«Die Füdlitätsch-Affäre sollte Hans W. Kopp schaden»
Interview: Michèle Binswanger
Er war eine der schillerndsten Polit-Figuren der Schweiz, jetzt ist Hans W. Kopp 77-jährig gestorben. Der Journalist Rolf Wespe über die Fehler des Power-Anwalts, Dämonisierungen und warum enttäuschte Freunde letztlich die schlimmsten Feinde sind.
Zur Person
Rolf Wespe war von 1978 bis 1993 Bundeshaus-Korrespondent für den Tages-Anzeiger. Zusammen mit zwei anderen Journalisten deckte er 1988 den Kopp-Skandal auf und gewann dafür später den Zürcher Journalistenpreis. Später war er Reporter beim Informationsmagazin «10 vor 10» SFDRS (1993-1998), dann Leiter Kommunikation des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (1999 bis 2001). Jetzt ist er Studienleiter an der Schweizer Journalistenschule.
Hans W. Kopp legte bis Anfang der Achtzigerjahre eine unglaublich glänzende Karriere als Wirtschaftsanwalt hin, dann folgte ein ebenso aufsehenerregender Niedergang – woran ist er gescheitert?
Ich weiss nur, dass er ein brillanter und absolut intelligenter Mensch war. Über Kopps Charakter kann ich nicht urteilen, auch nicht, woran er gescheitert ist.
Warum wurde er denn über so lange Zeit so konsequent geächtet?
Das kann man vielleicht mit der Haltung seiner Frau Elisabeth angesichts der Kopp-Affäre illustrieren. Sie sagte damals: «Mich trifft weder rechtlich noch moralisch irgendeine Schuld». Diese arrogante Haltung war charakteristisch für beide Kopps. Es gab auch weitere Beispiele, etwa, dass sie staatliche Unterstützung bei den Krankenkassenprämien beantragten. Das ist natürlich rechtens, verrät aber eine rein juristische Denkart und einen völligen Mangel an politischer Sensibilität. Die konsequente Weigerung, Fehler zuzugeben, hat wohl zur Isolierung beigetragen.
Hans W. Kopps Niedergang leitete auch die Krise des Zürcher Freisinns ein – hat das eine mit dem anderen zu tun?
Affären sind selten der Grund, aber oft der Auslöser für eine Entwicklung. Aber es gibt tatsächlich Parallelen. Hans W. Kopp verkörperte die Haltung: Wer die Macht hat, muss sich keine Fragen stellen. Doch wer sich keine Fragen stellt, der verliert natürlich auch ein Stück Lernfähigkeit. Ich glaube, dem Zürcher Freisinn ist es in den Neunzigerjahren genau so gegangen: Man war zu mächtig und dachte, nichts könne einen schwächen.
Wie muss man denn die ganzen Affären, in die Hans W. Kopp verstrickt war, heute beurteilen?
Nüchtern betrachtet sieht es so aus: Kopp hat mit der Trans KB pleite gemacht, er hat seine Steuererklärung falsch ausgefüllt und war im Verwaltungsrat einer Firma, ohne vorher sorgfältig abzuklären, in welche Geschäfte sie verstrickt ist. Heute wäre eine Firma wie die Shakarchi-AG wegen des Geldwäscherei-Gesetzes gar nicht mehr möglich. Ein Staatsanwalt formulierte es damals so: Hans W. Kopp war wie ein Scharnier zwischen der angesehenen und der weniger angesehenen Gesellschaft.
Es muss doch einen Grund geben, warum er von breiten Kreisen regelrecht dämonisiert wurde?
Hans W. Kopp hatte die Angewohnheit, seine Gesprächspartner sehr durchdringend anzuschauen. Vielleicht hat das zur Dämonisierung beigetragen. Er galt damals ja auch als achter Bundesrat, der auf seine Frau Einfluss ausübte. Doch als man jüngst die damaligen Dossiers nochmals untersuchte, stellte man fest, dass er nur Kommafehler korrigiert hat. So viel zu den dämonischen Einflüssen.
Also war alles halb so wild?
Dazu kann ich Ihnen eine andere Geschichte erzählen. Hans W. Kopps Vater war früher Stadtpräsident von Luzern. Als Hans Rudolf Meyer in den Sechzigerjahren für das Amt kandidierte, schrieb Kopps Vater anonyme Drohbriefe. Das ganze flog auf, und später brachte Meyer dann die «Füdlitätsch-Affäre» ins Rollen, bei der behauptet wurde, Kopp habe früher seine Büro-Mitarbeiterinnen sexuell belästigt. Dabei ging es natürlich darum, den Kopps zu schaden.
Warum erhielt Hans W. Kopp denn nicht mehr Rückendeckung aus den eigenen Reihen?
