfalls derartige Abweichungen.
Ismail, Cantor-Grace, & McNeil (1998) haben herausgefunden, daß, wenn bei schizophrenen Patienten gewisse neurologische Abweichungen existierten, ihre nicht schizophrenen Geschwister ganz entsprechende Abweichungen zeigten. Andreasen (1995) fand einige Personen ohne schizophrene Symptome, die Gehirnanomalien hatten, wie sie auch bei einigen Schizophrenen gefunden wurden. Laut Lewine (1998), "gibt es bei Schizophrenie keine Gehirnanomalie, die charakteristisch ist für mehr als 20 - 33 Prozent der getesteten Fälle. Die Gehirne der Mehrheit der schizophrenen Personen sind normal, soweit die Forscher dies heutzutage sagen können. (p. 499). Darüberhinaus wird in den Studien, die Abweichungen finden, selten überprüft, ob diese möglicherweise auf längerfristige Einnahme von Neuroleptika oder anderer Medikamente zurückzuführen sind.


Die Hypothese der "Gehirnkrankheit" verträgt sich nicht mit der gesicherten Erkenntnis, daß viele Leute wieder vollständig von der Schizophrenie genesen. Im Gegensatz zu Parkinson, Alzheimer und Multipler Sklerose verläuft die Schizophrenie nicht notwendigerweise in Richtung lebenslanger Verschlechterung, und der Ausgang bei jeder einzelnen Person ist nicht vorhersehbar. (Marengo, 1994; Mendel, 1989; Mûller & von Zerssen, 1988; Ponyat, 1992). Manfred Bleuler (1979a), Autor des maßgeblichen Standardwerks über Schizophrenie, schrieb:

"Der Glaube, daß schizophrene Psychosen zwangsläufig eine Entwicklung in Richtung Demenz und Tod bedeuten...ist...ein tragischer Irrtum.... Fast ein Drittel der Schizophrenen werden wieder ganz gesund. Normalerweise entwickelt sich die Psychose 5 Jahre nach ihrem Ausbruch nicht mehr weiter, sondern verbessert sich eher wieder...Diese und andere Tatsachen, die bezüglich Verlauf und Ausbruch der schizophrenen Psychosen gemacht werden können, sind sicher nicht charakteristisch für eine organische zerebrale und metabolische Krankheit."(p. 1407).
In der Tat zeigen Längsstudien tausender Ex-Patienten in vielen Ländern, daß die Hälfte bis Zweidrittel der als schizophren diagnostizierten Personen viele Jahre später vollständige Genesung oder zumindest deutliche Verbesserung erlangten. Die Prozentzahlen sind:


a) Bleuler (1968), Züricher Studie: 23% voll genesen, 43% deutlich verbessert, 66% total.
b) Huber, Gross, Schuttler, und Linz. (1980), Bonner Studie: 26% voll genesen, 31% deutlich verbessert, 57% total.
c) World Health Organization (1979), weltweiter Nachfolgetest nach zwei Jahren: 26% sehr vorteilhaft, 25% vorteilhaft, 51% total.
d) Ciompi (1980), Lausanner Studie: 29% voll genesen, 24% deutlich verbessert, 53% total.
e) Harding et al. (1987), Vermont Studie: 34% voll genesen, 34% deutlich verbessert, 68% total.
f) Tsuang et al. (1979), Iowa Studie: 20% voll genesen, 26% deutlich verbessert, 46% total.
g) Hegarty et al. (1994), Meta-Analyse von 320 Outcome Studies, die alle Länder und alle Jahrzehnte umfaßten, mit 51,800 Personen 5-6 Jahre nach der Schizophrenie-Diagnose mit breiten Kriterien: 46.5% verbessert.
h) Warner (1994), zusammenfassende Bewertung von 85 Outcome Studies der Jahre 1956-1985: 20-25% vollständig genesen, 40-45% soziale Wiedereingliederung, 60-70% total.
i) Wiersma et al. (1998), 15 Jahre Nachfolgeuntersuchung einer holländischen Gruppe: 27% vollständige Genesung, 50% teilweise Genesung.

Viele der Ex-Patienten der oben aufgelisteten Studien wurden 20 bis 35 Jahre nach der Entlassung begutachtet. Unter den Genesenen waren Ex-Patienten, die einst als äußerst schwer gestört galten. Courtenay Harding und ihre Kollegen (Harding, 1987) spürten 82 Personen nach 20 bis 25 Jahren auf und begutachteten sie. Diese galten zuvor als die hoffnungslosesten Fälle, chronisch gestört, zurückgebliebene Patienten, die damals nach der Entlassung aus einem State Hospital in ein Rehabilitationsprogramm verlegt wurden. Harding hebt hervor, daß "für die Hälfte bis Zweidrittel die Langzeitentwicklung nicht verschlechternd oder marginal war, sondern eine Entwicklung zu verschiedenen Graden der Produktivität, des sozialen Eingebundenseins, Wohlbefindens und kompetenten Funktionierens." (p. 730). Viele von ihnen waren völlig symptomfrei.

Keine Gehirnkrankheit wurde jemals durch Psychotherapie oder durch das Verstreichen von Zeit geheilt. Viele Therapeuten haben über vollständige Genesungen von Schizophrenie berichtet, mittels Psychotherapie und /oder Milieutherapie (Artiss, 1962; Colbert, 1996; Fromm-Reichman, 1950; Harding, 1995; Jung, 1961; Karon, 1998; Laing, 1967; Mosher, 1999; Perry, 1974; Sechehaye, 1951; Siebert, im Druck; Sullivan, 1962). In den Soteria Studien wurden junge Erwachsene, die als akut schizophren diagnostiziert waren, ohne Medikamente und mit nicht- professionellen Helfern genauso gut und schnell stabilisiert wie eine entsprechende Gruppe, die in eine psychiatrische Klinik geschickt wurde. (Mosher & Menn, 1978). Viele als schizophren diagnostizierte Personen sind ganz von allein, ohne Medikamente und ohne Psychotherapie, wieder genesen. (Brody, 1952; French & Kasonin, 1941; Hoffman, 1985; Rubins, 1969).
In der zurückliegenden Zeit war der bekannteste Fall einer spontanen Genesung von Schizophrenie der von John Forbes Nash. 1949, im Alter von 21, schrieb Nash eine Ph.D. These, die ihn als mathematisches Genie erscheinen ließ. Neun Jahre später erlitt Nash einen geistigen Zusammenbruch und wurde als paranoid schizophren diagnostiziert. Sein Leben und seine Karriere waren vernichtet. Während der folgenden 20 Jahre war er zeitweise in den USA und Europa tätig, und war viele Male für kurze Zeit in klinischer Behandlung. Alte Freunde, frühere Kollegen und Bewunderer blieben in Kontakt mit ihm und waren ihm weiterhin freundlich gesinnt. Dann, aus unbekannten Gründen, erlebte Nash eine Spontangenesung. Laut seiner Ex-Frau und seiner Schwester, die zwei Leute, die ihn am besten kannten, stand seine Genesung in keinem Zusammenhang mit irgendeiner Medikation oder psychologischen Behandlung. (Nasar, 1998).


Einige Leute mit der Diagnose Schizophrenie gesunden sogar über ihren früheren Zustand hinaus. Eine schizophrene Erfahrung kann in einigen Fällen sogar einen positiven Effekt haben, zu vorteilhaften Änderungen in der Persönlichkeit und psychischem Wachstum beitragen. (Arieti, 1979; Bernheim & Lewine, 1979; Bleuler, 1950; Bowers, 1979; Cancro, 1974; French & Kasonin, 1941; Jung, 1961; Menninger, 1963; Perry, 1974; Pickering, 1976; Rubins, 1969; Silverman, 1970; Sullivan, 1962; Warner, 1994). John Weir Perry (1999) berichtete, daß 85 Prozent der Klienten (auf alle trafen die Kriterien des DSM für Schizophrenie zu, und alle waren "schwer psychotisch") die auf Diabasis behandelt wurden, "verbesserten sich nicht nur, ohne Medikamente, sondern die meisten entwickelten sich nach der Entlassung weiter." (p. 147).
Für einige scheint die schizophrene Episode einen Durchbruch zu höheren Ebenen geistiger und emotionaler Reife bewirkt zu haben. (Pickering, 1976; Sannella, 1981; Siebert, 1996). Silvano Arieti (1978) sagte, "viele Patienten, die eine intensive und langfristigen Psychotherapie erhielten, würden weit höhere Grade der Integration und Selbstverwirklichung erreichen, als vor dem Ausbruch der Psychose" (p. 20). Früher schrieb Arieti (1974): "einige meiner Patienten, die ich für geheilt halte, haben bedeutende Positionen im Leben erreicht, in der akademischen Welt ebenso wie in anderen Aktivitäten" (pp. 616-617).

