Freitag, 4. April 2008

Lüge und westliche Arroganz im Dienste der Weltherrschaft

Das Recht auf Leben gilt für alle
Ein Plädoyer gegen Lüge und westliche Arroganz im Dienste der Weltherrschaft
von Paul Craig Roberts*

Paul Craig Roberts ist Wirtschaftswissenschafter, unter Präsident Ronald Reagan war er 1981–1982 Vizefinanzminister; Redakteur und Kolumnist für renommierte Magazine wie «Wall Street Journal» und «National Review»; Autor zahlreicher Bücher, zuletzt «The Tyranny of Good Intentions: How Prosecutors and Bureaucrats Are Trampling the Constitution in the Name of Justice» (2000). Er publiziert regelmässig auf den Webseiten www.antiwar.com und www.counterpunch.org.

Nach der Verbrüderung mit Premierminister Ehud Olmerts israelischer Rechtsregierung verbreitete US-Präsident George W. Bush die israelisch-neokonservative Kampagne gegen Iran in den arabischen Staaten. So authentisch wie der «Philippinische Affe»1 teilte Bush den arabischen Staaten mit, dass «Iran der grösste staatliche Terror-Sponsor der Welt sei» und dass «die iranischen Aktionen die Sicherheit aller Staaten gefährden».
Ohne Erfolg. Jeder Staat der Welt – ausser Amerika – weiss inzwischen, dass die USA weltweit der grösste staatliche Terror-Sponsor sind. Aber bevor wir uns damit beschäftigen, betrachten wir zunächst, was Bush unter «Terrorist» und Irans Unterstützung von Terrorismus versteht.
Bush betrachtet Iran als den grössten staatlichen Terror-Sponsor, weil Iran angeblich die Hizbollah in Libanon und Hamas im palästinensischen Ghetto finanziert. Hizbollah und Hamas sind zwei Organisationen, die wegen der israelischen Aggression gegen Palästina und Libanon bestehen. Die beiden Organisationen werden als «Terroristen» gebrandmarkt, weil sie sich Israels Raub von Palästina und seinen Anschlägen auf Südlibanon widersetzen. Beide Organisationen sind Widerstandsorganisationen. Sie widersetzen sich Israels territorialer Expansion, und das macht sie zu «Terroristen».
Politiker provozieren «Terror»
Sie sind «Terroristen», weil sie keine Milliarden an US-Militärhilfe erhalten und weil sie keine Armeen mit Panzern, Düsenjägern und Kampfhubschraubern, unterstützt von US-Spionagesatelliten und Israels Atomwaffen, ins Feld schicken können, obwohl Hizbollah, eine kleine Miliz, die israelische Armee bereits zweimal besiegt hat. Wie auch immer, Palästina ist derart stark unter israelischer Herrschaft, dass sich Hamas nur mit Selbstmordattentätern und veralteten Raketen wehren kann. Es ist unaufrichtig, die terroristische Antwort, aber nicht die Politik, welche diese Antwort provoziert, zu verurteilen.
Die USA sind im Krieg im Irak, weil die Neokonservativen Israel von den islamischen Regierungen – Irak, Iran und Syrien –, die nicht amerikanische Stellvertreter und daher bereit sind, den palästinensischen und den libanesischen Widerstand gegen die israelische Aggression zu unterstützen, befreien wollen. Israel hat, geschützt von den USA, vier Jahrzehnte lang UN-Resolutionen missachtet und systematisch Palästinenser aus Palästina vertrieben.
Amerikaner halten sich selbst und Israel nicht für terroristische Staaten, die Beweise sind aber umfangreich und überwältigend. Dank der Macht der Israel-Lobby kennen die Amerikaner nur die israelische Seite der Geschichte, wonach böse antisemitische Palästinenser die unschuldigen Israeli nicht in Frieden leben lassen und mit ihrem ungerechtfertigten Terror einen unschuldigen israelischen Staat angreifen.
Israelische Soldaten schiessen palästi­nensische Kinder auf der Strasse nieder

