Freitag, 30. November 2007
Wahrheit und Mythos
mit deutscher Tonspur von infokrieg.tv
Part1 beschäftigt sich mit der "Größten Geschichte aller Zeiten", wie dieser Mythos entstand, und welche Auswirkungen er auf die Menschheit hat.
Part2 beschäftigt sich ausführlich mit den Terroranschlägen am 11. September 2001.
Part3 zeigt wie ein Zentralbanksystem funktioniert, wie Bankiers von Kriegen profitieren und der uns umgebende, gänzlich auf Angst basierte Zeitgeist wird entlarvt.
Die Totalisierung der Volksschule
Heute werde ich immer noch angefragt für Einzel- und Team-Supervisionen, in seltenen Fällen noch von einzelnen Schulhäusern, die ihre Zusammenarbeit verbessern möchten. Die Rektorate jedoch fragen nicht mehr an. Sie wissen mittlerweile, dass ich ihren Auftrag ablehnen oder neu verhandeln würde. Vor zehn Jahren bekam ich noch Aufträge, in denen es darum ging, den Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich entwickeln zu können. Das Zentrum meiner Arbeit, das waren die Menschen und das Wissen darum, dass eine Schule aus ein paar Gebäuden und ansonsten aus Schülerinnen und Schülern, aus Lehrerinnen und Lehrern - Menschen eben - besteht. Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Stärke der Lehrpersonen der wichtigste Faktor bei der Entwicklung der Qualität einer Schule darstellt. Damals waren sich auch Rektoren bewusst, dass Lehrpersonen Menschen sind - nicht nur Funktionsträger und auch sie eine Persönlichkeit besitzen, die es wert ist, entwickelt zu werden, die sogar entwickelt werden muss, denn gerade in diesem Beruf wirken sie, wie sonst nirgends so stark, als ganze Person auf ihr Gegenüber, also auf die Kinder. Heute liegt das Schwergewicht der Interventionen nicht mehr beim Menschen, sondern ausschliesslich bei den Strukturen. Das gesamte System unserer Schule soll in den nächsten Jahren grundlegend geändert werden und das hat schon begonnen. Dabei spielt die einzelne Lehrperson mit ihren Besonderheiten, mit ihrer Individualität keine Rolle mehr. Vereinheitlichungen, Normierungen und die so genannte Verschriftlichung sind gross im Trend. Die Bildung von Unwörtern übrigens auch.
Heute spriessen Projekte, Konzepte, Pilotversuche wie Giftpilze aus dem Boden. Die müssen dann eben verschriftlicht werden, das heisst, dass jeder Gugus schriftlich vorliegen muss. Zudem wird das gesamte Schulsystem grundlegend auf den Kopf gestellt. Nehmen wir mal eines der aktuellen Projekte: die Verteilung der sonderpädagogischen Ressourcen auf alle Standorte. Innerhalb von nur wenigen Monaten sollen alle sonderpädagogischen Stunden einer Stufe grundlegend neu umverteilt werden. Was nie ausgesprochen wurde ist Folgendes: Die Sonderklassen verschwinden praktisch von der Bildfläche, die Sonderlehrer werden jetzt alle Wanderpädagogen, die Kinder in den Regelklassen mal hier mal da unterstützen. Separation ist pfui! Integration ist hui! Das ist die neue Devise, die von den Herren auf den richtigen Sesseln propagiert und durchgesetzt wird. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Führungs-, Entwicklungs- und Arbeitsgruppen gebildet. Organisationsentwickler werden - für sehr teures Geld angestellt, um die verschiedenen Funktionen dieser Gruppen und deren Zusammenwirken in unverständlichen Sätzen, denn das tönt doch gescheiter - zu definieren. Wie die Mitglieder der einzelnen Gruppen untereinander zu funktionieren haben, wird selbstverständlich auch nicht vergessen. Innerhalb sehr enger Rahmenbedingungen, die natürlich auch von einer externen Leitung im Auftrag der Rektorate festgehalten werden, werden nun Lehrkräfte dazu verknurrt, neben ihren sonstigen Aufgaben die Vorstellungen der Rektoren und ihrer Helfer für ihr Schulhaus umzusetzen. Das nennt man dann partizipativen Führungsstil. Mittlerweile lehne ich solche Aufträge in unserer Stadt ab, denn sie bedeuten, dass der Organisationsentwickler nichts anderes mehr ist, als „His Masters Voice“. Er muss nämlich die Lehrerinnen und Lehrer dazu bringen, ohne zu knurren und mit Enthusiasmus die Kopfgeburten einiger Herren auf die Beine zu bringen. Da wir in Europa und im einundzwangstigten – sorry, einundzwanzigsten