Montag, 31. Dezember 2007

Die Entwaffnung des Volkes - ein weiterer Schritt in die Diktatur!

Experten für Lagerung von Armeewaffen im Zeughaus

Bern - Armeewaffen gehören ins Zeughaus: Diese Ansicht vertreten der Gerichtspsychiater Martin Kiesewetter und der Kriminologe Martin Killias in einem Gespräch mit der «NZZ».

li / Quelle: sda / Montag, 31. Dezember 2007 / 16:31 h

Gewalttaten mit Armeewaffen geschähen meist in Situationen momentaner Ausweglosigkeit oder überschäumender Wut, sagte Kiesewetter. Diese Taten seien stark affektiv geprägt.

Es sei darum töricht zu sagen, dass Täter in dieser Situation eine andere Waffe benutzen würden, wenn keine Armeewaffe greifbar wäre. Es mache einen riesigen Unterschied, ob man mit einem Küchenmesser auf jemanden einsteche oder mit einer Schusswaffe auf jemanden schiesse. Für Killias lässt sich nicht leugnen, dass körperliche Gewalt zugenommen hat. Sowohl Polizeistatistiken als auch Befragungen der Bevölkerung liessen diesen Schluss zu.

Gewalt habe es schon immer gegeben. Es mache aber einen Unterschied, ob man mit einem Küchenmesser auf jemanden einsteche oder mit einer Schusswaffe auf jemanden schiesse.

Dass viele Politiker diesen Befund verneinen, führt Killias darauf zurück, dass sich diese nicht hinterfragen wollen. Es sei halt einfach zu sagen, Gewalt habe es schon immer gegeben.

Um die Gewalt einzudämmen, sieht Killian die Abschreckung als taugliches Mittel an. Ein grosses Problem bestehe diesbezüglich in der kaum sanktionierten Gewalt Jugendlicher unter 15 Jahren. Kiesewetter sieht das Hauptproblem in der verzögerten Sanktionierung der Straftaten. Gerade bei jugendlichen Straftätern vergehe meist eine lange Zeit, bis das Urteil gefällt werde. Jugendliche müssten schneller spüren, dass ihr Verhalten missbilligt werde.

Sonntag, 30. Dezember 2007

Gesetzlich legitimierte Familienzerstörung

Eine Abrechnung mit der "Familienvernichtungsmafia"
München (AZ/dpa) - Im Fall des 43-Jährigen Münchners, der an Weihnachten seinen kleinen Sohn und sich selbst tötete, ist im Internet ein Abschiedsbrief aufgetaucht. In dem von der tz abgedruckten Brief erhob der Mann massive Vorwürfe gegen seine Ex-Frau, ein Familiengericht sowie die Politik.
Für das was passiert ist, könne man sich bei seiner "egoistischen und verlogenen Ex-Frau" und "ihrem boshaften destruktiven und gehässigen Anwalt, der durch seine ständigen hetzerischen Ergüsse absichtlich Öl ins Feuer geschüttet hat" bedanken, schrieb der 43-Jährige weiter. Auch ein Familienrichter am Rosenheimer Amtsgericht sowie die "femifaschistischen Vollidioten von der SPD und FDP, die vor 30 Jahren das heute gültige schwachsinnige Scheidungsrecht eingeführt haben" seien mitverantwortlich für die schrecklichen Geschehnisse. Mit Blick auf das deutsche Scheidungsrecht sprach der Münchner außerdem von einer «Familienvernichtungsmafia».

Aus diesem Grund seien bereits unzählige Leben zerstört worden, heißt es in dem Brief weiter. "Und viele Väter haben denselben Weg gewählt wie ich." Der 43-Jährige appelliert deshalb schließlich an den Staat: "Vergällt den jungen Männern das Kinderzeugen oder gar Heiraten, gebt Babys in Krippen, lasst Frauen sich selbst verwirklichen und zerstört die bewährte Form der Familie - aber wundert euch nicht, wenn immer mehr entrechtete Männer, die nichts als eine intakte familie wünschen und stattdessen abgezockt, betrogen, diffamiert und um ihre Kinder gebracht werden, als letzten Ausweg (...) ihre Kinder und sich selbst töten."

Die Homepage wurde inzwischen von der Polizei gesperrt. Die Ermittler nehmen an, dass der Informatiker aus München seine Tat geplant hat. Eine Obduktion soll nun klären, woran der Achtjährige genau starb.

Samstag, 29. Dezember 2007

Die USA und das irakische Öl

Schwere Bombenattentate, zahlreiche Tote, eine instabile Regierung – im Irak läuft nichts, wie es sollte. Oder eben doch? Werden alle Fakten zusammengetragen, ergibt sich ein neues Bild vom scheinbar misslungenen Irak-Feldzug.

Es erstaunt nicht, wenn man in den grossen Ölvorkommen des Irak den eigentlichen Grund für den Angriff auf das Land sieht. Führt man sich aber vor Augen, um wie viel Öl es sich tatsächlich handelt, dann werden die Dimensionen erst richtig erkennbar. «Der Council on Foreign Relations in Washington hat Schätzungen publiziert, wonach im Irak noch unentdeckte Ölreserven in der Höhe von 220 Milliarden Barrel lagern – eine andere Studie beziffert diese Reserve auf 300 Milliarden Barrel», hält Jim Holt in einem Artikel fest, der Anfang Dezember in «Le Monde Diplomatique» veröffentlicht wurde. Umgerechnet auf die aktuellen Preise wären das rund 30 Billionen Dollar! Im Vergleich dazu sind die Gesamtkosten der US-Invasion von bisher einer Billion Dollar ein wahrer Klacks.

USA bauen im Irak Superbasen für 20 000 Soldaten

Diese Ölreserven gilt es zu sichern. Und deswegen machen die USA keinerlei Anstalten, sich aus dem Irak zurückzuziehen. Im Gegenteil: Indem sie eine dauerhafte Militärpräsenz im Irak installieren, sichern sich die Staaten ihren Zugriff. «Fünf autonome Superbasen sind bereits im Bau oder gehen der Vollendung entgegen», schreibt Holt. So zum Beispiel die Balad Air Base, 40 Kilometer nördlich von Bagdad. Ein «Suburbia-Klotz inmitten der irakischen Wüste mit Fastfood-Läden, einem Kino und separaten Wohnsiedlungen» mit Platz für bis zu 20 000 Soldaten. «Dort herrscht ein dichterer Start- und Landebetrieb als auf den meisten Flughäfen der Welt», weiss Jim Holt.

Die Gewinner

Das politische Kalkül dieser langfristigen Ansiedelung im Wüstenstaat sieht der Autor folgendermassen:

1. Es wird ein faktisch geteilter Irak entstehen. Die formelle Oberhoheit über einen «balkanisierten» Irak wird dann eine schwache Zentralregierung ausüben, gepäppelt und beaufsichtig von der US-Botschaft - deren neue Gebäude, eine gewaltige Anlage in der Sicherheitszone in Bagdad, gerade fertig gestellt wurden.

2. Hauptaufgabe der US-Stützpunkte wird es sein, die Infrastruktur der Ölförderung zu schützen. Auch in der Luft haben die USA die unbestrittene Kontrolle: Die irakische Luftwaffe verfügt über kein einziges Kampfflugzeug, was auf Jahre hinaus so bleiben wird.

3. Profitieren würden nicht nur die US-Ölkonzerne, sondern auch die amerikanischen Wähler: Ihnen könnten stabile Benzinpreise garantiert werden.

4. Europa und Japan könnten ebenfalls von der Kontrolle des Westens über den Grossteil der Weltölreserven profitieren.

5. Mit den Öleinnahmen könnten die USA ihre Schulden tilgen.

Die Verlierer

Natürlich sieht Jim Holt bei dieser Strategie auch klare Verlierer:

1. Russland wäre nicht mehr in der Lage, die Europäer in seiner Rolle als Energielieferant unter Druck zu setzen.

2. Die Opec, vor allem Saudi-Arabien, würde an Macht verlieren.

3. Der Iran, der 70 Prozent des Staatsbudgets mit Öleinnahmen generiert, würde in die Schranken verwiesen: Die USA könnten die irakischen Ölleitungen so lange aufdrehen, bis die Preise absacken.

4. China, dessen Wirtschaftswachstum vor allem vom Energiemangel begrenzt wird, wäre weitgehend von den USA abhängig, solange dort der Grossteil der globalen Ölreserven kontrolliert würde.

«Wenn es die USA geschafft hätten, im Irak eine starke, demokratische Regierung aufzubauen, die sich dank einer eigenen Armee und Polizei selbst wirksam schützen könnte, und wenn die US-Truppen anschliessend abgezogen wären - was hätte diese irakische Regierung daran hindern können, wie jedes andere Regime im Nahen und Mittleren Osten die Kontrolle über seine eigenen Ölquellen zu übernehmen?», fasst Jim Holt seine Ausführungen zusammen.

Doch obwohl die Fakten, mit denen der Autor seine These stützt, erdrückend sind, rät Holt zur Skepsis: «Die Überlegungen, die ich hier angestellt habe, setzen voraus, dass ein geheimer und höchst ambitionierter Plan exakt so verlaufen ist, wie es die Planer vorgesehen haben. Und das ist fast nie der Fall.»

Quelle: http://www.20min.ch/

Freitag, 28. Dezember 2007

Die Schande von Bern

09.10.2007: Drei Tage nach der Schande von Bern

In den letzten drei Tagen ist klar geworden: Die Ausschreitungen in Bern am vergangenen Samstag waren weit schlimmer als zuerst angenommen (siehe Filmberichte am Ende dieses Artikels). Selbst wer persön­lich an vorderster Front in Bern dabei war, konnte die Gewalt nicht überall miterleben. Nur wenige sahen den skandalösen Auf­tritt der Linksextremen auf dem Bundesplatz.

Rücksichtslos wurden Pflastersteine geworfen, obwohl Frauen, Kinder und alte Leute in der Nähe waren. Die Berner Samariter mussten Schnittwunden und Verletzungen durch Wurf­gegen­stän­de verarzten. Helfer mussten in Spitalpflege gebracht werden. Informationsstände und Verpfle­gungs­stände wurden auf die Strasse geworfen, Autoscheiben wurden eingeschlagen, ein Liefer­wagen in Brand gesetzt. Die grosse Rednerbühne wurde frontal attackiert, die Musiker mussten Hals über Kopf flüchten, die Musikinstrumente der Brassband Berner Oberland wurden vernichtet.


Mit zwei Ellen gemessen

Auffallend ist, wie vorerst versucht wurde, die Vorfälle herunterzuspielen. Die Rede war von „rund 30 Chaoten", die auf dem Bundesplatz randalierten. Unzensurierte Videos zeigen dann aber schnell, wie rund 200 gut organisierte, maskierte Schlägertruppen die auf dem Bundes­platz wartenden Gäste des SVP-Festes angriffen und den Bundesplatz ungehindert in Trüm­mern legen konnten. Im Vergleich zur Vehemenz dieser Angriffe war die Berichterstattung in den Medien - höflich ausgedrückt - zurückhaltend. Welch ein Unterschied zu den Medienbe­richten der 1.August-Anlässe der letzten Jahre auf dem Rütli. Dort wurden Zwischenrufe, die den Bundesrat ei­nige Sekunden lang störten und Hitlergruss-ähnliche Handbewegungen als existenzbedro­hend für die Demokratie dargestellt. Offensichtlich wird mit zwei Ellen gemessen, Denn nun , da eine friedliche Demonstration mitten in der Bundes­hauptstadt mit roher Gewalt verunmöglicht wurde, spielen viele die Vorfälle herab und machen sogar noch die SVP als Organisatorin des friedlichen Umzugs mitverantwortlich. Dass mit Pascal Couchepin und Micheline Calmy-Rey ausgerechnet zwei Bundesräte ins gleiche Horn stossen und die linksextremen Gewalttaten zu entschuldigen versuchen, indem sie der SVP Verantwortung zuschoben, ist ein trübes Kapitel.


Reihenweise Links-Gruppierungen mitunterzeichnet!

Es ist klipp und klar erwiesen, dass die Gewalt am Samstag von der unbewilligten „Gegende­mo" ausging, die gleichzeitig stattfand. Zu dieser hatte der linke Berner Politiker Daniele Jenni aufgerufen, mit dem ausdrücklichen Slogan "Wir wollen der SVP am 6. Okto­ber die Berner Altstadt nicht allein überlassen, genauso wenig, wie wir unsere Zukunft rassistischer, demagogischer und unsozialer Politik überlassen werden."

Es spricht Bände, welche Gruppen diesen Aufruf mitunterzeichneten: Nicht nur das "Femi­nis­tische Netz Bern", die "Anarchistische Aktion Bern", die „Antifa Bern", die „attac Bern", die „Demokratische Alternative GPB-AD", die Organisation „Longo Mai"; sondern auch „externe" Gruppierungen wie die „IG Sozialhilfe, Zürich", die „Autonome Antifa Freiburg im Breisgau" (vom Ausland!) und der „Kurdisch-Türkisch-Schweizerische Kulturverein KUTÜSCH" (!). Die Tatsache, dass von den politischen Links-Parteien (nebst den „JungsozialistInnen Schweiz", den „Juso Kanton Freiburg", den „Jusos Stadt Bern", der „PdA Bern und Schweiz" und der „Grünen Partei Bern") auch die „SP der Stadt Bern" dabei war, wirft ein eigenartiges Bild auf den SP-Stadtpräsidenten der Stadt Bern, der Betroffenheit mimte, statt klipp und klar die eigene Partei zu verurteilen.


Weit haben wir es gebracht

Wir haben es ja schon so weit gebracht, dass Regierungen und höchste Polizeiverantwort­liche ihre Leute geradezu daran hindern, effizient gegen die Täter vorzugehen. Die Polizei­präsenz steigt zwar ständig; die Bürgerinnen und Bürger werden bei Grossveran­staltungen ständig besser kontrolliert, kanalisiert und überwacht. Aber wenn Gewalt ausbricht, so werden die Täter in erstaunlichem Masse in Ruhe gelassen. Polizisten, die durchaus bereit wären, härter vorzugehen und - z.B., bei Schlägereien an Sport-Anlässen - die Gewalttä­tigen aus der Menge herauszuholen, werden zurückgehalten. Auch vergan­genen Samstag in Bern waren die gewaltberei­ten Vermummten kurz zuvor noch von der Polizei eingekreist gewesen. Die Polizisten mussten sich jedoch zurückhalten und man liess die Leute in Ruhe; kurz darauf stürmten sie den Bundesplatz.

