Rudolf Steiner Verlag wegen Rassendiskriminierung angezeigt
Dornach. Rassismus-Experte will Buch verbieten lassen
QU: Basler Zeitung, 29.09.2007
Wegen umstrittener Textstellen im Werk von Anthroposophie-Gründer Rudolf Steiner unternimmt der Rechtsextremismus-Experte Samuel Althof rechtliche Schritte.
«(...) Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte.» Diese Passage, geschrieben von Rudolf Steiner und 2004 vom gleichnamigen Dornacher Verlag herausgegeben, ist für Samuel Althof klar «menschenfeindlich». Der Basler Rassismus-Experte hat Strafanzeige gegen den Verlag erstattet: «Man muss verhindern, dass ein solches Buch mit Sätzen, die einem ganzen Volk die Existenzberechtigung aberkennen, weiter erscheint», fordert Althof.
Steiner sei nicht nur unproblematisch, warnt der Kritiker. Innerhalb der Anthroposophie setze sich diese Erkenntnis zwar langsam durch, aber noch nicht genug. Althof kritisiert, der Verlag habe es damals versäumt, die bekanntermassen umstrittenen Stellen im Buch mit einer Fussnote zu versehen. Damit hätte er es den Lesern ermöglicht, die radikalen Ansichten Steiners im richtigen historischen Licht zu betrachten. «Offenbar geht es nur mit Druck», folgert Althof. Er fordert den Verlag auf, seine Verantwortung wahrzunehmen und neu ausgelieferte Exemplare des umstrittenen Buchs, bis zum Erscheinen einer kommentierten Neuauflage, mit einem erklärenden Beiblatt zu versehen.
«PROBLEM IST BEKANNT.» Dem Verein «Nachlassverwaltung Rudolf Steiner» mit Sitz in Dornach ist das Problem mit der möglichen rassistischen Auslegung mancher Passagen bekannt, wie Cornelius Bohlen, der Präsident des Vereins, sagt. Seit dem Jahr 2000 liege ein Bericht einer niederländischen Kommission vor, in dem alle umstrittenen Stellen aufgelistet seien. «In den neusten Auflagen der Bücher weisen wir bei diesen Passagen mit Fussnoten auf die Problematik hin.» Allerdings könne es noch ein Weilchen dauern, bis die neuen Auflagen der Bücher in den Umlauf kommen. Bohlen könnte sich aber › wie von Althof gefordert › ebenfalls vorstellen, den Büchern ein Beiblatt mit Erklärungen beizulegen.
Rassismus vorgeworfen
Dornach Klage gegen Rudolf Steiner Verlag
QU: Basellandschaftliche Zeitung, 28.09.2007
Samuel Althof, Gründer der «Aktion Kinder des Holocaust», hat den Rudolf Steiner Verlag in Dornach bei der Solothurner Staatsanwaltschaft angezeigt. Grund sind Passagen aus Reden von Rudolf Steiner (1861 › 1925), dem Gründer der Anthroposophie. Dies meldet «Telebasel».
Steiner sagte, dass das Judentum als solches sich erhalten habe, sei «ein Fehler der Weltgeschichte». Solche Aussagen in Band 32 des 2004 neu aufgelegten Gesamtwerks von Rudolf Steiner würden im Buch nicht kommentiert, sagt Althof. Er verlange nicht, dass der Verlag die Aussagen lösche, aber dass er sie kennzeichne und kritisch kommentiere. «Das Beispiel zeigt, dass Rudolf Steiner ein Rassismusproblem hatte», sagt Althof. Walter Kugler, Leiter des Rudolf Steiner Archivs, war gestern nicht erreichbar. Er schrieb im Buch «Feindbild Steiner», die Nazis hätten die Anthroposophie verboten › unter anderem, weil Steiner «enge Beziehungen» mit Juden hatte. (bru)
Freitag, 16. November 2007
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