Jahrhundert sind, sollten auch in diesen Prozessen demokratische Strukturen, so weit als möglich, vorgetäuscht werden. Hearings, Open-Space-Veranstaltungen, Fischpools und sonstige Meinungsaustausch-Treffen werden in regelmässigen Abständen angeboten. Dort können dann die Immer-noch-Naiven ihren Kröpf leeren und die Enthusiasten ohne Verfallsdatum ihre Optimierungsvorschläge an den Mann bringen, - die dann irgendwann, von einem der vielen Gremien zum Verschwinden gebracht werden. Ich finde es so schwierig, Aussenstehenden begreifbar zu machen, wie sich die Stimmung an unseren Schulen in den letzten Jahren verändert hat. Aber den Mund aufreissen, das traut sich kaum jemand. Manche schon, nämlich, diejenigen, die eine so genannte befristete Anstellung haben. Das ist theoretisch nur in den ersten vier Jahren möglich, danach müssen sie entweder angestellt oder nicht weiter beschäftigt werden. Natürlich gibt es Ausnahmeregelungen, die recht oft angewendet werden, zum Beispiel wenn Ausbildungen abgeschlossen oder Diplome, Nachqualifikationen nachgeholt werden müssen. Dies kommt in unserem Land sehr oft vor, da nicht mal die Kantone untereinander ihre Diplome anerkennen wollen. Von ausländischen Diplomen wollen wir schon gar nicht reden, die sind eh nie gut genug. Das Schlimmste ist, was uns so in verschachtelten Sätzen oder zwischen den Zeilen der Elaborate vermittelt wird.
Peter Bloch, Supervisor, Coach, Mediator, Kommunikationsberater, Organisationsentwickler
Donnerstag, 29. November 2007
Staatliche Indoktrination
Um dem Leser oder Zuhörer unangenehme Wahrheiten besser verkaufen zu können, werden Begriffe so genannt neurolinguistisch zurecht gebogen. Einfach ausgedrückt, werden Begriffe weich gewaschen, damit sie besser verdaulich sind. Aus Krieg wird robuster Einsatz, zerfetzte Leiber von Frauen und Kindern werden zu Kollateralschäden; wer sich gegen Ausbeutung und Demütigung wehrte, war früher Rebell, heute Terrorist, die absolut rechtlos sind und mit allen Mitteln bekämpft werden dürfen; Bombardierung nennt man Luftschlag, den Angriffskrieg Befreiungseinsatz; aus Ausbeutung wird Gewinnoptimierung; Manipulation ist Information; Lügen sind Missverständnisse; sich von der Verantwortung drücken heisst delegieren; Indiskretionen nannte man einst Waschweibergeschwätz. Die Liste könnte man beliebig verlängern. Die Menschen merken schon, dass sie für dumm verkauft werden. Viele fühlen sich mehr und mehr ohnmächtig und resignieren. Sie ziehen sich in sich selbst zurück, versuchen, sich irgendwie durchzuwursteln und vereinsamen. Sie leben nach dem Prinzip: ich höre nichts, ich sehe nichts und ich sage nichts. Dieses Phänomen trifft man vor allem in Städten und Agglomerationen. Die Manipulierer reiben sich die Hände, weil sie damit ihr Ziel erreicht zu haben glauben. Leider hat jede Medaille zwei Seiten. Eine gesunde Gesellschaft braucht aktive Menschen, die denken und tatkräftig an anstehende Probleme herangehen. Allgemeine Resignation und Passivität führen in den Abgrund und bilden Nährboden für eine Diktatur. Parlamentarier, die den Bundesrat zum Führen auffordern, weil sie ihre Verantwortung delegieren wollen, dürfen sich nicht beklagen, wenn sie manipuliert werden. Keine Verfassung, keine Gesetze und Verordnungen schützen davor. Man kann immer gesetzeskonform handeln, wenn man den Sinn von Begriffen etwas umformuliert. In der Bundesverwaltung sitzen genug Leute, die dem Bundesrat mit geeigneten „Informationen“ so an die Hand gehen, dass er selbst den Durchblick verliert. Sie nennen sich „Kommunikationsbeauftragte“ und sind nichts anderes als psychologisch geschulte Journalisten, die mit den Medien eng zusammen arbeiten und mit „Indiskretionen“ ihre Einschaltquoten und Auflagen erhöhen. Die Parlamentarier, die die eigene Verantwortung an die Exekutive delegiert haben, damit bei der Wiederwahl nicht sie, sondern andere für alles schuld sind, sitzen nun in der eigenen Falle. Heute beklagen sich viele, dass sie statt informiert manipuliert werden. Wer kann es den Medien verdenken, wenn sie das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, um ihr Geschäft zu optimieren. Zusammenfassend