Maskulismus
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Maskulismus ist eine international verwendete Analogbildung zu Feminismus, die von Teilen der Männerbewegung als Selbstbezeichnung verwendet wird. Er versteht sich als soziale Bewegung zur Korrektur bestimmter politischer Entwicklungen, für die er den Feminismus verantwortlich macht. Der Maskulismus entstand Ende der 1990er Jahre aus der Männer- und Väterbewegung.
Inhaltsverzeichnis
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* 1 Aktivitäten
* 2 Inhalt und Ziele
o 2.1 Gleichbehandlung
o 2.2 Lebenserwartung und Gesundheit
o 2.3 Häusliche Gewalt
o 2.4 Jungenarbeit
o 2.5 Diffamierung
o 2.6 Wehr- und Ersatzdienst
o 2.7 Scheidung und Sorgerecht
o 2.8 Benachteiligung bei der Berufswahl
o 2.9 Wissenschaftskritik
o 2.10 Ungleichbehandlung vor Gericht
o 2.11 Vaterschaft
o 2.12 Finanzielle Benachteiligung von Männern in Teilzeitstellen
o 2.13 Genitalverstümmelung
* 3 Kritik am Maskulismus
o 3.1 Feministische Kritik
o 3.2 Konservative Kritik
* 4 Literatur
o 4.1 Literatur des Maskulismus
o 4.2 Literatur über den Maskulismus
o 4.3 Weitere Literatur
* 5 Weblinks
o 5.1 Kritik am Maskulismus
* 6 Einzelnachweise
Aktivitäten
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Zu den Wortführern im deutschsprachigen Raum gehören Arne Hoffmann und Michail Savvakis. Ein weiterer maskulistischer Autor ist Wolfgang Arno Gogolin. Die bisherigen Aktivitäten beschränken sich auf die Durchführung von Männertagen und -seminaren, vereinzelten Demonstrationen (wie die Väterdemo im Jahr 2005 in Berlin oder die Demonstrationen der "blauen Weihnachtsmänner") und Petitionen von Einzelpersonen und Männergruppen. Maskulistische Kernthemen wie „Scheidungsunrecht“ oder „Gewalt gegen Männer“ wurden in einem Beitrag des ARD-Magazins Kontraste thematisiert.[1]
Inhalt und Ziele
Maskulisten kritisieren den aus ihrer Sicht seit den 1980er Jahren bestehenden politischen Einfluss des Feminismus. Dieser führe zum Teil zu einer Frauenförderung, die auf Ungleichbehandlung hinauslaufe. Zugleich wird der Emanzipationsbewegung vorgeworfen, sich seit 1968 nur mit der Modernisierung des traditionellen Rollenbildes der Frau beschäftigt und die sich verändernde Rolle sowie die Bedürfnisse des Mannes ignoriert zu haben.
Das Verhältnis der Geschlechter zueinander sei nicht ein soziales Konstrukt, sondern ein "evolvierender historischer Sachverhalt [...] der keinen Sprung zu seiner Weiterentwicklung benötigt". Jedwede politische Einflussnahme auf das Verhältnis der Geschlechter zueinander, das zum menschlich-wesenhaften gehöre, wird als Anmaßung verstanden: "Wo Politik Anthropologie betreiben und lenken zu können glaubt, ist sie auf dem Weg zu einem dirigistischen Totalitarismus."[2]
Obwohl der Maskulismus damit mit einem zentralen Paradigma der traditionellen Männerbewegung bricht, die ihren Urspung in einer feministisch inspirierten Kritik des Patriarchats hatte, beanspruchen Maskulisten heute den Begriff Männerbewegung für sich.