Ins gleiche Kapitel gehört der Missstand, dass Polizisten Leute, die sie endlich verhaftet ha­ben, oft schon am nächsten Tag wieder in Freiheit antreffen, frei gelassen durch „rück­sichts­volle" Untersuchungsbehörden. Es passt ins Bild, dass am letzten Samstag die 42 „Linksau­tonomen", die verhaftet werden konnten, unverzüglich wieder frei gelassen wurden.


Die Schweiz weltweit in negativem Licht

Wir erleben die Folgen von jahrelanger Duldung von Gewaltexzessen (z.B. jeweils am 1. Mai), des Schönredens, Totschweigens sowie der Verhätschelung der Täter. Unsere Bevölkerung muss zur Kenntnis nehmen, dass eine Regierung wie Bern nicht will oder nicht in der Lage ist, der Gewalt einen Riegel zu schieben. Das kommt einem Skandal gleich.

Die Linken sind - wie auch viele linksstehende Medien - mitverantwortlich. Es ist innerhalb kurzer Zeit das zweite Mal, dass eine Veranstaltung der SVP von linken Kreisen verunmög­licht wurde. Im September 2006 genügte schon nur die Androhung von Gewalt durch linke Kreise, dass eine SVP- Delegiertenversammlung im jurassischen Bassecourt von den Be­hör­den kurzerhand verboten wurde (die Medien hielten es damals nicht einmal für nötig, darüber zu berichten). Nun wurde zwar in Bern die SVP-Veranstaltung bewilligt, aber es wurde geduldet, dass die Linken in aller Ruhe eine verbotene Gegendemonstration ankün­dig­ten und mit vermummten Gestalten erschienen. Resultat sind die Gewalttätigkeiten zum Schaden unseres ganzen Landes: Selbst in der New-York-Times die Schweiz wegen den Berner-Unruhen negativ dargestellt.

Luzi Stamm

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Integration durch Ritalin?

Aus dem ZEIT-Archiv:

Artikel 8: "Zeit"-Fragen Nr. 73c vom 13.11.2000, Seite 9

Ritalin - die verkannte Gefahr

von Dr. phil. Judith Barben, Kinderpsychologin in Baden bei Zürich,
und Dr. med. Andreas Bau, Kinderarzt in Hamburg

Immer mehr Kindern im deutschsprachigen Raum wird täglich Ritalin verabreicht. Elternzeitschriften propagieren die Tablette als Wundermittel gegen Verhaltensstörungen. Der Pharmakonzern Novartis produziert und vertreibt das Mittel weltweit. Chemisch ist es Methylphenidat, ein im Gehirn wirkendes Stimulans (Aufputschmittel). Die verwandten Substanzen Captagon und Amphetamin sind wegen ihrer stimulierenden Wirkung seit Jahren in der Drogenszene verbreitet. In Amerika untersteht Ritalin strengen Kontrollen der Betäubungsmittelbehörden, in Deutschland und der Schweiz darf es nur über ein Betäubungs- mittelrezept, in Österreich nur über ein Suchtgiftrezept verschrieben werden. In den USA wird Ritalin Millionen von Kindern wegen sogenannter «Aufmerksamkeitsdefizitstörung» («Attention Deficit Disorder») verabreicht, und auch in Europa ist seit neuestem eine «Ritalin-Welle» zu beobachten. Warum gibt man Kindern Ritalin? Was ist eine «Aufmerksamkeitsdefizitstörung»? Warum boomt die Psychodroge weltweit? Und was sind die Langzeitfolgen?

In den 70er und 80er Jahren erhielten Kinder, die in Kindergarten oder Schule verhaltensauffällig waren, die sich schlecht konzentrieren konnten, herumzappelten und ständig Konflikte mit anderen Kindern hatten, in der Schweiz oft die Diagnose «POS» («frühkindliches psychoorganisches Syndrom»), in Deutschland und Österreich «MCD» («minimale cerebrale Dysfunktion») und im englischen Sprachraum «MBD» («minimal brain dysfunction»). Diese Begriffe gehen von einem hirnorganischen Defekt bei verhaltensauffälligen Kindern aus - und zwar bei Kindern, bei denen kein hirnorganischer Befund vorliegt. Etwas später tauchten im Zusammenhang mit verhaltensauffälligen, unkonzentrierten Kindern die Begriffe «Teilleistungsschwäche» oder «Wahrnehmungsstörung» auf, mit denen man - ohne organischen Befund - die kindliche Verhaltensstörung zu erklären versuchte. Heute sind die Diagnosen «Hyperaktivität», «hyperkinetische Verhaltensstörung», «hyperkinetisches Syndrom» oder «Aufmerksamkeitsdefizitstörung» am gebräuchlichsten (englisch: «Attention Deficit Disorder» ADD oder «Attention Deficit and Hyperaktivity Disorder» ADHD).1 Auffällig mehr Knaben als Mädchen sind «hyperaktiv».

Gibt es das «Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom»?
Lehrer mit längjähriger Schulerfahrung berichten, dass die Schüler in den letzten Jahren allgemein unruhiger und nervöser geworden sind. Die Gründe dafür sind komplex. Einig sind sich die Fachleute, dass der zunehmende Medienkonsum (Fernsehen, Video, Computergames, Musik) die Kinder unruhig macht. Der Inhalt dieser Medienprodukte ist oft destruktiv oder wenig sinnvoll.2 Ein weiterer Faktor, der zur Unruhe vieler Kinder beiträgt, sind die «modernen» Unterrichtsformen. Bei «offenem» Unterricht ohne klare Führung werden «hyperaktive» Kinder besonders anfällig für störende Verhaltensweisen, während dieselben Kinder bei «konventionellen» Lehrern, die gut strukturiert unterrichten und klar anleiten, oft ruhiger und konzentrierter arbeiten können. Die Tatsache, dass mehr Knaben als Mädchen «hyperaktiv» sind, bedarf weiterer Klärung. Fachleute vermuten, dass dies mit der «modernen» Abwertung der Männerrolle und deren Folgeerscheinungen zusammenhängt.

Das Erscheinungsbild eines «hyperaktiven» Kindes wurde bereits 1844 vom Nervenarzt Dr. Hoffmann in seinem Buch «Struwwelpeter» als Zappelphilipp beschrieben: «Er gaukelt und schaukelt, er trappelt und zappelt auf dem Stuhle hin und her» ... , bis er zu Boden fällt und das Tischtuch mitsamt der Mahlzeit herunterreisst, zum Entsetzen der Eltern. Was aber lässt ein Kind zum Zappelphilipp werden?

Aus der entwicklungspsychologischen und pädagogischen Forschung weiss man, dass Eltern viel in der Hand haben, um ihren Kindern zu mehr Ausgeglichenheit und innerer Ruhe zu verhelfen. Im Artikel «Was ist mit Simon los?» wird das Beispiel eines «hyperaktiven» Kindes beschrieben. Es wird gezeigt, wie ein Kind im Laufe seiner Entwicklung in ein negatives Verhaltensmuster hineingeraten kann. Dank der fachkundigen Beratung und Therapie auf der Grundlage der personalen Psychologie3 haben die Eltern dieses Kindes gelernt, das Verhalten ihres Sohnes richtig zu interpretieren. So konnten sie ihm die richtige Hilfestellung geben, und dem Knaben ist es gelungen, aus seinem früheren negativen Beziehungsmuster herauszufinden. Er hat gelernt, seinen Platz in der Familie und Gemeinschaft auf eine schöne, gewinnbringende Art einzunehmen. Dies ist auch in unzähligen anderen Fällen möglich.

Die empirische Forschung stützt diesen Befund. So konnte kürzlich eine deutsche Studie nachweisen, dass viele «hyperaktive» Kinder sich beruhigen, wenn die Kommunikation und Interaktion innerhalb der Familie verbessert wird. Die Forscher wandten ausdrücklich keine stimulierenden Drogen an. Sie führten mit den «hyperaktiven» Kindern und ihren Familien acht therapeutische Sitzungen innerhalb von neun Monaten durch. Fünf Jahre später machten sie eine Nachuntersuchung. Sie stellten fest, dass bei achtzig Prozent der Kinder die Entwicklung einen positiven Verlauf genommen hatte. Viele von ihnen hatten sogar einen ausgezeichneten Schulerfolg.4

Verkürzte biologische Sichtdes Menschen
Leider findet die Tatsache, dass eine Ausgestaltung der positiven Zuwendung der Eltern «verhaltensauffällige» Kinder ruhiger werden lässt, in der Fachdiskussion nicht die gebührende Beachtung. Trotz der bekannten entwicklungspsychologischen Zusammenhänge wird immer wieder auf hirnorganische Erklärungsmuster und - damit im Zusammenhang - auf chemische Substanzen wie Ritalin zurückgegriffen. Darin kommt eine verkürzte biologistische, mechanistische Sichtweise der menschlichen Persönlichkeit zum Ausdruck. Tatsache ist, dass trotz jahrzehntelanger intensiver Forschung nach hirnorganischen Ursachen der «hyperkinetischen Verhaltensstörung» (beziehungsweise des sogenannten «frühkindlichen psychoorganischen Syndroms» beziehungsweise der sogenannten «minimalen cerebralen Dysfunktion») kein einziger wissenschaftlicher Beleg für einen organischen Defekt gefunden werden konnte, sei es im Genmaterial, im Hormonhaushalt, in der Hirnflüssigkeit, im Hirnfluss, in der Hirnentwicklung oder in der Hirnstruktur. Auch für die Tatsache, dass mehr Knaben als Mädchen «hyperkinetisch» sind, gibt es keine biologische Erklärung. Es fehlt sogar bis heute ein allgemein anerkanntes Diagnoseverfahren für die «Aufmerksamkeitsdefizitstörung».

Vor einigen Jahren versuchte man, diese Kinder (man nannte sie damals «Phosphatis») durch eine phosphatfreie Ernährung zu «bessern», und hatte dabei gewisse Erfolge. Diese Erfolge - so die fast einhellige Meinung der Kinderärzte und Kinderpsychiater - waren auf die vermehrte Zuwendung der Mütter zurückzuführen. Denn diese mussten sorgfältig auf das Einhalten der Diät achten. Dadurch beschäftigten sich die Mütter in positiver Weise mit dem Kind, während sie es vorher häufig für sein unruhiges Verhalten kritisiert hatten. Die Diät selbst hielt keiner wissenschaftlichen Überprüfung stand.

Heute schallt der Ruf nach Ritalin. Einige Ärzte sind auf Grund ihrer grosszügigen Verschreibungspraxis als «Ritalin-Päpste» bekannt. Die Verschreibungshäufigkeit in ihren Praxen hat ungeahnte Höhen erreicht. So verschreiben zwei Kinderärzte in einer Doppelpraxis in Süddeutschland einem Viertel(!) ihrer jungen Patienten Ritalin. Dies obwohl bisher die Empfehlung galt, das Mittel nur mit grösster Zurückhaltung anzuwenden und die Verschreibung spätestens in der Pubertät zu beenden.5 Auch Elternzeitschriften propagieren Ritalin in unverantwortlicher Weise als Wundermittel gegen die «Aufmerksamkeitsdefizit-störung»: «Ehemaliger Störenfried ganz brav [seit er Ritalin nimmt]»,6 schreibt eine Elternzeitschrift zum Beispiel. Es wäre hilfreicher, sie würde den Eltern entwicklungspsychologische Kenntnisse vermitteln und ihnen so helfen, das emotionale Wechselspiel mit ihren Kindern feiner abzustimmen und eine positive Beziehung mit ihnen aufzubauen und zu gestalten.

Wirkungen von Ritalin wissenschaftlich nicht geklärt
Ritalin (Methylphenidat) ist - wie Amphetamin - ein Aufputschmittel und gehört in die Gruppe der Psychostimulanzien.7 Seine genaue biochemische Wirkungsweise im Gehirn ist bis heute nicht geklärt. Dies wurde auf Rückfrage von einem Novartis-Sprecher bestätigt. Bei vielen Medikamenten, die im Nervensystem wirken würden, sei das so. Auf der Packungsbeilage zu Ritalin fehlen denn auch die sonst üblichen Hinweise auf den Wirkmechanismus. Zugleich musste der Novartis-Sprecher aber einräumen, dass man beim Parkinson-Mittel den Wirkmechanismus genau kenne.

Ritalin wird einerseits gegen Narkolepsie (krankhafte Schlafanfälle) und andererseits zur Beruhigung «hyperkinetischer» Kinder eingesetzt. Angeblich soll Methylphenidat den Hirnstoffwechsel im Frontalhirn anregen und gewisse Synapsen (Nerven-Schaltstellen) bahnen. Warum aber Ritalin bei Narkolepsie aufweckt und bei einem Teil der «hyperkinetischen» Kinder beruhigt, ist nicht wirklich klar. Die gängige Erklärung lautet, Methylphenidat würde die Konzentrationsfähigkeit verbessern, und dadurch seien die hyperkinetischen Kinder weniger ablenkbar und deshalb ruhiger. Es kommt allerdings auch vor, dass verhaltensauffällige Kinder unter Ritalin so erregt werden, dass man das Mittel sofort absetzen muss. Bei anderen wirkt es überhaupt nicht. Auf der Packungsbeilage wird auch auf das Risiko psychotischer Reaktionen hingewiesen. Kinderärzte berichten immer wieder von Fällen, in denen Kinder unter Ritalin psychotisch wurden, Sinnestäuschungen hatten und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden mussten. Laut einer kanadischen Studie entwickelten sechs Prozent von 98 Kindern, die durchschnittlich eindreiviertel Jahre Ritalin erhielten, Psychosen.8

Als weitere Nebenwirkungen von Ritalin können - so die Packungsbeilage - Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Traurigkeit, Ängstlichkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Hautausschläge, Haarausfall, Muskelzuckungen (Tics), Verhaltensstereotypien und unwillkürliche Gesichtsbewegungen auftreten oder bestehende Tics verstärkt werden. Ein weiteres Risiko von Ritalin ist - wie der Hersteller Novartis schreibt - sein «stark ausgeprägtes psychisches Abhängigkeitspotential bei nicht bestimmungsgemässem Gebrauch»; es müsse deshalb immer «die Möglichkeit des Arzneimittelmissbrauchs oder der Drogenabhängigkeit im Umfeld des Patienten beachtet werden».9 Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie rät von einer Ritalinverschreibung ab, «falls Medikamenten- oder Drogenmissbrauch im umittelbaren Umfeld des Kindes oder Jugendlichen oder durch den Jugendlichen selbst vorkommen oder der Verdacht besteht, dass der Jugendliche die Droge verkauft».10 In den USA wird Ritalin auf dem Schwarzmarkt gehandelt und von Drogensüchtigen intravenös gespritzt.