kann man sagen, dass niemand mehr für irgendetwas verantwortlich ist, weil alles anonym geregelt ist. Die Grosskonzerne sitzen nirgends und überall, so dass sie für alle Verpflichtungen immer ein Schlupfloch haben. Der Staat ist zwar für alle sozialen Aufgaben zuständig, aber diese sind so aufgeteilt, dass niemand für etwas verantwortlich ist. Gemeinden delegieren sogar soziale Aufgaben an Privatunternehmen. Das System ist sozialistisch aber nicht sozial. Dadurch verlieren viele den Boden unter den Füssen, sie fühlen sich nicht mehr verwurzelt und geborgen. Der Computer in der Primarschule wird mithelfen, bereits Kinder zu vereinsamen. Teamgeist, Zusammenstehen, sich gegenseitig helfen wird bereits den Kindern ausgetrieben. Einsame Menschen sind leicht manipulierbar und für das Konsumieren zugänglicher. Um dafür zum nötigen Kleingeld zu kommen, locken Wettbewerbe und Lotterien aller Art. Das Rezept, um der ganzen Misere abzuhelfen, ist eigentlich ganz einfach. Verantwortlichkeiten müssen wieder ganz klar zugewiesen werden und zwar privat, wie in Politik und Wirtschaft: Eheleute müssen ihre Angelegenheiten ohne staatliche Einmischung regeln. Die Kindererziehung ist Sache der Eltern, die Lehrerschaft ist für eine erfolgreiche Bildung zuständig, der Staat hält sich wieder strikt an die Gewaltentrennung und ordnet sich so, dass die Zuständigkeiten klar aufgeteilt sind. Die Gesetze sind nur da, um grobe Verstösse der Verantwortung im weitesten Sinne zu regeln. Jeder einzelne Bürger muss sein Verhalten in Bezug auf Verantwortung hinterfragen. Jeder und jede muss selbst mehr zugreifen statt um der Bequemlichkeit willen wegschauen. Wir Bürger sind der Staat und deshalb müssen wir uns alle in irgendeiner Weise in dessen Dienst stellen. Die da oben machen so lange, was sie wollen, bis wir erwachen und aktiv am Erhalt unseres schönen Landes teilnehmen. Andernfalls wird unsere einzigartige direkte Demokratie zu Recht bald einmal der Vergangenheit angehören. Hanny Haidvogl-Werder, Gelterkinden |
Mittwoch, 28. November 2007
Manipulation durch Sprache
Vor zwei Jahren sass ich neben Herrn Professor Dr. iur. Hans Ulrich Walder-Richli in der Arena-Sendung zur Armee XXI. Schräg gegenüber posierten Bundesrat Samuel Schmid und sein Gefolge. Ich konnte deren dreiste Unwahrheiten kaum ertragen. Nach einer Weile flüsterte Professor Walder mir zu: „Ist Ihnen schon aufgefallen, welche Worte Bundesrat Schmid am häufigsten braucht? Glaubwürdigkeit und glaubwürdig.“ Das war eine wichtige Beobachtung. Sie wirft ein Licht auf die Tatsache, dass unsere Bundesräte von ihren Spindoctors daraufhin geschult werden, ihren Aussagen stets den richtigen „Spin“ (Dreh) zu geben. Der Herr Bundesrat wusste, worauf es ankam: Auf keine Frage inhaltlich eingehen, immer dieselben Behauptungen wiederholen und diese ständig mit der Worthülse glaubwürdig garnieren. An einer Medienkonferenz zur Armee XXI sagte Schmid: „Die Behauptung, wir wollten in die Nato“ ist „reine Phantasie und an Einfallslosigkeit nicht zu überbieten. (…) Eine Lüge bleibt eine Lüge, auch wenn man sie hundertmal wiederholt.“ Er beteuerte, die Neutralität und der Verfassungsauftrag würden gewahrt und das Milizprinzip sogar verstärkt.
Lüge oder Manipulation?
Heute wird immer offensichtlicher, wie dreist der Bundesrat uns damals hinters Licht geführt hat: Weder der Verfassungsauftrag zur Landesverteidigung noch das Milizprinzip werden gewahrt, und inzwischen gibt das VBS selbst bekannt, dass ein Zusammenlegen unserer Armee mit der Nato in den Bereichen Ausbildung und Rüstung geplant ist. Damals diffamierte der Bundesrat diejenigen, die solche Zusammenhänge aufzeigten, als Lügner.
Ist das ein Beispiel für sprachliche Manipulation? Was ist der Unterschied zur Lüge? Ich will dazu den Philosophen Josef Pieper zu Wort kommen lassen. In seinem bemerkenswerten Vortrag von 1964 „Der Verderb des Wortes und die Macht“ hat Pieper auf den unauflöslichen Zusammenhang zwischen Sprache und Wahrheit hingewiesen. Wahrheit ist nichts anderes als der Bezug zur Realität, sagt Pieper. Wenn die Sprache sich nicht um Wahrheit kümmert, wird sie zum gefährlichen Machtinstrument.
