Arne Hoffmann: "Männerbeben"
„Männerbeben“ - so heißt das zweite Buch von Arne Hoffmann zum Thema Männerrechte. Das erste löste in einschlägigen Kreisen genau ein solches Beben aus: Mit „Sind Frauen bessere Menschen?“ legte er 2001 mit den Grundstein für das Erstarken der deutschen Männerbewegung. Das Werk machte vielen Männern den Ernst der Lage überhaupt erst klar, lieferte zudem die Fakten und Argumente, auf die unsereins seitdem zurückgreift, um Staatsfeminismus, Männerfeindlichkeit und Frauenbevorzugung zu bekämpfen.
Seitdem sind sechs Jahre ins Land gegangen. Sechs Jahre, in denen sich die Situation zwar noch nicht grundlegend geändert hat. In denen die Probleme von Jungen und Männern jedoch langsam aber sicher in das Bewusstsein von Medien, Politik und Öffentlichkeit eindringen.
„Männerbeben“ dokumentiert und würdigt diese Fortschritte. Insbesondere Kapitel 7 im ersten Teil (welcher überschrieben ist mit „Der Geschlechterkampf im neuen Jahrtausend“ und der eine aktualisierte Bestandsaufnahme der Situation liefert) zeigt auf immerhin vierzig Seiten auf, wie viele kleine, aber beachtliche und wichtige Erfolge die Männerrechtsbewegung bereits erzielen konnte. Als Beispiele seien hier genannt die Gründung von Organisationen, die sich für Jungen- und Männerbelange einsetzen oder der öffentliche Protest von Männern gegen Pläne des Justizministeriums, selbstbestimmte Vaterschaftstest unter Strafe zu stellen.
Im zweiten Teil des Buches („Wir Pioniere“) sind Interviews wiedergegeben, die Arne Hoffmann mit verschiedenen Männern und Frauen geführt hat, die sich für Männerrechte einsetzen. So erhält der Leser Einblick in verschiedenste persönliche Sichtweisen, die das dröge Thema Geschlechterpolitik jenseits von aller Abstraktion greifbar und erlebbar machen.
Das Buch enthält, wie schon sein Vorgänger, eine Reihe von belegten und mit Quellen versehenen Zitaten und Fakten. Leider hat es auch den gleichen Fehler wie dieser Vorgänger – es fehlt ein Sachwort- und Personenregister. Gerade für eine solche Faktensammlung, die Vielen wieder als Nachschlagewerk dienen wird, wäre ein Register unentbehrlich. Jammerschade, dass das bei dem doch recht ansehnlichen Preis des Buches (26,90 €) nicht mehr mit drin war.
Arne Hoffmann betont in seinem Buch die Wichtigkeit des neuen Mediums Internet, die das Entstehen einer parteiischen Männerbewegung überhaupt erst möglich gemacht hat. Vielleicht betont er hier und da einzelne Meinungen aus Postings verschiedener Foren zu sehr und räumt manch extremem Anti-Maskulisten mit seinen abgedrehten Ansichten weit mehr Bedeutung ein, als dieser verdient hat. Als Dokumentation des gesellschaftlichen und medialen Umfeldes, in welchem sich die Männerrechtsbewegung ihren Standpunkt erst erkämpfen muss, ergibt die Wiedergabe solcher Auswüchse jedoch einen gewissen Sinn.
Insgesamt ist "Männerbeben" ein äußerst lesenwertes Buch für alle, die sich für Geschlechterpolitik aus männlicher Sicht interessieren. Es ist politisch erfreulich unkorrekt, kennt keine Tabus und entzaubert ein feministisches Dogma nach dem anderen. Es verschweigt auch nicht die Schattenseiten der maskulistischen Bewegung, beschreibt deren Ohnmacht gegenüber dem feministischen Machtapparat und gibt die internen Richtungsdiskussionen der Männerrechtsbewegung wieder.