Ob das Mittel bei längerer Anwendung eine bleibende Schädigung des sich entwickelnden kindlichen Hirns bewirkt, ist offen. Aussagekräftige Langzeitstudien dazu fehlen noch. Auf Nachfrage konnte auch der Novartis-Sprecher keine Langzeitstudie nennen, sondern verwies an Dritte. Bekannt ist jedoch, dass negative Folgen noch nach langer Zeit auftreten können. Auch ist - so Novartis - «die klinische Bedeutung einer Verminderung des Längenwachstums und der verzögerten Gewichtszunahme bei Kindern nicht endgültig geklärt»,11 was der Novartis-Sprecher mit dem Hinweis kommentierte, alle Medikamente, auch Aspirin, hätten «die verrücktesten Nebenwirkungen». Wäre etwas mehr Verantwortungsgefühl von Novartis nicht angebracht? Immerhin geht es um die Gesundheit von Kindern.

Ritalin stört die Persönlichkeitsentwicklung langfristig
In den Fällen, in denen Kinder unter der Wirkung von Ritalin äusserlich ruhiger werden, fühlen sich die Eltern entlastet, in die Familien und Schulklassen scheint Frieden einzukehren. Doch zu welchem Preis!

Während die Frage nach den organischen Langzeitschäden des Ritalins noch offen ist, werden die psychologischen Langzeitschäden mehr und mehr bekannt. Erfahrene Kinderärzte, Kinderpsychologen und Lehrer berichten auf Grund langjähriger empirischer Beobachtung, dass die erwünschte Wirkung des Mittels, die scheinbare «Beruhigung» - falls sie überhaupt eintritt - keine wirkliche Beruhigung ist, sondern nur ein künstliches Unterdrücken der spontanen und natürlichen Gefühle und Lebensäusserungen des Kindes, ein Niederhalten der Persönlichkeit, eine «chemisch bewirkte Fügsamkeit».12

Gerade aber die sogenannte Verhaltensstörung ist oft ein Appell des Kindes an die Beziehungspersonen, sich mit ihm zu beschäftigen. Damit sich das Kind gesund entwickeln kann, dürfen diese «störenden» Verhaltensweisen keinesfalls chemisch niedergehalten werden, sondern die Beziehungspersonen müssen das Kind verstehen lernen, seine «Verhaltensauffälligkeit» richtig interpretieren und seine spontane Aktivität in gesunde Bahnen lenken. Das Kind will beachtet und geliebt werden, und es will einen positiven Beitrag zur Gemeinschaft leisten. Ritalin jedoch unterdrückt und betäubt das Gefühlsleben, wie das bei allen Drogen der Fall ist. Unter der Wirkung des Mittels kann das Kind weder lernen, seine eigenen Gefühle wahrzunehmen noch mit ihnen umzugehen. Gerade diese Fähigkeit aber ist im Sinne einer Ausgestaltung und Differenzierung der emotionalen Intelligenz von allergrösster Bedeutung.13 Ohne die Entwicklung dieser Fähigkeit - eigene Gefühle wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen - ist eine normale Reifung und Entwicklung der Persönlichkeit nicht möglich. Das Kind bleibt emotional stehen.

Ausserdem bewirkt die Ritalin-Einnahme - wie auch schon die Diagnosestellung - eine tiefe Entmutigung und Resignation beim Kind. So erklärte ein achtjähriger «verhaltensauffälliger» Schüler seinem Lehrer: «Wissen Sie, ich muss diese Tablette nehmen, weil bei mir etwas im Kopf nicht stimmt.» Dieser Bub hatte sich damit abgefunden, dass er einen «Defekt» im Hirn habe und deshalb ein «Schwieriger» sei, sich in der Schule nicht konzentrieren könne, ständig Streit habe und seinen häufigen Wutausbrüchen (trotz Ritalin!) ohnmächtig ausgeliefert sei. Mit diesem negativen Bild über sich selbst wird der Knabe ins Leben hinausgehen.

Ein Kind, das jahrelang Ritalin genommen hat, muss - wenn das Mittel dann endlich abgesetzt wird - genau an dem Punkt wieder anfangen und sich mit genau denjenigen Problemen konfrontieren, mit denen es damals nicht fertig wurde: dieselbe Unsicherheit unter den Menschen, dieselbe nagende Eifersucht, dieselbe Entmutigung, dieselbe Ungeduld beim Lernen wie damals. Nur ist das Kind kein Kind mehr, sondern es ist inzwischen ein Jugendlicher geworden, der emotional auf der Stufe eines Kindes stehengeblieben ist. Und dieser junge Mensch muss nun - wie das vom Drogenproblem her bekannt ist - zusätzlich mit dem Problem fertig werden, dass er inzwischen von den Gleichaltrigen und Jüngeren überholt worden ist. Die Hilfe ist dadurch nicht einfacher geworden.

Eine Sonderschullehrerin schildert einen 16-jährigen Knaben, der neu in ihre Klasse gekommen ist und der schon seit Jahren Ritalin einnimmt. Als der Knabe kam, fiel ihr sofort auf, dass er emotional ganz kindlich geblieben war. Geringfügige Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen nahm er übermässig schwer. In Konfliktsituationen konnte er sich kaum wehren, wurde hilflos, fing an zu weinen und suchte Hilfe bei der Lehrerin oder der Mutter. Die Lehrerin versuchte dem Knaben zu vermitteln, wie er solche Situationen besser meistern könne, doch ohne Erfolg. Er verblieb in seiner kindlichen Haltung. Erst als die Eltern auf Anraten der Sonderpädagogin das Ritalin absetzten, fing der Jugendliche an, kleine Lernschritte im Sozialverhalten zu machen. Die verpassten Jahre der Entwicklung konnte die Lehrerin mit ihm jedoch nicht nachholen.

Schadenersatzklagen gegen Novartis
Immer mehr Fachleute14 warnen vor der alarmierend leichtfertigen Verschreibungspraxis von Ritalin.15 In den USA laufen erste Klagen gegen den Hersteller Novartis. Renommierte Anwaltskanzleien in Kalifornien und New Jersey werfen dem Pharmakonzern vor, er habe Psychiatrieprofessoren und Forschungsinstitute mit Geldern geködert und mit der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung konspiriert, damit sie die «Krankheit» Aufmerksamkeitsdefizitstörung (mit und ohne Hyperaktivität: ADHD und ADD) «erfanden»16. Der Novartis-Sprecher konnte dies kaum entkräften. Er hielt diese Vorwürfe zwar für absurd - zur Begründung verwies er jedoch lediglich auf die Beschreibung des Zappelphilipp im Kinderbuch «Struwwelpeter». Da dürfte die stringente Argumentation der Anwälte eher überzeugen. Die Anwälte sagen weiter, der Konzern hätte mit irreführender Werbung den Absatz des Mittels angekurbelt und dessen gravierenden Nebenwirkungen heruntergespielt. Ritalin stelle aber ein grosses Risiko dar. Obwohl der Novartis-Sprecher betonte, Novartis würde keine Werbung machen, gibt es zurzeit enorm viel Werbung für Ritalin. In Deutschland wird zum Beispiel von Frühförderstellen und gewissen Psychologen, in der Schweiz beispielsweise von «ELPOS Schweiz» (Dachverband der Vereine von Eltern mit «POS-Kindern») massiv Werbung für Ritalin gemacht.

Die Kläger gegen Novartis in den USA streben den Status von Sammelklagen an und zielen auf Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe ab. Es ist durchaus denkbar, dass diese Klagen - im Gegensatz zu einem früheren Verfahren in Texas - Erfolg haben. Laut «Wall Street Journal» ist mit weiteren Klagen in anderen Bundesstaaten zu rechnen.

Modediagnose «ADD» und Ritalin-Propaganda
In den USA ist die «Aufmerksamkeitsdefizitstörung» («Attention Deficit Disorder: ADD») inzwischen zur am meisten diagnostizierten «Kinderkrankheit» geworden, Ritalin zur «Pille für das Kind».17 Sechs Millionen amerikanische Kinder bekommen Ritalin.18 In gewissen amerikanischen Schulklassen nehmen bis zu zwanzig Prozent der Schüler Ritalin. Die «School-Nurses» haben alle Hände voll zu tun, um den Kindern ihre täglichen Dosen zu verteilen. Mit der massiven Verschreibung boomen auch die Bücher und Artikel, die Ritalin als einzig wirksame Therapie für hyperaktive und unkonzentrierte Kinder propagieren. Das Mittel wird zum Teil mit anderen Psychopharmaka kombiniert (zum Beispiel mit dem Antidepressivum Prozac), und es sind auch schon Konkurrenzprodukte auf dem Markt (zum Beispiel das Stimulans «Adderall»). Längst halten die Ärzte die sogar von Norvartis selbst empfohlenen Altersgrenzen von sechs Jahren bis zur Pubertät19 nicht mehr ein. Aus Deutschland sind Fälle bekannt, wo Ärzte zweijährigen Kindern Ritalin verschrieben haben! In den USA wird das Mittel zunehmend auch an Erwachsene abgegeben, obwohl es Jugendliche und Erwachsene süchtig machen kann. Auch in Deutschland scheint diese large Verschreibungspraxis Einzug zu halten. Ein Internatsleiter aus Süddeutschland berichtet, dass die junge Mutter eines Schülers seit einem Jahr Ritalin nimmt, fünf Tabletten täglich - verschrieben vom Hausarzt; der «hyperaktive» Schüler selbst steht seit drei Jahren unter Ritalin, sechs Tabletten täglich.

Und all das, obwohl das entwicklungspsychologische, pädagogische und therapeutische Wissen vorhanden ist, um diesen Kindern und Eltern wirklich zu helfen!

Was ist der Grund für diesen Boom? Eine «Selbsthilfegruppe Aufmerksamkeitsgestörter und Hyperaktiver» namens CHADD (Children and Adults with ADHD) mit über 30 000 Mitgliedern und Hunderten von Sektionen fällt in den USA als gut organisiert, publizistisch geschickt und finanzkräftig auf. Die «Selbsthilfegruppe» propagiert Ritalin als angeblich einzig wirksame «Therapie» gegen «ADHD». «CHADD» fordert von der Invalidenversicherung finanzierten Gratisnachhilfeunterricht für «ADHD-Betroffene» sowie Prüfungserleichterungen. Zudem setzte sich die «Selbsthilfegruppe» dafür ein, dass Ritalin aus den strengen Kontrollbestimmungen für Betäubungsmittel herausgenommen und in eine leichter zugängliche Kategorie umklassifiziert werden sollte. Während des Anhörungsverfahrens wurde jedoch bekannt, dass Novartis der «Selbsthilfegruppe» 900 000 Dollar in bar bezahlt hatte!20 Das Bekanntwerden dieser skandalösen Tatsache setzte dem gefährlichen Versuch, Ritalin noch leichter zugänglich zu machen, zum Glück ein Ende. Der Novartis-Sprecher bestätigte - ohne die genaue Summe zu kennen - das Sponsoring. Das würde Novartis bei jedem Medikament so machen, hielt er fest.

Weltweit mehren sich die Stimmen, die vor der psychopharmakologischen Betäubung unzähliger Kinder durch Ritalin und verwandte Substanzen warnen. So schreibt der amerikanische Kinderarzt und Autor eines Buches über Ritalin, Lawrence H. Diller: «Europa sollte ganz genau hinsehen, was bei uns geschieht, und die USA als warnendes Beispiel nehmen.» - «Es fällt uns so viel leichter, bei einem Kind eine Störung festzustellen und ihm Tabletten zu geben als auf seine Bedürfnisse einzugehen.»21

Falls Sie über eigene Erfahrungen berichten möchten oder offene Fragen zu Ritalin haben, schreiben Sie uns! Wir leiten Ihren Brief gerne an die Autoren weiter.

Behördenpropaganda - Der Weg zur Weltdiktatur

Akt. 27.12.07; 09:39 Pub. 27.12.07; 08:36 rm
Couchepin: Volkswahl wäre ein Fehler
Der nächstjährige Bundespräsident Pascal Couchepin hat sich gegen die Volkswahl des Bundesrats ausgesprochen.

In Interviews der Zeitungen «Berner Zeitung» und «Neue Luzerner Zeitung» (Donnerstagsausgaben) bezeichnete er die von der SVP mit einer Volksinitiative erwogene Änderung als schweren Fehler. Denn in der Verfassung müssten im Falle der Volkswahl Quoten für die Sprachminderheiten festgelegt werden. Das hiesse, dass beispielsweise von den bestplatzierten Kandidaten die ersten sechs und der zwölfte gewählt wären, weil dieser ein Tessiner oder ein Romand sei. Damit wäre dieser Bundesrat nicht durchs Volk, sondern durch die Schutzklausel gewählt. Zudem würde die Volkswahl der Landesregierung ein fein austariertes System der «checks and balances» durcheinanderbringen. Das Parlament sei in der Schweiz verglichen mit anderen Ländern schwach, weil es durch die direkte Demokratie kontrolliert werde. Dafür habe es die Kompetenz, die Regierung zu wählen.

Quelle: AP

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Der christlich-jüdische Dialog - eine Strategie der Israel-Lobby?

