Mittwoch, 21. Januar 2009

Schizophrenie - die erfundene Krankheit

Unethische Psychiater verbreiten
Fehlinformationen über die Schizophrenie
von Al Siebert, Ph.D.

Zusammenfassung: Prominente Psychiater sagen, Schizophrenie sei eine Gehirnkrankheit wie Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose. Diese Behauptung widerspricht den wissenschaftlichen Fakten: kein Neurologe kann das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Schizophrenie im Labortest unabhängig nachweisen, weil die Mehrheit der Leute, bei denen die Diagnose Schizophrenie gestellt wurde, keinerlei neuropathologische oder biochemische Abweichungen hat, wogegen einige Leute ohne schizophrene Symptome solche biophysiologischen Abweichungen hat. Eine progressive Verschlechterung des Zustands tritt bei Leuten mit Schizophrenie normalerweise nicht auf: meistens zeigt sich mit der Zeit eine Verbesserung. Psychotherapie und Milieu-Therpie, ohne Medikamente, hat sogar bei den am schwersten gestörten schizophrenen Personen zu einer vollständigen Genesung und darüber hinaus geführt. Viele Leute, bei denen Schizophrenie diagnostiziert wurde, sind ganz ohne Behandlung wieder genesen, etwas, was bei Personen mit Parkinson, Alzheimer oder Multipler Sklerose noch niemals vorgekommen ist.


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Als im Juli 1998 zwei Wachen des United States Capitol Buildings von einem Mann erschossen wurden, von dem es hieß, er leide an "paranoider Schizophrenie", löste dies ein aufgeregtes Medieninteresse an "Schizophrenie" aus. Unglücklicherweise benutzten prominente Psychiatrie-Experten diese Gelegenheit, um in den Medien zu verkünden, Schizophrenie sei eine Gehirnkrankheit wie Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose. Diese Aussage stimmt mit den wissenschaftlichen Fakten nicht überein und führt die Öffentlichkeit in die Irre.

In der TV-Show NewsHour (Farnsworth, 1998), ausgestrahlt auf Public Broadcasting System in den United States am 27.July 1998 (und später auf National Public Radio) interviewte die Journalistin Elizabeth Farnsworth die Direktorin des Mental Health Clinical Research Center an der University of Iowa und Chefredakteurin des American Journal of Psychiatry, Dr. Nancy Andreasen, und David Pickar, Direktor des Experimental Therapeutics Branch of the National Institute of Mental Health. Andreasen stellte fest: "[Verschiedene] Dinge kommen zusammen, um eine Gehirnverletzung zu erzeugen, die wir dann als Schizophrenie erkennen. es wird praktisch überall anerkannt, daß es sich um eine Gehirnerkrankung wie jede andere handelt, wie Alzheimer, Parkinson und so weiter." Pickar sagte: "Es steht außer Frage. Es ist eine Gehirnstörung." E. Fuller Torrey (1983, 1997; Yolken & Torrey, 1995), ein anderer landesweit bekannter Psychiater, hat wiederholt festgestellt, daß Schizophrenie zur selben Kategorie gehört wie andere Gehirnstörungen wie Parkinson, Alzheimer und Multiple Sklerose.

Diese Aussagen entstellen und mißinterpretieren die in der wissenschaftlichen Literatur veröffentlichten Forschungsergebnisse in acht signifikanten Hinsichten.


Schizophrenie ist nicht "eine einzelne Krankheit." Seit der ursprünglichen Beschreibungen von Emil Kraeplin (1902) und Eugen Bleuler (1950) vor fast 100 Jahren, beschreiben informierte professionelle Nachschlagewerke "Die Schizophrenien" als eine Gruppe von Erkrankungen. Laut O'Donnell und Grace (1998): "ein Hauptproblem im Studium der Schizophrenie ist die Verschiedenartigkeit ihrer Symptome, welche die Annahme nahelegt, daß Schizophrenie in Wirklichkeit ein Bündel von Krankheiten ist." (p. 267). Aussagen, die darauf hinauslaufen, daß Schizophrenie "eine Gehirnkrankheit" (singular) ist, sind irreführend.

