Donnerstag, 30. Juli 2009

Interview mit einem Börsenpropheten

MMnews wies als erster auf den Crash hin, im Juni 2008 Infokriegernews.de: Michael, Du bist vielen Fernsehzuschauern noch als nonchalanter Börsenprophet von n-tv bekannt. Seit wann bist Du nicht mehr im Fernsehen zu sehen und wie kam das?
Ich bin immer noch im Fernsehen, nur schlechter empfangbar in Deutschland. Derzeit arbeite ich noch für CNBC und berichte weltweit von der deutschen Börse. Börsenfernsehen mache ich nun schon seit fast 20 Jahren. Ich habe Crash und Übertreibungen miterlebt. Und derzeit ist es ja auch wieder eine spannende Phase, weil’s dies Mal ums Ganze geht: Unser Finanzsystem.
Infokriegernews.de: Was bewog Dich zur Gründung der Wirtschaftszeitung MMnews? Gab es da den berühmten innerlichen Ruck bei Dir und was ist das Ziel dieser Seite?
Wer bei der Finanzmarktberichterstattung in die Tiefe geht, der merkt schnell, dass oft Scheinkorrelationen im Spiel sind. Nicht die Nachrichten machen Kurse, sondern Kurse die Nachrichten. Darüber hinaus wird die vermeintliche Kausalität nur durch zwei Nachrichtenagenturen bestimmt. Das ist sozusagen das Gesetzbuch des Börsenreporters: Wenn’s bei Reuters steht, dann darfst du es so sagen. Dieses immer wieder nachzuplappern ist mit der Zeit ermüdend.
Infokriegernews.de:Pflegst du noch Kontakte in die Finanzwelt, oder sind diese inzwischen alle Empfänger staatlicher Transferleistungen in Milliardenhöhe geworden und hast du mittlerweile Abstand von den guten Freunden genommen?
Die Kontakte sind mir nach wie vor wichtig. Viele erzählen hinter der Kamera mehr als davor. Aber man kann die Finanzwelt wirklich in zwei Einheiten einteilen: Die einen leben und interpretieren die Wirtschaftswelt so, wie es der Mainstream verlangt. Und die anderen, eine winzige Minderheit, versucht tatsächlich in die Untiefen der Geldillusion hinabzusteigen. Doch bei den meisten beißt man auf Granit, wenn man kritische Fragen stellt. Das war auch bei Fed-Chef Bernanke so. Aber auch viele ehemalige Bundesbänker sind nicht sehr auskunftsfreudig. Wenn es um die Hintergründe der Geldsystemkrise geht, stößt man schnell auf eine Wand des Schweigens.
Schockierend jedoch ist, dass auch viele hochgestellte Finanzpersönlichkeiten die Grundlagen des Geldsystems nicht beherrschen und deshalb auch keine echte Ursachenforschung in Sachen Krise betreiben können. Das ist ungefähr so, als wenn ein Mathelehrer das Einmaleins nicht kennt. Und noch schockierender ist, dass praktisch alle Bundestagsabgeordneten keine Ahnung haben, was eigentlich los ist. Deshalb konnten sie auch von den Banken so leicht um den Finger gewickelt werden.
Infokriegernews.de: Seit Monaten gibt es Anzeichen dafür, dass die G20-Regierungen an einer neuen Weltwährung basteln. Die immer wieder erwähnten Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds sind ja eigentlich keine reguläre Währung, sondern ein Währungspaket aus Dollar, Euro, Yen und Pfund. Du hast aber bereits am 18.März im Artikel “Weltpanik, Weltmanipulation und Weltwährung ” auf die Einführung einer regulären Weltwährung, Arbeitsname “Globo”getippt.
Ich habe mit einigen einflussreichen Leuten gesprochen, die unter anderem auch an namhaften Zentralbanken arbeiteten und arbeiten. Demnach gibt es wohl Überlegungen, dass der Dollar in Richtung 100 Yen und 1 Euro geschleust werden soll. Also 1USD=1Euro=100Yen – Und dann kann man es ja „Globo“ nennen. Ich halte diese Variante für die letzte große Betrugsaktion seitens der Fed und kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie Realität wird. Aber bei so viel Unwissenheit rund um den Globus in Sachen Geld kann alles passieren.
Der Euro, der bisher größte Unsinn der Währungsgeschichte, wurde ja auch Realität. Und wenn man den Leuten sagt: „Ist doch praktisch, dann kannst du selbst in Tokio dein Pappbrötchen mit dem Globo zahlen – wie in Berlin“ – dann fallen doch mit Sicherheit alle darauf rein. Dass sie damit selbst rein gelegt wurden, merken sie erst, wenn das System kollabiert. Genauso wie der Euro zerbrechen wird!