Wer „Sind Frauen bessere Menschen?“ verpasst hat und sich kompetent, sachlich und faktenbasiert über das Thema Männerrechte informieren möchte, für den ist „Männerbeben“ ein ebenso unentbehrliches Buch wie für denjenigen, der Arne Hoffmanns Standardwerk zwar kennt, aber gerne wissen möchte, was sich seitdem so alles getan hat. Und das, so erfährt der geneigte Leser, ist eine ganze Menge.
Arne Hoffmann: Männerbeben, broschiert, Verlag Lichtschlag, 26,90 €, 480 Seiten, ISBN 3939562033.
Gewalt gegen Männer
Wann immer in den Medien über Gewalt gegen Frauen berichtet wird, fehlt in kaum einem Bericht der Satz, es handele sich hierbei um ein Tabuthema. Aber kann man etwas, über das man täglich irgendwo etwas in der Zeitung lesen oder sich im Fernsehen informieren kann, wirklich noch als Tabuthema bezeichnen? Wohl kaum.
Wenn es so etwas überhaupt noch gibt, dann trifft dies sicherlich auf jene Gewalt zu, von der Männer betroffen sind. Als Opfer, wohlgemerkt. Bei aller gewollten Fokussierung auf die klassische Opferrolle der Frau durch Medien, Politik und feministische Interessengruppen "vergisst" man den Umstand, dass auch Männer durchaus unter Gewalt leiden können, leider allzu gerne. Nur langsam dringen Erkenntnisse, die dem gewohnten Klischeebild widersprechen, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit vor.
Vor kurzem erschien nun ein Buch, das sich der Thematik eingehend widmet und jedem ans Herz gelegt werden kann, der sich näher mit ihr beschäftigen möchte: "Gewalt gegen Männer - Personale Gewaltwiderfahrnisse von Männern in Deutschland" von Ludger Jungnitz, Hans-Joachim Lenz, Ralf Puchert, Henry Puhe und Willi Walter (Hrsg.), erschienen im Verlag Barbara Budrich, 312 Seiten, 28 €.
Dieses Buch beruht auf den Ergebnissen der Pilotstudie "Gewalt gegen Männer", die im Jahre 2002 durch das Bundes-Familienministerium in Auftrag gegeben wurde. Für mehr als eine nicht repräsentative Pilotstudie fehlte es seinerzeit offenbar am politischen Willen, während die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen auf der Agenda aller Familienministerinnen stets an oberster Stelle steht und großzügig finanziert wird.
Übrigens: Auf Anfrage von MANNdat teilte uns das Ministerium vor kurzem mit, dass eine repräsentative Studie, die die Gewalt gegen Männer genauer erforscht, nicht geplant sei.
So eingeschränkt die Aussagekraft der Ergebnisse von Interviews mit lediglich 266 zufällig ausgewählten Männern auch sein mag, so gibt die Studie dennoch wichtige Anhaltspunkte, die - so bleibt zu hoffen - irgendwann einmal die politisch Verantwortlichen dazu bewegen werden, sich der Bekämpfung von Gewalt ohne Berücksichtigung des Geschlechts von Täter und Opfer anzunehmen.
In seiner Gliederung orientiert sich das vorliegende Buch an der damaligen Pilotstudie und thematisiert in vier Kapiteln die Gewalt gegen Männer in Kindheit und Jugend, im Kontext von Krieg und Wehr-/Zivildienst, als Erwachsene sowie in "besonderen Gewaltkontexten" (wozu etwa Gewalt gegen Strafgefangene, Homosexuelle und Behinderte gehört, aber auch die Problematik der Beschneidung). Das abschließende fünfte Kapitel ist Schlussfolgerungen, Empfehlungen und einer Diskussion gewidmet. Im Gegensatz zur Studie wurde der Gewalt gegen Jungen und Männer in kriegerischen Konflikten sowie im Wehr- und Zivildienst ein eigenes Kapitel eingeräumt.
