Sonntag, 25. November 2007

Die Zehn Gebote - Der Schlüssel zum Frieden!

Die Zehn Gebote oder der Dekalog gelten als die Grundlage der christlichen Ethik. Man findet sie im Alten Testament an zwei Stellen in den Bücher Mose. Ursprünglich war der Dekalog an das aus der Sklaverei befreite Volk Israel gerichtet. Er lieferte Grundlagen zur Sicherung der neuen Gemeinschaft. Die Gebote sind keine Rechtssprüche mit Strafmaßvorgaben.
Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg

Gebote, Forderungen und auch Verbote finden sich an vielen Stellen des Alten Testaments. Am bekanntesten ist wahrscheinlich der "Dekalog", (hebräisch: asäret ha-dibrót= zehn Worte oder gr.: he dekálogos nomothesia = aus zehn Worten bestehende Gesetz), der zweimal in den Bücher Mose auftaucht (2. Mose 20 auch "Exodus" und 5. Mose 5., auch "Deuteronomium"). Jeder Hauptsatz des Dekalogs beginnt mit einen zunächst eher abschreckendem "Du sollst nicht ...". Doch dieser Eindruck wird relativiert, sieht man sich den Kontext von Entstehung und Überlieferung genauer an.

Zur Zählung
Bei der Zählung der Gebote gibt es im Judentum und in den christlichen Kirchen unterschiedliche Traditionen. Die hier wiedergegebene Kurz-Fassung folgt der lutherischen und römisch-katholischen, die nahe an der jüdischen Tradition dran ist. Eine andere als die hier wiedergegebene Zählung ergibt sich dort, wo das Bilderverbot - "Du sollst dir kein Bildnis machen" - gesondert als zweites Gebot geführt wird.

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die ersten drei Gebote das Verhältnis zu Gott klären, während die letzten sieben das Verhältnis zu den Mitmenschen und damit auch unsere soziale Verantwortung ansprechen. Die Zehn Gebote sind keine religiöse Zwangsbestimmung, vielmehr erinnern sie den Menschen an seine soziale Verantwortlichkeiten und bestätigen ihn als freiheitliches Wesen.

Ausschnitt aus der Zehn-Gebote-Tafel von Lucas Cranach d. Ä. (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg
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Ausschnitt aus der Zehn-Gebote-Tafel von Lucas Cranach d. Ä. (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
1. ...Du sollt keine anderen Götter haben neben mir
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

In der hebräischen Bibel stand ursprünglich "Ich bin Jahwe, dein Gott." Im Unterschied stellte Gott sich mit Namen vor, übersetzt lautet der Satz dann: "Ich bin, der ich bin" oder "Ich werde sein, der ich sein werde" und zugleich "Ich bin bei Euch".

Der Zusatz "Ich bin Jahwe, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland aus der Knechtschaft geführt habe" erinnert an die Befreiung der Juden aus Ägypten. Insofern wird mit dem ersten Gebot auch an einen befreienden und nicht einen "kommandierende" Gott angeknüpft. Thematisiert wird damit alles, was den Menschen in selbstverschuldete oder aufgezwungene Abhängigkeit hineinführt.

Das 2. Gebot. Ausschnitt aus der Zehn-Gebote-Tafel von Lucas Cranach d. Ä.. (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg
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Das 2. Gebot. Ausschnitt aus der Zehn-Gebote-Tafel von Lucas Cranach d. Ä.. (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
2. Du sollst den Namen des Herrn ... nicht missbrauchen
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.

Auch hier steht im Urtext wieder der Eigenname Jahwe und nicht "der Herr", doch statt des Eigennamens, den die Juden gar nicht mehr aussprachen, wurde nur "der Herr" gesagt. Das Gebot warnt davor, Gott dienstbar oder nutzbar für trügerische oder egoistische Zwecke zu machen. Zum Tun im "Namen Gottes" zählen der Meineid, der Fluch, die falsche Prophetie, oder Zauberei. Einzig wird hier sogar eine Strafe angedroht. So wird bis heute die Religion, oder der Name Gottes als Aufhänger für Kriege oder Attentate benutzt.

Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg
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Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
3. Du sollst den Feiertag heiligen
Luther übersetzte hier den "Sabbattag" ("schabbat" = aufhören, ruhen) mit "Feiertag" und löst das Gebot aus seinem historischen Kontext.
Ursprünglich erinnert es an die Sklavenzeit des Volkes Israel in Ägypten. Es spricht sowohl die Beziehung zu Gott, als auch die Beziehung zu den Mitmenschen an. Einerseits soll an die Ehre Gottes gedacht werden, andererseits aber auch sollen die Menschen selber sich schonen. Dabei sollen Knecht, Magd, selbst das Vieh geschont werden und nicht arbeiten. Allerdings wird die Frau nicht extra erwähnt.