Von keinem Patienten mit Parkinson, Alzheimer oder Multipler Sklerose wurde je bekannt, daß er wieder vollständig genesen wäre, und einen Grad der Gesundheit erreicht hätte, der den seines Zustands vor der Krankheit sogar noch übertrifft.


Die Ursache der Schizophrenie ist unbekannt (American Psychiatric Association, 1994; Gottesman, 1991). Andreasen sagte im Verlauf ihres Interviews (Farnsworth, 1998), daß Schizophrenie von "verschiedenartigen Sachen, vielleicht einer genetischen Prädisposition, ernährungsbedingten Faktoren in der frühen Kindheit, Virusinfektionen, Kopfverletzungen, Kontakt mit giftigen Stoffen, Kontakt mit Drogen (Medikamenten) unterschiedlicher Art, unerlaubte Drogen. All diese Dinge produzieren in der Summe eine Gehirnvergiftung, die wir dann als Schizophrenie erkennen." Dieses Statement ist schöngeistige Spekulation, kein wissenschaftlicher Fakt. Nehmen wir die umfassende Liste der Risikofaktoren, warum werden dann nicht mehr Menschen, die ihnen ausgesetzt sind, schizophren? Warum entwickeln nicht mehr Geschwister von schizophrenen Personen, die identische genetische Prädispositionen haben und demselben neurologischen Trauma ausgesetzt sind, eine Schizophrenie? (Ismail, Cantor-Grace, & McNeil, 1998)?
Wenn Andreasens Spekulationen wahr wären, würden viele Leute mit derselben "genetischen Prädisposition" eventuell eine Schizophrenie entwickeln, durch ein multiples neurologisches Trauma, ausgelöst durch chronisches Rauchen und Trinken, sich kumulierende Umweltgifte, Virusinfektionen, ungesunde Ernährung, ein vergreisendes Gehirn, geschwächtes Immunsystem, und frühe Stadien von Gehirnkrankheiten wie Alzheimer und Parkinson. Die Vertreter der "Gehirnkrankheits"-Hypothese können nicht erklären, warum Schizophrenien so regelmäßig bei körperlich gesunden jungen Erwachsenen, im Alter von 16 bis 25, vorkommen, aber kaum jemals bei irgendjemand über 40, unabhängig von irgendeinem physiologischen Stressor. (Arieti, 1979; M. Bleuler, 1979b; Hoffer & Osmond, 1966; Lewine, 1998; Ponyat, 1992; Smith, 1982).


Es gibt keine "universelle" Anerkennung, daß Schizophrenie eine Gehirnerkrankung sei "wie alle anderen Gehirnkrankheiten." Medizinische Handbücher und Pathologie-Zeitschriften enthalten die Schizophrenie nicht als pathophysiologische Krankheit. (Schaler, 1998). Medizinische Spezialgebiete, die sich mit Neuropathologie und neurologischen Krankheiten wie Parkinson und Multipler Sklerose befassen, haben nichts zu sagen über die Schizophrenien. Keine der folgenden Neurologie-Zeitschriften hat in den Jahren 1995 bis 1998 Artikel über Schizophrenie veröffentlicht: Neurology (official journal of the American Academy of Neurology), Journal of Neurology (European Neurological Society), Journal of Neurological Sciences (World Federation of Neurology), Journal of Neuroradiology; and Archives of Neurology. Ein Artikel über die Epidemiologie der Schizophrenie erschien im Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry (Cannon & Jones, 1996), aber er hatte nichts mit Gehirnforschung zu tun. Die meisten Artikel, die sich der "Gehirnkrankheits"-Hypothese verschrieben haben, erschienen in psychiatrischen und biopsychologischen Zeitschriften.
Andreasens Behauptung der fast "universellen" Anerkennung der Schizophrenie als Gehirnkrankheit wird auch durch Statements vieler Psychiater und Psychologen Lügen gestraft, die klinische Erfahrung mit Schizophrenie haben, und die keinen überzeugenden Beleg für die Theorie sehen. (M. Bleuler, 1979a; Breggin, 1997; Karon, 1998; Lewine, 1998; Menninger, 1970).

Selbst das Diagnostic and Statistical Manual (fourth edition) der American Psychiatric Association (1994), stellt geradeheraus fest: "Es wurden keine Laborbefunde gefunden, die Schizophrenie diagnostizieren könnten." (p. 280). Diese Aussage unterstreicht, daß die "Gehirnkrankheits"-Hypothese mit einem einfachen Kriterium steht oder fällt. Eine wirkliche Gehirnkrankheit muß in Labortests identifiziert und bestätigt werden. Kein chemischer Blut-Test, neurologischer Test oder Brain Scan (oder irgend ein anderer Test) unabhängig evaluiert durch einen Neurologen, Biochemiker oder Pathologen, der über die klinischen Symptome des getesteten Patient nichts weiß, ist in der Lage, zuverlässig zu unterscheiden zwischen einer Person, die den ersten Ausbruch einer Schizophrenie erlebt, und einer, bei der dies nicht der Fall ist. (Andreason, 1997). Allerdings könnte so ein Test durchaus jemanden identifizieren, der viele Jahre lang neuroleptische Medikamente zu sich genommen hat.


"Behandlungen" der Schizophrenie sind oft schädlicher als die "Krankheit". In dem Farnsworth-Interview (1998), sagte Pickar, wenn Leute damit aufhörten, ihre Medikamente zu nehmen, "könnten die Konsequenzen sehr schwerwiegend sein". Was Pickar allerdings nicht berichtet hat ist, daß die Entzugs-Symptome den Patienten außerkraftsetzen und Psychose-ähnliche Zustände auslösen können (Cohen, 1997) und daß Langzeitmedikation schwere Gesundheitsschäden verursachen kann. Neuroleptische Medikamente können tiefgreifende Funktionsschäden im Gehirn bewirken, und sie führen oft zu einer irreversiblen Spätdyskinesie, bei bis zu 50 Prozent der Patienten. (Breggin 1997; Buckley, 1982; Cohen, 1997; Mosher, 1999; Rappaport, Hopkins, & Hall, 1978). Dies ist eine feststehende und bekannte Tatsache in der Psychiatrie.
Viele als schizophren diagnostizierten Leute sagen, die neuroleptischen Medikamente würden ihnen helfen. Es ist allerdings unter professionellen Gesichtspunkten unverantwortlich, von Pickar und von anderen Schizophrenie-Psychiatern, die Öffentlichkeit nicht darüber zu informieren, daß viele Leute durch neuroleptische Medikamente ernsthaft geschädigt werden, und daß viele Leute auch ohne irgendwelche Medikamente wieder vollständig gesund werden können.


Diskussion
Wie wir gesehen haben, geben einige Psychiater die in der psychiatrischen Fachliteratur berichteten Forschungsergebnisse verzerrt und unrichtig wieder. Sie spielen konsequent die Erkenntnis herunter, daß die meisten Leute mit Schizophrenie keine Gehirn- oder biochemischen Abweichungen erkennen lassen, und daß einige Leute mit solchen Abweichungen keine schizophrenen Symptome zeigen. Leute mit neuropathologischen Krankheiten wurden niemals durch Psychotherapie geheilt, noch wurden sie jemals nach Jahrzehnten in einem völlig wiederhergestellten Zustand angetroffen.
Während einige schwache Korrelationen gefunden wurden zwischen dem Vorhandensein schizophrener Symptome und gewissen Gehirn-Abweichungen, bleibt ein grundlegendes wissenschaftliches Prinzip bestehen: Korrelation bedeutet nicht Verursachung. In einigen Fällen könnte ein tieferliegender Grund sowohl zu Gehirn- Anomalien als auch zu schizophrenen Symptomen führen. Einige Psychotherapeuten, die von erfolgreichen Wiedergenesungen von Schizophrenie berichten sagen, daß die Symptome oft in extrem traumatisierende Kindheitserlebnisse zurückweisen, die starke, widersprüchliche Gefühle von Einsamkeit und Terror ausgelöst haben. (Karon, 1998). Was, wenn es sich herausstellt, daß einige "schizophrene" Bedingungen von einer Form chronisch traumatischer Stress-Störung in der Kindheit herrühren (Ford, 1998), die dauerhafte Effekte auf Struktur und Funktion des Gehirns hat?