Angriff ist die schlechteste Verteidigung
Der ehemalige SIG-Funktionär Ekkehard Stegemann blitzt mit einer Klage gegen BaZ-Verleger Matthias Hagemann vor Gericht ab und entlarvt ein System der Intransparenz, das er selbst mitbegründet hatte...

Von Yves Kugelmann, tachles v. 07. Dezember 2007

Im Sommer 2006 kritisierte Matthias Hagemann, Verleger der Basler Zeitung (BaZ) und Verwaltungsrat der tachles-Herausgeberin JM Jüdische Medien AG, die verdeckte Lobbyarbeit von Pro-Israel-Gruppierungen und deren intransparente Versuche, Druck auf Redaktionen auszuüben. Hagemann schrieb: «Was nun die aggressive Lobbyarbeit jener informellen vernetzten Gruppe betrifft, zu der an vorderster Front ein in Basel lehrender christlicher Theologieprofessor gehört, so gilt es, hier in aller Deutlichkeit ein Stoppsignal zu setzen. Dies nicht etwa aus antisemitischen Gründen, im Gegenteil. Solche Eiferer schaden der jüdischen Sache, der die Basler Zeitung und vorher die National Zeitung traditionell zugetan war und ist. Es handelt sich um unzulässige Versuche, durch moralischen Druck die redaktionelle Freiheit zu beschränken.»

Klage wegen Persönlichkeitsverletzung

Der nicht namentlich genannte, aber wohl auch gemeinte Basler Theologe Ekkehard Stegemann outete sich im Lokalfernsehen Telebasel und verglich Hagemanns Kritik mit der antisemitischen Verschwörungstheorie der «Protokolle der Weisen von Zion». Kurz darauf klagte Stegemann gegen Hagemann vor dem Basler Zivilgericht wegen Persönlichkeitsverletzung. Das Gericht hat nun die Klage vor einer Woche deutlich abgewiesen und festgehalten, dass Hagemanns Kommentar in keiner Weise die Persönlichkeit Stegemanns verletzte. Stegemann selbst bestritt anfänglich in der Öffentlichkeit gar seine Tätigkeit für Media Watch.

Die Fakten allerdings, auf die sich auch das Gericht stützte, waren unmissverständlich. Stegemann fungierte bis ins Jahr 2004 als Präsident des Jüdischen Medienforums Schweiz. Danach wurde die Institution wegen zu hoher Kosten, interner Kritik und Misserfolgs aufgelöst und Media Watch gegründet. Kernaufgabe von Media Watch war das Verfassen von Leserbriefen sowie von Briefen an Redaktionen. Dies geschah jeweils persönlich ohne Deklarierung einer Mitgliedschaft bei der Gruppe Media Watch des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG). Ekkehard Stegemann war Mitglied von Media Watch, der SIG bezeichnete seine Tätigkeit als Berater und bezahlte ihm eine Entschädigung. Weitere Mitglieder wollten jeweils nicht genannt werden, bezogen teilweise ebenfalls Entschädigungen und agierten in der von Geschäftsleitungsmitglied Josef Bollag verantworteten Truppe hinter den Kulisse als Lobbyisten hauptsächlich für Israel, intervenierten bei Medien und verfassten interne Papiere zu Händen der SIG-Geschäftsleitung. Gemäss Auskunft des SIG fungierte Stegemann bis Sommer 2006 als Berater für den Dachverband. Im August 2006 wurde Media Watch abgeschafft.

Destruktiver Einsatz für Israel

Mit dem Rücken zur Wand steht nunmehr der SIG. Er hat über Jahre hinweg ein System der Intransparenz und eine eigenartige Israel-Lobby unter Verantwortung von Josef Bollag etabliert. Auch tachles bekam regelmässig die Exzesse dieser Arbeit zu spüren. Media Watch agierte zwar für den SIG hinter den Kulissen, zum Teil an den SIG-Gremien vorbei, deklarierte aber die Lobbyarbeit nach aussen nicht. Dieses Vorgehen kritisierte nicht nur Hagemann, es führte auch im Dachverband zu Diskussionen. Dass ausgerechnet ein selbsternannter Antisemitismusexperte in SIG-Funktion öffentlich mit Antisemitismusvorwürfen an die Adresse von Kritikern um sich wirft, schadet der Glaubwürdigkeit des ganzen Verbands. Gegenüber tachles bestätigte Präsident Alfred Donath, dass der SIG sich nicht finanziell am Verfahren beteiligen werde, das vollumfänglich zu Lasten des Klägers geht. Donath hatte im Sommer 2006 Media Watch abgeschafft und den Bereich Kommunikation übernommen.

Matthias Hagemann misst dem Urteil hohe Bedeutung zu, wie er gegenüber tachles sagt. Das Gericht habe die Pressefreiheit geschüzt. Es sei damit geklärt, dass man die Intransparenz und die teilweise überbordende Aggressivität dieser Lobbyarbeit darstellen und werten dürfe. Hagemann hofft, dass diesbezüglich nun ein Umdenken stattfindet. Gegen Lobbying, so Hagemann, sei an sich nichts einzuwenden, solange es transparent und vernünftig erfolge.

© 2001 - 2007 tachles Jüdisches Wochenmagazin

Der christlich-jüdische Dialog - Aufklärung oder Verzerrung?

BASEL/INTERVIEW - B'nai B'rith ehrt Professor Ekkehard Stegemann für seine Verdienste
«Aufklärung bleibt das einzige Mittel gegen eine verzerrte Wahrnehmung»

Dem Basler Theologieprofessor Ekkehard Stegemann wurde in einer öffentlichen Zeremonie die Goldmedaille «For Distinguished Leadership and Service for Humanity» des europäischen B'nai B'rith überreicht. Stegemann wird für seinen unermüdlichen Einsatz im christlichen-jüdischen Dialog, sein Bemühen um die Aufarbeitung und das Bekämpfen des Antisemitismus sowie für die Verankerung judaistischer Studien an den Schweizer Universitäten geehrt. Mit Professor Ekkehard Stegemann unterhielt sich Chefredaktor Simon Erlanger.

JÜDISCHE RUNDSCHAU: Sie sind aktiv im christlich-jüdischen Dialog und der Aufarbeitung des kirchlichen Antisemitismus tätig. Worin sehen Sie Ihre Aufgabe?

EKKEHARD STEGEMANN: Da ich ja Theologe bin, ist es für mich entscheidend, dass ich mich mit der antijüdischen Tradition des Christentums auseinandersetze. Da ich aber zugleich historisch informiert bin, weiss ich, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem modernen, politischen, rassistischen und eliminatorischen Antisemitismus der Nazis und eben denselben Wurzeln in der antijudaistischen Tradition des Christentums. Meine Aufgabe sehe ich darin, nicht nur gegen Antisemitismus in wissenschaftlichen Zusammenhängen in der Öffentlichkeit Stellung zu nehmen, sondern auch an der Aufklärung dieses Phänomens zu arbeiten. Ich denke, Antisemitismus stellt nicht nur die Frage nach dem Verhältnis von Nichtjuden zu Juden, sondern hat mit der westlichen Kultur überhaupt zu tun.

Sie kommen von der neutestamentlichen Lehre und Forschung her. Wie sind Sie auf das Thema des Antisemitismus gekommen? Ist er gewissen kirchlichen Lehren inhärent?

Ja, das denke ich. Früh habe ich angefangen, mich damit zu beschäftigen. Ich bin sechs Monate nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland geboren und in einer Welt sozialisiert worden, in welcher der Faschismus ideologisch noch gar nicht überwunden war. Bis in die Schule hinein bin ich immer wieder auf antijüdische Stereotypen gestossen und habe dann immer stärker gesehen, dass es da eine gar nicht so unterirdische Verbindung zum Christentum gab. Ich habe auch schon zu Beginn meines Theologiestudiums versucht, über das Judentum zu lernen. Ich hatte in Heidelberg einen jüdischen Lehrer, bei dem ich Talmud und Midrasch gelernt habe. Er war ein Überlebender von Auschwitz, und ich habe dann eine sehr enge Beziehung zu ihm gehabt. Dank ihm habe ich immer deutlicher die Differenz zwischen der Wirklichkeit und der verzerrten Perspektive kirchlicher Traditionen wahrgenommen. So hat er, als meine erste Talmudstunde über den Traktat «Nesikin» begann, zu mir gesagt: «Wissen Sie, Herr Stegemann, Sie beschäftigen sich ja mit dem Neuen Testament, ich bin eben ein Pharisäer, damit Sie's klar wissen», das war eine ganz wichtige Erfahrung. Ich habe gemerkt, da stimmt etwas nicht! Durch diese persönliche Bekanntschaft konnte ich die Verzerrungen des Neuen Testaments bezüglich der Pharisäer nicht mehr glauben, und so habe ich dann begonnen, mich mit diesen Dingen auch wissenschaftlich auseinanderzusetzen.

Sie haben den Ausdruck von der «antisemitischen Grundierung» der Gesellschaft geprägt. Können Sie das etwas erläutern? Es ist ja so, dass die Gesellschaft heutzutage nur noch bedingt christlich ist.

Ja, das ist so. Aber in der europäischen, durch das Christentum geprägten Zivilisation sind die Feindbilder weiter tradiert worden. Neue Ideologien können ohne Kontakt mit traditionellen Vorstellungen ein Feindbild ohnehin nicht erzeugen. Ich glaube, das Ganze ist eine europäische Krankheit, wobei durch Verlagerung ins Säkulare die gesamte Problematik verschoben wird. «Säkulare» sollte man allerdings in Anführungszeichen setzen.

Sie weisen immer wieder darauf hin, dass der kirchliche Antijudaismus aus dem Bedürfnis des Christentums nach Abgrenzung vom Judentum zur Herausbildung einer eigenen Identität entstand.

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass der neutestamentliche Antijudaismus, die Feindbilder, sehr stark aus sozialen und ideologischen Konflikten stammen. Hier war durchaus eine Konfliktsituation vorhanden. Deshalb habe ich die Arbeiten von Heinemann zum antiken Antisemitismus immer geschätzt, weil die zeigen, dass vor der Tradierung der Stereotype immer soziale Konflikte standen. Das Unglück ist, dass durch die Kanonisierung eben auch solche Konflikte, Abgrenzungen und negativen Bilder mitkanonisiert wurden, obschon sich die Verhältnisse zwischen Christen und Juden im Laufe der Zeit sozial völlig verändert haben. Einerseits gab es in den späteren Jahrhunderten in den Kirchen keine Juden mehr, und andererseits wurde die Stellung der Kirche zu einer Machtstellung. Aus der verfolgten Kirche wurde eine verfolgende. Da erhielten die aus den frühen Konflikten stammenden negativen Schablonen des Neuen Testamentes eine ganz andere Qualität und eine ganz andere Funktion. Da scheint mir im Kern auch ein Identitätsproblem des Christentums zu liegen.

Wenn Abgrenzung mittels negativer Stereotype zur Definition einer eigenen Identität gebraucht wird, wie weit kann dann Christentum in der Aufarbeitung des Antisemitismus eigentlich gehen, ohne sich selbst in Frage zu stellen?

Man muss so weit gehen, wie es Gerechtigkeit und Wahrheit gebietet. Der ethische Anspruch ist höher zu werten als das Festhalten an theologischen Überzeugungen. Ich glaube, dass dies auch durchaus in Übereinstimmung mit der urchristlichen Tradition steht. Insofern habe ich da keine Probleme. Aber es ist natürlich wichtig, auch auf der theologischen Ebene Geschichte und Realität des Christentums ernst zu nehmen. Ich glaube, das ist insofern ein entscheidender Punkt, als man sich klarmachen muss, dass der christliche Anspruch auch nicht eingelöst ist. Daher muss man theologisch einen neuen Zugang finden, indem man sagt, es gibt Träume und Vorstellungen von einer erlösten Welt. Es ist auch wichtig, dass man solche hat. Sie sind Gegenwelt, von der aus man das, was in der Realität nicht stimmt, als falsch feststellen kann. Aber es ist entscheidend, dass man die Gegenwelt nicht mit Realität verwechselt.

Besteht aber nicht auch die Gefahr der Vereinnahmung? Wie kann Christentum sich von antijudaistischen Traditionen lösen?

Das eigentümliche der christlichen Tradition ist ja, dass das Fundament ihres Selbst- und Weltverständnisses in der jüdischen Überlieferung ruht. Wenn man sich von der jüdischen religiösen Tradition trennen würde, dann bliebe eigentlich fast gar nichts mehr. Das heisst, dass eine permanente Selbstreflexion des Christentums über das Verhältnis zum Judentum eingebaut sein muss. Innerhalb der christlichen Tradition ist deshalb immer eine hohe Ambivalenz vorhanden. Entweder man vereinnahmt das Judentum, oder man versucht, es loszuwerden und sich vom Judentum ganz loszusagen. Beides ist nicht möglich. Man muss dankbar sein für die Überlieferung und sich damit auseinandersetzen, dass ein wesentlicher Teil des christlichen Welt- und Selbstverständnisses sich dem Judentum verdankt. Andererseits muss man aber auch deutlich sehen, dass hier eine bestimmte Adoption dieser jüdischen Überlieferung vorhanden ist, die ein eigenständiges Profil hat. Die einfache Formel, dass es Gemeinsamkeiten gibt zwischen dem Christentum und dem Judentum und daneben jeder etwas Besonderes hat, stimmt so nicht. Man muss deutlich sehen, dass sich hier eine andere Auslegungstradition herausgebildet hat, die sicher auch ihre jüdischen Wurzeln hat, aber doch eigenständig ist. Ich habe immer das Wort geschätzt, dass die Thora siebzig Gesichter, d.h. Auslegungen, hat. Religionen sind immer nur etwas Partikulares. Das Christentum ist in unserem Jahrhundert vor die Aufgabe gestellt, seine eigene Partikularität und die Platzansprüche anderer anzuerkennen, nicht nur in bezug auf das Judentum. Das ist die Grundlage für jeglichen interreligiösen Dialog.

Damit tun sich aber viele sehr schwer. Auch der christlich-jüdische Dialog geht oft nur bis zu einem gewissen Punkt und um die Kernfragen wird ein grosser Bogen gemacht.

