Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten tritt ein generelles Buchverbot für Bücher von vor 1985 in Kraft. Betroffen: Kinderbücher.
Vollkommen unbemerkt von der Öffentlichkeit tritt in den USA ein Bücherverbot in Kraft. Die Regierung hat den Verkauf, die Weitergabe oder auch nur das Verschenken von Kinderbüchern, die vor 1985 gedruckt wurden, generell verboten und Zuwiderhandlungen unter Strafe gestellt.
Das Gesetz ist Bestandteil einer Verordnung, die sich eigentlich auf gefährliche Inhaltsstoffe bei Kinderspielsachen bezieht. In einem Unterpunkt wurden allerdings auch Kinderbücher mit einbezogen.
Das US-Internetmagazin Cityjournal* titelt "Der neue Buch Bann" - "Kinderbücher brennen dank Regierung". Das Magazin kommt zu dem Schluss, dass es kaum zu glauben ist, aber die Gesetzgebung sei Realität.
It’s hard to believe, but true: under a law Congress passed last year aimed at regulating hazards in children’s products, the federal government has now advised that children’s books published before 1985 should not be considered safe and may in many cases be unlawful to sell or distribute. Merchants, thrift stores, and booksellers may be at risk if they sell older volumes, or even give them away, without first subjecting them to testing—at prohibitive expense. Many used-book sellers, consignment stores, Goodwill outlets, and the like have accordingly begun to refuse new donations of pre-1985 volumes, yank existing ones off their shelves, and in some cases discard them en masse.
Einzelne Besitzer, Buchläden, Antiquare oder Gebrauchtshops werden aufgrund dieses Gesetzes gezwungen, die Bücher zu vernichten, bzw. zu verbrennen. Jede Form der Weitergabe ist untersagt, wenn der "Weitergeber" sich vorher nicht einwandfrei davon überzeugt hat, dass die alten Bücher nicht geeignet sind, Kinder irgendwie zu gefährden. Die Verordnung bezieht sich dabei allerdings auf die Inhaltstoffe der Bücher und mögliches Blei in der Druckerschwärze bzw. gesundheitsgefährdende Stoffe im Papier.
Dieser Begriff kann bekanntlich sehr weit ausgelegt werden. Infolgedessen wird es in den USA demnächst wohl zu einer großen Büchervernichtungsaktion kommen, um jeden Zweifel auszuschließen - obwohl bisher kein einziger Fall bekannt ist, bei dem ein Kind aufgrund der genannten Gefahren zu Schaden gekommen ist.
Dennoch - die Besitzer solcher Literatur können es sich kaum erlauben, irgendein Risiko einzugehen.
Nun könnte man ja meinen, es handele sich "nur " um Kinderbücher. Kritiker wenden hingegen ein, dass dieses Gesetz dennoch stark Ähnlichkeiten mit der Bücherverbrennungsaktion im Dritten Reich habe.
Der Schritt vom Verbot irgendwelcher harmloser Kinderbücher zur Konfiskation von anderer, möglicherweise unliebsamen Literatur sei nur ein Kleiner, so Kritiker. Zudem sei es, wenn es um Kinderbücher geht, immer noch in der Entscheidungsgewalt der Eltern, was die Kleinen zu lesen bekommen und was nicht.
Zudem ist auch vor 1985 bisher kein Fall bekannt, indem irgendwelche Kinderbücher tatsächlich für die Zielgruppe in irgendeiner Weise schädlich gewesen sein könnten. Insofern ist das Kinderbuchverbot völlig überflüssig.
Überflüssig aus Sicht der Regierung vielleicht nicht, merken Kritiker an, weil man anhand dieses Verbots leicht testen kann, inwiefern es wirklich fruchtet. Unterm Strich glauben viele Beobachter, dass das lächerliche Verbot nur ein Test, ein Vorläufer für zukünftige Verbote sei, die noch viel weiter gehen könnten. Denn 1985 war durchaus auch ein symbolisches Jahr.
1985 war so ungefähr die Wasserscheide, bis zu der noch halbwegs frei und politisch unkorrekt gedruckt werden konnte. So z.B. gab es damals auch noch umfangreiche Literatur zu dem heute eher politisch inkorrekten goldgedeckten Geldsystem.
Das gab es zwar 1985 schon nicht mehr - aber bis dahin hatte sich die Erinnerung gut und frisch erhalten und was sich auch in entsprechender Literatur niederschlug.
Fazit: Erst gehen die alten Kinderbücher, dann geht der Rest der geistigen Freiheit und Bildung. Stalin und Hitler waren mit ihren Bücherverbrennungen und offenen Zensurlisten und Konfiskationen viel zu provokativ.
Die subtilen Diktatoren von heute erreichen über bürokratische Verbannungen das selbe auf wesentlich subtilere Art. Schöne neue Welt.
Donnerstag, 23. Juli 2009
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