Indem sie Argwohn gegen Autoritäten als geistige Schwäche auslegten haben sie in der Geschichte immer wieder tyrannischen Regimen den Rücken gestärkt
Paul Joseph Watson
Dem Artikel des Psychologen John Gartner in der Publikation Psychology Today zufolge sind Leute, die dem Gedanken anhängen, dass Machthaber sich in dem Interesse verbünden ihre eigene Macht zu vergrößern, grenzwertige Psychotiker, die eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen. Gerade aber die Geschichte zeigt uns auf, dass Psychologen immer wieder autoritären Regimen dabei halfen, eine tyrannische und unmenschliche Politik durchzusetzen, indem sie versuchten den politischen Widerstand mit der Behauptung zu brechen, dass der Widerstand gegen Autoritäten eine geistige Krankheit sei. In unserem gestrigen Artikel haben wir hervorgehoben, wie Psychologen in der Sowjetunion benutzt worden waren um Skepsis und politische Opposition einem Zustand der geistigen Verwirrung zuzuordnen. Genau darauf zielt auch die Aussage ab, die sich durch Gartners krassen Artikel zieht. In der ehemaligen Sowietunion wurden Psikhuschkas – Nervenkliniken – dazu benutzt, politische Gefangene zu internieren, deren Theorien zu diskreditieren und sie sowohl geistig als auch körperlich zu brechen. Dieses Programm zur Bestrafung Andersdenkender wurde 1939 unter Stalin eingeführt. Der offiziellen sowietischen Psychiatrie und dem Moskauer Serbsky-Institut zufolge „werden Ideen über den Kampf nach Wahrheit und Gerechtigkeit von paranoiden Persönlichkeiten geformt.“ Diese Form der politischen Schizophrenie wurde unter Anderem mit Stromschlägen, elektromagnetischer Folter, Strahlungsfolter, Lumbalakupunktur, verschiedenen Drogen – wie zum Beispiel Betäubungsmitteln, Beruhigungsmitteln und Insulin – und Schlägen behandelt. Anne Applebaum, Autorin von Gulag: A History zeigt auf, dass mindestens 365 gesunde Leute wegen „politisch definierten Wahnsinns“ auf diese Weise behandelt wurden, wenngleich sie vermutet, dass es viele mehr waren. Die Psychologie erblüht in tyrannischen Regimen, was in Ulfried Geuters The Professionalization of Psychology in Nazi Germany erklärt wird. Im Dritten Reich war die enge Beziehung zwischen den regierenden Nazi-Verbrechern und den Psychologen von beiderseitigem Vorteil. Leute, wie der Nazi-Psychologe Ph. D. Robert Ritter waren behilflich beim Verfolgen von Minderheiten und beim Durchführen der durch Genozid geprägten Eugenik-Politik.
„Von Nazi-Deutschland, Südafrika, Russland und dem ehemaligen Jugoslawien bis hin zum heutigen Irak war oder ist die Psychiatrie eine wichtige Schlüsselfigur. Tatsache ist aber, dass die Verbindung zwischen autoritärer Regierung und Psychiatrie so alt ist wie die Psychiatrie an sich", schreibt Jan Eastgate, Präsident der Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte.
„Im 19. Jahrhundert gebrauchte der deutsche Kanzler Otto von Bismarck die Psychiatrie um die Bevölkerung zu beeinflussen und zu kontrollieren, um so seine Träume vom Eroberungsfeldzug zu verwirklichen.“ In seinem Buch Dangerous Minds: Political Psychiatry in China Today and Its Origins in the Mao Era, welches von der New York Times in einer Kritik als „wortgewandt und überzeugend“ angepriesen wurde, stellt der Autor Robert Munro dar, wie im brutalen kommunistischen China Psychiater und Psychologen an jenen, die auch nur kleinste negative Meinungen der regierenden Partei gegenüber äußern, eine geistige Schwäche diagnostizieren. Das Buch deckt auf wie „von den 1950er Jahren an nicht nur chinesische, sondern auch sonstige Andersdenkende, die die Regierung anprangerten, von der Polizei behindert, von Psychiatern begutachtet und schließlich als Psychopathen – oder für den Fall, dass man sie als geistig „normal“ bekundet hatte als Verbrecher – in das Gefängnissystem geworfen wurden.“ Ein von Munro zitierter offizieller Bericht der chinesischen Polizei über jene, die „psychiatrische Obhut“ benötigen, verzeichnet Leute die regierungsfeindliche Briefe schreiben, regierungsfeindliche Reden halten oder lediglich Meinungen zu nationalen oder internationalen Angelegenheiten vertreten, die als regierungsfeindlich angesehen werden könnten. Aber die Verwendung von Psychologen im Sinne der unmenschlichen Politik beschränkt sich nicht nur auf tyrannische Regime in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aktuelle Enthüllungen heben die Rolle von Psychologen hervor, die laut der Organisation Physicians for Human Rights an „illegalen Experimenten an Menschen“ und der Folter von Gefangenen in Guantánamo, Abu Ghraib, Bagram und anderen US-Gefangenenlagern beteiligt waren.
„Die PHR behauptet, dass Experten für Gesundheit an jedem Schritt in der Entwicklung, Anwendung und Legalisierung an dem beteiligt waren, was sie das geheime 'Folterprogramm' der CIA nennen,"berichtet die londoner Tageszeitung The Guardian. Ärzte und Psychologen überwachten aktiv die Foltertechniken der CIA und halfen dabei deren Effektivität auszuwerten, was eine „Verletzung der grundlegenden ethischen Werte“ gemäß der American Medical Association und eine schamlose Verletzung des Nürnberger Kodex von 1947 darstellt, welcher Experimente am Menschen ohne deren Zustimmung verbietet. Die enge Verbindung der CIA mit Psychologen und Psychiatern, welche die illegalen Folterprogramme leiten, erstreckt sich nun schon über einige Jahrzehnte.
„Der Historiker Alfred W. McCoy hat in seinem neuesten Buch A Question of Torture und in zahlreichen Artikeln und Interviews Licht in diesen Bereich gebracht", schreibt Stephen Soldz.
„Er dokumentiert den jahrzehntelangen Aufwand der CIA für psychologische Sachkenntnisse, um Foltermethoden zu entwickeln von denen man sich erhoffte, dass sie die Persönlichkeit von Häftlingen brechen konnten, damit diese bei einem Verhör keine erwünschten Informationen mehr zurückhalten konnten. Viele dieser Techniken wurden im Vietnamkrieg und in verschiedenen brutalen US-unterstützten Gegenaufstängen in Lateinamerika in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts angewendet.“ Auch wenn John Gartner in der Psychology Today ein einzelnes Beispiel eines „Verschwörungstheoretikers“ vorzeigt, der sich für Alex Jones aussprach und dann mit Schusswaffen in den Bohemian Grove eindrang und damit behauptet, dass „verschwörerisches Denken“ eine ernsthafte Bedrohung für die Gesellschaft darstelle, so zeigt uns die sich über Jahrhunderte erstreckende Geschichte, dass Psychologen und deren Taktik, Zweifel an Autoritäten und „verschwörerisches Denken“ als geistige Krankheit zu klassifizieren, eine Schlüsselrolle in der Erhaltung der Macht von diktatorischen Eliten spielen indem sie diesen durch Unterdrückung von Redefreiheit und legitimer politischer Opposition helfen ihre unmenschlichen Praktiken umzusetzen.
Montag, 7. September 2009
Psychologen - Die Handlanger der Faschisten
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