Das Problem sehr vieler Menschen besteht darin, dass sie nicht anerkennen können, dass andere die eigene Identität nicht übernehmen wollen. Pluralismus ist für sie schwierig. Für mich hingegen hat Pluralismus dagegen aber etwas sehr Bereicherndes.

Welche Bedeutung hat der christlich-jüdische Dialog in einer säkularisierten Welt?

Wir kommen alle nicht um die Tatsache herum, dass wir in einer säkularen Welt leben. Als Theologe würde ich sagen, das Säkulare ist nicht alles. Die Säkularisierung begreife ich auch als eine hilfreiche Rahmenbedingung, durch die bestimmte ethische Massstäbe gesetzt und Wege zur Kommunikation zwischen verschiedenen Identitäten garantiert werden. Der Vorteil in einer säkularen Welt zu leben besteht darin, dass keine absoluten «Letzt»-Ansprüche gegenüber anderen geltend gemacht werden können. In der säkularen Welt gehört es zur Kultur, dass man sich seiner relativen Identität bewusst ist.

Wie schätzen Sie das vatikanische Dokument «Reflexionen zur Schoa» ein?

Zunächst würde ich sagen, dass es schon bedauerlich ist, dass nach elf Jahren Arbeit bloss so etwas sehr Gemischtes herausgekommen ist. Ich würde freilich sagen, dass man nicht nur das Negative sehen sollte, sondern auch das Positive. Aber es ist eben doch auch Kritik daran zu üben. Insbesondere finde ich unverständlich, dass nun die Kirche als eine Grösse bezeichnet wird, die als solche nicht sündigen kann. Ich halte das in der theologischen Tradition, in der ich mich bewege, für merkwürdig. Ich finde, wer sich zur katholischen Kirche bekennt, muss sich auch zu den Sünden dieser Kirche bekennen. Die Kirche besteht aus Menschen. Es waren Christen, die nicht nur bei den Verbrechen weggesehen haben, sondern diese auch unterstützt haben, bis hin zur Fluchthilfe für Nazis. Das Schweigen oder das Versagen des Papstes Pius XII. ist auch etwas, wo ich sagen muss, es gehört zur Würde der Schuldkultur, die wir aus der Bibel haben, dass man die eigene Schuld und Verantwortung auch anerkennen sollte.

Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

Für die Zukunft würde ich mir natürlich wünschen, dass die Arbeit, die ich tue, überflüssig wird. Aber ich bin Realist und werde immer skeptischer. Ich sehe, dass wir eher in eine Phase von unverfrorenem Antisemitismus hineingekommen sind, nicht nur in der Schweiz, auch andernorts. Ich wünsche mir aber, dass die Möglichkeiten des Dialogs, der Verständigung und des Vertrauens, die erreicht worden sind, einigermassen Bestand halten.

Was meinen Sie mit unverfrorenem Antisemitismus?

Ich beobachte in meinem Arbeitsgebiet eine gewisse Stagnation in dem Bemühen der Aufarbeitung dieser schlimmen Tradition. Ich sehe eigentlich immer weniger die Bereitschaft in der Theologie, sich damit auseinanderzusetzen. Das macht mir schon Mühe. Es ist heute schon schwierig, für wissenschaftliche Veranstaltungen aus bestimmten Fächern, Leute zu finden, von denen man annehmen darf, dass sie darin übereinstimmen, dass Antisemitismus und antijüdische Traditionen kritisiert werden müssen. Vielleicht ist es aber bloss Gleichgültigkeit. Vor zwanzig Jahren hat es das so nicht gegeben, dass man so indifferent ist gegenüber dieser für die Christen selber so wichtigen Aufgabe.

Sie setzen sich auch sehr für die Verankerung judaistischer Studien an der Universität ein.

Es ist die Pflicht einer Universität, sich mit den jüdischen Traditionen und der jüdischen Kultur breit auseinanderzusetzen. Zur Kultur Europas gehört zentral auch die jüdische. Das hat nun in Basel sehr erfreuliche Perspektiven. Die Offenheit an der Universität ist wirklich gross. Ich hoffe aber darüber hinaus, dass nicht nur ein Institut für jüdische Studien entstehen wird, sondern dass wir auch im Bereich der Erwachsenenbildung auch in der allgemeinen Öffentlichkeit tätig werden können. Aufklärung bleibt das einzige Mittel gegen eine verzerrte Wahrnehmung des Judentums. Antisemiten wird man keine bekehren können, aber man kann andere davor bewahren, in antisemitische Fallen hineinzulaufen.

Dienstag, 25. Dezember 2007

Jesus - der zukünftige Messias!

Rabbi Kaduri: Jeschua wird der Messias sein

Rabbi Kaduri wies laut «Israel Heute» auf den Messias hin.
Jitzchak Kaduri starb Ende Januar 2006. Aber erst jetzt wurde eine brisante Notiz veröffentlicht: Ein Zettel mit dem Namen und Hinweisen auf die Wirkungsweise des zukünftigen Messias. Er heisse Jeschua (Jesus), erklärte Rabbi Kaduri, eine der angesehensten jüdischen Autoritäten der Gegenwart.

Über ein Jahr lang mussten diese ebenso überraschenden wie brisanten Hinweise geheimgehalten werden. Der Rabbi und Kabbalist Jitzchak Kaduri hatte es so bestimmt.* Am 28. Januar 2006 war er im Alter von 108 Jahren verstorben. Die Zeitschrift «Israel Heute» veröffentlichte diese Hinweise nun vor wenigen Wochen.

Der Inhalt: Sechs hebräische Worte, mit denen Rabbi Kaduri den Messias umschreibt. Die Anfangsbuchstaben dieser Worte ergeben dessen Namen. Er lautet «Jeschua», die biblische Schreibweise für Jesus. Im Hebräischen Text schreibt der Rabbi: «Jarim Ha’Am Vejochiach Schedwaro Vetorato Omdim». Der Inhalt seiner Nachricht, gemäss «Israel heute»: «Er [der Messias] wird das Volk erheben und beweisen, dass sein Wort und Gesetz gültig sind. Dies habe ich im Monat des Erbarmens unterzeichnet. Jitzchak Kaduri.»

Eine «Nachricht erster Klasse»
Kurz vor seinem Tod schrieb der Rabbi diese Notiz nieder. Er war einer der berühmtesten Gelehrten des heutigen Israel. Angesichts des Einflusses, den er zu Lebzeiten hatte, ist es durchaus verständlich, dass er mit der Publikation zuwarten liess.

Verbreitet wurde diese Nachricht zunächst nur vom Nachrichtendienst «nfc» («News First Class») und auf der offiziellen Kaduri-Website. Erst ihre Erwähnung in der Zeitschrift «Israel Heute» machte einer breiten Öffentlichkeit bewusst. Zwei Nachfolger des Gelehrten hätten inzwischen die Echtheit des Zettels bestätigt.

Kommt der Messias nach Sharons Tod?

Wurde 108 Jahre alt
Wurde 108 Jahre alt: Rabbiner Jitzchak Kaduri.
Ein weiteres Detail aus Kaduris Analyse: Der Messias werde nach dem Tod von Ariel Sharon erscheinen. Diese Ansicht vertreten zwar auch andere Rabbiner und Kabbalisten. Aber Kaduri hatte eine besondere Stellung. Er kannte noch viele jüdische Gelehrte und Berühmtheiten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; Rabbis, die noch vor der Staatsgründung den jüdischen Glauben stärkten. Oberrabbiner schauten zu ihm auf, Tausende Menschen suchten bei ihm Rat. Laut «Israel Heute» bildeten nicht weniger als 300'000 Menschen seinen Trauerzug, als er im vergangenen Jahr starb.

Kaduris Darstellung von Gottes Gesalbtem: «Für viele Menschen ist nur schwer akzeptierbar, dass ein Messias aus Fleisch und Blut ihr Führer sein wird. Und er wird auch in keinem Amt sitzen, sondern mitten unterm Volk sein und für seine Aufgabe die Massenmedien nutzen. Seine Herrschaft wird rein sein und ohne persönliche und politische Begierde. Während seiner Herrschaft werden nur Gerechtigkeit und Wahrheit regieren.»

Wir sprachen mit Aviel Schneider, dem Chefredaktor von «Israel Heute», über Rabbi Kaduri.

Aviel Schneider, Kaduri galt als einer der bedeutendsten Rabbiner der Gegenwart. Warum?
Aviel Schneider: Wegen seines Alter; er war am Ende seines Lebens 108 Jahre alt. Das machte ihn zu einer Autorität bei Juden aus Europa, Nordafrika und anderen Ländern. Viele Politiker wollten sich von ihm segnen lassen. Und Rabbi Kaduri war sephardischer Jude und Kabbalist; er war mit den jüdischen Mysterien vertraut.* Vieles aus der Torah, dem Talmud, der Bibel und der Mischna kannte er auswendig.*

Schrieb er auch regelmässige Zeitungskolumnen?
Nein, das machen Rabbiner nicht. Aber er hatte viele Schüler und Jünger. Rabbiner haben einen Jüngerhof um sich, vor dem sie predigen und denen sie aus den alten Schriften lehren. Seiner eigener Jüngerkreis war sehr gross.

Welche Auswirkungen werden die Messias--Hinweise nun haben?
In seinem Kreis stört man sich daran. Die Leute haben Angst, dass das jetzt an die Weltöffentlichkeit gerät. Denn Kaduri war wie ein Papst. Was er hier über den Messias Jeschua sagt, das hat eine ähnliche Tragweite, wie wenn umgekehrt der Papst sagen würde, dass Jesus nicht der Messias war.

Seine Jünger wollten beweisen, dass der Zettel nicht echt ist. Aber es ist besonders interessant, dass er auch in seinen letzten Predigten auf den Messias hinwies. Auf keine andere Nachricht erhielt unsere Redaktion in den letzten zwei Jahren so viele Rückmeldungen wie auf diese. Christen aus aller Welt melden sich bei uns und fragen nach.

Schwenken andere Rabbiner nun insgeheim auf Rabbi Kaduris Linie um?

Das weiss ich nicht.

* Glossar
Rabbi: Ist ein Titel im Judentum und er bedeutet etwa so viel wie Lehrer oder Meister. Er ist ein Schriftgelehrter. Auch Jesus von Nazareth wurde manchmal so angesprochen.

Kabbala: Jüdische Geheimlehre und Mystik, die grösstenteils zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert nach Christus entstand. Ihr Hauptwerk ist das Buch Sohar, das zu einem kanonischen Text der Kabbala wurde. Die Kabbala beeinflusst auch esoterische Disziplinen und Glaubenskonzepte.

sephardisch: Die Sepharden sind Juden, deren Vorfahren bis ins Jahr 1492 in Spanien und Portugal lebten. Dann wurden sie vor die Wahl gestellt zu gehen, zu sterben oder das Christentum anzunehmen.

Talmud: Der Talmud ist eine der bedeutendsten Schriften im Judentum. Einer der wichtigsten Teile ist die Mischna, ein Teil der Torah, welche Gott dem Moses auf dem Sinai offenbarte.

Torah: Sie ist der Hauptteil der jüdischen Bibel. Sie umfasst 613 Gebote und auch die Fünf Bücher Mose. Die Vorschriften sind aufgeteilt in 248 Gebote und 365 Verbote. Darin wird Vollkommenheit gesehen: 248 stehe für die Zahl der Knochen im menschlichen Körper; 365 Tage zählt das Jahr.

Mischna: Die Mischna ist die wichtigste Sammlung der Religionsgesetze im rabbinischen Judentum. Sie bildet auch die Grundlage des Talmud.

Weiterführende Links:
Kaduris Webseite
Israel heute

Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch
Datum: 04.06.2007

Multikulti - Die Zerstörung von Religion und Kultur

Türkische Hirtenlieder statt christliche Weihnachtssongs

In 20 Minuten gelesen: 23.12.07

Christliche Weihnachtslieder und Krippenspiele haben an Schweizer Schulen ausgedient – aus Rücksicht auf andersgläubige Schüler.

Traditionelle Weihnachtslieder und Krippenspiele an Schulen haben längst ausgedient.
Im Basler Bläsi-Schulhaus feierten am Freitag 300 Schüler Weihnachten – und sangen laut der Zeitung «Sonntag» neben «Weisse Flocken fallen» oder «O Tannenbaum» auch «Kumbaya» und türkische Hirtenlieder. Auch im Aargau werden christliche Elemente bei der Schul-Weihnachtsfeier auf ein Minimum beschränkt. «Sie ist heute ein Gemeinschaftsanlass, wo Religion keine grosse Rolle spielt», sagt Alexander Grauwiler, Geschäftsleiter Volksschulen Baden. Ähnlich in Zürich: Krippenspiele gibts keine mehr. «Die Schulen machen nichts, was ausschliesslich christlich-religiös ist, sondern gestalten konfessionsübergreifende Weihnachtsfeiern», so Patrick Pons vom Schuldepartement der Stadt.

«Wir leben schliesslich in einer multikulturellen Gesellschaft.»

Nun regt sich Widerstand: «Da wird in den Schulen mit der Rücksicht übertrieben», so Hanspeter Amstutz, Vertreter Volksschulen im Bildungsrat des Kantons Zürich. Interreligiöse Weihnachten seien ein Widerspruch in sich. Und EVP-Nationalrat Ruedi Aeschbacher ergänzt: «Weihnachten ist Teil unserer Kultur. Auch Ausländer sollen diese Identät kennenlernen – sie leben ja schliesslich bei uns.» Soweit das Zitat

Bereits vor einem Jahr am Montag, 11. Dezember 2006 schrieb ich in meinem BLOG (schon damals wurde dieses Thema diskutiert) Ich wiederhole meinen Eintrag. Er ist wieder aktuell:

Werden Weihnachten an Schweizer Schulen verboten? --> Christbäume, Adventskränze und Lieder.