Gleichbehandlung
Als Hauptziel wird von Maskulisten die Gleichberechtigung beider Geschlechter in allen Aspekten postuliert. Dabei sei nicht die Gleichstellung, sondern die Gleichbehandlung, unabhängig vom Geschlecht, das Ziel. Im Unterschied zum Feminismus, der die aktive Förderung von Frauen fordert, um eine Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, sehen Maskulisten in der Gleichstellungspolitik eine Benachteiligung von Männern.[3]
Lebenserwartung und Gesundheit
Thematisiert wird die um sechs Jahre geringere Lebenserwartung von Männern im Vergleich zu Frauen. Als Ursache dafür werden auch gesundheitliche Folgeschäden der Arbeit sowie tödliche Arbeitsunfälle gesehen, die aufgrund der ungleichen Geschlechterverteilung hinsichtlich der Arbeit (besonders der körperlich schweren und gefährlichen) und ihres Umfangs als männerspezifisch angesehen werden. Diese Annahmen werden etwa auch von der sogenannten Klosterstudie [4] gestützt. Zusätzlich zu dem in vielen Ländern um fünf Jahre höheren Rentenalter für Männer, ergebe sich für Männer eine durchschnittlich um elf Jahre verkürzte Rentenzeit gegenüber Frauen. Des Weiteren sind in Deutschland ca. 80 % der Obdachlosen männlich. Suizid tritt in Deutschland als Todesursache unter Männern und Jungen weitaus häufiger in Erscheinung als bei weiblichen Personen. [5] Das Fehlen eines Männergesundheitsberichts analog zum Frauengesundheitsberichts wird als Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz gesehen.
Häusliche Gewalt
Einen Schwerpunkt in der Öffentlichkeitsarbeit der Maskulisten stellt der Hinweis auf männliche Opfer häuslicher und sexueller Gewalt dar. Maskulisten kritisieren unter anderem den einseitigen Fokus auf weibliche Opfer und die fehlende staatliche Unterstützung von „Männerhäusern“.
Jungenarbeit
Kritisiert wird in der sogenannten Jungenarbeit der Umstand, dass Jungen im Vergleich zu Mädchen häufiger schulisch versagen. Als Ursache dafür wird unter anderem der zu geringe Anteil männliche Lehrer und Erzieher sowie die Ausrichtung der Lehrinhalte, Lehrmaterialien und der Lernziele auf Mädchen gesehen. Der hohe Frauenanteil besonders in Kindergärten und Grundschulen führe dazu, dass Jungen nicht ermöglicht werde, positiv belegte männliche Leitbilder zu erkennen. Die allgemeine Benachteiligung von Jungen im deutschen Schulsystem wird auch durch die Studie des Bundesbildungsministeriums "Bildungs(miss)erfolge von Jungen" belegt.
Diffamierung
Ein zentrales Anliegen vieler Maskulisten ist der Kampf gegen eine „sexistische Herabwürdigung von Männern“ in den Medien. Gemeint seien damit Slogans wie „Männer sind Schweine“, „Nur ein toter Mann ist ein guter Mann“ (Titel eines als „Frauenliteratur“ rezipierten Kriminalromans), „Ich bremse auch für Männer“ und die als herabsetzend empfundene Darstellung von Männern in der Werbung.
Wehr- und Ersatzdienst
Eine Wehrpflicht nur für Männer wird als eine besondere Form von Männerdiskriminierung angesehen. Auf der Grundlage des Gleichheitsgrundsatzes der Verfassung fordern Maskulisten einen für Frauen wie Männer gleichermaßen verpflichtenden Wehrdienst oder aber die Abschaffung bzw. Aussetzung der Wehrpflicht.
Scheidung und Sorgerecht
Maskulisten kritisieren, dass einige Mütter den Kontakt mit den Kindern nach Trennung und oder Scheidung zu Ungunsten von Männern regulieren. Grundsätzlich sollte nach Auffassung der Maskulisten Sorge- und Umgangsrecht bei beiden Eltern liegen, gleichgültig ob sie verheiratet, geschieden oder getrennt leben. Zur Problematik der Vaterentfremdung nach Trennungen existiert eine Studie von Männerforscher Gerhard Amendt.
Benachteiligung bei der Berufswahl
Maskulisten kritisieren die Zugangsbeschränkungen, die im Rahmen von Quotierungen oder des „Gender Mainstreaming“ für einige Berufe erlassen worden seien. Andererseits existiert keine Quotenregelung für Männer in frauendominierten Berufszweigen, wie beispielsweise im Lehr- und Sozialwesen. Als problematisch diskutiert wird zudem die Quotierung in Akademikerberufen, welche einen hohen Männeranteil unter den Studierenden haben (z.B. Informatiker). Es wird argumentiert, dass die Entscheidung für eine Studienrichtung frei ist und keiner Regulation unterliegt. Bei der Quotierung wird ein Missbrauch des Artikel 3 des Grundgesetzes gesehen, wonach kein Mensch u.a. aufgrund seines Geschlechts bevorzugt oder benachteiligt werden darf.