Pieper rollt seine Gedanken anhand der Auseinandersetzung von Sokrates und Platon mit den Sophisten auf. Diese hatten die Technik der politisch einflussreichen Redekunst im antiken Griechenland zur höchsten Raffinesse entwickelt, kümmerten sich aber nicht um den Wahrheitsgehalt dessen, was sie sagten. Mit ihrer Rhetorik konnten sie für die schlimmsten Dinge gute Gründe finden. Sokrates und Platon kritisierten die Sophisten als gefährliche Wortkünstler. Für Pieper ist das Schlimme an der Sophistik, dass sie die Würde des Wortes verderbe.
Worin besteht denn die Würde des Wortes? Sie liegt nach Pieper darin begründet, dass die Sprache nichts Spezielles ist, sondern das Medium unserer gemeinsamen geistigen Existenz schlechthin. Im Wort trägt sich menschliches Dasein zu. Die Errungenschaft und Würde des menschlichen Wortes liegt im Bezug der Sprache zur Realität und zum Mitmenschen: Man spricht, um etwas Wirkliches kenntlich zu machen für einen Anderen. Einem Anderen soll etwas Wirkliches vor Augen gebracht werden. Diese beiden Aspekte von Sprache, ihr Realitätsbezug und ihr Mitteilungscharakter, sind zu unterscheiden, aber nicht voneinander zu trennen.
Was geschieht, wenn der Mensch lügt? Pieper zeigt auf, dass durch die Lüge beide Aspekte von Sprache zerstört werden, sowohl ihr Realitätsbezug als auch ihr Mitteilungscharakter. Die Lüge ist genau genommen keine Mitteilung. Warum? Wenn sich die Rede des Menschen nicht mehr nach den Sachen richtet, wenn der Bezug des Wortes zur Wirklichkeit aufgelöst ist, wird gleichzeitig auch der Mitteilungscharakter der Sprache zerstört, denn der Andere wird nicht mehr als gleichwertiger Partner anerkannt; er wird zum Objekt, das durch Sprache in eine bestimmt Richtung gelenkt oder zu einer bestimmten Handlung gebracht werden soll. Es handelt sich um ein partnerloses Reden. Das Wort wird zum Mittel, um den Anderen zu manipulieren. Dessen Würde wird verletzt. Er soll wie ein Instrument zur Funktion gebracht werden. Der gleichwertige Bezug zum Anderen fehlt. Deshalb ist die Lüge keine Mitteilung im eigentlichen Sinne.
Durch die sophistische Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit findet also nach Pieper eine zweifache „Korrumpierung des Wortes“ statt: „Verderb des Realitätsbezuges“ und „Verderb des Mitteilungscharakters“.
Spindoctors kosten Steuerzahler Millionen
Auch heute haben wir es mit Sophisten zu tun. Es sind die Spindoctors, die im Integrationsbüro und anderen Propagandaabteilungen der Bundesbehörden sowie in den Kampagnenbüros von Economiesuisse sitzen. Sie werden „Kommunikationsspezialisten“ genannt, sind sozialwissenschaftlich und kommunikationstheoretisch hoch geschult und ihr Geschäft ist die „politische Kommunikation“ Allein der Bund beschäftigt 432 solche „Kommunikationsfachleute“ für jährlich 80 Millionen Franken. 220 von ihnen befassen sich ausschliesslich mit sogenannter „Öffentlichkeitsarbeit“. In ihren Büros wird der sich nicht um Wahrheit scherende Wortgebrauch immer weiter ausgefeilt, um planmässig verdeckte politische Ziele zu erreichen. Solcher Missbrauch ist laut Pieper nicht nur falsch, sondern „schlecht, minderwertig, miserabel, schändlich, unheilvoll: grundschlecht!“
Besonders heimtückisch ist die Lüge, wenn sie nicht nur praktiziert, sondern zudem noch dem anderen unterstellt wird – wie im erwähnten Beispiel der Arena-Sendung. Kürzlich war dasselbe Verhalten bei Vertretern der Grossfinanz zu beobachten: Economiesuisse-Präsident Ueli Forster und Grossbank-Chef Marcel Ospel verbreiteten die absurde Behauptung, die Schengen/Dublin-Abkommen der Schweiz mit der EU würden die Sicherheit erhöhen und Arbeitsplätze schaffen. Alle gegenteiligen Aussagen seien „falsche Informationen“ und „Unwahrheiten“, sagten sie, „Lügen können wir nicht unbeantwortet lassen“. Economiesuisse ist die Frontorganisation der Grossfinanz und setzte ein Budget von mehreren Millionen Franken für die Pro-Schengen/Dublin-Kampagne ein.