Sie gehören zur Weihnachtszeit wie Mandarinen und Nüsse zum Samichlaus. Diese festlichen Symbole sollen wegen Protesten muslimischer Eltern aus unseren Schulen verschwinden. In England verzichten dieses Jahr bereits tausende von Firmen auf Weihnachtsfeiern, um die Gefühle von Nicht-Christen nicht zu verletzen Die Symbole von Weihnachten sollten auch aus Schweizer Klassenzimmer verschwinden, fordert Beat W. Zemp, der Präsident des Schweizer Lehrerverbandes. «Adventskränze und Weihnachtsbäume haben im Klassenzimmer nichts zu suchen», erklärte er gegenüber «Blick». Damit reagiert er auf sich häufende Beschwerden muslimischer Eltern. Diese fordern, dass ihre Kinder vom Weihnachtsfest verschont werden sollen. So geschehen in den Kantonen Waadt und Neuenburg. Die Schulen haben daraufhin den Lehrern empfohlen, muslimische Schüler zu dispensieren, wenn Weihnachtslieder gesungen werden. Für Beat W. Zemp ist das so in Ordnung: «Wenn die Feierlichkeiten religiös geprägt sind, können Eltern verlangen, dass ihre Kinder dispensiert werden.» Er verweist dabei auf die in der Schweiz herrschende Religionsfreiheit.

Kommentar: Jedes Land hat seine eigene Kultur. Beat Zemp vertritt die Meinung, dass sich unser Land einseitig den Minderheiten anpassen müsse, angeblich um die Religionsfreiheit zu gewähren. Ich teile die Ansicht des Präsidenten des Schweiz. Lehrerverbandes nicht. Aus meiner Sicht ist es nicht zu viel verlangt, wenn wir die Rituale anderer Religionen dort gewähren lassen, wo die entsprechende Religion verwurzelt ist. Wir leben hier im Abendland - mit einer überlieferten christlichen Tradition. Wer uns nun zwingen möchte, auf unsere christlichen Rituale, Feste und Symbole in öffentlichen Schulen zu verzichten, hat im Grunde genommen nicht begriffen, was Toleranz heisst. In jedem Kulturkreis gibt es überlieferte Werte. Dies gilt bei allen Kulturen. Christen müssen sich als Minderheit in einem anderen Kulturkreis, der beispielsweise heidnische oder religiöse Rituale pflegen, ebenfalls anpassen und die "fremde" Kultur respektieren oder dulden, ohne selbst Buddist oder Moslem zu werden. Das Ansinnen von Beat W. Zemp ist eine unverständliche Anmassung. Der "Oberlehrer der Nation" verkennt, dass jede Kultur Verständnis aufbringen darf - für die Traditionen des jeweiligen Gastlandes. Es ist unvorstellbar, dass andere Länder auf ihre Feste und religiösen Rituale verzichten, nur deshalb, weil einige Christen in der Schule sitzen. So wie wir verlangen können, dass bei uns Gesichter nicht verhüllt werden dürfen - weil wir im Alltag das "Verhüllungsverbot" kennen - darf in Tunesien auch verlangt werden, dass dort auf unsere westliche "Enthüllung" an Stränden nicht toleriert wird. Von Nichtchristen darf auch erwartet werden , dass sie hier die christlichen Weihnachtsgepflogenheiten dulden. Niemand wird gezwungen, den christlichen Glauben zu teilen. Was mir bei dieser Geschichte besonders sauer aufstösst, ist der Umstand, dass nach der eigenartigen Empfehlung des Präsidenten des Schweizerischen Lehrerverbandes, die verantwortlichen Würdeträger der christlichen Kirchen nicht lautstark protestierten. Bei politischen Fragen (Energiepolitik, Ausländerfragen, Armee usw.) sind wir uns gewöhnt, dass sich diese Kirchenvertreten jeweils in Gottesdiensten, Medien und Schriften wortstark engagieren. Weshalb nun diese unverständliche Funkstille? Es geht jetzt um grundsätzliche Fragen, die eine christliche Kirche interessieren müsste. Eine Reaktion ist fällig. Es bleibt zu hoffen, dass Beat W. Zemp von den Medien falsch wiedergegeben wurde. Für mich ist kaum vorstellbar, dass seine Aussage im "20 Min" ernst gemeint war. Ich habe jedenfalls den Präsidenten des Schweizerischen Lehrerverbandes schon oft reden gehört. Er machte mir stets einen intelligenten Eindruck. Ich hatte bis anhin nie erlebt, dass er so unbedacht spricht.

Wir beanstandeten schon letztes Jahr die Kapitulation vor den Angriffen auf den Weihnachtsbrauch:

11.12.06:

Weihnachtsbäume nach Klage eines Rabbiners in Seattle abgebaut

Im Flughafen von Seattle sind alle neun Weihnachtsbäume wieder abgebaut worden, nachdem ein Rabbiner auch das Anbringen einer riesigen Menora zum jüdischen Lichterfest verlangt hatte.

oder 07.12.06:

Firmen verzichten auf Weihnachten

In Grossbritannien werden Weihnachtsfeiern und Christbäume immer mehr auf dem Altar der politischen Korrektheit geopfert.

FAZIT

Wir stellen fest: Steter Tropfen höhlt den Stein. Es besteht die Gefahr, dass uns die "politisch Korrekten" erneut zwingen wollen, auf unsere Traditionen zu verzichten. Wenn kein Gegensteuer gegeben wird, werden wir immer mehr fremdbestimmt. Es lohnt sich deshalb, sich nicht beirren zu lassen.

Wenn Pädagogen an Stelle eines christlichen Festes, interkulturelle Weihnachten feiern wollen und die Geburt Christi zu einem Multikulti- Fest aller Religionen verkommen lassen, müssten die Behörden Klartext reden und sich für Weihnachten als christliches Fest, als Teil unserer Kultur, engagieren. Das ist völlig unproblematisch, solange kein Schüler gezwungen wird, an der Feier mitzusingen und mitzuspielen. Wer STILLE NACHT verbieten will, verwechselt Toleranz mit Beliebigkeit. Die Weihnacht darf nicht zu einem beliebigen Fest mutieren.

Notiert von marcus knill um 04:00

Montag, 24. Dezember 2007

Jesus, ein Mobbing-Opfer!

Der Tod Jesu gibt viele Fragen auf. Diese Fragen sind nicht nur theoretischer Natur, sondern je nach ihrer Beantwortung gestaltet sich das Verhältnis der Christen zu den Juden. Wenn Pilatus den Tod Jesu zu verantworten hat, dann wäre der römische Staat verantwortlich für den Tod. Die Evangelien berichten aber, daß Pilatus Jesus frei bekommen wollte. Er ließ den Barrabas, „einen Aufrührer, der bei einem Aufstand einen Mord begangen hatte“ vorführen. Die Juden konnten wählen, ob dieser zum Fest freikommen sollte oder Jesus. „Pilatus fragte sie: Wollt ihr, daß ich den König der Juden freilasse? Er merkte nämlich, daß die Hohenpriester nur aus Neid Jesus ausgeliefert hatten. Die Hohenpriester wiegelten die Menge auf, lieber die Freilassung des Barrabas zu fordern. Pilatus wandte sich von neuem an sie und fragte: Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Da schrieen sie: Kreuzige ihn.“ Markus 15,7-13
Dieses „Kreuzige ihn“ hallt durch die Geschichte. Christen bezeichneten die Juden als „Gottesmörder“. Unschuldig waren die Juden sicher nicht.
Wenn Jesus als der Gesandte Gottes, als Messias hingerichtet wurde, hat dann Gott selbst ihn dem Tod überantwortet?

Anselm von Canterbury, ein Theologe, der um 1100 gelebt hat, entwickelte die sog. Satisfaktionstheorie. Er wendet sich mit seiner Argumentation an Juden und den Islam, die Jesus Christus nicht als den Erlöser anerkennen, um zu erklären, warum Jesus Mensch wurde. Seine Überlegung: Weil der Mensch durch seine Sünde die Ordnung des Kosmos gestört hat, ist eine Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung notwendig. Die Sünde verlangt Wiedergutmachung, entweder durch Strafe oder durch Genugtuung. Da Gott das ewige Heil des Menschen will, bleibt nur die Genugtuung als Möglichkeit. Da die Schuld unendlich groß ist, denn Gott wurde beleidigt, ist der Mensch zu klein und zu schwach, aus eigenen Kräften Genugtuung zu leisten. Nur wenn Gott selbst Mensch wird, kann die ursprüngliche Ordnung und damit die Ehre Gottes wieder hergestellt werden. Die Erklärung des Anselms fand schon zu seiner Zeit nicht allgemeine Zustimmung, der französische Theologe Peter Abaelard zeigt, daß eine juristisch gefaßte Satisfaktionstheorie die Dimension der Liebe, die für Jesus zentral war, nicht erfaßt. Auch erklärt die Theorie nicht, wie es zur Überwindung der sündigen Haltung im Menschen kommt. Die Sündhaftigkeit des Menschen ist in einer religiösen und nicht politischen Interpretation die Ursache für die Verurteilung Jesu. Denn wäre der Mensch nicht Sünder, wäre auch nicht auf die Idee gekommen, andere durch Geißelung und Kreuz hinzurichten.

Daß die Juden am Tod Jesu eine Mitschuld tragen, wird von der ersten christlichen Generation behauptet, aber daraus folgt kein Haß auf die Juden. Vielmehr ruft Petrus seine jüdischen Mitbürger auf, in dem auferstandenen Jesus den verheißenen Messias, den Christus, den Gesalbten zu erkennen. Das Sterben Jesu wird nicht auf die Tat einzelner, auch nicht des jüdischen Volkes bezogen, sondern auf die Sünden aller. Die Evangelien liefern selbst eine Interpretation, die den Mechanismus erklärt, der zum Tod Jesu führte. Diese Interpretation bezieht auch die Stimmungslage ein, in der sich die Bevölkerung damals befunden hat.

Das Volk fühlte sich unterdrückt, Das Land war vom römischen Militär besetzt, Es gab Aufstände, die jeweils niedergeschlagen wurden. Ob in einer Abteilung, in einer Sportmannschaft oder in einem Volk, wenn die Stimmung immer schlechter wird, muß ein Entlastungsmechanismus greifen, damit das Zusammenleben wieder erträglich wird.
Ein wirksamer Mechanismus, der sowohl das Streitpotential wegschafft wie auch eine neue Solidarität bewirkt, ist die Ausstoßung oder sogar Hinrichtung eines Sündenbocks. Der Begriff leitet sich von einem Ritus des Alten Testaments her. Jährlich wurde ein Bock in die Wüste getrieben, dem man vorher die Schuldlasten in der Form aufgeladen hat, daß die Männer ihre Fäuste auf das Haupt des Bockes gestemmt hatten. Viel wirkungsvoller als ein Tieropfer sind, zumindest in der Neuzeit, Menschenopfer. Der Mechanismus funktioniert so, daß ein Außenseiter zum Schuldigen erklärt, immer mehr in die Enge getrieben und schließlich umgebracht wird. In vielen Fällen läuft das so ab: Die unguten Gefühle und Mißstimmungen werden einer Person zur Last gelegt. Wenn diese beseitigt ist, ist man die Gefühle los und empfindet eine neue Solidarität. Wir nennen das Mobbing. Im Johannesevangelium wird der Sachverhalt genau beschrieben. Der Hohepriester Kajaphas stellt fest: "Ihr bedenkt nicht, daß es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht.“

Offensichtlich hat auch Jesus den Mechanismus durchschaut, denn er hat nicht für sein Überleben gekämpft – wohl deshalb, um den Mechanismus zu überwinden. Denn der Mechanismus funktioniert nur so lange, wie er nicht durchschaut wird, z.B. wenn eine Gruppe, die z.B. im eigenen Land Fremde sind, oder ein anderes Volk als „böse“ hingestellt werden kann, darf man diese Menschen hassen. Das bewirkt bei der Mehrheit ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Als Pilatus den durch die Geißelung zerschundnen jungen Mann der Menge vorführt, bewirkt das nicht etwa Mitleid, sondern den Ruf „Kreuzige ihn“. Der Sündenbock muß tatsächlich getötet werden, sonst wirkt der Mechanismus nicht. Indem Jesus sich nicht gegen seine Tötung stemmt, überwindet er den Mechanismus, den er vorher schon im Gebot der Feindesliebe angeprangert hat. Feindesliebe heißt nämlich nicht, daß ich alle Menschen sympathisch finden muß, wohl aber, daß meine Antipathien und Haßgefühle mir nicht erlauben, den anderen zu mißachten, ihm zu schaden, ihn umzubringen. Der Karfreitag erinnert jedes Jahr an diesen Mechanismus, den Jesus hingenommen hat.

Mobbing will nicht den physischen, wohl aber den sozialen Tod des Opfers. Diesen Mechanismus von innen her zu überwinden, das könnte Jesus als seinen Auftrag verstanden haben. Viele, die ihm nachgefolgt sind, wurden von dem Mechanismus von Verfolgung, Rache und Haß nicht mehr in Besitz genommen, so wie wir es die letzten Jahrzehnten in vielen religiös bestimmten Auseinandersetzungen erleben, ob in Palästina oder Nordirland. Alle Getauften, die Jesus nachfolgen, könnten sich dem Sündenbockmechanismus entziehen. Die Jünger und die Märtyrer der frühen Kirche haben Jesus verstanden. Das zeigt sich daran, daß sie nicht mit Haß- und Rachegefühlen auf die Verfolgung und ihr Hinrichtung reagiert haben. Die Anhänger Jesu lernten durch die Lieder vom Gottesknecht, den Sinn des Leidens zu verstehen.

Der Mechanismus von Ausgrenzung und Vernichtung eines Opfers kann nur solange funktionieren, wie er von den Beteiligten nicht durchschaut wird. Erlösung ist durchaus für die real, die der Mechanismus nicht mehr in Besitz nehmen kann. Wie wirksam der Mechanismus allerdings ist, zeigt die Judenvernichtung im Nationalsozialismus. Diese war nur möglich, weil die Juden als Feinde des deutschen Volkes und Verursacher der wirtschaftlichen Probleme hingestellt wurden und die Deutschen das geglaubt haben.