Die wirkliche "Tragödie der Schizophrenie" bestünde darin, daß tausende von Leuten, die mit der Diagnose "Schizophrenie" etikettiert wurden, zum Glauben verführt werden, sie hätten eine chronische, debilisierende, progressive Gehirnkrankheit wie die unheilbaren Krankheiten Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose. Viele könnten das so erleben, als hörten sie ihre eigene Verurteilung zu einem langsamen, leidvollen und frühen Tod. Aber immer noch stirbt niemand an Schizophrenie, selbst wenn sie unbehandelt bleibt (Mendel, 1989). Trägt diese fehlerhafte und irreführende Information zu den hohen Suizidraten von Leuten bei, die als schizophren diagnostiziert wurden?

Verantwortungsvolle, wissenschaftlich zuverlässige Aussagen gegenüber den Medien könnten sich folgendermaßen anhören:


"Eine als schizophren diagnostizierte Person äußert Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, die sehr verwirrend auf andere wirken, und die auch die Person selber oft verwirren, jedoch nicht immer. Die Forschung legt nahe, daß einige wenige der Leute, die als schizophren diagnostiziert wurden, neurologische Komplikationen haben, aber viele Leute mit demselben neurologischen Profil entwickeln keine Schizophrenie. Es gibt kein bekanntes Heilmittel für Schizophrenie. Einige Leute profitieren von Medikamenten, die ihre unerwünschten Symptome im Zaum halten, anderen Leute schaden die Medikamente, und andere Leute kommen am besten ganz ohne Medikamente zurecht. Ungefähr eine von 10 Personen erholt sich nie mehr von dem gestörten oder verstörenden Erlebnis und den Auswirkungen wiederholter klinischer Behandlung, aber 5 oder 6 von 10 können erwarten, wieder vollständig zu genesen oder daß sich ihr Zustand deutlich bessert. Gegenwärtig können wir nicht vorhersehen, wer eine Schizophrenie entwickeln wird und wieso, wer sich wieder davon erholt und wer nicht. Desweiteren können wir nicht erklären, warum manche Leute innerhalb von Wochen oder Monaten wieder genesen, während andere 5 bis 20 Jahre für ihre Genesung brauchen."


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Danksagung:
Der Autor möchte seine Anerkennung ausdrücken für die wertvolle editorische Hilfe von Tom Greening und David Cohen, für Forschungsbeiträge von Bert Karon, und für Inspiration von John Weir Perry.

Dieser Artikel erschien zuerst im Journal of Ethical Human Sciences and Services. New York: Springer Publishing Company, Vol. 1, No. 2, Sommer 1999, pp. 179-89 als "Brain Disease Hypothesis for Schizophrenia Disconfirmed by All Evidence."

Hinweis an Studenten, Editoren und Herausgeber: Wenn Sie irgendeinen Teil dieses Forschungspapiers zitieren oder nachdrucken, schicken Sie bitte eine elektronische Kopie an Al Siebert at asiebert@thrivenet.com, oder eine Papierkopie an: Al Siebert, Ph.D., P.O. Box 505, Portland, OR 97207.

Dieser Artikel erscheint auf dieser Website mit der Erlaubnis des Autors, Al Siebert.



(Übers.: Heinz Kaiser)

Montag, 19. Januar 2009

Die Vertreibung der Palästinenser

Leugnung des Holocaust - Das Schweigen, eine Lüge derer, die die Wahrheit kennen - Von John Pilger, 16.01.2009 22:04

»Wenn die Wahrheit durch Schweigen ersetzt wird«, sagt der sowjetische Dissident Yevgeny Yetuvshenko, »ist das Schweigen eine Lüge.« Es scheint, also ob das Schweigen über Gaza hereingebrochen sei. Die Hüllen ermordeter, in Grün eingewickelter Kinder, zusammen mit Kisten, die ihre verstümmelten Eltern enthalten und die Schreie aus Kummer und Wut jedes Einzelnen dieses Todeslagers am Meer, kann man auf Al Jazeera und You Tube sehen, kurz auch auf BBC eingeblendet.

Aber Rußlands unverbesserlicher Poet bezog sich nicht auf den Begriff »ephemeral«, also auf das Kurzlebige, wie wir die Nachrichten nennen. Er stellte die Frage, warum diejenigen, die das Warum kennen, es nie aussprechen und es so verleugnen. Unter den anglo-amerikanischen Intellektuellen ist dies besonders auffällig. Sie sind es, die die Schlüssel zu den großen Hallen des Wisssens in den Händen halten: Historiografien und Archive, die uns zu dem Warum führen. Sie wissen, daß der Horror, der jetzt auf Gaza herabregnet, nichts mit der Hamas oder dem »Existenzrecht Israels« zu tun hat. Sie wissen, daß das Gegenteil die Wahrheit ist: Das Existenzrecht der Palästinenser wurde vor 61 Jahren aufgehoben. Die Gründer Israels haben die Vertreibung und, sofern notwendig, auch die Vernichtung der einheimischen Bevölkerung geplant und sogar durchgeführt. Sie wissen zum Beispiel, daß der infame »Plan D« in der barbarischen Entvölkerung nach (Ilan Pappe) von über 400 palästinensischen Städten und Dörfern durch die Haganah (jüdische Armee) endete und ein Massaker nach dem anderen an der palästinensischen Bevölkerung verübt wurde, in Orten wie Deir Yassin, al-Dawayima, Eilaboun, Jish, Ramle und Lydda, in offiziellen Berichten als »Ethnische Säuberung« bezeichnet. Als David Ben Gurion, Israels erster Premierminister, zu einer dieser Blutbadszenarien kam, wurde er von General Yigal Allon gefragt: »Was sollen wir mit den Arabern machen?« Wie der israelische Historiker Benny Morris berichtete, machte Ben Gurion eine wegwerfende energische Geste mit der Hand und sagte: »Vertreibt sie!« Der Befehl, eine gesamte Bevölkerung zu vertreiben, »ohne Rücksicht auf das Alter«, wurde von Yitzak Rabin unterzeichnet, ein zukünftiger Premierminister, der aufgrund der effizientesten Propaganda in der Welt zum Friedensmacher befördert wurde. Die schreckliche Ironie hiervon wurde zwischen Tür und Angel angesprochen, als der Co-Führer der Mapan Partei, Meir Ya'ari bemerkte, »wie leicht« Israels Führer darüber sprachen, daß es »möglich und erlaubt sei, Frauen, Kinder und alte Männer zu nehmen und die Straßen mit ihnen zu füllen, weil die Strategie dies zwingend erforderlich macht.... Wer erinnert sich daran, wer diese Mittel während des Zweiten Weltkrieges gegen unser Volk einsetzte... Wir sind entsetzt....«

Jeder nachfolgende »Krieg«, den Israel geführt hat, hatte dasselbe Ziel: die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung und die Aneignung von immer mehr Land. Die Lüge von David und Goliath, die Lüge des ständigen Opfers, erreichte ihren Höhepunkt 1967, als die Propaganda zu einer selbstgerechten Wut wurde, die behauptete, daß die Araber zuerst angegriffen haben. Seit dieser Zeit haben Menschen, die die Wahrheit sagen, wie Avi Schlaim, Noam Chomsky, Tanja Reinhart, Neve Gordon, Tom Segev, Uri Avnery, Ilan Pappe und Norman Finkelstein diese und andere Mythen widerlegt und einen Staat enthüllt, der die humanen Traditionen des Judentums abgestreift hat, dessen unbeugsamer Militarismus die Summe einer expansionistischen, gesetzeswidrigen und rassistischen, Zionismus genannte Ideologie, ist. »Es scheint«, schrieb der israelische Historiker Ilan Pappe am 2. Januar, »daß sogar die abscheulichsten Verbrechen, wie der Genozid in Gaza, als ein Akt der Verzweiflung behandelt werden, die mit keinen Geschehnissen der Vergangenheit - geschweige denn mit irgendeiner Ideologie oder irgendeinem System in Verbindung stehen..... Genauso wie die Apartheid-Ideologie die Unterdrückungspolitik der südafrikanischen Regierung erklärte, hat diese Ideologie - in ihrer simpelsten Varietät - allen israelischen Regierungen in der Vergangenheit und in der Gegenwart erlaubt, die Palästinenser zu entmenschlichen, wo immer sie sind, und zu bekämpfen, um sie zu zerstören. Die Mittel dazu änderten sich von Zeit zu Zeit, von Ort zu Ort, genau wie die Schilderungen dieser Abscheulichkeiten. Aber es ist ein klares Muster (des Genozids).«