Jedenfalls wäre es von Seiten der Amis eine geschickte Idee, den ansich wertlosen Dollar überbewertet in einer globalen Währungsunion aufgehen zu lassen. Dann hätten wir nämlich die Probleme der US-Wirtschaft mit am Hals und dürfen dafür geradestehen. Ähnlich sieht es ja jetzt schon bei den Sonderziehungsrechten aus, bei dem die US-Währung mit über 40% vertreten ist. Viel zu hoch, gemessen an der Wirtschaftsleistung der USA.
Infokriegernews.de:Auf dem italienischen G8-Gipfel stellte dann der russische Präsident strahlend eine neu geprägte Münze als neue Weltwährung vor, Inschrift: “Einheit in der Vielfalt”. Hast Du so etwas erwartet?
Ich halte das für einen Scherz. Der Russe ist genauso gefangen im Weltgeldsystem wie wir alle. Alleingänge sind da nicht erlaubt. Und selbst der Versuch wäre untauglich. Auch heute noch gilt: Wenn ich die Wahl zwischen Rubel und Dollar habe, dann würde ich mich wohl eher für den Dollar entscheiden. Die Fed hat zumindest in der letzten Jahrzehnten gezeigt, dass sie das Zepter in der Hand hält – und damit, aus ihrer Sicht, eine äußerst gute Politik gemacht hat. Immerhin wird der Greenback in allen Ländern als Tauscheinheit akzeptiert. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Dagegen kann kein neues Konstrukt „anstinken“.
Infokriegernews.de: Wie beurteilst Du in dieser Entwicklung die Rolle der “Bank für Internationalen Zahlungsausgleich”? Man munkelt ja, dies könne eine Art Weltzentralbank werden. Immerhin sitzen im BIZ-Direktorium Ben Bernanke von der US-Zentralbank Fed, Claude Trichet von der EZB, alles kommerzielle Banken, die ihr gedrucktes Geld praktisch an den Staat als dessen Währung verkaufen. Andererseits sitzt dort auch Zhou Xiaochuan von der staatlichen People’s Bank of China. Es gibt da eine Art Konkurrenzsituation zwischen der BIZ und dem IWF um die Rolle der Weltzentralbank. Welche Entwicklung prognostizierst Du?
Was heisst ‚man munkelt“ das die BIS Weltzentralbank sei? Sie ist es. Der ganze Apparat BIS hat ja schon fast sektenähnlicher Charakter. Die BIS in Basel ist wie ein Staat im Staate. Die Mitarbeiter genießen Immunität, besitzen Diplomatenpässe. Und das schönste: Sie müssen keine Steuern zahlen – anders als ihre verschuldeten Untertanen. BIS, das sind die Geldgötter – zusammen mit der Fed. Sie bestimmen den Kurs, sind unantastbar.
Es ist, gelinde gesagt, ein unglaublicher Vorgang, dass die BIS einen solchen Status besitzt. Sie wird von niemand kontrolliert und kann machen was sie will. Sie hat volle Kenntnis über das, was geldtechnisch passiert und entwirft merkwürdige Gesetze, an die sich alle halten müssen, außer die Amerikaner – siehe Basel II. Woran das wohl liegt?
Der IWF ist meiner Meinung nach nur ein Erfüllungsgehilfe der BIS. Der IWF wird rausgeschickt, wenn’s irgendwo brennt und soll checken, wie viele Milliarden notwendig sind, um einzelne Länder am Tropf zu halten.
Infokriegernews.de: Die mächtigste Bankenlobby der Welt ist die sogenannte “Gruppe der Dreißig”, auch G30 genannt. In diesem Gremium sind praktisch alle wichtigen Zentralbanker weltweit vertreten. Ihr Vorsitzender, Paul Volcker, ist Chefökonom von US-Präsident Obama. Wie beurteilst Du die Rolle der seit Anfang des Jahres amtierenden neuen Regierung in Washington?
Ich möchte weder in der Rolle Obamas noch in der von Bernanke sein. Es ist mir völlig rätselhaft, wie dieser Trümmerhaufen in den USA je wieder ans Laufen gebracht werden soll. Ein Land, das an einem einzigen Tag 7 Milliarden Schulden machen muss, um zu überleben, hat praktisch alle Karten aus der Hand gegeben. Hinzu kommt, dass durch den US-Kreditbetrug, der die ganze Welt in den Abgrund stürzte, niemand mehr die Schuldscheine des Landes kaufen will. Nun gut, jetzt kauft Ben sie selbst – aber wie lange soll das gehen?
Überregulierung und Terrorgesetze geben den USA zusätzlich den Rest. Aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist ein dekadenter Überwachungsstaat geworden, dessen Deindustrialisierung voranschreitet. Aber das haben sie sich selbst eingebrockt: Es war halt einfacher, Geld zu drucken und Schuldscheine in alle Welt zu verkaufen, als Produkte herzustellen.