Christentum und Islam gehen von dem jüdischen Geschichtsbild aus, daß am Ende der Geschichte Gott selbst in einem Weltgericht endgültig die Trennung zwischen Gut und Böse vornimmt. Zugleich ist Gott die Instanz, die dem Menschen auch gravierendes Fehlverhalten vergeben und damit in den Zustand der Sündenlosigkeit versetzen kann. Daß Gott nicht nur die Sünden vergibt, sondern den entscheidenden Mechanismus, mit dem Menschen sich gegenseitig vernichten, überwinden wollte, das hat zum Kreuzestod Jesu geführt. Das leistet die Vernunft nicht, denn dafür ist der Mechanismus zu stark, nicht zuletzt deshalb, weil nach der Ausstoßung und Vernichtung des Sündenbocks sich ein neues Gemeinschaftsgefühl herstellt. Das hat der Evangelist Lukas beobachtet. Dieser Evangelist überliefert, daß Pilatus Jesus zu Herodes geschickt hat. Dieser wollte ihn verhören, doch Jesus schwieg.
„ Herodes und seine Soldaten zeigten ihm offen ihre Verachtung. Er trieb seinen Spott mit Jesus, ließ ihm ein Prunkgewand umhängen und schickte ihn zu Pilatus zurück. An diesem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; vorher waren sie Feinde gewesen.“ Kap.23,11-12
Wenn zwei Freunde werden, rechtfertigt das für sie die Ausstoßung des Opfers.

Daß Jesus von der jüdischen Obrigkeit die Rolle des Sündenbocks bewußt zugeteilt wurde, berichtet Johannes nach der spektakulären Auferweckung des Lazarus:
„ Da beriefen die Hohenpriester und die Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates ein. Sie sagten: Was sollen wir tun? Dieser Mensch tut viele Zeichen. Wenn wir ihn gewähren lassen, werden alle an ihn glauben. Dann werden die Römer kommen und uns die heilige Stätte und das Volk nehmen. Einer von ihnen, Kajaphas, der Hohepriester jener Jahre, sagte zu ihnen: Ihr versteht überhaupt nichts. Ihr bedenkt nicht, daß es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht. Das sagte er nicht aus sich selbst, sondern weil er der Hohepriester jenes Jahres war, sagte er aus prophetischer Eingebung, daß Jesus für das Volk sterben werde. Aber er sollte nicht nur für das Volk sterben, sondern auch, um die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln. Von diesem Tag an waren sie entschlossen, ihn zu töten.“ Kap.11, 47-53

Wie die Jünger seinen Tod sehen, zeigt folgende überlieferte Predigt des Petrus:
„ Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr verraten und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, ihn freizulassen. Ihr aber hat den Heiligen und Gerechten verleugnet und die Freilassung eines Mörders gefordert. Den Urheber des Lebens habt ihr getötet, aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Dafür sind wir Zeugen, ebenso wie eure Führer. Gott aber hat auf diese Weise erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten im Voraus verkündet hat: daß der Messias leiden werde. Also, kehrt um und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden und der Herr Zeiten des Aufatmens kommen läßt .... Nun Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, .... für euch zuerst hat Gott seinen Knecht erweckt und gesandt, damit er euch segnet und von jeder Bosheit abbringt.
Apostelgeschichte 3, 11-15, 17-20, 26

Eckhard Bieger

Mobbing gegen Jesus

Mobbing ist ein Thema was jeden betriff....

...egal als Schüler oder als Berufstätiger. Mobbing ist schon in der Bibel beschrieben. Gerade gegen Jesus wurde Mobbing betrieben. In der Zeit wo Jesus von Judas verraten wurde, wurde Jesus, nach seiner Verhaftung, den Obersten Priester vorgeführt. Die führenden Priester und der ganze Rat versuchten Jesus durch falsche Zeugenaussagen zu belasten. Hier ein kleiner Ausschnitt:

Matthäus 26, 62- 68: Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen? Aber Jesus schwieg still. Und der Hohepriester antwortete und sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagest, ob du seist Christus, der Sohn Gottes. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nun an wird’s geschehen, dass ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels. Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiteres Zeugnis? Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört. Was dünkt euch? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig! Da spieen sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht und sprachen: Weissage uns, Christ, wer ist’s, der dich schlug?

Das war die frühe Art von Mobbing. Nur weil Jesus unbequem war für die Priester und Pharisäer versuchten sie alles, um Jesus zu beseitigen, niederzumachen.

Ist doch heute genauso. Nur weil man anderes aussieht, oder sich anders verhält als die Mehrheit, andere Wege geht, oder einfach in Mathe besser ist als andere, wird man verstoßen, verprügelt, ignoriert - kurz gesagt: man wird gemobbt.

Hat Jesus zurück gemobbt? Die Antwort ist nein!

Derjenige, der gemobbt wird steht in den meisten Fällen alleine da. Wer will sich schon zu einen Außenseiter gesellen? Aber habt ihr euch denn schon mal Gedanken gemacht wie sich der Gemobbte fühlt, warum er sich so „anders“ verhält? Nein? Versucht es doch mal heraus zu finden!

Ich wünsche euch, dass ihr so standhaft werden könnt, wie Jesus es war. Jesus wurde sehr oft gemobbt, aber er hat nicht "klein bei gegeben“. Er hat sich Verbündete gesucht. Am Anfang waren es noch nicht viele, aber es wurde im Laufe seines Lebens immer mehr.

Mobbing ist mittlerweile ein Volkssport geworden und ich finde es schlimm.

Vielleicht überlegt ihr beim nächsten Mal nicht auf die starke Seite zugehen, sondern stellt euch doch mal auf die Seite des Gemobbten oder fragt euch doch mal warum einer gemobbt wird. Gott verurteilt "Mobber". Christen sollten nicht mobben, Nächstenliebe kann so viel schöner sein. Versucht es einmal! Ich wünsche euch, das ihr so standhaft werdet wie Jesus es war.

Renee B., Pfalzdorf

Mobbing gegen Lehrer

CYBER-MOBBING GEGEN LEHRER
Von Schülern verhöhnt - und die ganze Welt sieht zu
Von Barbara Hans
Schüler filmen das Dekolleté ihrer Lehrerin, ziehen ihrem Lehrer die Hose runter - und kurz darauf stehen die Videos im Internet. Cyber-Bullying heißt dieser neue Trend aus Großbritannien: Handys und das Netz machen Pädagogen zum Gespött der ganzen Welt.
Er steht mit dem Rücken zur Klasse, beugt sich vor, schreibt etwas an die Tafel. Wie ein Pfeil schießt ein Junge von seinem Platz in der hinteren Ecke des Raumes nach vorn. Er nähert sich dem Mann, umgreift seine Hüften - und zieht ihm die Hose runter. Nach einer Schrecksekunde bückt sich der Lehrer, zieht seine Hose wieder über die Unterhose und stürzt quer durch die Klasse auf den Übeltäter zu.
Mit einem Handy gefilmt, gelangten die Bilder auf die Internetplattform YouTube. Laut Beschreibung des Videos verantwortet ein Schüler aus Cumbernauld nahe Glasgow in Schottland den Streich.
Der Fall hat in Großbritannien Aufsehen erregt. Lehrerverbände diskutieren über das sogenannte Cyber-Bullying - eine Form von Mobbing, bei der technische Geräte wie Handys oder Computer zum Einsatz kommen. Laut der Lehrervereinigung ATL hat diese Form der Belästigung in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
"Das Cyber-Bullying hebt eine jahrhundertealte Angelegenheit auf eine neue Ebene", sagt Mary Bousted, die Vorsitzende der Vereinigung. Und das Problem verschärfe sich.
Ein Blick in das Dekolleté der Lehrerin - für jeden sichtbar
Immer häufiger werden Belästigungen von Lehrern mit dem Handy aufgezeichnet und dann im Internet veröffentlicht. Der Einzelne wird dadurch vor einem potentiellen Milliardenpublikum bloßgestellt - weltweit. Und der Schaden für die Betroffenen wächst mit der Zahl der Betrachter.
Manche Aufnahmen gewähren einen Blick in das Dekolleté einer Lehrerin - oder unter ihren Rock. In Extremfällen werden Lehrer per Montage kurzerhand zu Hauptdarstellern in Pornofilmen.
Cyber-Bullying ist vielfältig: Anrufer legen wortlos auf. Pöbler schicken obszöne, einschüchternde SMS oder beleidigende E-Mails, diffamieren ihre Opfer in Chatrooms. Andere machen eben bloßstellende Aufnahmen mit dem Handy. Der Schulstreich mag so alt sein wie die Schule selbst - aber die Technik verändert seinen Charakter und vor allem seine Reichweite. War der Schabernack früher hauptsächlich auf Klassenraum und Schulhof begrenzt, ermöglichen Handy und Computer ein zeit- und grenzenloses Piesacken der Lehrer.
Bei allen Vorteilen der neuen Technik: Die Folgen für die belästigten Lehrer seien verheerend, sagt Lehrervertreterin Bousted. "Sie werden öffentlich gedemütigt. Ihr Ruf wird beschädigt, der berufliche Stolz und das Selbstvertrauen leiden stark." Das Problem mache längst "nicht am Schultor halt". Eine Untersuchung des Verbands ergab, dass 17 Prozent der befragten britischen Lehrer schon einmal mit Hilfe von Handy oder E-Mail belästigt wurden.
Ein überraschendes Ergebnis ist allerdings: Nur ein Drittel der Befragten macht Schüler für die Belästigungen verantwortlich. Weitere Übeltäter sind Kollegen, Vorgesetzte oder gar die Eltern von Schülern. Beim Cyber-Bullying gibt es demnach auch einen breiteren Täterkreis als beim gewöhnlichen Streichespielen.
"Die Forschung steht noch ganz am Anfang"
In Deutschland ist das Thema noch weitgehend unbekannt - zumindest statistisch gesehen. Eine Auflistung solcher Fälle gibt es nicht, entsprechende Informationen müssen nicht gemeldet werden.
Ein europäisches Pilotprojekt soll nun Fakten sammeln. "Teachers in bullying situations" heißt die Teilstudie eines europäischen Kooperationsprojektes, zu der an der Universität Lüneburg geforscht wird. Lehrern werden für die Untersuchung Fallbeispiele vorgelegt und ihre Reaktionen untersucht.
"Dieses Thema ist bislang national wie international kaum bearbeitet", sagt Heinz Witteriede, der das Projekt in Lüneburg als wissenschaftlicher Mitarbeiter koordiniert. Bullying oder Mobbing seien vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie über einen längeren Zeitraum erfolgen. "Wenn es sich um einen einzelnen Vorfall handelt, würde ich nicht davon sprechen." Mobbing zu beweisen ist allerdings schwierig. Es dreht sich um eine schwer objektivierbare Größe: die Wahrnehmung des Einzelnen.
Wenn der Job zur Qual wird
In der Parkklinik Heiligenfeld in Bad Kissingen suchen Pädagogen Hilfe, die die Probleme im Schulalltag nicht mehr ohne professionelle Unterstützung bewältigen können. Chefarzt Erwin Schmitt sagt: "Entscheidend für die Entstehung von chronischem Stress ist das Gefühl, von außen beeinflusst oder gar fremdbestimmt zu werden." Die Arbeit wird dann häufig als Schikane empfunden, der Job zur Qual. "Die Patienten haben das Gefühl, die Situation nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Sie sehen keinen Sinn mehr in dem, was sie tun."
Die Gründe für die Belastungen sind zahlreich: Die Klassen werden immer größer, die Eltern immer kritischer, zugleich erziehen sie ihre Kinder immer weniger, und die Kultusbürokratie erlässt immer mehr Auflagen.
Ein Großteil der Lehrer in der Parkklinik leidet unter einer sogenannten Burnout-Depression. "Die Erkrankung wird in den meisten Fällen durch starken beruflichen Stress und nicht durch Veranlagung ausgelöst", sagt Schmitt. Ein konkreter Anlass - wie der Vorfall in der schottischen Schule - sei dann nur noch der Auslöser.
Bei einem Patienten wurde ein Schneeball zum Sinnbild der eigenen Ohnmacht - den hatte ein Schüler dem Lehrer an den Kopf geworfen.
Doch die Lehrer, die sich in Behandlung begeben, haben gute Chancen. In der Therapie werden die Gründe für die Probleme erforscht und praktischer Rat gegeben. "Ein Großteil der Patienten geht wieder zurück in den Schuldienst", sagt Schmitt.
In Großbritannien diskutiert man derweil darüber, wie der Missbrauch technischer Geräte künftig zu verhindern ist. Die "Vereinigung von Lehrern und Dozenten" hat die Betreiber von Internetplattformen dazu aufgerufen, diffamierendes Material umgehend von den Seiten zu entfernen.
Im Fall des entblößten Lehrers aus Schottland funktionierte das, die erste Version wurde von YouTube entfernt - aber erst, nachdem die Bilder um alle Welt gingen. Und in Kopien ist das Video dort immer noch zu finden.

Sonntag, 23. Dezember 2007

Darbellay - Das Fähnchen im Wind

Darbellay für Ausschaffung krimineller Ausländer

Bern - CVP-Präsident Christophe Darbellay will nach der Abwahl Christoph Blochers der SVP Wind aus den Segeln nehmen, indem er deren Themen aufgreift. Aus diesem Grund befürwortet er die Ausschaffung krimineller Ausländer.

tri / Quelle: sda / Sonntag, 23. Dezember 2007 / 12:01 h

Darbellay nimmt sich dabei ein Beispiel am französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Dieser habe die Probleme in der Ausländerpolitik objektiv angepackt und so Le Pens rechtsextremen Front National ins Leere laufen lassen. Es sei nämlich weniger Blochers Politik als sein Stil und seine Respektlosigkeit gegenüber den Institutionen gewesen, die zu seiner Abwahl geführt hätten, sagte Darbellay in der Zeitung «Sonntag». Er befürworte deshalb Verschärfungen in der Ausländerpolitik, sagte Darbellay. Kriminelle Ausländer müssten ausgeschafft werden und ihre Strafe im Ausland absitzen. Er lehne indes Blochers Forderung ab, gleich die ganze Familie straffälliger Ausländer auszuweisen.