Die erzwungene Absperrung, die Verweigerung humanitärer Hilfe, der Raub der lebensspendenden Ressourcen wie Benzin und Wasser, die Verweigerung von Medizin und Behandlung, die systematische Zerstörung der Infrastruktur und das Töten sowie die Verstümmelung der Zivilbevölkerung (50 % davon Kinder) in Gaza, verstoßen gegen die Genfer Konvention. »Ist es eine unverantwortliche Übertreibung«, sagte Richard Falk, der Sonderbeauftragte für Menschenrechte in den besetzten Palästinensergebieten und Autorität des internationalen Rechts an der Princeton Universität, »die Behandlung der Palästinenser mit diesem verbrecherischem Nazi-Bericht der Kollektivbestrafung in Verbindung zu bringen? Ich denke, nicht.« Indem Falk diese Situation als »Holocaust im Werden« (schleichender Völkermord) beschrieb, spielte er auf die Errichtung der Ghettos durch die Nazis in Polen an. Einen Monat lang, im Jahr 1943, hatten die gefangenen polnischen Juden unter Führung von Mordechaj Anielewiz die deutsche Armee und die SS bekämpft, aber letztlich wurde ihr Widerstand niedergeschlagen und die Nazis erzwangen ihre letzte Rache. Auch Falk ist Jude. Der »Holocaust im Werden« von heute, der mit Ben Gurions Plan »Dalet« begann, befindet sich in seinem Endstadium. Der Unterschied ist, daß es heutzutage ein gemeinsames Projekt der USA und Israels ist.

Die F-16-Kampfpiloten, die 250 Pfund »intelligenten GBU-39 Bomben, die am Angriffsabend auf Gaza geliefert wurden, waren von einem von der Demokratischen Partei dominierten Kongreß genehmigt worden, außerdem die $ 2,4 Milliarden als jährliche »Kriegs-Hilfe«, was Washington eine de facto-Kontrolle verschaffte. Seine Befürworter glauben, daß der gewählte Präsident Obama nicht informiert war. Da er im Hinblick auf Rußlands Krieg in Georgien und dem Terrorismus in Mumbai kein Blatt vor den Mund nahm, markiert Obamas Schweigen zu Palästina seine Billigung. Diese wird angesichts seiner Unterwürfigkeit gegenüber dem Tel Aviv-Regime und dessen Lobbyisten während der Präsidentenkampagne sowie seiner Ernennungen von Zionisten als Staatssekretär, Militärführer und Nah-Ost-Chefberater, von ihm erwartet. Wenn Aretha Franklin bei Obamas Amtseinführung am 21. Januar 09 ihre wundervolle Hymne an die Freiheit (von 1960) singt, vertraue ich darauf, daß jemand mit einem tapferen Herzen, wie Muntadar-al-Zaidi, dem Schuh-Werfer, laut »Gaza!« rufen wird.

Die Asymmetrie der Eroberung und des Terrors ist klar. »Plan D« ist jetzt »Operation Cast Lead«, »Gegossenes Blei«, die die unvollendete »Operation Justified Vengeance«, »Operation gerechte Rache« ist. Letztere wurde vom Premierminister Ariel Sharon im Jahr 2001 gestartet, als, er mit Bushs Genehmigung zum ersten Mal F-16-Kampfflugzeuge gegen palästinensische Städte und Dörfer einsetzte. Im selben Jahr enthüllte der zuverlässige »Jane's Foreign Report«, daß die Blair-Regierung Israel für den Angriff auf die Westbank grünes Licht erteilt hatte. Danach wurden Israels geheime Anzeichen für ein Blutbad gezeigt. Typisch war die anhaltende duckmäuserische Komplizenschaft der neuen Labour-Partei hinsichtlich der Agonie Palästinas. Dennoch zeigte Jane' s Bericht, daß »der Plan Israels von 2001, den »Trigger«, den Auslöser eines Selbstmordattentates nötig hatte, was zahlreiche Tote und Verletzte verursachen würde, weil der Faktor der Rache ausschlaggebend ist.« Dies würde israelische Soldaten dazu motivieren, die Palästinenser zu vertilgen. Was Sharon und den Autor des Plans, General Shaul Mofaz, den Chef der israelischen Armee, alarmierte, war ein geheimes Abkommen zwischen Yasser Arafat und der Hamas, das Selbstmordattentate verbot. Am 23. November 2001 ermordeten israelische Geheimagenten den Hamas Führer, Mahmud Abu Hunud und bekamen dadurch ihren »Trigger«, denn die Selbstmordattentate wurden als Antwort auf die Ermordung wieder aufgenommen. Unheimlich Ähnliches geschah am 5. November 2008, als Israels Spezialarmee Gaza angriff und 6 Menschen tötete. Wieder einmal erhielt sie ihren Propaganda-»Trigger«. Ein Waffenstillstand, der von der Hamas-Regierung initiiert und eingehalten wurde - sie hatten diejenigen die ihn brachen, sogar gefangen genommen - wurde durch den Angriff Israels zerschlagen und selbstgemachte Raketen wurden auf das, was einmal Palästina war, bevor es von seinen arabischen Besatzern »gesäubert« wurde, abgefeuert. Am 23. Dezember 08 bot Hamas an, den Waffenstillstand zu erneuern, aber Israels Charade war, daß ein Totalangriff auf Gaza bereits vor sechs Monaten geplant war - dies laut der israelischen Tageszeitung Ha'aretz.

Hinter diesem gemeinen Spiel steht der »Dagan-Plan«, nach General Meir Dagan benannt, der mit Sharon bei der blutigen Invasion des Libanons im Jahre 1982 eingesetzt war. Heutzutage ist Dagan als Chef des Mossads, des israelischen Geheimdienstes, der Autor einer »Lösung«, die vorsieht, die Palästinenser hinter einer Ghettowand, die sich durch die Westbank und Gaza schlängelt, gefangen zu halten, gewissermaßen ein Konzentrationslager. Die Schaffung einer Quisling-Regierung in Ramallah unter Mahmoud Abbas ist Dagans Verdienst, zusammen mit einer »hasbara« (Propagandakampagne), die meist ohnmächtige, eingeschüchterte westliche Medien weiterleiten, besonders in Amerika. Sie sagen, Hamas sei eine Terrororganisation, die sich der Zerstörung Israels gewidmet habe und für die Massaker und die Besetzung ihres eigenen Volkes seit über zwei Generationen verantwortlich ist, also bereits lange vor ihrer Gründung. »Wir hatten es noch nie so einfach« sagte Gideon Meir, der israelische Sprecher des Außenministeriums 2006. Die »hasbara«-Maßnahmen sind wie eine gutgeölte Maschine.« In Wirklichkeit ist die Bedrohung das Beispiel, das von der Hamas ausgeht, da sie die einzige demokratisch gewählte Regierung in der arabischen Welt ist und ihre Popularität durch den Widerstand gegen die Besatzer der Palästinenser erlangt hat. Dies wurde demonstriert, als Hamas einen CIA-Coup im Jahre 2007 vereitelte, ein Ereignis, daß in den westlichen Medien als "Hamas Machtergreifung" ordiniert wurde. Ähnlich wird die Hamas nie als »Regierung« bezeichnet, schon gar nicht als eine demokratische. Ebenso wurde ihr Vorschlag für einen 10-jährigen Waffenstillstand nicht als historische Anerkennung der »Realität« Israels und Unterstützung der Zweistaatenlösung anerkannt. Ihre einzige Bedingung war: daß Israel das internationale Recht anerkennt und die illegale Besetzung jenseits der Grenze von 1967. Wie jede jährliche Abstimmung in der UNO-Generalversammlung demonstriert, stimmen 99 % der Menschheit zu. Am 4. Januar 2009 beschrieb der Präsident der Generalversammlung, Miguel d' Escoto, den israelischen Angriff auf Gaza als eine »Monstrosität«.