Ich kenne die USA seit über 30 Jahren. Früher war New York das Non Plus Ultra. Doch davon ist nichts mehr übrig. Diesen Rang hat nun Shanghai und Tokio übernommen.
Infokriegernews.de: Wie müsste Deiner Meinung nach ein gerechtes Geldsystem aussehen und wie ein gerechtes Wirtschaftssystem, das niemanden übervorteilt und jedem eine faire Chance gibt? Braucht es da nicht irgendeinen Schiedsrichter? Und wer sollte das sein?
Das ist eine philosophische Frage. Wenn Geld im Spiel ist, dann ist es immer ungerecht. Ich hab echt keine Ahnung, wie so ein System aussehen könnte. Aber Fakt ist: Wenn wir so weiter machen, wie bisher, fährts gegen die Wand.
Wenn Geld und Zins im Spiel ist, dann hat es immer die Tendenz, dass es in der Hand weniger sich vermehrt. Aber diese „Anreicherung“ würde auch ohne Geld passieren. Ich hab fast den Eindruck, dass es evolutionär programmiert ist: Der Fittere überlebt. Fit in unserem System heißt, sich Dinge auszudenken, um andere Menschen auszubeuten, sie zu betrügen.
Tendenziell bin ich für Grundeinkommen, wie ich es auch in meinem Buch „Evolution des Erfolgs“ beschrieben habe. Jeder Mensch soll 500 Euro kriegen. So haben Familien automatisch mehr. Dafür Auflösung aller Transferämter, Schließung der Arbeitsämter, Sozialämter usw. Gleiche Steuersatz für alle würde die Finanzämter auf ein Minimum reduzieren. Meine Vorstellung: 25% vom Gewinn, keine Ausnahmen.
Vorübergehende Finanzierung dieser Revolution durch Schulden. – Ich denke, dass würde die Kräfte einer Gesellschaft neu entfesseln.
Andererseits: Was wollen wir eigentlich? Soll jeder mit einem Mercedes durch die Gegend fahren? Wohin führt eine Gesellschaft, die immer „Mehr“ will. Was ist das für eine Gesellschaft, in der Menschen zu bloßen Konsumenten degradiert werden? Bloße Shopping-Roboter, die konsumieren. Ein Leben für den Konsum. Der Gipfel der Perversion.
Hat schon mal je einer hinterfragt, was das bedeutet? „Konsumieren?“ Konsumieren heißt „verbrauchen, aufbrauchen“. Ein solcher Begriff ist in der Natur völlig unbekannt. In der Natur lebt alles von jedem. Es gibt keinen „Abfall“, keinen „Konsum“. Daran sollten wir uns orientieren. Dieser ganze Konsum-Wachstumsfetisch bedarf jedenfalls einer grundlegenden „Überarbeitung“. Wer zu fett ist, wird schneller krank. Das gilt auch für Gesellschaftssysteme. Wenn wir so weiter machen, droht der Untergang.
Infokriegernews.de: Im Herbst wirst Du auf der Blogger Conference Germany (BCG) als Referent teilnehmen. Wie siehst Du die Rolle der unabhängigen Medien in der aufkommenden Digitalen Epoche?
Wir leben in einer Welt der totalen Illusion. Nicht nur die Geldillusion prägt das Individuum. Ich verstehe die Aufgabe der unabhängigen Medien darin, den Menschen endlich die Augen zu öffnen und ihnen auch klar zu machen, dass viele Vorstellungen, die sie als „normal“ interpretieren, genau das Gegenteil davon sind: nämlich total irrational.
Unsere gesamte Gesellschaft in ihren Auswüchsen ist der Gipfel der Irrationalität. Das Streben vieler Menschen ist durch perfekte Marketing-Strategien einer monopolisierten Wirtschaft vollkommen in die Irre geleitet. Die Menschen „empfangen“ ihre Handlungsanweisungen über Satteliten-Schüsseln und Kabel. Aus dem Volk von Dichtern und Denkern wurde eine irrgeleitete Masse, welche rund um die Uhr durch Massenmedien gehirngewaschen wird. Da sollten die unabhängigen Medien – jeder für sich in seinem Bereich – dran arbeiten, diesen Wahnsinn aufzuzeigen.
Wir werden die Welt damit vielleicht nicht verändern, aber dennoch vielen Menschen zeigen, dass sie anders leben müssen und damit sogar glücklicher werden.
Wir müssen auch weg von dem Begriff „Blogger“. MMnews versucht diesen Weg zu gehen. Ein „Blogger“ gilt immer noch als etwas „abwegig, verrückt, nicht richtig ernst zunehmen“. Wir müssen eine alternative Medienwelt gestalten, welche in einem völlig entgleisten Gesellschaftssystem neue Wege zeichnet und den Menschen wieder zeigt, worauf es im Leben wirklich ankommt!

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