Christophe Darbellay möchte der SVP den Wind aus den Segeln nehmen. /

Bilateraler Weg bei EU-Frage

In der für die SVP ebenfalls zentralen Europafrage will Darbellay den bilateralen Weg weiterverfolgen. Ausserdem wolle die CVP die Steuern für mittelständische Familien um durchschnittlich 15 Prozent senken. Darbellay wünscht sich weiter eine «Union der Mitte» mit der FDP. Sie müsse sich jetzt entscheiden, ob er mit der SVP in die Opposition gehe oder mit der CVP eine bürgerliche Zusammenarbeit anstrebe. Gleichzeitig meldete Darbellay aber auch Ansprüche auf einen der beiden FDP-Bundesratssitze an. Bei einem Rücktritt eines FDP-Magistraten werde die CVP ihren Anspruch auf einen zweiten Sitz anmelden.

Wie Hollywood die Welt manipuliert

Wie man Geschichte verfälscht und zu welchen Zwecken
Mit den Mitteln der Identifikation und Minimalisierung soll der Film «300» den geplanten Krieg gegen Iran psychologisch vorbereiten helfen
von Hermann Schubart, Marburg

Jeder Film, wenn er erfolgreich sein soll, erstrebt für den Zuschauer die Möglichkeit der vollkommenen Identifikation mit den Darstellern und der Handlung. Dies geschieht zumeist durch eine Projektion von Sympathien und Antipathien, die dem Betrachter angeboten werden. Auch der Film «300», der seit Anfang des Jahres als Kassenschlager weltweit in die Kinos gekommen ist und sich zum erfolgreichsten Film 2007 zu entwickeln im Begriffe ist, soll diese Identifikation leisten. Unter der Voraussetzung, dass die meisten Filme, die von Hollywood aus in die Welt geschickt werden, eine Botschaft transportieren sollen, und sei es auch nur unterschwellig, darf man also auch bei diesem Film etwas Ähnliches erwarten.
«Er erzählt die historische Schlacht an den Thermopylen», so lautet einer der Werbesprüche. Damit ist ein Anspruch auf wahrheitsgetreue Rekonstruktion des historischen Geschehens im Jahre 480 im antiken Griechenland erhoben. Dieser Anspruch wird keineswegs auf seriöse Weise eingelöst, da der Film mit den historisch gesicherten Fakten grob fahrlässig umgeht. In der Wiedergabe der welthistorischen Auseinandersetzung zwischen den Persern und den Griechen hat der Film den heutigen Iran im Visier, und aus dem Gewande des antiken Spartas schauen überall Merkmale der USA hervor. Indem der Film alle die Identifikation störenden Elemente aus der Geschichte herauslöst, verändert, uminterpretiert oder schlichtweg verfälscht, wird der durchschnittliche und zumeist ahnungslose Filmbesucher in die Lage versetzt, sich rückhaltlos mit den Helden der Handlung zu identifizieren oder ihnen zumindest Sympathie entgegenzubringen. Besonders das US-amerikanische Publikum kann Parallelen entdecken und seine Folgerungen daraus ableiten.
Der Film enthält dermassen viele Verfälschungen, dass man gar nicht weiss, wo man anfangen soll. Das beginnt bei der doppelten Staatsführung (zwei Könige und ihre Nachfolger) und setzt sich über die Wiedergabe der Ephoren und anderer staatlicher Institutionen fort.
Unterstellt man, und viele Anzeichen sprechen dafür, dass hier der spartanische König Leonidas Assoziationen zum US-amerikanischen Präsidentenamt ermöglichen soll, so erhält der naive Filmbesucher den Eindruck von einem Mann, der die richtigen Qualitäten zur politischen Führung aufweist und als treibende Kraft alles allein und alles richtig macht. Seine Gegner im Inneren sind die bestechlichen Ephoren als Verkörperung einer verknöcherten Tradition samt Religion, die sich den aktuellen militärischen Notwendigkeiten in den Weg stellen.
Auch die Gerusia, der Rat der Alten, gehört in diesen Zusammenhang. Seine Darstellung ist geeignet, Assoziationen zum US-amerikanischen Senat zu wecken. Auch von hier werden dem König (Präsidenten) noch Knüppel zwischen die Beine geworfen. Ein Intrigant gegen seine Unterstützung ist vom Feind bestochen.
Überhaupt ist das Bild, das der Film vom Staat Sparta insgesamt deutlich werden lässt, von einer geradezu grandiosen Lückenhaftigkeit. Man könnte sich seitenlang darüber ausbreiten. Alles, was sich sperrig einer Identifikationsmöglichkeit entgegenstellt, ist aus der Geschichte getilgt. Übrig bleibt ein Staat, der sich nur durch historische Kostüme, Architektur und Technik von einem heutigen unterscheidet.
Wichtig ist auch noch die Zahl derer, die an diesem Kriegszug teilgenommen haben; damit ist auch noch die Frage nach den Verbündeten verknüpft. Der Film fokussiert den Blick des Zuschauers eindeutig auf Leonidas und seine 300 Mann, so dass der Eindruck entstehen könnte, dass nur diese wenigen den Persern entgegengetreten seien. Auch hier sieht die rekonstruierbare Wirklichkeit anders aus. Leonidas führte den Oberbefehl über eine gesamtgriechische Streitmacht von 7000 Mann und nicht nur über die spartanischen 300. Zudem will der Film anhand der Verbündeten die Botschaft transportieren, dass Verbündete mit einer Wehrpflichtarmee eigentlich nicht zu gebrauchen sind. Nur eine Berufsarmee ist angeblich den militärischen Notwendigkeiten wirkungsvoll gewachsen. Assoziationen zu den USA und ihren Nato-Verbündeten, denen indirekt etwas ins Stammbuch geschrieben wird, wird hier Raum gegeben.
Dazu passt, dass mit plakativer Rhetorik auch herausgestellt wird, wozu dieser Kampf dienen soll. Es geht um nichts Geringeres als um Freiheit und Demokratie. Nun war das aristokratisch-oligarchische Sparta keineswegs im modernen Sinne demokratisch; und wenn die Griechen sich für die Freiheit einsetzten, war in erster Linie die Freiheit der Polis gemeint. Die Filmautoren legen ihren Figuren Sätze wie die folgenden in den Mund: «Was sollte ein freier Mensch tun?» fragt die Königin Leonidas, und an anderer Stelle sagt sie: «Freiheit ist niemals umsonst, sie kostet Blut.» In ihrer Rede vor dem Rat stellt sie Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Gesetz, Ordnung und Hoffnung heraus. Auch Leonidas äussert sich ähnlich: «Für Freiheit und in den Tod»; sie seien freie Männer, keine Sklaven und gegen Tyrannei. Alle diese akzentuierten Aussagen werden filmisch frontal in Nahaufnahme und in Richtung Filmpublikum gesprochen. Auch der Erzähler (der Überlebende Dilios) schlägt in dieselbe Kerbe: für Ehre, Pflicht und Ruhm kämpfen sie. «Wir tun, wozu wir gezeugt, geboren und ausgebildet worden sind», das heisst, sie tun ganz einfach ihren Job. Mit dem Untergang der Spartaner ist nicht etwa alles zu Ende. Es beginnt jetzt ein «Zeitalter der Freiheit». Mit dem Appell, die Gefallenen nicht zu vergessen, schlägt er dann eine Brücke in die Zukunft («unzählige Jahrhunderte danach»), womit ein Bezug zur Gegenwart hergestellt wird. Unschwer zu erkennen, an wen er da ahnungsvoll denkt.
Die Filmautoren müssen sich angesichts dieser Freiheits- und Demokratieparolen allerdings eine unabweisbare Frage gefallen lassen. Wenn es ihnen bei der Konzeption des Filmes tatsächlich um Freiheit und Demokratie gegangen wäre, warum haben sie dann, trotz der vorhandenen Unterschiede zu heutigen Verhältnissen, nicht Athen statt Sparta genommen? Das hätte doch dann viel besser dazu gepasst. Aber nein, ihnen geht es gar nicht um Freiheit und Demokratie, es geht ihnen primär um militärische Schlagkraft und kämpferische Effektivität.
Dass dieser bedingungslose Einsatz schliesslich scheitert, liegt nicht an der militärischen Qualität der Spartaner, sondern, völlig unhistorisch, an einem Verrat eines monströs verkrüppelten Exil-Spartaners.
Die feindlichen Perser erscheinen im Film als das genaue Gegenteil der Spartaner. An ihnen ist nichts Positives zu erkennen. Dabei handelt es sich um eines der ältesten Kulturländer der Welt mit einer Jahrtausende währenden Geschichte. Vor Alexander hatten sie bereits ein Weltreich mit einer einheitlichen Verwaltung und einem einheitlichen Wirtschaftsraum geschaffen. Leistungen im Strassenbau und in der Architektur und Kunst lagen vor. Sie besassen auch eine «Religion turmhoch über den meisten Religionen des vorderen Orients» (H. Bengtson). Mit all diesen kulturhistorischen Leistungen machen die Filmautoren nicht viel Federlesens. Wenn die Perser in der Handlung erscheinen, gibt es nichts, was zur Identifikation auch nur ansatzweise geeignet wäre.
Das fängt mit dem Grosskönig an und setzt sich bei allen anderen fort. Xerxes ist hier so eine Art Love-Parade-Schwuchtel. Das ist, höflich ausgedrückt, eine Unverschämtheit und in summa eine Beleidigung des persischen Volkes und seiner Geschichte. Ihm kommt es nur auf Macht und Unterwerfung an.
Proskynese (Fussfall), Peitsche und Henkersbeile sind Attribute seiner Willkürherrschaft. Güte ist nur vorgespielt, sie steht im Dienste der Unterdrückung. In deutlicher Anspielung auf die Versuchung Jesu durch den Teufel, der ihm die Weltherrschaft anbietet, versucht auch Xerxes Leonidas auf seine Seite zu ziehen. Doch dieser bleibt standhaft. Der Gottkönig als Satan in Menschengestalt, der über zahllose Untertanen beliebig verfügt und 100 Völker in seinem Heer hat, dies ist das Bild von der Spitze dieses Reiches des Bösen, das der Film vermitteln will. Seine Kämpfer sind gesichtslose, anonyme Untermenschen aus Asien, wahre Monster sind darunter. Hier geht es nur inhuman, tyrannisch und menschenverachtend zu. Wo sie agieren, bringen sie Tod und Verderben.
Es geht hier nicht darum, berechtigte Kritik an der despotischen Herrschaft im antiken Persien kleinzureden, sondern um die Art und Weise. Kritik an Xerxes, das konnte man schon in der Antike besser. Hier ist an die Tragödie «Die Perser» des Aischylos zu erinnern, der aber auf einer allgemein-menschlichen Ebene Xerxes darstellt, ohne ihn herabzuwürdigen und ohne die eigenen Leute in Athen in den Himmel zu heben. Wenn man sich klarmacht, dass der Film auf einem Comic strip basiert, dann weiss man, auf welchem Niveau man sich hier bewegt.
Zu erinnern ist auch daran, dass Sparta in der NS-Zeit eine besondere Wertschätzung erhielt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dies als negativ bewertet. Man denke etwa an Heinrich Bölls Kurzgeschichte «Wanderer, kommst du nach Spa …». Der unbefangene Zeitgenosse lernt also: Wenn in der NS-Zeit Sparta als Vorbild genommen wird (vgl. Görings Kommentar zur Schlacht um Stalingrad), dann ist das, selbstredend, schlecht. Wenn man in den USA heute Sparta in den Dienst der aktuellen Propaganda stellt, dann ist das, selbstredend, gut.
Mit einem Minimum an historischen Fakten und einem Maximum an propagandistischer Tendenz liefert der Film Argumentationsraster für die Zukunft. Bevor geschossen und gebombt wird, wird der Feind verächtlich gemacht und die eigene Seite psychologisch aufgerüstet.
Nach der Uraufführung gab der Regisseur und Drehbuchautor Zack Snyder den Naiven. Er war «überrascht und amüsiert», als Kritik am Film laut wurde. Ob die Produzenten des Films, Frank Miller, Mark Canton, Bernie Goldman, Jeffrey Silver, Gianni Nunnari, wussten, wofür sie Geld gaben? •

Gekürzte Fassung. Die vollständige Version kann bei der Redaktion bezogen werden.

Samstag, 22. Dezember 2007

Israelischer Imperialismus

Israel bestätigt Pläne für weiteren Siedlungsbau

Jerusalem - Ungeachtet der internationalen Kritik hält Israel an seiner Siedlungspolitik für den besetzten Ostteil Jerusalems fest. Wohnungsbauminister Seev Boim bestätigte Pläne für den Bau einer neuen Siedlung in Ost-Jerusalem.

ht / Quelle: sda / Mittwoch, 19. Dezember 2007 / 14:58 h

Nach Informationen der Zeitung «Haaretz» sehen die Pläne den Bau von insgesamt 10 000 Wohnungen im Ost-Jerusalemer Atarot vor - das Industriegebiet würde damit zur grössten Siedlung in dem seit 1967 besetzten und annektierten arabischen Ostteil der Stadt. In der vergangenen Woche hatte die israelische Regierung scharfe Kritik der USA und der EU auf sich gezogen, als sie pünktlich zur Wiederbelebung der Nahost-Friedensfriedensverhandlungen den Ausbau der umstrittenen Ost-Jerusalemer Siedlung Har Homa ankündigte.

Roadmap in Frage gestellt
Bei der Nahost-Konferenz in Annapolis in den USA hatte sich Israel ausdrücklich zur Roadmap bekannt, dem Fahrplan zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern.



Israel will in Ost-Jerusalem weiter bauen. /

Als ersten Schritt sieht dieser den Stopp beim Bau weiterer und beim Ausbau bestehender israelischer Siedlungen im Westjordanland vor. Wegen des anhaltenden Raktenbeschusses aus dem Gazastreifen auf angrenzende israelische Städte hat Israel in den letzten Monaten über 200 militante Palästinenser getötet. Israel werde diese Politik weiter verfolgen, sagte Olmert. Das Militär werde alle ins Visier nehmen, die für den täglichen Beschuss israelischer Städte mit Raketen und Mörsergranaten verantwortlich seien.