Wenn die Monstrosität getan ist und das Volk von Gaza sogar noch mehr angeschlagen ist, vollendet der »Dagan-Plan« das, was Sharon eine »1948 Stil-Lösung« nannte: die Zerstörung jeglicher palästinensischer Führung und Autorität, von Massenvertreibungen der Menschen in immer kleiner werdende »Kantone« gefolgt, schließlich sogar bis nach Jordanien. Diese Demolierung eines institutionellen und bildungserzieherischen Lebens in Gaza, schrieb Karma Nabulsi, eine Palästinenserin, die im Exil in England lebt, soll »eine Hobbesche-Vision einer Anarchie-Gesellschaft produzieren: abgestumpft, gewalttätig, machtlos, zerstört, eingeschüchtert....... Sehen Sie sich den Irak von heute an: das ist es, was Sharon mit uns vorhatte, beinahe hätte er es erreicht.« Dr. Dahlia Wasfi ist eine amerikanische Schriftstellerin, die über Palästina schreibt. Sie hat eine jüdische Mutter und einen moslemischen Vater aus dem Irak. »Den Holocaust zu verleugnen ist Antisemitismus«, schrieb sie am 31. Dezember.« Ich spreche jedoch nicht über den Zweiten Weltkrieg, über Mahmoud Ahmadinejad (Präsident des Irans) oder askenasische Juden. Worauf ich mich beziehe, ist der heutige Holocaust in Gaza und in Palästina während der letzten 60 Jahre..., dessen Zeugen wir alle sind und für den wir verantwortlich sind. Da Araber Semiten sind, bekam die US-Politik nicht noch mehr Antisemiten.« Dr. Dahlia Wasfi zitierte Rachel Corrie, die junge Amerikanerin, die nach Palästina ging, um die Palästinenser zu verteidigen und die von einem israelischen Bulldozer zermalmt wurde. »Ich bin inmitten eines Genozids«, schrieb Corrie, »den ich auch noch indirekt unterstütze und für den meine Regierung weitgehendst verantwortlich ist.« Wenn ich die Worte beider lese, bin ich von dem Gebrauch (des Wortes) »Verantwortlichkeit« berührt. Die Lüge des Schweigens zu brechen, ist keine esoterische Abstraktion, sondern eine wichtige Verantwortung, die denen zukommt, die das Privileg einer Plattform haben. Mit der eingeschüchterten BBC fürchtet auch der Journalismus, der lediglich eine heftige Debatte in unbeweglichen, unsichtbaren Grenzen zuläßt, den Vorwurf des Antisemitismus. Die Nachrichten, die nicht ausgestrahlt werden, besagen, daß die Todesrate in Gaza äquivalent zu den 18.000 Toten in England ist. Können Sie sich das vorstellen?

Dann gibt es da noch die Akademiker, die Dekane, Lehrer und Forscher. Warum schweigen sie zu der Bombardierung einer Universität und zu dem Hilfe-Appell der Association of University Teachers (Verband der Universitätsdozenten)? Sind die britischen Universitäten von heute, nach Meinung von Terry Eagleton, nicht mehr als »intellektuelle Tescos (Supermarktketten), die ein Gut, das als akademisch bekannt ist, lieber als Gemüseladen vertreiben?« Denn dort sind die Schriftsteller. In dem düsteren Jahr 1939 fand der 3. Schriftsteller-Kongreß in der Carnegie Hall in New York statt und Menschen wie Thomas Mann und Albert Einstein sandten Botschaften und äußerten sich, um sicherzustellen, daß die Lüge des Schweigens gebrochen wurde. Mit einem Schlag umringten 3.500 das Auditorium und Tausend wurden abgehalten. Heutzutage heißt es, daß die Stimme des Realismus und der Moral obsolet ist; die Literatur bewertet Seiten, die einen ironischen Hochmut an Irrelevanz bewirken; falscher Symbolismus ist alles. Was die Leser angeht, so ist ihre moralische und politische Vorstellung zu beruhigen, nicht anzuregen. Martin Amis, der gegen die Muslime ist, drückt das gut in »Visiting Mrs Nabokov« aus: »Die Dominierung desselben ist kein Fehler, es ist eine evolutionäre Charakteristik; es ist nur so, wie die Dinge sind.« Wenn die Dinge so sind, werden wir als zivilisierte Gesellschaft schwinden.

Was sich heute in Gaza abspielt, ist die Definition unserer Zeit, die Kriegsverbrechern entweder Straffreiheit aufgrund unseres Schweigens gewährt, während wir den eigenen Intellekt und die eigene Moral verdrehen, oder die uns die Macht gibt, uns zu äußern. Im Augenblick bevorzuge ich meine eigene Erinnerung an Gaza: an den Mut und den Widerstand dieser Bevölkerung und ihre »strahlende Menschlichkeit«, wie Karma Nabulsi es formuliert. Auf meiner letzten Fahrt dorthin wurde ich mit einem Spektakel belohnt: Palästinensische Flaggen flatterten auf unwahrscheinlichen Plätzen. Es war dunkel und Kinder hatten dies getan. Niemand hatte ihnen gesagt, daß sie das tun sollten. Sie machten Fahnenstangen aus zusammengebundenen Stöcken. Einige von ihnen kletterten auf eine Mauer und hielten die Flagge zwischen sich, einige schweigend, andere schrien laut. Sie tun dies jeden Tag, wenn sie hören, daß Ausländer abreisen, weil sie glauben, daß die Welt sie nicht vergessen wird.

Anmerkung politonline d.a. Sollte irgend jemand noch Zweifel an den von Pilger dargelegten Fakten haben, der gehe direkt auf
http://www.saarbreaker.com/2009/01/israelischer-ex-flugkapitn-wir-behandeln-sie-wie-tiere/
Dort ist das Interview, das BBC mit einem Ex-Flugkapitän der israelischen Luftwaffe, der das Regime öffentlich anklagt, führte, aufgezeichnet:
http://blog.hintergrund.de/2009/01/10/wir-behandeln-sie-wie-tiere-ex-flugkapitan-der-israelischen-luftwaffe-klagt-das-regime-an/ We treat them as animals 14. 1. 2009
»Wir behandeln sie wie Tiere« - Ex-Flugkapitän der israelischen Luftwaffe klagt das Regime an
ferner:
http://www.saarbreaker.com/2009/01/wichtige-nachricht-fr-unsere-eliten-in-den-parteien-cducsu-und-spd/
Die Szenen, die Sie dort sehen, sind nicht das Werk eines Filmemachers. Es sind reale Szenen aus Palästina, die die aktuellen israelischen Kriegsverbrechen an den Palästinensern zeigen, schreibt SaarBreaker. »Diese Kriegsverbrechen werden Sie in Deutschland niemals zu sehen bekommen, weil sie in enger Abstimmung mit unseren Regierungseliten vollzogen werden.« http://www.saarbreaker.com/2009/01/krieg-in-palaestina-und-die-heuchelei-unserer-regierungseliten/
Alle Hervorhebungen durch politonline

http://www.antiwar.com/pilger/?articleid=14015 8. 1. 09
Holocaust Denied - The lying silence of those who know By John Pilger

Pilger ist in Sydney geboren. Er war Kriegsberichterstatter, Filmemacher und Stückeschreiber. Er lebt in London und erhielt für seine Reportagen aus Vietnam und Kambodscha zweimal die höchste Auszeichnung, die für den britischen Journalismus vergeben wird, den »Journalist of the Year«-Preis. Er schreibt u.a. für den englischen INDEPENDENT, dessen Anliegen es ist, unabhängige Nachrichten zu bringen. Pilger ist Autor des überaus aufschlussreichen Buches ›Verdeckte Ziele‹, Verlag Zweitausendeins Frankfurt am Main, 2004; ISBN 3-86150-632-7

Freitag, 16. Januar 2009

Psychose - Erleuchtung oder Krankheit?

Was ist eine Psychose?

Eine Psychose ist ein krankhafter Geisteszustand, der geprägt ist durch Wahnerleben und veränderte Wahrnehmung bzw. Interpretation der Realität. Dieser Zustand tritt am häufigsten bei der bipolaren Störung (manische Depression) und bei der Schizophrenie auf. Auslöser ist in beiden Fällen eine Fehlreaktion des Gehirns, basierend auf biochemischen Vorgängen. Das ist allerdings eine Vermutung im logischen Umkehrschluss, weil sich beide Erkrankungen gut mit Medikamenten in den Griff bekommen lassen.