Um möglichst alle Facetten von Gewalt, denen Männer ausgesetzt sind, untersuchen zu können, sind die meisten Kapitel und Unterkapitel noch einmal unterteilt in Abhandlungen über körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt. Eine Aufteilung, die sich als durchweg sinnvoll erweist, an der die Verfasser aber nicht zwanghaft festhalten. So werden im Kapitel "Gewalt in kriegerischen Konflikten" auch die Themen Kriegskindheit und Flucht/Vertreibung behandelt, im Kapitel "Gewalt gegen Männer in der Arbeitswelt" wiederum die Problematik des Mobbing. Ausführliche Auszüge aus Interviews mit den Betroffenen, Tabellen, Schaubilder sowie zahlreiche Verweise zu weiterführender wissenschaftlicher Literatur vertiefen die Thematik und bieten wertvolle Ansatzpunkte für weitere eigene Studien zu den einzelnen im Buch behandelten Themenkomplexen.
Für Männerrechtler naturgemäß besonders interessant ist das Kapitel "Gewalt in Lebensgemeinschaften", in dem u.a. auch Gewalt in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, gegen alte Männer, gegen Männer in Trennungssituationen, durch Kinder sowie das sogenannte Stalking angesprochen werden. Einen Schwerpunkt bildet jedoch die Gewalt gegen Männer in heterosexuellen Partnerschaften, ausgeübt durch Frauen.
Wie bekannt sein dürfte, ergab die Pilotstudie "Gewalt gegen Männer", dass etwa jedem vierten der befragten Männer schon mindestens einmal ein Akt körperlicher Gewalt durch eine Lebenspartnerin widerfahren war. Da Studien, die sich mit Gewalt gegen Frauen beschäftigen, zu ähnlichen Größenordnungen kamen, liegt die Vermutung nahe, dass sich Frauen und Männer hinsichtlich der Ausübung von Gewalt gegen das jeweils andere Geschlecht in quantitativer Hinsicht nicht sonderlich voneinander unterscheiden.
Ob das wirklich so ist oder nicht, darüber gibt es in der wissenschaftliche Forschung unterschiedliche Auffassungen. Eine Vielzahl internationaler Studien und Literaturarbeiten hat für den westlichen Kulturkreis jedoch eine etwaige Gleichverteilung der Geschlechter bei der Ausübung häuslicher Gewalt festgestellt.
Wenngleich die Autoren des vorliegenden Buches hierzu nicht eindeutig Stellung beziehen können und wollen - sie verweisen zu Recht darauf, dass es hierzulande an einer repräsentativen Studie zu Gewaltwiderfahrnissen von Männern fehlt -, so ist doch deutlich herauszulesen, dass sie den weit verbreiteten, feministisch inspirierten Darstellungen, wonach Gewalt in Beziehungen grundsätzlich vom Mann ausgehe, sehr distanziert gegenüber stehen. Sie sagen aber auch deutlich, dass ihnen eine qualitative Gleichsetzung von Männer- und Frauengewalt "zum jetzigen Zeitpunkt und mit der heutigen Datenlage nicht für seriös begründbar" erscheint. Allerdings sei auch die gegenteilige Aussage, Gewalt von Frauen gegen Männer sei ein weniger wichtiges Problem, unangemessen und nicht stichhaltig belegbar. Auch hier fehle es noch an qualifizierter Forschung.
Als erfreulich kann festgehalten werden, dass sich die Autoren dieses Buches einer durchweg verständlichen Sprache bedienen und auf Soziologen-Kauderwelsch und allzu abgehobenes Wissenschafts-Chinesisch verzichten. Warum sie allerdings meinen, durchweg auf das ärgerliche "Binnen-I" (TäterInnen, ExpertInnen usw.) zurückgreifen zu müssen, bleibt einem schleierhaft.
Willi Walter (Hrsg.) et al.: Gewalt gegen Männer, broschiert, Verlag Barbara Budrich, 28,00 €, 312 Seiten, ISBN 3866490097.
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