Testergebnisse sprechen überwiegend gegen die Gehirnerkrankungs-Hypothese. Einige wenige Personen, bei denen Schizophrenie diagnostiziert wurde, zeigen gewisse Gehirn-Anomalien, aber die Brain Scans der meisten Schizophrenen liegen im normalen Bereich. (Weikert & Weinberger, 1998). Einige Psychiater schreiben der schwachen Evidenz trotzdem eine ungerechtfertigte Signifikanz zu. (Boyle, 1990). Beispielsweise kamen die Autoren einer Forschungsstudie über kindliche Schizophrenie (Nopoulos, Giedd, Andreasen, & Rapoport, 1998), zu dem Schluß, daß "Patienten mit extrem früh (in der Kindheit) ausbrechenden Formen der Schizophrenie schwerwiegendere entwicklungsbedingte Anomalien haben könnten als solche, bei denen Schizophrenie erst im Erwachsenenalter auftritt." (p. 1074 ) In Wirklichkeit geht aus den Daten der Studie hervor, daß von 24 getesteten Patienten nur 3 (12.5 Prozent) eine abnormale Vergrößerung gewisser Gehirnstrukturen zeigen, 21 (87.5 Prozent) nicht. In der Kontrollgruppe der Gesunden hatte eine Person ebenfalls derartige Abweichungen.
Ismail, Cantor-Grace, & McNeil (1998) haben herausgefunden, daß, wenn bei schizophrenen Patienten gewisse neurologische Abweichungen existierten, ihre nicht schizophrenen Geschwister ganz entsprechende Abweichungen zeigten. Andreasen (1995) fand einige Personen ohne schizophrene Symptome, die Gehirnanomalien hatten, wie sie auch bei einigen Schizophrenen gefunden wurden. Laut Lewine (1998), "gibt es bei Schizophrenie keine Gehirnanomalie, die charakteristisch ist für mehr als 20 - 33 Prozent der getesteten Fälle. Die Gehirne der Mehrheit der schizophrenen Personen sind normal, soweit die Forscher dies heutzutage sagen können. (p. 499). Darüberhinaus wird in den Studien, die Abweichungen finden, selten überprüft, ob diese möglicherweise auf längerfristige Einnahme von Neuroleptika oder anderer Medikamente zurückzuführen sind.


Die Hypothese der "Gehirnkrankheit" verträgt sich nicht mit der gesicherten Erkenntnis, daß viele Leute wieder vollständig von der Schizophrenie genesen. Im Gegensatz zu Parkinson, Alzheimer und Multipler Sklerose verläuft die Schizophrenie nicht notwendigerweise in Richtung lebenslanger Verschlechterung, und der Ausgang bei jeder einzelnen Person ist nicht vorhersehbar. (Marengo, 1994; Mendel, 1989; Mûller & von Zerssen, 1988; Ponyat, 1992). Manfred Bleuler (1979a), Autor des maßgeblichen Standardwerks über Schizophrenie, schrieb:

"Der Glaube, daß schizophrene Psychosen zwangsläufig eine Entwicklung in Richtung Demenz und Tod bedeuten...ist...ein tragischer Irrtum.... Fast ein Drittel der Schizophrenen werden wieder ganz gesund. Normalerweise entwickelt sich die Psychose 5 Jahre nach ihrem Ausbruch nicht mehr weiter, sondern verbessert sich eher wieder...Diese und andere Tatsachen, die bezüglich Verlauf und Ausbruch der schizophrenen Psychosen gemacht werden können, sind sicher nicht charakteristisch für eine organische zerebrale und metabolische Krankheit."(p. 1407).
In der Tat zeigen Längsstudien tausender Ex-Patienten in vielen Ländern, daß die Hälfte bis Zweidrittel der als schizophren diagnostizierten Personen viele Jahre später vollständige Genesung oder zumindest deutliche Verbesserung erlangten. Die Prozentzahlen sind:


a) Bleuler (1968), Züricher Studie: 23% voll genesen, 43% deutlich verbessert, 66% total.
b) Huber, Gross, Schuttler, und Linz. (1980), Bonner Studie: 26% voll genesen, 31% deutlich verbessert, 57% total.
c) World Health Organization (1979), weltweiter Nachfolgetest nach zwei Jahren: 26% sehr vorteilhaft, 25% vorteilhaft, 51% total.
d) Ciompi (1980), Lausanner Studie: 29% voll genesen, 24% deutlich verbessert, 53% total.
e) Harding et al. (1987), Vermont Studie: 34% voll genesen, 34% deutlich verbessert, 68% total.
f) Tsuang et al. (1979), Iowa Studie: 20% voll genesen, 26% deutlich verbessert, 46% total.
g) Hegarty et al. (1994), Meta-Analyse von 320 Outcome Studies, die alle Länder und alle Jahrzehnte umfaßten, mit 51,800 Personen 5-6 Jahre nach der Schizophrenie-Diagnose mit breiten Kriterien: 46.5% verbessert.
h) Warner (1994), zusammenfassende Bewertung von 85 Outcome Studies der Jahre 1956-1985: 20-25% vollständig genesen, 40-45% soziale Wiedereingliederung, 60-70% total.
i) Wiersma et al. (1998), 15 Jahre Nachfolgeuntersuchung einer holländischen Gruppe: 27% vollständige Genesung, 50% teilweise Genesung.

Viele der Ex-Patienten der oben aufgelisteten Studien wurden 20 bis 35 Jahre nach der Entlassung begutachtet. Unter den Genesenen waren Ex-Patienten, die einst als äußerst schwer gestört galten. Courtenay Harding und ihre Kollegen (Harding, 1987) spürten 82 Personen nach 20 bis 25 Jahren auf und begutachteten sie. Diese galten zuvor als die hoffnungslosesten Fälle, chronisch gestört, zurückgebliebene Patienten, die damals nach der Entlassung aus einem State Hospital in ein Rehabilitationsprogramm verlegt wurden. Harding hebt hervor, daß "für die Hälfte bis Zweidrittel die Langzeitentwicklung nicht verschlechternd oder marginal war, sondern eine Entwicklung zu verschiedenen Graden der Produktivität, des sozialen Eingebundenseins, Wohlbefindens und kompetenten Funktionierens." (p. 730). Viele von ihnen waren völlig symptomfrei.

Keine Gehirnkrankheit wurde jemals durch Psychotherapie oder durch das Verstreichen von Zeit geheilt. Viele Therapeuten haben über vollständige Genesungen von Schizophrenie berichtet, mittels Psychotherapie und /oder Milieutherapie (Artiss, 1962; Colbert, 1996; Fromm-Reichman, 1950; Harding, 1995; Jung, 1961; Karon, 1998; Laing, 1967; Mosher, 1999; Perry, 1974; Sechehaye, 1951; Siebert, im Druck; Sullivan, 1962). In den Soteria Studien wurden junge Erwachsene, die als akut schizophren diagnostiziert waren, ohne Medikamente und mit nicht- professionellen Helfern genauso gut und schnell stabilisiert wie eine entsprechende Gruppe, die in eine psychiatrische Klinik geschickt wurde. (Mosher & Menn, 1978). Viele als schizophren diagnostizierte Personen sind ganz von allein, ohne Medikamente und ohne Psychotherapie, wieder genesen. (Brody, 1952; French & Kasonin, 1941; Hoffman, 1985; Rubins, 1969).
In der zurückliegenden Zeit war der bekannteste Fall einer spontanen Genesung von Schizophrenie der von John Forbes Nash. 1949, im Alter von 21, schrieb Nash eine Ph.D. These, die ihn als mathematisches Genie erscheinen ließ. Neun Jahre später erlitt Nash einen geistigen Zusammenbruch und wurde als paranoid schizophren diagnostiziert. Sein Leben und seine Karriere waren vernichtet. Während der folgenden 20 Jahre war er zeitweise in den USA und Europa tätig, und war viele Male für kurze Zeit in klinischer Behandlung. Alte Freunde, frühere Kollegen und Bewunderer blieben in Kontakt mit ihm und waren ihm weiterhin freundlich gesinnt. Dann, aus unbekannten Gründen, erlebte Nash eine Spontangenesung. Laut seiner Ex-Frau und seiner Schwester, die zwei Leute, die ihn am besten kannten, stand seine Genesung in keinem Zusammenhang mit irgendeiner Medikation oder psychologischen Behandlung. (Nasar, 1998).