Die Medikamente sind aber nur die eine Seite. Im psychotischen Zustand erkennt der Erkrankte meistens nicht, daß er krank ist. Bei der schizophrenen Psychose kommt oft ein Beeinträchtigungs- und Verfolgungserleben dazu. Deshalb ist es in vielen Fällen notwendig, zum Schutz des Erkrankten vor einem Suizid oder zum Schutze der Umwelt vor evtl. zerstörerischen Aktivitäten, den Erkrankten (oder die Erkrankte) zwangsweise in eine psychiatrische Einrichtung zu bringen. Dort wird der Erkrankte mit entsprechenden Psychopharmaka behandelt, wenn notwendig auch gegen seinen Willen. Das Problem bei der Genesung ist, daß nach erfolgter Entlassung aus dem Krankenhaus bei dem Patienten die Einsicht für die Medikation vorhanden sein muss. Ohne Medizin tritt die Krankheit meistens wieder auf. Es gibt aber auch Leute, die wieder gesund werden, ohne fortdauernd Medikamente zu nehmen.

Der Ausbruch einer Psychose bringt für den Betroffenen meistens auch einen herben Einschnitt in das bisherige Leben. Beim Auftreten in jungen Jahren be- oder verhindert sie die Ausbildung des jungen Erwachsenen. Die oft bleibende Behinderung bzw. Beeinträchtigung des Leistungsvermögens verringert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Oft wird der Erkrankte dann zum Sozialfall oder, wenn er "Glück" hat, bekommt er Leistungen aus seiner Rentenversicherung. Er kommt, wenn sich nicht andere um ihn kümmern, in eine soziale Isolation. Das Bild eines psychisch Kranken in der Öffentlichkeit ist auch nicht gerade vertrauenserweckend. Der Begriff verrückt oder schizophren wird meistens abwertend gebraucht. Und wenn man mal etwas von Schizophrenie hört, dann meist in den Nachrichten in Zusammenhang mit Mord und Totschlag. Die bizarren Motive, die man da hört, ziehen die Reporter magisch an. Dabei sind schizophren erkrankte Menschen im Durchschnitt auch nicht gewalttätiger als der "normale" Teil der Bevölkerung.

Was ist Schizophrenie?

Der Begriff Schizophrenie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Schweizer Psychiater eingeführt und ist eigentlich ein wissenschaftliches Konstrukt. Denn die Krankheit zeigt kein einheitliches Bild und kann sogar bei demselben Patienten zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich verlaufen. Man spricht deshalb auch von den Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Schizophrenie bedeutet Bewusstseinsspaltung und soll damit meinen, daß das Erleben des Erkrankten geteilt ist in die Wahrnehmung der Realität so wie sie ist und in die Wahrnehmung einer "virtuellen" Realität, nämlich der eingebildeten.

Der Verlauf der Krankheit gibt oft Rätsel auf. So hören manche Patienten innere Stimmen, die sie beeinträchtigen, haben optische Halluzinationen, fühlen sich von Strahlen bedroht und von magnetischen Einflüssen. Insbesondere letztere Phänomene erleben die Erkrankten als Gedankenentzug. In der akuten Phase der Psychose, insbesondere bei Ersterkrankung, wenn man noch nicht weiß, daß man krank ist, versucht man sich verständlicherweise eine Erklärung für all diese, zum Teil körperlich erfahrbaren Dinge, zurechtzulegen. Die Erklärung findet sich leicht in vermeindlicher Überwachung und Verfolgung der eigenen Person. Von CIA und Stasi hat man ja genug schlimme Dinge gehört. Hinzu kommt, daß bei akuter Überforderung des Gehirns, verursacht durch den Wahrnehmungsstress, alle Dinge um einen herum als auf die eigene Person bezogen fehlinterpretiert werden können. So bildet sich schnell ein Wahn, in dem sich alles um die eigene Person dreht. Das Charakteristische an der ganzen Geschichte ist aber, daß der Verstand dem Kranken bleibt, er ist nur in eine Falle geraten und wandelt auf den Spuren des Wahns. Selbst im von außen betrachtet desolaten Zustand der Gedankenverwirrung und der Katatonie arbeitet der Verstand des Kranken normal, er sieht sich jedoch auf Grund der Wahneinbildungen zu diesem Verhalten gezwungen, was immer auch das konkrete Wahnmotiv sein möge.

Durch medikamentöse Behandlung der Erkrankten mit speziellen Neuroleptika können die Symptome gemildert werden und dadurch der Wahn oft beseitigt werden. In schweren Fällen, insbesondere bei Katatonien, ist oft die Elektroheilkrampfbehandlung die einzige Rettung. Sie hat unverdientermaßen einen etwas schlechten Ruf als Elektroschocktherapie, weil sie früher ohne Narkose durchgeführt wurde und nicht selten zur Disziplinierung störender Patienten diente.

Schizophrenie ist gar nicht so selten. Zirka 1% der Bevölkerung ist davon betroffen. Das heißt aber nun nicht, daß jeder 100., dem wir begegnen, vom Wahn befallen ist. Die akute Krankheitssymptomatik tritt bei einem Drittel der Betroffenen einmal auf im Leben und dann nie wieder. Bei einem weiteren Drittel kann es in größeren Abständen zu Rückfällen kommen. In der Zwischenzeit sind sie aber völlig gesund, was ihren Geisteszustand anbelangt. Nur beim letzten Drittel überwiegen die Rückfälle und die Krankheitssymptomatik. Für fast alle Betroffenen gilt: Eine bestimmte, regelmäßig eingenommene, Erhaltungsdosis von Neuroleptika verhindert in der Regel den Rückfall. Oft bleibt nach Rückfällen eine Behinderung in Form von verminderter Stressverträglichkeit und Defiziten bei der sozialen Kommunikation. Somit ist die Schizophrenie eine der Hauptursachen für die Invalidisierung junger Menschen. Bei Männern tritt die Ersterkrankung angefangen vom Teenageralter bis in die 20er hinein auf, bei Frauen ein paar Jahre später.

Obwohl es oft fälschlicherweise angenommen wird, ist die Schizophrenie keine Persönlichkeitsspaltung. Störungen der Persönlichkeit sind eine völlig andere Form psychischer Erkrankung.

Was sind die Ursachen?

Die Ursachen für das Entstehen der Schizophrenie liegen noch weitgehend im Dunkeln. Anfang des Jahrhunderts glaubte man, die Krankheit sei eine Sache der Vererbung, weil sie in der Tat oft familiär gehäuft auftritt. In den 60ern und 70ern glaubte man, in den gestörten Familienverhältnissen die Ursache gefunden zu haben. Zu den familiären psychologischen Faktoren zählten z.B. das Fortbestehen der Mutter-Kind-Symbiose, inkonsequente Erziehung und das Herhalten des Kindes als Ersatzpartner. Heute geht man davon aus, daß eine Vielzahl von Faktoren zum Entstehen der Krankheit beiträgt. Biologische Veranlagung, soziale Umwelteinflüsse im Verlaufe der Entwicklung und gewisse Stressereignisse führen zu einer Verletzlichkeit, auf deren Grundlage die Krankheit ausbrechen kann. Man könnte sagen, daß man dann zu sensibel für die Stürme des Lebens ist. Auslöser sind oft belastende oder entlastende Ereignisse im Leben der Person (Todesfall, Trennung vom Partner, Prüfungen etc.) Es wird sogar von Psychiatern die Ansicht vertreten, daß jeder Mensch unter gewissen Umständen eine Psychose bzw. eine Schizophrenie entwickeln kann – jedermann hat seine eigene, ganz individuelle Stressgrenze. Gewissenlose Regimes missbrauchen diese Erkenntnis und foltern „gefährliche Staatsfeinde“ mit psychologischen Methoden, bis diese gebrochen und psychisch krank sind.


Vermutete Ursache für verschiedene Symptome der Krankheit ist eine mit der Erkrankung einhergehende Störung des Gehirnstoffwechsels. Das Gehirn kommt mit der Reizflut von außen nicht mehr klar. Es "schaltet" auf eine andere Stufe der Umweltwahrnehmung. Das gestresste Nervensystem kann auch körperlich spürbare Symptome verursachen. Die Frage, ob sich dann ein Wahn herausbildet, ist meines Erachtens eine Sache der Erfahrung. Patienten, die schon einmal "wahnsinnig" waren, können die Falle erkennen, in die sie das Gehirn schicken will und entsprechend darauf reagieren, indem sie sich vom Stress zurückziehen und eine höhere Dosis Neuroleptika einnehmen. Die Medikamente geben dem Patienten ein "dickeres Fell" auf chemischer Grundlage.

