Montag, 18. Februar 2008

Häusliche Gewalt - die männlichen Opfer

Quelle: Express Köln 17.2.2008

Neue Studie: Auch Männer werden immer häufiger Opfer häuslicher Gewalt
Von JASPER JUCKEL

Es gibt Frauenhäuser, Frauenschutzprogramme, Kurse gegen Männerbrutalität. Häusliche Gewalt geht ausschließlich von Männern aus, so die allgemeine Meinung. Die Wirklichkeit sieht anders aus.

Wolfgang F. (51) aus Bottrop ist ein stämmiger Zechenarbeiter. Doch seine Ex-Frau Gabriele (47), Metzgerin, war stärker. Sie prügelte ihren Wolfgang regelmäßig windelweich. Bis er keine Zähne mehr hatte und auf beiden Augen fast blind war. Erst dann zeigte er Gabi an. Die wanderte für drei Jahre, 10 Monate hinter Gitter.

Karl-Hans Z. (70) aus Köln musste dafür büßen, dass seine Frau Irene (56) ihren Job verlor: Die Frau warf den alten Mann zu Boden, trampelte auf ihm herum, knallte ein Bügeleisen gegen seinen Arm. Sechs Rippen durch, Armbruch. Sein Hobby - Malen - musste der Rentner aufgeben.

Sogar erfahrene Kämpen scheinen nicht vor prügelnden Frauen sicher: Ex-Boxweltmeister Sven Ottke (40) klagte in der "Bild"-Zeitung: "Meine Frau Gaby hat mir nach einem Wortgefecht am Küchentisch voll eine geplättet." Die Beschuldigte stellt die Sache allerdings andersherum dar.

Einzelfälle, die die Regel vom prügelnden Ehemann bestätigen? "Keinesfalls", sagt Prof. Wolfgang Amendt. Der Wissenschaftler von der Uni Bremen befragte 3600 Scheidungsväter. Resultat: Bei 31,8 % der Paare in der Scheidungsphase fliegen regelmäßig die Fäuste. In 14,8 % der Fälle geht die Gewalt vom Mann aus. in 20,8 % prügeln beide los - und in 64,4 % (!) schlagen die Frauen auf ihren Partner ein.

Prof. Amendts überraschende Ergebnisse werden von internationalen Studien bestätigt. Laut Uni Wisconsin gaben 19 % der befragten Frauen zu, ihren Partner schwer misshandelt zu haben. Bei den Männern waren es nur 6 %. Männer wehren sich seltener als Frauen und bringen die Attacken fast nie zur Anzeige, so Prof. Amendt. Grund: Sie schämen sich - es gilt als peinlich, sich von einer Frau verhauen zu lassen. So kommen ein Großteil der Angriffe auf Männer gar nie ans Tageslicht.

Doch die Politik ignoriert häusliche Gewalt von Frauen weitgehend. Ein vom Bundestag 2001 in Auftrag gegebenes Gutachten verschwand schnell in den Berliner Schubladen - weil es enthüllte, dass Frauen mindestens ebenso brutal vorgehen wie Männer.

Prof. Amendt: "Die Fakten erschüttern die schöne Ideologie, wonach Frauen nur friedfertig und zur Gewalttätigkeit nicht fähig sind. Doch dieses Bild muss bestehen bleiben - zu viele bequeme und öffentlich bezahlte Jobs in Frauenhäusern, Gleichstellungsstellen usw. hängen daran."

Die Lösung? Prof. Amendt: "Es darf kein Tabu mehr sein, dass Männer auch Opfer sind. Um häuslicher Gewalt vorzubeugen, muss man in den Familien intervenieren, ohne Vorurteile. Gewalt geht von Menschen, nicht nur von Männern aus."

Studien belegen, dass Männer eher die nackte Faust benutzen, um Frauen zu malträtieren. Frauen hingegen greifen zu Gegenständen, um ihre körperliche Kraft gegenüber Männern zu optimieren Viele Opfer, die Zuflucht im Männerhaus oder Selbsthilfegruppen suchen, erzählen, dass sie Treppen hinuntergestoßen wurden, dass mit Tellern nach ihnen geworfen worden sei oder Frauen mit Gegenständen wie Flaschen, Bücher, Scheren auf sie losgegangen seien.

Hilfe für Männer gibt es z. B. unter folgenden Links:
www.maennerschmerz.com
www.gewalt-gegen-maenner.de
www.maennerbuero-trier.de
Gewaltberatungstelefon "Talismann Trier" e.V.: 0651 /99189036

Weibliche Gewalt wird positiv dargestellt

Früher waren schlagende Fäuste im Kino, in Werbespots, beim Boxen oder Wrestling eine reine Männerdomäne. Doch mittlerweile wird gerade die Frauengewalt als positiv dargestellt. Dafür sorgen nicht nur rabiate Fernsehkommissarinnen oder Superhexen wie Buffy und Xena, sondern auch Computeratimationen wie Lara Croft, Comic-Verfilmungen wie "Catwoman". Selbst Kindercomics wie "Kim Possible" setzen auf schlagkräftige Mädchen, die Männern das Fürchten lehren. Und auch Boxerinnen wie Weltmeisterin Regina Halmich oder die Kölnerin Julia Sahin erobern mit schlagkräftigen Argumenten die Frauenherzen. Schon früh haben Werbespots den Trend zur Ästhetisierung schlagender Frauen angeheizt: IKEA warf einst einen Mann unter dem Slogan "Entdecke deine Möglichkeiten" aus dem Auto. Die Botschaft ist simpel: Mit Männern kann man beliebig umspringen, wenn man sich als Frau nur schön sexy und erotisch in Szene setzt.

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