Für Pieper ist die Auseinandersetzung von Platon und Sokrates mit den Sophisten ein Modell-Fall. Es spreche vieles für die Vermutung, meint er, dass Platon und Sokrates in der Sophistik eine Gefährdung erkannt und beim Namen genannt haben, die das Leben des Geistes und der Gesellschaft zu jeder Zeit bedroht, eine ewige Versuchung gewissermassen, welcher Widerstand zu leisten der geschichtliche Mensch seit eh und je aufgefordert gewesen ist und auch in Zukunft aufgefordert bleibt.
Ist die Sprache einmal prinzipiell neutralisiert gegen die Wahrheitsnorm, dann ist sie das zubereitete Werkzeug, das nur darauf wartet, von einem Machthaber in die Hand genommen und als Propaganda für beliebige Gewaltzwecke eingesetzt zu werden. Darin sieht Pieper die grosse Gefahr der sophistischen Korrumpierung der Sprache. Zur Propaganda gehöre immer auch „das Element der Drohung“ mit all ihren Formen und Graden der Diffamierung, der öffentlichen Belächelung und des Übergangenwerdens. Die Meisterschaft bestehe darin, sagt Pieper, die Drohung nicht nackt hervortreten zu lassen, sondern sie zu verhüllen. Sie bleibe zwar durchaus wahrnehmbar, das soll sie auch, aber zugleich werde es dem Bedrohten leicht gemacht zu glauben, er tue, indem er sich einschüchtern lässt, in Wirklichkeit das Vernünftige und Richtige und übrigens auch das, was er sowieso selbst tun wollte.
Einschüchterung der Stimmbürger
Kommt uns nicht auch das sehr bekannt vor? So rief Bundesrat Deiss an einer CVP-Versammlung drohend in den Saal: „Fort mit den Protektionisten, den Barrikadeuren und Betonneuren: Ich will eine CVP, die mich unterstützt.“ Mit solchen Drohungen soll der Stimmbürger eingeschüchtert werden, damit er Verträgen zustimmt, die – zum Schaden der Bürger – der Grossfinanz mehr Profite verschaffen. Mit manipulierten Argumenten sollen alle Dämme gegen die Globalisierung niedergerissen werden. Bundesrätin Calmy-Rey behauptete in einem Interview, dass im Falle eines Nein der Stimmbürger zu Schengen/Dublin und zur erweiterten Personenfreizügigkeit neue Verhandlungen mit der EU unter erschwerten Bedingungen, nämlich „mit einem Messer an der Kehle und einem Dolch im Rücken“ geführt werden müssten. Professor Walder entlarvte diese Drohung als Propagandalüge, indem er Frau Calmy-Rey schriftlich anfragte, ob entsprechende Drohungen seitens der EU vorliegen würden. Er erhielt nur eine ausweichende Antwort.
Im Missbrauch der Sprache zur Lüge und Propaganda sieht Pieper eine untergründige Vorbereitung der Tyrannei. Er stellte die These auf, dass man an der sophistischen Manipulation der Sprache die „latente Virulenz des totalitären Giftstoffes“ geradezu ablesen könne. Bevor die Tyrannei für jedermann sichtbar zu Tage trete, beginne sie nämlich weit weniger alarmierend in jenem kaum wahrnehmbaren Augenblick, da das Wort seine Würde verliere. Mit diesen grundlegenden Gedanken zeigt uns der Philosoph auf, wie eng Sprache, Wahrheit und politisches Klima zusammenhängen. Machthaber sind noch nie ohne Manipulation und Propaganda ausgekommen. Sie instrumentalisieren dafür auch die Medien.
Deshalb ist es so wichtig, über eigene unabhängige Zeitungen und Publikationsorgane zu verfügen. Und deshalb ist auch die Eidgenössische Volksinitiative „Volkssouveränität statt Behördenpropaganda“ so dringend und unentbehrlich. Sie erfasst zwar nur einen Teil, aber einen äusserst wichtigen Teil des Problems: die Behördenpropaganda. Die Propaganda durch die Medien und die Grossfinanz ist damit noch nicht thematisiert. Doch die Behördenpropaganda ist besonders heimtückisch und verfassungswidrig, weil die Steuergelder aller Bürger für einseitige Propaganda missbraucht werden und weil viele Menschen den Behörden immer noch vertrauen und von ihnen – eigentlich zu Recht – erwarten, dass sie im Sinne des Gemeinwohls handeln.