Zum 4. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg
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Zum 4. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren
Das Gebot ist nicht an Kinder gerichtet, sondern an die erwachsenen Söhne, die zur Versorgung der Eltern verpflichtet waren, wenn sie alt wurden. Der Verlust der Leistungskraft sollte nicht mit dem Verlust der Freiheit einhergehen. Das Gesetz schließt auch ein, den Eltern ein würdiges Begräbnis zu geben. Es ist das einzige Gebot im Dekalog, das eine Verheißung in sich trägt "auf, dass Du lange lebst in dem Lande das Jahwe dem Volk Israel geben wird." Heute, in unserer Gesellschaft kann der "Generationenvertrag" parallel dazu gesehen werden.

Zum 5. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg
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Zum 5. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
5. Du sollst nicht töten.
Hier steht das Gebot für die Tötung eines Mitmenschen durch den Einzelnen. Das hebräische "rasach" (= töten) meinte ursprünglich nur ungesetzliches, willkürliches Töten. Das Gebot schloss also das Töten im Krieg oder die durch die Gemeinschaft angeordnete Tötung, wie die Todesstrafe, aus. Später erweiterte sich die Bedeutung auf alles, was sich gegen menschliches Leben richtet. Dazu gehört aktuell auch die Diskussion um das vorgeburtliche Leben bzw. und den Umgang in der Forschung mit Embryonen.

Zum 6. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: MDR.DE
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Zum 6. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
6. Du sollst nicht ehebrechen.
Mit dem Gesetz sollte vor allem verhindert werden, dass ein Mann eine fremde Ehe brach, vor allem die Ehe des Nachbarn sollte geschützt werden. Gesichert wurde so die Rechtmäßigkeit der Nachkommenschaft und damit die Altersversorgung. Das Gesetz diente dem Schutz des Hausfriedens und des Gemeinschaftslebens. Es ging nicht so sehr um ein sexuelles Verbot. Die Leibfeindlichkeit für die die christliche Kirche oftmals steht, ist hier nicht enthalten.

Zum 7. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg
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Zum 7. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
7. Du sollst nicht stehlen
Besitz war die materielle und auch die rechtliche Grundlage für die Freiheit. Wer seinen Besitz verlor, musste in die Sklaverei. Es ging auch darum, dass die göttliche Zuteilung des Besitzes nicht von anderen angetastet werden durfte. Und dass jeder in Freiheit leben können sollte.

Aktuell lässt sich das Gebot auf die Diskussion um das Solidarprinzip in der Gesellschaft beziehen, oder parallel, zwischen den Nationen in der globalisiserten Welt. Das Solidarprinzip einer Gesellschaft oder der Nationen untereinander ist ein Mittel, um soziale oder globale Gerechtigkeit herzustellen und soziale oder globale Ungleichheiten abzufedern.

Zum 8. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg
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Zum 8. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden ...
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Ursprünglich bezog sich dieses Gebot auf die Aussage vor Gericht, er betraf also die Rechtssprechung. Der Zeuge musste die Wahrheit sagen, damit kein Falscher zu Schaden kam, sprich sein Leben, sein Besitz oder seinen guten Ruf verlor. Doch das Gebot kann aktuell sowohl auf die Rechtsprechung, als auch auf das alltägliche Leben bezogen werden, in dem die Rede über den Freund, Kollegen, Nachbarn, Verwandten diesen nicht beschädigen, verraten oder verleumdet soll. Das im Arbeitsleben stattfindende "mobben" steht für einen solchen Vorgang der Rufschädigung im Arbeitsleben.

Zum 9. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg
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Zum 9. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Das neunte und das zehnte Gebot sind Verbote gegen das unmäßige Begehren, sog. "Begehrensverbote".
Hier ist vor allem gemeint, dass man sich keiner hinterhältigen Machenschaften bedienen soll, um an den Besitz eines anderen zu kommen. Mitgemeint ist damit aber auch die planvolle Zerstörung einer sozialen Gemeinschaft, für die das Haus steht.

Zum 10. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg); Rechte: Cranach-Stiftung Wittenberg
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Zum 10. Gebot. Lucas Cranach d. Ä., Die Zehn Gebote, 1516, Ausschnitt (Bild: Cranach-Stiftung Wittenberg)
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, ...
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

Im zweiten Buch Mose wird die Frau unter den Gütern aufgeführt, die zum Haus des Mannes gehören, gemeint ist die gesamte Hausgemeinschaft. Im fünften Buch Mose ist das "Verlangen nach der Frau des Nächsten" noch ein eigenständiges Gesetz. Eine Rolle spielt evtl. der Bezug zur Schöpfungsgeschichte (Genesis 1,27) in der Gott Mann und Frau aus dem göttlichem Odem schuf. Das letzte Gesetz ist wieder ein "Begehrensverbot".

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