Warum wird einer "verrückt"?

Wie schon oben beschrieben, befindet sich das Gehirn in einer bestimmten Phase der Erkrankung in einer Art Streßsituation. Die ständig eingehenden optischen und akustischen Umweltinformationen sind dann irgendwie zuviel. Es schaltet praktisch einen Filter ein, der die Bedeutung des Wahrgenommenen verschiebt. Die Wahrnehmung wird "verrückt". Es ist ein Phänomen und muss ganz tief in unserer Gehirnfunktion verankert sein. Man kann auch sagen, daß der Informationsfilter des gesunden Unterbewusstseins wegfällt. Diese Gehirnregionen, die uns unter normalen Bedingungen von den verschiedensten für uns zweitrangigen Informationen abschotten, so daß wir uns zum Beispiel auf einen Sachverhalt konzentrieren können - sie funktionieren nicht mehr richtig. So verhält es sich beispielsweise mit der Reaktion auf Farben und der plötzlichen Wahrnehmung der Bezüge auf die eigene Person. Der Erkrankte erkennt neue Bedeutungen in den Dingen und fühlt sich deshalb wie ein "Erleuchteter", er hat eine "psychospirituelle Krise" (wie Peter R. Breggin es ausdrückt). Zu dem Gefühl, etwas Besonderes zu sein, kommen bei der Schizophrenie oft körperliche Symptome und Halluzinationen hinzu. Die Symptome verlangen nach einer Begründung. So werden eventuelle Beschwerden in der Herzgegend mit einem Strahlengerät begründet, das irgendwelche Fremden auf einen ausgerichtet haben. Schließlich ist man ja eine besondere Person! Sicher ist der Geheimdienst an einem interessiert! Oder wenn man plötzlich Bilder oder Lichterscheinungen sieht, glaubt man, sie seien extra für einen projiziert worden, damit man ein Rätsel löst, um die Welt zu retten. So in der Art entsteht dann ein Wahn, der sich zu einem ganzen Wahngebilde entwickeln kann, der zu einer festen Überzeugung werden kann. Deshalb ist es auch so schwer, einem offensichtlich Kranken klarzumachen, daß er in psychiatrische Behandlung gehört. Nach Überzeugung des Kranken ist das sicherlich nur ein Komplott oder eine Finte. Diese Überzeugung wird ohne Zweifel verstärkt, wenn Gewalt angewendet werden muss, um den Erkrankten vor gefährlichen Aktivitäten zu bewahren und einer angemessenen Behandlung zuzuführen.

Wie ist die Behandlung?

Die meisten Patienten begeben sich auf Wunsch ihrer Eltern, oder von sich aus, freiwillig in eine Behandlung. Es kommt aber auch vor, dass Betroffene zwangsweise eingewiesen werden müssen. Diese Patienten fühlen sich dann oft bedroht und – aus ihrer Todesangst heraus – werden sie manchmal gegenüber den Rettungskräften gewalttätig. Aus ihrer Überzeugung heraus ist das nur das Recht der Selbstverteidigung. Solche Patienten müssen dann oft die demütigende Prozedur der Fixierung ans Bett über sich ergehen lassen, bis sie durch Medikamente ruhiggestellt worden sind. Für die Reduzierung der Krankheitssymptome steht eine breite Palette von Neuroleptika zur Verfügung. Die Art der Medikation und die Dosierung muss individuell vom Arzt festgelegt werden. In der Regel setzt die antipsychotische Wirkung der Medikamente erst nach 2-3 Wochen ein. Allerdings streiten sich die Gelehrten noch darüber, ob die Neuroleptika direkt Auswirkungen auf die Wahngedanken haben oder ob sie durch die generelle Abstumpfung der Gehirnfunktionen bewirken, daß der Patient das intellektuelle Interesse an seinen Wahnideen verliert. Bei einigen Medikamenten gibt es mehr oder weniger starke Nebenwirkungen wie z.B. Muskellähmungen, -krämpfe oder -zuckungen, Mundtrockenheit oder sie wirken sehr stark sedierend oder erzeugen Ängste. Diese Wirkungen sollten vorher mit dem Patienten besprochen werden, damit er sich keine falschen Erklärungen dazu zurechtlegt. Auch die neueren sogenannten "atypischen" Neuroleptika - z.B. Risperidon (Risperdal ®), Olanzapin (Zyprexa ®), Quetiapin (Seroquel ®), Amisulprid (Solian ®), Ziprasidon (Zeldox ®), Zotepin (Nipolept ®) oder Aripiprazol (Abilify ®) - sind keine Wundermittel, wie es die Pharmaindustrie gerne dargestellt sähe. Fast nebenwirkungsfrei und trotzdem gut wirksam erweisen sich beispielsweise die klassischen Medikamente Leponex, Perazin oder Fluanxol. Bei schizoaffektiver Erkrankung muss eventuell zusätzlich noch ein Stimmungsstabilisator genommen werden (z.B. Lithium). Nach Abklingen des psychotischen Zustandes sollte man nur noch die niedrigstmögliche Erhaltungsdosis an Neuroleptika bekommen, so daß ein Wiederausbruch der Psychose verhindert werden kann. Glücklich kann sich schätzen, wer ganz ohne Tabletten oder Depotspritzen auskommt. Meist kommt es aber zu einem Rückfall, wenn der Patient seine Medizin (von sich aus) absetzt.


Ein akut psychotischer Patient braucht in zweiter Hinsicht natürlich auch Ruhe. Eine möglichst gewohnte Umgebung, viel Schlaf und Vermeidung von unnötigem Informationsstress wirken wahre Wunder. Zugegebenermaßen ist ein Krankenhausaufenthalt (ungewohnte Umgebung, fremde Menschen, neue Prozeduren) in dieser Hinsicht nur die zweite Wahl. Besser wäre es, man könnte zu Hause bleiben. Meistens sind überforderte Angehörige und das Unvermögen der Patienten für sich selbst zu sorgen der Grund für die Klinik. Bei längeren Krankenhausaufenthalten gibt es die Möglichkeit von Beschäftigungstherapie und anderen Formen sozialen Trainings. Nach Entlassung aus der Klinik gibt es heutzutage auf der einen Seite die Möglichkeit des betreuten Wohnens und auf der anderen Seite die Möglichkeit der Tagesstrukturierung und/oder Rehabilitation in Tagesstätten und Zuverdienstprojekten. Diese Möglichkeiten variieren von Ort zu Ort.

Wie können Sie helfen?

Wenn sich plötzlich ein Mensch aus Ihrer Umgebung auffällig verhält, sei es nun ein Familienmitglied oder ein Arbeitskollege, und Sie haben den Verdacht, daß es sich um eine geistige Störung handelt, dann sollten Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein und die Sache nicht von sich wegschieben. Der sich auffällig Verhaltende ist krank und bedarf einer professionellen ärztlichen Hilfe. Überzeugen Sie den Kranken, daß er sich in ärztliche Behandlung begibt. Dabei sollten Sie vermeiden, eine eventuelle psychische Störung zu erwähnen. Das kann als Angriff und Komplott missverstanden werden. Hilfreiche "Aufhänger" sind der oft vorhandene Erschöpfungszustand oder unbestimmte körperliche Beschwerden und Symptome, die Ihnen der Kranke sicher nennen kann. Auf dieser Grundlage gehen Sie als Vertrauensperson mit ihm oder ihr am besten gleich zum Spezialisten, einem Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Schildern Sie dem Arzt ihre Beobachtungen des auffälligen Verhaltens und die Symptome des Kranken, ohne daß dieser misstrauisch wird. Der Arzt muss dann entscheiden, was weiter passiert.

Ist der Erkrankte schon im Wahn und für Argumente nicht mehr zugänglich, ist die zwangsweise Einlieferung in eine Klinik unerlässlich, denn wer weiß, was er sich antut. Also muss man entweder den Krankenwagen/Notarzt oder die Polizei rufen. Das ist eine schwere Aufgabe, aber keiner nimmt sie Ihnen ab. Hinterher wird er Ihnen vielleicht vorwerfen, das Sie ihn in seinen Rechten als freier Bürger dieses Landes hintergangen haben, aber es kann auch passieren, daß er Ihnen dankbar ist, weil Sie ihn vor Unheil bewahrt haben oder zumindest vor weiteren peinlichen Situationen. Allerdings ist es nach geltendem Recht so, daß erst eine Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegen muss, bevor eine Zwangseinweisung vorgenommen werden kann. Gibt es keine akute Gefährdung, ist Geduld vonnöten und eine Vertrauen schaffende Behandlung des Kranken.


