Freitag, 21. Dezember 2007

Chanukkatreffen - Der Kriegstreiber und seine Freunde

Der amerikanische Präsident George W. Bush stellte an seinem alljährlich stattfindenden Chanukkatreffen mit jüdischen Persönlichkeiten dieses Mal Menschen in den Mittelpunkt, die in den verschiedensten Teilen der Welt Verfolgung erfahren mussten.

Zu den 15 von Präsident Bush dieses Jahr zum traditionellen Chanukkaempfang ins Weisse Haus eingeladenen Personen zählten unter anderen Elliott Benjamin, Vizepräsident der Iranian American Jewish Association, Rabbi Gershom Sizomu von den Abayudaya-Juden in Uganda, die Holocaust-Überlebenden Gerald und Joan Schwab sowie Judea und Ruth Pearl, die Eltern des «Wall Street Journal»-Reporters Daniel Pearl, der im Anschluss an die Terrorattacken vom 11. September 2001 von Terroristen der al-Qaida ermordet wurde. Es sind dies alles Menschen oder Angehörige von Menschen, die in den verschiedensten Teilen der Welt Verfolgung haben erfahren müssen. Ebenfalls anwesend an dem 90 Minuten dauernden Treffen war der ehemalige sowjetische Refusenik Yuli Edelstein, der heute in der israelischen Knesset sitzt.

«Es war eine sehr interessante Gruppe», so Edelstein. «Die meisten von ihnen hatten in ihrer Heimat Verfolgung erlebt, und ausser mir wohnen heute alle in den USA.» Edelstein weilte unter anderem in den USA aus Anlass des 20. Jahrestages des Marsches auf Washington, bei dem damals 250000 Demonstranten das Recht der Sowjetjuden auf Auswanderung gefordert hatten. Die Senatoren Joe Lieberman, Frank Lautenberg und Henry Waxman boten nun einen Gedenkempfang und eröffneten eine Fotoausstellung in der Rotunde des Kapitols. Am Empfang sagte Edelstein, Bush habe ihm gesagt, er wolle Israel keinen «Terroristenstaat» aufzwingen. «Ich bin der Ansicht», meinte der zum israelischen Rechtslager gehörende Edelstein, «dass der Friede nicht um die Ecke auf uns wartet, egal, was gewisse Leute dem Präsidenten sagen mögen. Vielleicht dauert es Jahrzehnte, bis sich die Situation im Nahen Osten verändert. Die Welt bringt immer wieder die Flüchtlingsfrage der Palästinenser auf. Doch was ist mit uns? Es gibt über eine Million jüdischer Flüchtlinge. Hier stimmt die Gleichung nicht mehr.» Einige der Anwesenden am Treffen mit dem Präsidenten waren Mitglieder von Bechol Lashon, einer Gruppe von multiethnischen Rabbinern und jüdischen Persönlichkeiten, die zum Institute for Jewish and Community Research gehören. Für Gary Tobin, den Präsidenten der Gruppe, markierte das Treffen mit Präsident Bush ein «wichtiges Statement auf höchster Ebene dafür, dass die Juden ein globales Volk sind».

Juden in Uganda

Rabbi Gershom Sizomu ist ein Ugander, der die Jahre der erzwungenen Konversionen unter der Diktatur Idi Amins in den siebziger Jahren überlebt hat. In jener Zeit schrumpfte die jüdische Bevölkerung von Uganda von 3000 auf 800, vor allem wegen der Konversionen. Rabbi Sizomu studiert seit fünf Jahren in Los Angeles. «Präsident Bush wollte vor allem unsere Geschichten hören», erzählte er. «Wir alle kommen ursprünglich aus Ländern, die eine Periode der Diktatur erlebt haben. Jeder von uns brachte Ideen vor, wie die US-Regierung helfen könne, Demokratie und Führerschaft in unseren Ländern zu verbessern.» Rabbi Sizomus Vater und Grossvater waren respektierte Rabbiner in der Gemeinde der Abayudaya im Osten Ugandas. Dadurch überstanden sie das Amin-Regime, ohne zur Konversion gezwungen worden zu sein. Wenn Sizomu heute sieht, wie leicht es ist, als Jude in den USA zu leben, muss er lachen. «Hier haben sie Koscher-Metzgereien; wir haben kein einziges koscheres Restaurant. Die Schwierigkeiten, als Jude in Uganda zu leben, machten uns zu bewussteren Juden.»

Fehlende Menschenrechte

George W. Bush sprach mit der Gruppe auch über die iranische Gefahr, die immer noch bestehe, ungeachtet des Berichts der US-Geheimdienste, wonach Teheran das atomare Rüstungsprogramm 2003 eingestellt habe. «Die wichtigste Botschaft, die ich hörte», so Edelstein, «war die Bemerkung des Präsidenten, wonach jeder, der nach ihm Präsident werden würde, nicht imstande sei, die Situation in Iran anders zu beurteilen, wenn er oder sie erst einmal die Fakten studiert habe.» Edelstein, der Russland vor 20 Jahren teilweise dank der Bemühungen der Reagan-Administration verlassen durfte, sprach offen mit dem US-Präsidenten über die heutige Menschenrechtssituation in Russland. «Die Situation entwickelt sich in Russland auf sehr komische Art und Weise», sagte er. «Etwa wie das chinesische Modell. Sie haben mehr oder weniger offene Grenzen und eine westlich orientierte Wirtschaft. Gleichzeitig aber gibt es heute keine Menschenrechte und effektiv auch keine Pressefreiheit in diesen Ländern.» Einerseits habe sich die Lage in Russland seit der sowjetischen Zeit dramatisch verbessert, doch die jüngste Zunahme antisemitischer Attacken dürften nicht ignoriert werden. «Es ist wichtig», so Edelstein, «dass die Russen verstehen, dass man die Menschenrechtssituation in ihrem Land genau verfolgt.»

Beth Young

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