Die Fakten sind völlig anders als die israelische Propaganda. Israel besetzt illegal Palästina. Israel schickt Bulldozer in palästinensische Dörfer, reisst palästinensische Häuser nieder, tötet von Zeit zu Zeit einen amerikanischen Protestierer2 und vernichtet palästinensische Olivenhaine. Israel schneidet palästinensische Dörfer von Wasser, Spitälern, Feldern, Arbeitsplätzen und Schulen ab. Israel errichtet spezielle Strassen durch Palästina, die nur von Israeli benutzt werden dürfen. Israel errichtet überall Strassensperren, um palästinensische Fahrten zu Spitälern, zu Schulen und zwischen verschiedenen Enklaven oder Ghettos zu behindern. Viele Palästinenser sterben, weil sie nicht rechtzeitig die Strassensperren passieren können, um zu medizinischer Hilfe zu kommen. Israel baut illegale Siedlungen auf palästinensischem Land. Israelische zionistische «Siedler» sorgen selbst dafür, Palästinenser von ihren Dörfern und Städten zu entfernen, um diese in israelische Siedlungen umzuwandeln. Eine riesige Mauer wurde errichtet, um das gestohlene palästinensische Land von den verbliebenen isolierten Ghettos abzutrennen. Israelische Soldaten schiessen palästinensische Kinder auf der Strasse nieder. Das tun auch israelische zionistische «Siedler».

All das ist so oft von verschiedenen Organisationen dokumentiert worden, dass es geradezu rührend ist, dass die Amerikaner so unwissend sind. Israelische Friedensgruppen wie Gush Shalom oder Jeff Halpers «Israeli Committee Against House-Demolitions» zum Beispiel bieten reichliche Dokumente über Israels Raub von Palästina und die Verfolgung der Palästinenser (www.icahd.org). Immer wenn die Uno eine Resolution gegen die Verbrechen Israels beschliesst, erheben die USA Einspruch. Der Film des Palestinian Agricultural Committees, «The Iron Wall», beschreibt das Ausmass der israelischen Verbrechen gegen Palästina. Präsident Jimmy Carter, ein Freund Israels, versuchte Frieden im Nahen Osten zu stiften, aber er wurde von Israel frustriert. Carter wurde von der israelischen Lobby dämonisiert, als er zutreffend die von Israel geschaffene Situation als «Apartheid» bezeichnete. Historiker, unter ihnen die führenden Israels wie Ilan Pappe, haben «The Ethnic Cleansing of Palestine», so der Titel des von Pappe 2006 publizierten Buches, beschrieben. Israeli wie Uri Avnery, ein früherer israelischer Parlamentsabgeordneter, kritisieren die israelische Politik gegen Palästina schärfer als irgend jemand in Amerika. Die israelische Tageszeitung «Haaretz» ist unverblümter in ihrer Kritik an der israelischen Politik, als es sich irgendeine Zeitung in Nordamerika oder Europa getraut. Aber das nützt alles nichts im gleich geschalteten Amerika, wo Israeli weisse und Araber schwarze Hüte tragen.