Einige Leute mit der Diagnose Schizophrenie gesunden sogar über ihren früheren Zustand hinaus. Eine schizophrene Erfahrung kann in einigen Fällen sogar einen positiven Effekt haben, zu vorteilhaften Änderungen in der Persönlichkeit und psychischem Wachstum beitragen. (Arieti, 1979; Bernheim & Lewine, 1979; Bleuler, 1950; Bowers, 1979; Cancro, 1974; French & Kasonin, 1941; Jung, 1961; Menninger, 1963; Perry, 1974; Pickering, 1976; Rubins, 1969; Silverman, 1970; Sullivan, 1962; Warner, 1994). John Weir Perry (1999) berichtete, daß 85 Prozent der Klienten (auf alle trafen die Kriterien des DSM für Schizophrenie zu, und alle waren "schwer psychotisch") die auf Diabasis behandelt wurden, "verbesserten sich nicht nur, ohne Medikamente, sondern die meisten entwickelten sich nach der Entlassung weiter." (p. 147).
Für einige scheint die schizophrene Episode einen Durchbruch zu höheren Ebenen geistiger und emotionaler Reife bewirkt zu haben. (Pickering, 1976; Sannella, 1981; Siebert, 1996). Silvano Arieti (1978) sagte, "viele Patienten, die eine intensive und langfristigen Psychotherapie erhielten, würden weit höhere Grade der Integration und Selbstverwirklichung erreichen, als vor dem Ausbruch der Psychose" (p. 20). Früher schrieb Arieti (1974): "einige meiner Patienten, die ich für geheilt halte, haben bedeutende Positionen im Leben erreicht, in der akademischen Welt ebenso wie in anderen Aktivitäten" (pp. 616-617).

Von keinem Patienten mit Parkinson, Alzheimer oder Multipler Sklerose wurde je bekannt, daß er wieder vollständig genesen wäre, und einen Grad der Gesundheit erreicht hätte, der den seines Zustands vor der Krankheit sogar noch übertrifft.


Die Ursache der Schizophrenie ist unbekannt (American Psychiatric Association, 1994; Gottesman, 1991). Andreasen sagte im Verlauf ihres Interviews (Farnsworth, 1998), daß Schizophrenie von "verschiedenartigen Sachen, vielleicht einer genetischen Prädisposition, ernährungsbedingten Faktoren in der frühen Kindheit, Virusinfektionen, Kopfverletzungen, Kontakt mit giftigen Stoffen, Kontakt mit Drogen (Medikamenten) unterschiedlicher Art, unerlaubte Drogen. All diese Dinge produzieren in der Summe eine Gehirnvergiftung, die wir dann als Schizophrenie erkennen." Dieses Statement ist schöngeistige Spekulation, kein wissenschaftlicher Fakt. Nehmen wir die umfassende Liste der Risikofaktoren, warum werden dann nicht mehr Menschen, die ihnen ausgesetzt sind, schizophren? Warum entwickeln nicht mehr Geschwister von schizophrenen Personen, die identische genetische Prädispositionen haben und demselben neurologischen Trauma ausgesetzt sind, eine Schizophrenie? (Ismail, Cantor-Grace, & McNeil, 1998)?
Wenn Andreasens Spekulationen wahr wären, würden viele Leute mit derselben "genetischen Prädisposition" eventuell eine Schizophrenie entwickeln, durch ein multiples neurologisches Trauma, ausgelöst durch chronisches Rauchen und Trinken, sich kumulierende Umweltgifte, Virusinfektionen, ungesunde Ernährung, ein vergreisendes Gehirn, geschwächtes Immunsystem, und frühe Stadien von Gehirnkrankheiten wie Alzheimer und Parkinson. Die Vertreter der "Gehirnkrankheits"-Hypothese können nicht erklären, warum Schizophrenien so regelmäßig bei körperlich gesunden jungen Erwachsenen, im Alter von 16 bis 25, vorkommen, aber kaum jemals bei irgendjemand über 40, unabhängig von irgendeinem physiologischen Stressor. (Arieti, 1979; M. Bleuler, 1979b; Hoffer & Osmond, 1966; Lewine, 1998; Ponyat, 1992; Smith, 1982).


