Donnerstag, 17. Januar 2008

Die Angst der Journalisten vor den Bloggern

Zwischen Kontrollwahn und Verlustängsten
Wie Journalisten und Blogger aneinander vorbeireden

Es ist schon ein schwer zu greifender Gegenstand, dieses Internet. Das wurde gestern bei einer Diskussionsrunde mit Journalisten, Bloggern und Medienpolitikern in der Berliner Friedrich-Ebert-Stiftung einmal mehr deutlich. Dort redeten Blogger und Journalisten eifrig aneinander vorbei. Die Blogger sprachen von Chancen auf Freiheit und Meinungsvielfalt. Die Journalisten zweifelten an den Fähigkeiten der Blogger, warnten vor den Gefahren des "unkontrollierten Informationsflusses" und forderten mehr Regulierung. Insbesondere sollten für Onlinemedien Qualitätsstandards eingeführt werden. Dabei zeigte sich, dass politische Forderungen und Realität bei manchem auseinander klaffen.

Regeln für das Internet

So malte der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, das Szenario an die Wand, dass die Information durch Blogs "außer Kontrolle" geraten könnte. Gleichzeitig sagte er, dass seine Journalisten gerade Weblogs aus Krisengebieten wie Burma nutzen würden, um sich über die dortige Lage zu informieren. Selbst wenn nicht geprüft werden könne, ob die Autoren dieser Blogs die tatsächliche Lage in dem Land beschreiben würden.

Auch der Medienwissenschaftler Marcel Machill von der Universität Leipzig stellte die inhaltliche Relevanz von Blogs in Frage. Blog-Suchmaschinen selektierten Blogs nicht nach inhaltlichen, sondern nach technischen Kriterien. Er forderte für das Internet genauso Regeln aufzustellen, wie dies für analoge Medien getan worden sei. "Das Internet kann kein illegaler Raum sein", sagte Machill. Der Vorsitzende der Medienkommission der SPD, Marc Jan Eumann, forderte, die Medienkompetenz der Menschen zu stärken. "Das ist in einer Mediengesellschaft eine Schlüsselqualifikation, damit Menschen Informationen korrekt einordnen und abschätzen können, welche Wirkungen sie mit der Veröffentlichung von Informationen auslösen", sagte er. Der Programmdirektor der Deutschen Welle, Christian Gramsch, betonte, dass Journalisten in Zukunft weiter eine wichtige Rolle spielen werden. Sie seien die Profis, die am besten richtige und falsche Informationen einordnen und kommentieren könnten.

Eindringlich vor einer Regulierung des Internets warnte der Blog-autor Alex Au Weipang aus Singapur. Mit der Begründung, einen "verantwortungsvollen Umgang" mit dem Internet zu fördern, habe die Regierung in seinem Land 1996 faktisch die Zensur eingeführt. "Ich breche seit zwölf Jahren das Gesetz, und nur weil es nicht rigide durchgesetzt wird, sitze ich noch nicht im Gefängnis", sagte Weipang. Er ist einer der wenigen Regierungskritiker in dem Stadtstaat. "Wenn der Tag kommt, an dem die Blogger in der Lage sind, die öffentliche Meinung gegen den Willen der Regierung zu drehen, wird es spannend, ob diese Gesetze eine strengere Anwendung finden", sagte Weipang.

Mehr Zeit

Mehrere Blogger forderten die Politik auf, den Web-Autoren Zeit zu lassen. Schon jetzt würden sich langsam Qualitätsstandards etablieren. "Ich werde immer mehr zum Journalisten, der Fakten checkt und sogar ein Recht auf Gegendarstellung einräumt", sagte Weipang. "Heute denke ich oft darüber nach, vieles was ich vor sechs Jahren geschrieben habe, zu löschen, weil es einfach schlecht ist."

Berliner Zeitung, 16.01.2008

1 Kommentar:

Egon Stein hat gesagt…

Angst vor den Bloggern?Das ist die bekannte Überheblichkeit journa-listischer Buchstabenakrobatik,de-
ren politischer Käuflichkeit im heutigen Zeitgeist dazu führt,als Auftragnehmer der Verwaltungs-Be-
soldeten und der Regierenden,nur
genehme Informationen zu publizie-
ren.Von solchen Sachzwängen sind
die Bürger-Informationen über Blogs,befreit.Informationen zu un-
terschlagen, wie das journalisti-
sche Regel ist, verdienen den Klartext: L ü g e ! Dies führt zu der verlogenen Politik, ohne die Völker. Deutschland führt im Ausland Kriege, die das Volk zu bezahlen hat.Und die getöteten werden vor dem Volk in Nacht und
Nebebelaktionen verheimlicht.Ist diese Lüge journalistischer Pro-fessionalität,journalistische -standarqualität? Solche Berufs-
schreiber haben ihren Beruf ver-
fehlt, die unbefangene Wahrne
hmungen unverfälschter publikati-
on zensieren zu wollen, wäre eine
weitere entmündigende Überheblich-
keit,kleingeistiger Arroganz.Egon Stein,Hauptstr.45,CH-6045 Meggen,www.egonn.de<