Terror bedeutet, in einem der amerika­nischen Folterkerker gefoltert zu werden

Die Ignoranz der Amerikaner erlaubt es der US-Aussenpolitik, Israel zu Diensten zu sein. Wie Uri Avnery jüngst schrieb, würde ein Besucher von einem anderen Stern, der die jüngste Pressekonferenz in Jerusalem besucht hätte, angenommen haben, dass Olmert der Führer der Supermacht und Bush sein Vasall sei. Die Amerikaner wissen nicht, was Terror ist. Um Terror zu kennen, muss man Palästinenser, Iraker oder Afghane sein.
Layla Anwar, eine irakische Internet-Bloggerin, beschreibt, was Terror ist. Terror bedeutet, an einer Hochzeit teilzunehmen und von einer amerikanischen Rakete oder Bombe in Stücke gerissen und als Überlebende beim Begräbnis des Brautpaares in die Luft gesprengt zu werden. Terror sind Soldaten, die mitten in der Nacht dein Tor aufsprengen, Gewehre an deinen Kopf halten, Brüder, Söhne und Ehemänner mit Kapuzen über den Köpfen wegbringen und zurückkehren, um die schutzlosen Frauen zu vergewaltigen. Terror bedeutet, in einem der amerikanischen Folterkerker gefoltert zu werden. Terror ist «von einem Spital zum anderen zu laufen, von einem Gefängnis zum anderen, von Miliz zu Miliz auf der Suche nach den Deinigen, um sie dann an den Plomben ihrer Zähne in einem Leichenhaus zu erkennen».
Für Menschen, die von amerikanischer Hegemonie betroffen sind, bedeutet Terror, zu erkennen, dass Amerikaner kein moralisches Bewusstsein haben. Terror bedeutet Mangel an Medizin infolge amerikanischer Sanktionen, die den Tod von 500 000 irakischen Kindern verursacht haben. Und als Lesley Stahl Präsident Clintons Aussenministerin Madeleine Albright fragte, ob die amerikanische Politik den Tod dieser Kinder rechtfertige, sagte diese: «Wir denken, es ist den Preis wert.»
Wenn Amerikaner und Israeli andere Völker bombardieren, ist das kein Terror

In der Denkweise der Schwachsinnigen im Weissen Haus und ihrer unmoralischen Unterstützer haben die zahlreichen Toten, für die Amerika verantwortlich ist, inklusive jener von Israel verursachten, nichts zu tun mit islamischer Feindschaft gegen Amerika. Im Gegensatz zur Ansicht, wonach Muslime uns wegen unserer «Freiheit und Demokratie» hassen, kommt die wirkliche Bedrohung von Bushs Polizeistaatmethoden und ignorierten Wahlen.
Es besteht eine Debatte über die Zahl der infolge Bushs illegaler Invasion, eines Kriegsverbrechens nach den Nürnberger Massstäben, getöteten Iraker, aber jeder stimmt zu, dass die Anzahl sehr gross ist. Viele Tote sind ein Resultat von amerikanischen Bombardements der Zivilbevölkerung, wie es die Israeli in Libanon getan haben und in Gaza noch tun. Diese Bombardements sind nicht neu. Präsident Clinton hat Zivilisten in Serbien bombardiert, um den Serben seine Politik aufzuzwingen. Aber wenn Amerikaner und Israeli andere Völker bombardieren, ist das kein Terror. Es ist nur dann Terror, wenn die USA oder Israel als Vergeltung angegriffen werden.
Die israelischen Luftangriffe auf Wohnhäuser in Beirut sind kein Terror. Aber wenn sich ein Palästinenser einen Selbstmordgürtel umschnallt und sich dann selbst in einem israelischen Kaffee in die Luft sprengt, dann ist das Terror. Wenn Clinton einen serbischen Personenzug bombardiert, ist das kein Terror, aber wenn eine vergrabene Bombe einen amerikanischen Panzer irgendwo im Irak zerstört, ist das Terror. Aggressoren haben immer Entschuldigungen für ihre Aggressionen. ­Hitler war ein Experte darin. Ebenso sind es die USA und Israel.
Unglücklicherweise für die Welt gibt es nur eine geringe Chance für einen Wandel in Amerika oder Israel. Die Präsidentschaftskandidaten (Ron Paul und Dennis Kucinich), die einen Wandel in Washington bewirken würden, ohne den auch kein Wandel in Israel geschehen würde, bewerben sich nicht um die Nominierung ihrer Partei. Wie John J. Mears­heimer am 12. Januar festgestellt hat, stehen die Bewerber genauso unter dem Einfluss der Israel-Lobby wie Bush.3 Die Kandidaten sind Bush-Klone und sind genauso stark wie Bush auf Hegemonie, Krieg, Israel und Gewalt fixiert.
Wenig Hoffnung auf andere US-Politik