Es gibt keine "universelle" Anerkennung, daß Schizophrenie eine Gehirnerkrankung sei "wie alle anderen Gehirnkrankheiten." Medizinische Handbücher und Pathologie-Zeitschriften enthalten die Schizophrenie nicht als pathophysiologische Krankheit. (Schaler, 1998). Medizinische Spezialgebiete, die sich mit Neuropathologie und neurologischen Krankheiten wie Parkinson und Multipler Sklerose befassen, haben nichts zu sagen über die Schizophrenien. Keine der folgenden Neurologie-Zeitschriften hat in den Jahren 1995 bis 1998 Artikel über Schizophrenie veröffentlicht: Neurology (official journal of the American Academy of Neurology), Journal of Neurology (European Neurological Society), Journal of Neurological Sciences (World Federation of Neurology), Journal of Neuroradiology; and Archives of Neurology. Ein Artikel über die Epidemiologie der Schizophrenie erschien im Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry (Cannon & Jones, 1996), aber er hatte nichts mit Gehirnforschung zu tun. Die meisten Artikel, die sich der "Gehirnkrankheits"-Hypothese verschrieben haben, erschienen in psychiatrischen und biopsychologischen Zeitschriften.
Andreasens Behauptung der fast "universellen" Anerkennung der Schizophrenie als Gehirnkrankheit wird auch durch Statements vieler Psychiater und Psychologen Lügen gestraft, die klinische Erfahrung mit Schizophrenie haben, und die keinen überzeugenden Beleg für die Theorie sehen. (M. Bleuler, 1979a; Breggin, 1997; Karon, 1998; Lewine, 1998; Menninger, 1970).

Selbst das Diagnostic and Statistical Manual (fourth edition) der American Psychiatric Association (1994), stellt geradeheraus fest: "Es wurden keine Laborbefunde gefunden, die Schizophrenie diagnostizieren könnten." (p. 280). Diese Aussage unterstreicht, daß die "Gehirnkrankheits"-Hypothese mit einem einfachen Kriterium steht oder fällt. Eine wirkliche Gehirnkrankheit muß in Labortests identifiziert und bestätigt werden. Kein chemischer Blut-Test, neurologischer Test oder Brain Scan (oder irgend ein anderer Test) unabhängig evaluiert durch einen Neurologen, Biochemiker oder Pathologen, der über die klinischen Symptome des getesteten Patient nichts weiß, ist in der Lage, zuverlässig zu unterscheiden zwischen einer Person, die den ersten Ausbruch einer Schizophrenie erlebt, und einer, bei der dies nicht der Fall ist. (Andreason, 1997). Allerdings könnte so ein Test durchaus jemanden identifizieren, der viele Jahre lang neuroleptische Medikamente zu sich genommen hat.


"Behandlungen" der Schizophrenie sind oft schädlicher als die "Krankheit". In dem Farnsworth-Interview (1998), sagte Pickar, wenn Leute damit aufhörten, ihre Medikamente zu nehmen, "könnten die Konsequenzen sehr schwerwiegend sein". Was Pickar allerdings nicht berichtet hat ist, daß die Entzugs-Symptome den Patienten außerkraftsetzen und Psychose-ähnliche Zustände auslösen können (Cohen, 1997) und daß Langzeitmedikation schwere Gesundheitsschäden verursachen kann. Neuroleptische Medikamente können tiefgreifende Funktionsschäden im Gehirn bewirken, und sie führen oft zu einer irreversiblen Spätdyskinesie, bei bis zu 50 Prozent der Patienten. (Breggin 1997; Buckley, 1982; Cohen, 1997; Mosher, 1999; Rappaport, Hopkins, & Hall, 1978). Dies ist eine feststehende und bekannte Tatsache in der Psychiatrie.
Viele als schizophren diagnostizierten Leute sagen, die neuroleptischen Medikamente würden ihnen helfen. Es ist allerdings unter professionellen Gesichtspunkten unverantwortlich, von Pickar und von anderen Schizophrenie-Psychiatern, die Öffentlichkeit nicht darüber zu informieren, daß viele Leute durch neuroleptische Medikamente ernsthaft geschädigt werden, und daß viele Leute auch ohne irgendwelche Medikamente wieder vollständig gesund werden können.