Zum Arsenal der Spindoctors zählen auch die Sozialwissenschaften. So wird die Psychologie, eigentlich ein wertvolles Mittel der Hilfeleistung, von ihnen als Instrument der Manipulation missbraucht. Besonders verbreitet ist eine aus Amerika stammende Psychotechnik, das „Neurolinguistische Programmieren“. Dessen Vertreter bezeichnen ihre Technik als eine “Sammlung höchst wirksamer Kommunikations- und Veränderungstechniken”, mit denen sie angeblich, “die Persönlichkeit auf Wunsch bis in den Kern der Identität hinein” verändern können.
Neurolinguistisches Programmieren statt Sachargumente
Das Neurolinguistische Programmieren wurde aus der Hypnose entwickelt und zielt darauf ab, mittels “hypnotischen Worthülsen“ unbewusste Reaktionen und Prozesse beim Menschen in Gang zu setzen. Der Name Neurolinguistisches Programmieren setzt sich aus den Elementen „neuro“, „linguistisch“ und „programmieren“ zusammen. „Neuro“ meint die Wahrnehmung, „linguistisch“ die Sprache, und mit „Progammieren“ ist das Umprogrammieren unbewusster Verhaltensmuster gemeint. Mit diesen Elementen arbeitet das Neurolinguistische Programmieren. Man will den Menschen auf verschiedenen Wahrnehmungskanälen beeinflussen, vor allem mittels sprachlicher Botschaften, um ihn auf unbewusster Ebene umzuprogrammieren.
Zwei wichtige Grundannahmen des Neurolinguistischen Programmierens sind, erstens: die Realität sei nicht wichtig, da jeder Mensch seine eigene Realität habe; und zweitens: die Sprache sei nicht als Mittel der Verständigung zu benutzen, sondern als Mittel der Beeinflussung. Im Neurolinguistischen Programmierens hat die Sprache die Aufgabe, den Menschen abzulenken und in Stimmungen zu versetzen „quasi mit Schallwellen“ zu manipulieren und nicht, sich mit ihm über etwas Reales zu verständigen. Das erinnert an die antiken Sophisten.
Eine häufig angewandte Technik des Neurolinguistischen Programmierens ist das „Reframing”. Reframing heisst: „etwas in einen neuen Rahmen stellen“. Mit dieser Technik werden Begriffe, die ursprünglich eine positive Bedeutung und einen positiven Gefühlston hatten, in einen völlig neuen Rahmen gestellt, wo etwas anderes gemeint ist. Der positive Gefühlston der ursprünglichen Bedeutung wird jedoch automatisch auf den neuen Zusammenhang übertragen.
Diese Technik kommt zur Anwendung, wenn Bundesrat Deiss ins Publikum ruft: „Mehr Wachstum (für die Schweizer Wirtschaft) ist das vordringlichste Ziel der schweizerischen Innenpolitik“ – „Packen wir die Chance!“ Hier verwendet Deiss, angeleitet von seinen Spindoctors, die Begriffe „Wachstum“ und „Chance“ als hypnotische Worthülsen, um die Erweiterung der Personenfreizügigkeit mit einem positiven und angenehmen Gefühlston zu koppeln.
Was wir von bundesrätlichen Versprechen vor Abstimmungen zu halten haben, wissen wir inzwischen. So versprach Bundesrat Leuenberger im Jahr 2000, dass sich der Schwerverkehr infolge der Bilateralen Verträge I bis ins Jahr 2009 halbieren würde. In Wirklichkeit ist der Schwerverkehr seither permanent angestiegen, von damals unter einer Million auf heute bereits 1,3 Millionen Lastwagen, die pro Jahr durch unser Land donnern.
Im Hinblick auf die bevorstehende eidgenössische Abstimmung vom 25. September 2005 über die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit gaukelt man uns mit hypnotischen Worthülsen wie „Aufschwung für Arbeitsplätze“ und „Neue Exportmärkte in den neuen EU-Ländern“ rosige Zukunftsaussichten vor. Natürlich wissen auch die Befürworter, dass das alles nicht stimmt. Auch sie wissen, dass die neuen EU-Länder gigantische Arbeitslosenquoten haben und dass die erweiterte Personenfreizügigkeit zur Zunahme der Arbeitslosigkeit auch bei uns und zu massivem Lohndumping führen würde. Mit sprachlicher Manipulation versuchen sie, uns über diese Realitäten hinwegzutäuschen, denn sie verfolgen andere Ziele. Es geht ihnen darum, für das global operierende Kapital alle Markthemmnisse wegzuschaffen, zum Schaden von uns Bürgern.
Doch, um mit Abraham Lincoln zu sprechen: „Für eine gewisse Zeit kann man alle Leute hinters Licht führen und einige Leute kann man für immer hinters Licht führen, aber niemals kann man alle Leute für immer hinter Licht führen.“ (You can fool all the people some of the time, and some of the people all of the time, but you cannot fool all the people all the time.)