Nach Entlassung aus dem Krankenhaus ist die beste Hilfe für den Patienten die Hilfe zur Selbsthilfe. Er muss wieder lernen, im täglichen Leben klarzukommen. Helfen Sie ihm oder ihr, eine eigene Wohnung zu finden. Damit tragen Sie zur gesundheitlichen Stabilisierung bei und entlasten gleichzeitig Ihre finanzielle Situation, falls der erkrankte Sohn oder die Tochter noch zu Hause wohnt. Das soll nicht heißen, daß Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter mit aller Macht aus dem Haus bekommen sollen. Es kommt ganz auf die Situation an. Gehen Sie Ihrem erkrankten Kind nicht ständig "auf den Wecker". Vermitteln Sie ihm eine geeignete Arbeitsstelle oder Lehrstelle oder zumindest eine Tagesstrukturierung. Vermitteln Sie dem Patienten ein Gefühl der Wärme sowie der Gelassenheit gegenüber der Situation. Überzogene Ansprüche und ein gereiztes Klima begünstigen nur den Rückfall. Seien Sie sich bewusst, daß der Verlauf der Krankheit chronisch sein kann und damit eine bleibende Behinderung fortbesteht. Lassen Sie sich nicht entmutigen durch die ständige Unsicherheit. Holen Sie sich Hilfe in Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen. Dies gilt sowohl für die Patienten als auch für die Angehörigen.

Wie sind die Aussichten?

Wie schon erwähnt, erkrankt ein Drittel der von Schizophrenie betroffenen Bevölkerung nur einmal im Leben und genest danach wieder vollständig. Damit ist schon widerlegt, daß die Krankheit unheilbar ist. Heilung setzt auch beim zweiten Drittel größtenteils ein, nur wird der gesunde Zustand gelegentlich von Rückfallen unterbrochen (z.B. alle 2 Jahre). Es können aber auch größere Zeitabstände bis zum nächsten Rezidiv auftreten. Eine genaue Vorhersage lässt sich nicht machen. Trotz dieser Unsicherheit ist die Schizophrenie eine Krankheit, die sich mit entsprechender Medikation und Therapie gut in den Griff kriegen lässt. Nur beim letzten Drittel überwiegt der chronische Zustand und die Krankheitssymptome sind mehr oder weniger präsent. Leider ist das Suizidrisiko für alle Erkrankten erhöht. Das liegt aber weniger an der Krankheit selber als an der als bedrückend empfundenen gesellschaftlichen Isolierung, in der sich viele Betroffene befinden.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß es neben der "Verrücktheit" Schizophrenie auch noch andere Krankheitsbilder mit Wahnentwicklungen gibt, z.B. chronische Paranoia, wo man auf Grund des Fehlens typischer Symptome eben nicht schizophren diagnostizieren kann. Diese Fälle haben einen eher ungünstigen Verlauf, wegen fehlender Behandlungseinsicht und weil der (manchmal nur subtile) Wahn schon Jahre andauert.

Bis vor wenigen Jahrzehnten wurden die meisten Patienten noch in den Irrenhäusern weggeschlossen. (Von dem dunkelsten Kapitel deutscher Psychiatrie-Geschichte mag man gar nicht berichten, als erbideologisch überzeugte Ärzte rechtlose, als lebensunwert eingestufte Kranke in den Anstalten mittels Giftspritzen oder durch Aushungern ermordeten.) Seither hat sich viel getan. Zum einen sind wirksame Medikamente verfügbar, die die Heilung begünstigen, zum anderen hat sich die Psychiatrie der Gesellschaft gegenüber geöffnet. Es gibt Tagesstätten und betreute Wohnformen. Heutzutage ist es für einen an Schizophrenie Erkrankten möglich, ein erfülltes und befriedigendes Leben zu führen. Nur mit der finanziellen Situation der Betroffenen sieht es meist nicht rosig aus. Auch lässt die berufliche Wiedereingliederung oft zu wünschen übrig. Gehen Sie mal zu einem Bewerbungsgespräch und sagen Sie, daß Sie dann und dann ein halbes Jahr an paranoider Schizophrenie erkrankt waren und gerne den Job hätten. Oft reicht auch das Wort Psychose für die prompte Ablehnungsreaktion. Da hilft nur lügen.

Auf einem anderen Gebiet sollte man nicht lügen, nämlich auf der Suche nach einem Partner oder einer Partnerin. Es ist sehr wichtig, daß man jemanden findet, der Verständnis und Einfühlungsvermögen für diese schwierige Problematik zeigt und wirklich bereit ist, sich mit einem einzulassen. Den richtigen Partner zu finden ist schon für gesunde Singles nicht leicht, um so mehr gilt das für psychisch Kranke. Gemeinsame Interessen und ein ähnlicher persönlicher Hintergrund sind auf alle Fälle positiv für einen Start in eine Beziehung.

Schizophrenie und die Öffentlichkeit
An anderer Stelle, z.B. in der Nachbarschaft oder bei der Wohnungssuche, ist es nicht ratsam, zu sagen, daß man an Schizophrenie leidet oder gelitten hat. Die breite Öffentlichkeit fürchtet diese Krankheit, sie verbreitet Schrecken. Das liegt zum einen am Mythos der Unheilbarkeit und zum anderen an der Darstellung durch die Medien. Wie oft gibt es "Psychothriller" im Fernsehen zu sehen, wo ein Mensch zu einem mordlüsternen Verrückten mutiert! Wie oft wird in den Nachrichten im Zusammenhang mit Schizophrenie nur Mord und Totschlag erwähnt! Dabei sind das nur ganz seltene Fälle. Bei unvorhersehbaren Taten sind oft nahestehende Personen die Opfer. Wenn es wirklich so wäre, daß alle Schizophrenen Gewalttäter wären, so müssten ja die Sprechstunden der Psychiater nur unter Polizeischutz ablaufen. Es besteht eine generelle Übereinkunft darüber, daß die meisten Verbrechen nicht von schizophrenen Personen begangen werden. Und die meisten Schizophrenen werden auch nicht gewalttätig. Die Angst gegenüber dieser Krankheit ist also völlig unbegründet. Ein Beispiel
"Ich wollte einfach, dass sie Ruhe gibt‘‘

Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung
vom 09.01.2007



Aber das öffentliche Stigma besteht weiterhin. Schon alleine der abwertende Gebrauch des Wortes "schizophren" in sogenannten gebildeten Kreisen führt zur Verdammung von unschuldigen Kranken. Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, daß ein Wort mehrere Bedeutungen haben kann, aber um einen Sachverhalt abwertend darzustellen, gibt es in der deutschen Sprache wohl genug andere Möglichkeiten, als daß man in dieser leichtfertigen Weise mit einem Fremdwort "glänzen" müsste. Auch die medizinische Diagnose "schizophren" schießt weit über das Ziel hinaus. Wirklich schizophren ist ein Patient nur im akuten Stadium des Wahns. Nach der Genesung ist er ein ganz normaler Mensch mit einer kleinen mehr oder minder beeinträchtigenden Stoffwechselstörung! Also Mediziner - denkt Euch für den Zustand "danach" ein anderes Wort aus! In Amerika nennen sich die Patienten selbst "survivors" - Überlebende, in Deutschland "Psychiatrie-Erfahrene". Für den Erkrankten ist das ständige Verstecken und Verheimlichen der Diagnose bald schon belastender als die eigentliche Krankheit. Auch die Angehörigen werden in diese Situation mit hineingezogen. Welche Familie gibt schon gern zu, daß sie einen Schizophreniekranken in ihrer Mitte hat. So werden die Betroffenen in eine soziale Isolation gezwungen. Nur Aufklärung kann hier helfen. Es ist dabei die Schwierigkeit zu überwinden, daß sich kaum jemand freiwillig ernsthaft mit einem solchen oft belächeltem oder abgelehnten Thema wie einer psychischen Krankheit beschäftigt, außer vielleicht via TV in abwegiger Darstellung. Dabei kann jeder ein Betroffener werden.