Eine mögliche Ausnahme ist Obama. Wenn er eine Ausnahme sein sollte, dann lässt ihn das für die bestehenden Machtstrukturen zur Gefahr werden. Wie wir das in den Vorwahlen in New Hamsphire gesehen haben, könnten die republikanisch gelieferten und republikanisch programmierten elektronischen Abstimmungsmaschinen von Diebold leicht so manipuliert werden, dass seine demokratische Nominierung verhindert wird. Hillary wird sich Israels Wünschen nicht widersetzen, während der Präsidentschaft ihres Ehemannes wurden die dämonisierten Opfer nach Belieben bombardiert.
Es besteht keine wesentliche Differenz zwischen den Kandidaten und George W. Bush. Der Gouverneur von Alabama, George Wallace, ein überraschend erfolgreicher unabhängiger Kandidat, sagte 1968: «Da sind nicht einmal zehn Cent Unterschied zwischen der Demokratischen und der Republikanischen Partei.» Heute, vier Dekaden danach, gibt es nicht einmal einen Penny Unterschied, nicht eine Unze Differenz. Beide Parteien haben sich als kriegstreiberische Polizeistaat­parteien enthüllt. Die US-Verfassung hat wenige Freunde in der Hauptstadt. •

Quelle: GÖAB-Materialien, Heft 65, Februar 2008

*Original: «Bringing Death and Destruction to Muslims». Aus: www.antiwar.com/roberts/?atricleid=12224. (Übersetzung Fritz Edlinger)

1 «Filipino Monkey» ist das Pseudonym, welches von Radio/Funk Witzbolden in Übersee Radioübertragungen zumindest seit den 80er Jahren verwendet wird, und zwar vor allem im Persischen Golf. Diese Art von Hackern verbreiten komische, verwirrende oder auch bedrohliche Nachrichten auf einem Kanal, der üblicherweise für internationale Seenotrufe verwendet wird. Es ist übrigens nicht von der Hand zu weisen, dass der jüngste Zwischenfall zwischen US-Kriegsschiffen und iranischen Schnellbooten in der Strasse von Hormus auf einen derartigen Filipino Monkey zurückzuführen war. (Siehe auch unter en.wikipedia.org/wiki/Filipino_Monkey) [Anm. der Red.]
2 Er spielt hier unter anderem auf den Tod der amerikanischen Friedensaktivistin Rachel Corrie an, die 2003 von einem israelischen Katerpillar getötet worden ist. Siehe auch www.rachelcorrie.org. [Anm. der Red.]
3 Der US-amerikanische Politikwissenschafter hat jüngst gemeinsam mit seinem Kollegen Stephen M. Walt das Buch «Die Israel-Lobby» herausgebracht, welches in deutscher Übersetzung im Campus Verlag erschienen ist.

1 Kommentar:

Egon Stein hat gesagt…

Lüge und westliche Arroganz im Dienste der Weltherrschaft.
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Ein bemerkenswerter Bericht!
Deutsche Politiker haben dem deut-
schen Volk auf e w i g eine Schuld erwirtschaftet und die Israeli haben sich auf e w i g ihre
Opferrolle erkauft;nach dem Prinzip
>das e i n e existiert, weil das
a n d e r e akzeptiert!< Das deutsche Volk hat den Wohlstand ge-
sucht und ist daran zerbrochen. Die Israeli haben die Macht gekauft
Der weltpolitische Ist-Zustand be-legt diese Tatsache.Israelis erleb-
ten die Bestialität und mussten deshalb keine Humanität berücksich-
tigen, an die die Bürger des Wes- tens zugrundegehen. Sie können sich
den von den westlichen Politikern gestützten Terror "leisten" aber sie erkennen offenbar nicht, dass sie von diesen als Bollwerk miss-
braucht werden.Kriege gehen immer
von der selbst ernannten Nomenkla-
tur aus, das Volk hat zu bezahlen.
Das heisst, die Volksmehrheit lässt
sich manipulieren.Egon Stein,CH- 6045 Meggen.www.egonn.de< www.
blogger.com<
steinegon@gmail.com< www.

niest.de.egon-stein
@sunrise.ch