Der Artikel basiert auf einem Referat der Autorin am 6. Felseneggessen auf Schloss Wartensee (Schweiz) am 18. Juni 2005
Die Arena-Sendung wird jeweils am Freitagabend vom Schweizer Fernsehen DRS zu verschiedenen politischen Themen ausgestrahlt, vor Abstimmungen oft zu Abstimmungsthemen. Das Sendegefäss gilt als politische „Diskussions“-Sendung, ist aber ein hektisches und polemisches Hickhack; Meinungen prallen aufeinander, keine Frage wird inhaltlich geklärt, oft fehlt jeder Bezug zur Realität. Angeblich sind jeweils beide Seiten einer kontroversen Frage vertreten. In Wirklichkeit wählt das Fernsehen DRS die Teilnehmer sowie die Statisten und Claqueure in den hinteren Rängen willkürlich aus. Der Arena-Moderator, von einer nicht sichtbaren Person per Ohrhörer gesteuert, erteilt einzelnen Teilnehmern das Wort oder schneidet es ihnen ab. Viele kommen nie zu Wort. Der Moderator bestimmt, ob auf eine Frage eingegangen wird oder nicht. Oft werden Gesichter einzelner Teilnehmer eingeblendet, die unwillig den Kopf schütteln, zustimmend nicken oder hämisch lachen – je nachdem, welcher „Spin“ der Sendung gegeben werden soll (vgl. nächste FN). Viele Menschen sind nach dem Anschauen der Arena-Sendung verwirrt und verunsichert und haben auf ihre Fragen keine Antwort. Aufgrund des hektischen Durcheinanders wird die Arena im Volksmund oft „nationale Hackfleischsendung“ genannt.
Der Begriff „Spin“ ist aus dem Tennissport entlehnt. Ein geübter Spieler kann, um den Gegner zu täuschen, beim Schlagen den Ball mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung in Rotation versetzen, so dass dieser nach dem Aufprall in eine völlig unerwartete Richtung fliegt
Medienkonferenz Abstimmungskampagne, 17. Februar 2003
Joseph Pieper: Missbrauch der Sprache – Missbrauch der Macht. Zürich 1970
Sabine Lüthi: Und wieder zwei Frontenwechsel. Tages-Anzeiger, 26.4.2001. Otfried Jarren: Soll und Grenzen der Staatsinformation. Politische Kommunikation als staatspolitische Aufgabe. Neue Zürcher Zeitung, 4.2.2005
Joseph Pieper. A.a.O. Seite 19
SonntagsZeitung, 29.5.2005 und www.news.ch 29.5.2005
Delegiertenversammlung der CVP. Vgl. Aargauer Tagblatt 7.2.2005
Tages-Anzeiger 21.3.2005
Das Neurolinguistische Programmieren, kurz: NLP, wurde von den Amerikanern Richard Bandler und John Grinder entwickelt. Vgl. dazu Judith Barben: Die Psychologisierungsfalle – ein „dirty trick“ der „Spin-doctors“. Zeit-Fragen 12.02.2001. Dies: Von Machiavelli bis zum Neurolinguistischen Programmieren. Zeit-Fragen 28.01.2002. Dies. Neurolinguistisches Programmieren statt Wissenschaft. Bergier-Bericht verrät Handschrift der Spin-doctors, Teile I und II. Zeit-Fragen 24.6.2002 und 1.7.2002
Thies Stahl: Neurolinguistisches Programmieren (NLP). Was es kann, wie es wirkt und wem es hilft. Mannheim 1992, S. 13
Thies Stahl, zitiert in: Kobler Hans Peter. Neue Lehrer braucht das Land – Kommunikation & Lernen. Paderborn 1995, S. 20
Thies Stahl. Neurolinguistisches Programmieren. A.a.O. S. 55f.