In Deutschland werden Frauen, gemessen am Anteil ihrer Bewerbungen, relativ häufiger zu Universitätsprofessorinnen berufen.[6] Maskulisten kritisieren, dass dies die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen zu Ungunsten der Männer beeinträchtige. Zudem würden inzwischen sogar Lehrstühle explizit für Frauen eingerichtet. Maskulisten sehen darin eine Bevorzugung von Frauen.
Wissenschaftskritik
Kritisiert wird ferner, dass im akademischen Bereich Gender Studies sowie Männerforschung einen feministischen Blickwinkel einnähmen. Hier sei entweder eine neutrale Perspektive oder eine gleichberechtigte Darstellung von Frauen- wie Männerperspektive notwendig. Die Wissenschaftlichkeit von Frauenforschung und feministischer Forschung wird bestritten.
Ungleichbehandlung vor Gericht
Maskulisten kritisieren, dass Männer für gleich schwere Vergehen ein höheres Strafmaß als Frauen erhielten. Zudem würden Frauen eher als Männer Hafterleichterungen erhalten. Belegt wird diese Kritik durch Aussagen des Richters Ulrich Vultejus, der in der Ausgabe der Zeitschrift für Rechtspolitik vom 11. April 2008 äußerte, dass er Frauen einen „Frauenrabatt“ zuerkannte und sie deshalb im Vergleich zu Männern mit derselben Anklage milder bestrafte.
Vaterschaft
Es wird der selbstbestimmte Vaterschaftstest propagiert, der durch Genanalyse ohne Wissen oder Zutun der Frau die Vaterschaft bestätigt oder ausschließt. Laut Maskulisten sei ein Gentest bei jeder Geburt das beste Mittel, um „Kuckucksvaterschaften“ mit entprechenden Begleiterscheinungen für Vater, Scheinvater und Kind auszuschließen. Des Weiteren wird die Vaterschaftsanerkennung bzw -Ablehnung nach französischem Vorbild angestrebt.
Finanzielle Benachteiligung von Männern in Teilzeitstellen
Laut dem „Gender Datenreport“ des deutschen Bundesfamilienministeriums verdienten Männer in Teilzeitbeschäftigungen durchschnittlich etwa 18% weniger als Frauen:
„Unter den Teilzeitbeschäftigten kehren sich die Verdienstrelationen von Frauen und Männern zum Teil um […]. So liegt der Bruttojahresverdienst von Frauen, die weniger als 18 Stunden pro Woche arbeiten, 2002 bei 122 Prozent des Verdienstes von Männern in dieser Beschäftigungsform. Bei einer Teilzeitbeschäftigung über 18 Stunden pro Woche erreichen Frauen in Deutschland immerhin 96 Prozent des Männerverdienstes (S. 178).[7]
Auch diese Variante beruflicher Benachteiligung von Männern steht im Fokus der maskulistischen Bewegung.[8]
Genitalverstümmelung
Während international das Beschneiden von Mädchen geächtet ist[9], würde das unfreiwillige Beschneidung an oft neugeborenen Jungen toleriert. Neben psychischen Problemen[10] können diese Eingriffe auch eine Reihe von körperlichen Behinderungen zu Folge haben. Auch Todesfälle aufgrund dieser Eingriffe sind in Regionen mit mangelnder medizinischer Versorgung bekannt. [11] Diese Operationen stellen einen Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung dar.
Kritik am Maskulismus
Feministische Kritik
Aus der Perspektive einiger Kritiker zielt der Maskulismus weniger auf tatsächliche Gleichberechtigung und eine wirkliche Veränderung der Geschlechterrolle des Mannes, als auf eine Revitalisierung traditioneller Rollen (Backlash) und Wiederherstellung männlicher Dominanz. Kritisiert werden dabei sowohl die Analyse der Maskulisten als auch ihre Zielperspektive. Der Maskulismus suggeriere, dass Frauen und Männer in der heutigen Gesellschaft dieselben Probleme hätten, Frauen heute im Prinzip gleichgestellt seien und keine gesellschaftliche Benachteiligung mehr erführen, während Männer diskriminiert würden. Die Ungleichheit der Geschlechter in Bezug auf den Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen und auf gesellschaftliche Teilhabe werde bestritten.