Diskussion
Wie wir gesehen haben, geben einige Psychiater die in der psychiatrischen Fachliteratur berichteten Forschungsergebnisse verzerrt und unrichtig wieder. Sie spielen konsequent die Erkenntnis herunter, daß die meisten Leute mit Schizophrenie keine Gehirn- oder biochemischen Abweichungen erkennen lassen, und daß einige Leute mit solchen Abweichungen keine schizophrenen Symptome zeigen. Leute mit neuropathologischen Krankheiten wurden niemals durch Psychotherapie geheilt, noch wurden sie jemals nach Jahrzehnten in einem völlig wiederhergestellten Zustand angetroffen.
Während einige schwache Korrelationen gefunden wurden zwischen dem Vorhandensein schizophrener Symptome und gewissen Gehirn-Abweichungen, bleibt ein grundlegendes wissenschaftliches Prinzip bestehen: Korrelation bedeutet nicht Verursachung. In einigen Fällen könnte ein tieferliegender Grund sowohl zu Gehirn- Anomalien als auch zu schizophrenen Symptomen führen. Einige Psychotherapeuten, die von erfolgreichen Wiedergenesungen von Schizophrenie berichten sagen, daß die Symptome oft in extrem traumatisierende Kindheitserlebnisse zurückweisen, die starke, widersprüchliche Gefühle von Einsamkeit und Terror ausgelöst haben. (Karon, 1998). Was, wenn es sich herausstellt, daß einige "schizophrene" Bedingungen von einer Form chronisch traumatischer Stress-Störung in der Kindheit herrühren (Ford, 1998), die dauerhafte Effekte auf Struktur und Funktion des Gehirns hat?

Die wirkliche "Tragödie der Schizophrenie" bestünde darin, daß tausende von Leuten, die mit der Diagnose "Schizophrenie" etikettiert wurden, zum Glauben verführt werden, sie hätten eine chronische, debilisierende, progressive Gehirnkrankheit wie die unheilbaren Krankheiten Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose. Viele könnten das so erleben, als hörten sie ihre eigene Verurteilung zu einem langsamen, leidvollen und frühen Tod. Aber immer noch stirbt niemand an Schizophrenie, selbst wenn sie unbehandelt bleibt (Mendel, 1989). Trägt diese fehlerhafte und irreführende Information zu den hohen Suizidraten von Leuten bei, die als schizophren diagnostiziert wurden?

Verantwortungsvolle, wissenschaftlich zuverlässige Aussagen gegenüber den Medien könnten sich folgendermaßen anhören:


"Eine als schizophren diagnostizierte Person äußert Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, die sehr verwirrend auf andere wirken, und die auch die Person selber oft verwirren, jedoch nicht immer. Die Forschung legt nahe, daß einige wenige der Leute, die als schizophren diagnostiziert wurden, neurologische Komplikationen haben, aber viele Leute mit demselben neurologischen Profil entwickeln keine Schizophrenie. Es gibt kein bekanntes Heilmittel für Schizophrenie. Einige Leute profitieren von Medikamenten, die ihre unerwünschten Symptome im Zaum halten, anderen Leute schaden die Medikamente, und andere Leute kommen am besten ganz ohne Medikamente zurecht. Ungefähr eine von 10 Personen erholt sich nie mehr von dem gestörten oder verstörenden Erlebnis und den Auswirkungen wiederholter klinischer Behandlung, aber 5 oder 6 von 10 können erwarten, wieder vollständig zu genesen oder daß sich ihr Zustand deutlich bessert. Gegenwärtig können wir nicht vorhersehen, wer eine Schizophrenie entwickeln wird und wieso, wer sich wieder davon erholt und wer nicht. Desweiteren können wir nicht erklären, warum manche Leute innerhalb von Wochen oder Monaten wieder genesen, während andere 5 bis 20 Jahre für ihre Genesung brauchen."


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Danksagung:
Der Autor möchte seine Anerkennung ausdrücken für die wertvolle editorische Hilfe von Tom Greening und David Cohen, für Forschungsbeiträge von Bert Karon, und für Inspiration von John Weir Perry.

Dieser Artikel erschien zuerst im Journal of Ethical Human Sciences and Services. New York: Springer Publishing Company, Vol. 1, No. 2, Sommer 1999, pp. 179-89 als "Brain Disease Hypothesis for Schizophrenia Disconfirmed by All Evidence."

Hinweis an Studenten, Editoren und Herausgeber: Wenn Sie irgendeinen Teil dieses Forschungspapiers zitieren oder nachdrucken, schicken Sie bitte eine elektronische Kopie an Al Siebert at asiebert@thrivenet.com, oder eine Papierkopie an: Al Siebert, Ph.D., P.O. Box 505, Portland, OR 97207.

Dieser Artikel erscheint auf dieser Website mit der Erlaubnis des Autors, Al Siebert.



(Übers.: Heinz Kaiser)

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