Das war es ja: Gerade die Freunde und Förderer der Kopps fühlten sich durch die Affären und das sture Leugnen hochgradig verraten. Als Elisabeth Kopp ihren Rücktritt bekanntgab, wurde sie buchstäblich davongejagt, in Schimpf und Schande, wie ein Hund. Und das von ihren eigenen Leuten. Später habe ich die gesellschaftliche Ächtung der Kopps einmal im Zürcher Stadttheater erlebt. Sie sassen zwei Reihen vor mir. Aber in der Pause unterhielt sich niemand mit ihnen. Ihre eigenen Leute waren so enttäuscht, dass sie sie verstiessen.
So waren die eigenen Freunde letztlich die schlimmsten Feinde?
Ja. Und das waren nicht nur persönliche Bekanntschaften, auch Journalistenfreunde schrieben plötzlich unmöglich über sie.
In den letzten Jahren wurde Elisabeth Kopp in einem Film rehabilitiert, über Hans W. Kopp erschienen plötzlich positive Artikel – war das eine Rückkehr in die Gesellschaft?
Ja. Allerdings hätten sie diesen Prozess wesentlich beschleunigen können, wenn sie Fehler zugegeben hätten.
(bazonline.ch/Newsnetz)
Erstellt: 28.01.2009, 13:01 Uhr
KOMMENTARE
Walter Fürst
21:38 Uhr Dieser Wespe ist eine Dreckschleuder. Aber eben, so läuft es bei uns, man kann jemanden fertig machen und wird dann zum Fernsehen, in die Bundesverwaltung und am Schluss in die Journalistenschule aufgenommen, wo man weiter destruktiv tätig sein kann. Frau Kopp war eine Power-Bundesrätin, ohne Fehl und Tadel.
Peter Waldner
17:41 Uhr «Mich trifft weder rechtlich noch moralisch irgendeine Schuld». Dem stimme ich zu. Das war keine "charakteristische, arrogante Haltung", sondern schlichte Wahrheit. Mehr nicht. Charakterschwach waren die Medien und die Parteien, allen voran die eigene. So viel zu Frau Kopp. Was den verstorbenen Herrn Kopp anbelangt - irgend etwas Konkretes ist doch nicht wirklich "hängengeblieben". Nur Geschwätz,
Daniela Ress
16:47 Uhr Was bringt es jetzt nochmals das ganze aufzufrischen, ausser pietätlose polemik nichts. Geschehenes kann man nicht mehr ungeschehen machen. Lasst dem Herrn Kopp doch seinen Seelenfrieden und Frau Kopp in Ruhe um Ihren Ehemann trauern. Fehler machen wir alle auf dieser Erde die einen kleine die anderen grössere.
Tom Rippel
16:42 Uhr Frau Kopp hat damals das getan, was ich von meiner Frau auch erwarten würde. Und was ich selbstverständlich auch täte. Allzu menschliches Handeln hat sie ihre Karriere gekostet. Was bei anderen Politikern als Kavaliersdelikt durchgegangen wäre, wurde bei den Kopps zur Staatsaffäre hochgeschrieben. Lächerlich! Mit der Marginalisierung der Kopps hat sich der Zürcher Freisinn nur selbst entlarvt.
Alex Sutter
16:34 Uhr Die Kopps geben ein wunderbares Beispiel für die damalige Arroganz und den Fall des Zürcher Freisinns wieder. Erschreckend ist und bleibt, wie Leute vor solch einem despotisch handelnden Machtmensch gekrochen sind,der sich durchs Leben mogeln konnte. - Bis vor Wochen kroch die Gesellschaft vor anderen, die u.a. im Bündnerland eine Chemiefirma besitzen oder einmal Banker of the year waren.
Hans Peter Faeh
16:17 Uhr Fall Sie es nicht bemerkt haben, der Mann ist tot. Die Ueberschrift über dem Bild von Hans W. Kopp zeigt die bekannte Tagi-Ethik und den vorherrschenden Tagi-Anstand. Und mit dem Verteilen von Journalistenpreisen sollte man vielleich zukünftg etwas abwartender sein, wenn man heute sieht, was von den Vorwürfen gegen die Familie Kopp letztlich hängengeblieben ist.
Franco Lomazzi
16:11 Uhr Elisabeth Kopp war eine gute Bundesrätin! Ihr verdanken wir unser heutiges Eherecht, welches sie gegen eine erbitterte Kampagne von......Herrn Christoph Blocher und seiner SVP im Parlament und beim Volk durchbrachte. Ihr Rücktritt war unnötig und die Affären ihres Mannes hätte man isoliert abhandeln und verurteilen müssen.