Von einigen Autoren der profeministischen Männerbewegung wird im Maskulismus ein Versuch gesehen, unter dem Deckmantel eines nur scheinbar gerechten „Gleichheitsgrundsatzes“ eine überkommene männliche Position auf Kosten von Frauen durchsetzen und die männliche Herrschaftsstruktur wiederherstellen zu wollen. Konkret gehe es dabei um die rarer werdenden Jobs, Zugänge zu Sozialleistungen und gesellschaftliche sowie private Macht.
Konservative Kritik
Eva Herman widerspricht der Grundthese von Feministinnen und Maskulisten: Die Gleichheit der Geschlechter in allen Lebenslagen sei ihrer Meinung nach nicht wünschenswert und entspreche nicht dem Ideal der geschlechtergemäßen Behandlung.
Literatur
Literatur des Maskulismus
* Warren Farrell: Mythos Männermacht. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-86150-108-2
* Arne Hoffmann: Männerbeben. Das starke Geschlecht kehrt zurück. Lichtschlag, Grevenbroich 2007, ISBN 3-93956-203-3
* Arne Hoffmann: Sind Frauen bessere Menschen? Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-382-9
* Martin van Creveld: Das bevorzugte Geschlecht. Murmann Verlag, 2003, ISBN 3-932-42552-9
* Michail A.Xenos: Medusa schenkt man keine Rosen. Manuscriptum Verlag, ISBN 9783937801216
Literatur über den Maskulismus
* Flood, Michael: Backlash: Angry men's movements in: Rossi, Staceay E.: The Battle and Backlash rage on. 2004, XLibris Corp., ISBN 1-4134-5934-X, S. 261-287 [4]
* Flood, Michael: Men's movements in: XY magazine, vol. 6. 1996. Über den Maskulismus, s. S. 69 [5]
Weitere Literatur
* Bly, Robert: Eisenhans. Ein Buch über Männer, Rowohlt, 2.Aufl. 2005, ISBN 3-499-62015-4
* Gogolin, W.A.: Eintritt frei für Männer 2008 ISBN 9783981011340
* Gogolin, W.A.: Der Puppenkasper. Weibliche Macht - Männliche Ohnmacht 2004 ISBN 3833409460
Weblinks
* Der US-amerikanische Geschlechterforscher Hugo Schwyzer über die Männerbewegung in den USA und die Einordnung des Maskulismus darin (englisch)
* /Studie des Bundesbildungsministeriums über den Bildungs(miss)erfolg von Jungen an Schulen
* Focus: Das geschwächte Geschlecht
* Videostream zur Sendung 3Sat-Kulturzeit Feminismuskritik: Der Soziologe Rainer Paris analysiert das Mann-Frau-Verhältnis
* Kleine Männchen? Der Maskulist Michail Savvakis im Interview mit dem Männermagazin GQ.com
* MANNdat e. V. – Initiative gegen Diskriminierung und Benachteiligung von Männern und Jungen
* Der Maskulist – Sammlung maskulistischer Aufsätze
* Genderama - Sammlung von Männerdiskriminierungen
Kritik am Maskulismus
* Men's Health – Artikel von Magnus Klaue in konkret
o Karin Jäckel - Gegendarstellung in Form eines offenen Briefes
* School Pierrette Bouchard, Isabelle Boily and Marie-Claude Proul: Success by Gender: A Catalyst for the Masculinist Discourse
Einzelnachweise
1. ↑ www.rbb-online.de
2. ↑ http://www.maskulist.de/Maskulismus.html
3. ↑ http://www.vaetersorgen.de/Maennerbewegung.html Arne Hoffmann: Was die Männerbewegung will
4. ↑ Klosterstudie
5. ↑ Gesundheitsberichtserstattung der Bundesrepublik Deutschland
6. ↑ Wer beruft Professorinnen?
7. ↑ „Gender-Datenreport“ i.A. des BMfFSFJ, Nov 2005, 2. Fassung (www.bmfsfj.de Homepage)
8. ↑ manndat.de: „Frauen im Beruf: Benachteiligt und ausgenutzt?“
9. ↑ [1]
10. ↑ [2]
11. ↑ [3]
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Mittwoch, 31. Dezember 2008
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