Richard Bandler & John Grinder: Reframing. Neuro-Linguistic Programming and the Transformation of Meaning. Moab, Utah 1982
An der Delegiertenversammlung der CVP (vgl. Aargauer Tagblatt 7.2.2005) und im Interview mit „Facts der Wirtschaft“ Nr. 31, Juni 2005 (Facts der Wirtschaft ist eine Publikation der Economiesuisse)
Siehe Propagandamaterial und Inserate der „Informationsgruppe Bewährte Bilaterale“ (www.bilaterale.ch). Zu dieser Gruppe gehören ausser Spindoctors und Vorzeigepolitikern vor allem Vertreter der internationalen Grossfinanz wie Ueli Forster (economiesuisse), Marcel Ospel (UBS), Peter Spuhler (UBS) und André Kudelski (Nestlé, Crédit Suisse). Kudelski etwa hat an der diesjährigen „Bilderberger-Konferenz“ im Mai in Rottach-Egern am Tegernsee teilgenommen, wo Vertreter der internationalen Finanzwelt wie er selbst, David Rockefeller, Daniel Vasella, Josef Ackermann, Paul Wolfowitz und andere mit massgeblichen Politikern, Diplomaten und handverlesenen Medienleuten aus Europa und USA unter strengster Geheimhaltung globale politische und wirtschaftspolitische Strategien zur Profitmaximierung der Reichsten dieser Welt ausgeklügelt haben
Das von Lincoln stammende Zitat wird fälschlicherweise oft Winston Churchill zugeschrieben
Dienstag, 27. November 2007
Traumatisierung in der Psychiatrie
(Überarbeitete Fassung des Vortrags "Ordnungsmacht Psychiatrie", den Marc Rufer am 10. September 2005 an der Tagung des BPE in Kassel hielt.) Das Tabu Die Psychiatrie - kein medizinisches Spezialfach wie die andern Was wird denn eigentlich sanktioniert? Das Gefährlichkeitskriterium Ambulante Zwangsbehandlung Die traumatische Reaktion Traumatisierung in der psychiatrischen Klinik DIE TRAUMATISCHE REAKTION IN DER KLINIK Traumatisierung - auch ein soziales, beziehungsweise politisches Geschehen (Brunner, 2004, 13) · Brunner, José, 2004: Politik der Traumatisierung. Zur Geschichte des verletzbaren Individuums. In: WestEnd Heft 1, Frankfurt am Main, S. 7-24 · Bruns, Georg, 1993: Ordnungsmacht Psychiatrie? Opladen, 1993 · Bruns, Georg, 1997: Die psychiatrische Zwangseinweisung. In: Michael Eink (Hg.): Gewalttätige Psychiatrie. Bonn. · Dressing, Harald/ Salize, Hans Joachim, 2004: Zwangsunterbringung und Zwangsbehandlung psychisch Kranker. Bonn · Ehlert, Martin/Lorke, Beate, 1988: "Zur Psychodynamik der traumatischen Reaktion". Psyche, 42, S.502-532. · Finzen, Asmus/ Haug, Hans-Joachim/ Beck, Adrienne/ Lüthi, Daniela, 1993: Hilfe wider Willen, Bonn · Heusser, Regula, 2005: Aggression und Zwang in der Psychiatrie. Neue Zürcher Zeitung, 01.02., S. 15 · Mitscherlich, Alexander/ Mitscherlich, Margarete, 1977: Die Unfähigkeit zu trauern. München, Zürich · Müller, Peter, 2004: Psychiatrie: Zwangseinweisungen nehmen zu. In: Deutsches Ärzteblatt 101, (15.10.2004), S. A-2794 · Rufer, Marc, 2001: Psychopharmaka - fragwürdige Mittel zur Behandlung von fiktiven Störungen. In: Wollschläger, Martin (Hg.): Sozialpsychiatrie, Entwicklungen, Kontroversen, Perspektiven. Tübingen. S. 225-268 · Rufer, Marc, 2004: Ordnungsmacht Psychiatrie. In: Widerspruch Heft 46, Zürich, S. 109-124. |
Montag, 26. November 2007
Das Geheimnis der psychosozialen Kontrolle
als psychisch schwer kranker Mensch bis ans Lebensende gifige Medikamente zu sich nehmen müssen. Sagen Sie nicht, was Sie denken. Sie könnten sonst als Sexist, Rassist oder als Antisemit denunziert und verurteilt werden. Wählen Sie die Partei, die von den Massenmedien am meisten angegriffen wird. Orientieren Sie sich nicht an der offiziellen Wahrheit, sondern bilden Sie sich Ihre eigene Meinung anhand des noch nicht vollständig zensurierten Internets. Dabei sollten Sie sich aber bewusst sein, dass die meisten Internetseiten nicht Information, sondern Desinformation verbreiten. Auch Wikipedia, die "freie" Enzyklopädie, ist nur so frei, wie man daran glaubt. Auch dort nützt die "Information" vor allem den Mächtigen. Glauben Sie nur das, was sie selber erlebt haben. Hinter jeder offiziellen "Wahrheit" gibt es eine inoffizielle Wahrheit. Die Demokratie wird von den Mächtigen subtil in eine Diktatur verwandelt. Das passiert mittels Suggestion, Manipulation, Gesetzesänderungen und Bundesgerichtsurteilen. Wenn Sie die direkte Demokratie behalten wollen, sollten Sie bei Gesetzesänderungen vor allem "NEIN" stimmen. Nur die dümmsten Kälber suchen sich ihre Metzger selber aus.