Werner S choop
15:52 Uhr Eigentlich paradox dass die Füdlitätschaqffàre des Ehmannes den Sturz der sehr gut abeitenden Bundesrätin Frau E. Kopp verursachte. Sobald sexistisches im Spiel ist wirkt dies immer. Frau BR Kopp tat mir immer leid, denn dies hatte sie nicht verdient.
Peter Weierstrass
15:50 Uhr Natürlich ist es nicht fair, einen Toten zu kritisieren. Aber Hans W. Kopp hat es unterlassen, dem Tages-Anzeiger seinen baldigen Tod rechtzeitig anzukünden, so dass dieser Artikel nun halt zu spät erscheint :o) Allerdings war Hans W. Kopp auch eine öffentliche Figur und muss deswegen auch als Verstorbener etwas mehr Kritik einstecken können als ein Normalbürger. Ich sehe da kein Problem.
Susi Rossiter
15:28 Uhr Man hat die Familie Kopp gekreuzigt und hat sich gut gefühlt dabei. Herr Wespe, Ihnen steht also das Verdienst zu, den einen und einzigen arroganten Geldwäscher "gebodigt" und eine bessere Welt erschaffen zu haben. Gratulation, Herr Studienleiter!
fritz isenegger
15:22 Uhr Ich finde den Arikel beschämend .wo ist die würde gegenüber ein Toten der kann sich nicht mehr stellung nehmen
Hans-Christi Müller
15:14 Uhr Hans W. Kopp selig mag getan und gelassen haben, was er wollte: schlimmer als andere war er nicht, nur potenter. Um es nicht zu vergessen: seine Gattin wurde zum Rücktritt aus dem Bundesrat gedrängt, weil sie ihm telefonisch geraten hatte, ein Mandat niederzulegen, und es dann zu verschweigen versuchte!!!! - Regie beim schändlichen Verfahren hat der heutige Bundesrat Moritz Leuenberger geführt.
L. Ulmann
15:11 Uhr Aus dem katholischen Luzern kommend, hatte er wohl den falschen Stallgeruch für die Zürcher FDP. Harmlos war er keinesfalls, eher skrupellos. Ich habe persönlich seine üblen Seiten erfahren müssen. In seinem Betreben in Zürich anzukommen, hat er Fehler gemacht.
M. Naef
14:38 Uhr Dämonischer Blick, wenn ich so ein quatsch lesen muss 2009 kommt mir die Galle hoch. Rutscht die Schweiz wieder ins Mittelalter ab. tz tz tz tz
Mario Menel
14:23 Uhr finde es pietätlos über Verstorbene herzuziehen erstens. Ob der sog. Aufdecker einer Kopp-Affäre, dieser Journalist wirklich einene Anerkennung verdient hatte, bleibe dahingestellt. Ich glaube, es ging und geht immer nur um Schlammschlachten. Ich schäme mich für diesen Artikel im Tagi
pit almeida
14:21 Uhr also, ist die fudidätsch-affäre nun wahr oder nicht? es sollten doch noch zeugen aufzutreiben sein. musste hans kopp deswegen sein kommando abgeben? und wer hat den auftrag gegeben, meienberg zu verprügeln? war das etwa die rache des hansweh?
Maja Koenig
14:21 Uhr Pietätlos dieser Artikel! Herr Hans W. Kopp ist gestorben. Für den Tages Anzeiger anscheinend nicht. Schäm di!
Rolf Egli
14:05 Uhr Aus >>>Hans W. Kopp hatte die Angewohnheit, seine Gesprächspartner sehr durchdringend anzuschauen. Vielleicht hat das zur Dämonisierung...<<< wird in der Bildunterschrift >>>Ihm wird ein «dämonischer Blick» nachgesagt.<<<. GATS NO?!
Rene Meier
14:00 Uhr Ich glaube, Herr Dr. Kopp und Frau Dr. Kopp wollten nur das beste für die Bürger. Sie waren vom Wunsch beseelt, unserem Land zu dienen. Dafür gebührt ihnen Respekt.
Roli Meier
13:56 Uhr Ein Verfahren wegen Geldwäscherei gegen die Shakarchi-AG wurde zwar mal angestrengt, jedoch wieder fallengelassen. War wohl doch nichts dran. Warum eine Firma wie die Shakarchi-AG heute nicht mehr existieren könnte, ist mir ein Rätsel, gibt es doch hunderte von Firmen mit dem Geschäftszweck Import, Export, Kauf, Verkauf und Handel mit Gütern und Waren aller Art.
Roli Meier
13:50 Uhr Wurde die Shakarchi AG resp. Herr Kopp jemals wegen illegalen Machenschaften egal welcher Art auch immer verurteilt?
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